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Vorher-Nachher: Zitate

Zitate sind ein oft verwendetes Stilmittel in Präsentationen, etwa um die Glaubwürdigkeit einer These zu unterstreichen, um Analogien aufzuzeigen oder weil einfach jemand anderes den Kern einer Aussage treffend auf den Punkt gebracht hat. Auf einer Folie umgesetzt sieht man Zitate häufig so oder ähnlich, gewissermaßen als Fazit einer Aufzählung:

Vorher-Folie mit dem Zitat:

Diese Darstellung verspielt aber viel von der möglichen Wirkung des Zitats. Das Zitat muss sich visuell hinten anstellen und buhlt um die Aufmerksamkeit mit den Aufzählungspunkten, die im Grunde nichts wesentliches hinzufügen. Im Gegenteil: Anstatt das Zitat als wirksame Zusammenfassung stehen zu lassen, die den Folieninhalt prägnant auf den Punkt bringt, wird die Wirkung verwässert, weil zu viele Informationen gleichberechtigt nebeneinander stehen. Am Ende bleibt so möglicherweise gar nichts hängen.

Ganz anders sieht es aus, wenn das Zitat selbständig wirken kann und die restlichen (ohnehin redundanten) Informationen dem mündlichen Vortrag überlassen werden. So kann man in aller Ruhe die Bedeutung der These erläutern, während gleichzeitig eine einprägsame Darstellung des Zitats das Abspeichern der Aussage fördert, etwa so:

Nachher-Folie mit dem Zitat:

Um zu dieser Darstellung zu gelangen, sind nur wenige Schritte nötig. Zunächst habe ich ein passendes Foto des Zitat-Urhebers gesucht. In diesem Fall war das der Jazz-Musiker Thomas Siffling während eines Live-Konzerts. Natürlich sollten Sie dabei um Erlaubnis fragen oder die Foto-Lizenz prüfen.

Farbwahl für die Nachher-Folie

Danach habe ich das Layout des Zitats an das Foto angepasst. Für die Farbwahl habe ich mich an den Farben des Fotos orientiert. Tipps dazu habe ich in einem früheren Artikel zur Farbwahl gegeben. Außerdem habe ich die beiden Wörter “Kreativität” und “Umsetzung” deutlich hervorgehoben, vergleichbar einem geschriebenen Text, in dem man die beiden Wörter mit einem Textmarker markiert hätte. Letzlich ist das eine Umsetzung des Design-Prinzips Kontrast. Das Kontrast-Prinzip besagt, dass sich alles, was nicht gleich ist, sehr deutlich unterscheiden soll. Und genau das habe ich berücksichtigt. Für diese Folie habe ich die beiden Kernwörter sehr deutlich hervorgehoben, indem ich sie fett gesetzt, größer gestellt und in einer Kontrastfarbe gesetzt habe. Die Schriftart ist übrigens die frei erhältliche Yanone Kaffeesatz.

Ausrichtung für die Nachher-Folie

Abschließend habe ich das Zitat an den Formen des Fotos ausgerichtet. Sieht man genau hin, dann gibt es in dem Foto drei prägnante Linien, die durch den Kopf, die Trompete und den rechten Unterarm gegeben sind. Den Text habe ich parallel zur Trompeten-Linie ausgerichtet. So fügt sich der Text nicht nur farblich sondern auch durch seine Form harmonisch in das Foto ein. Die schräge Schriftlinie gibt dem Zitat außerdem eine Dynamik, die in krassem Kontrast zum starren gelben Kasten der Ursprungsfolie steht, in dem das Zitat gewissermaßen statisch eingesperrt war.

Zusammenfassend habe ich die Wirkung des Zitats also verbessert, indem ich es einem passenden emotionalen Foto zugeordnet habe und Farbwahl sowie Ausrichtung an die visuelle Sprache des Fotos angepasst habe. Diese Folie ist erheblich einprägsamer als die Ursprungsfolie, die vermutlich im Einheitsbrei der übrigen Folien einer herkömmlichen Präsentation untergegangen wäre. Die neue Folie komplementiert den mündlichen Text erheblich besser, da sie für sich steht und Platz für die Konzentration auf den Vortrag lässt. Versuchen Sie doch auch einmal etwas ähnliches bei dem nächsten Zitat, das Sie auf eine Folie schreiben.

Weitere Vorher-Nachher-Vergleiche
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Na und?

Jerry Weissman ist ein sympathischer älterer Herr, sein Haar ist schon etwas schütter. Meistens sieht man ihn mit einem Lächeln auf den Lippen. Aber manchmal kann dieser Mann eine ganz schöne Nervensäge sein.

Jerry Weissman ist Präsentationscoach, genau wie ich, allerdings ein paar tausend Kilometer westwärts im Silicon Valley. Dort hat er sich auf Präsentationen im Rahmen von Börsengängen spezialisiert. Seine Erfahrung aus seiner Zeit beim Sender CBS hat ihm dazu eine wichtige Fähigkeit mitgegeben: ein Gespür dafür, wann eine Story (bzw. eine Präsentation) zum Kern vorgedrungen und für das Publikum relevant ist. Und diese Fähigkeit treibt seine Kunden bisweilen in den Wahnsinn.

Stellen Sie sich diesen freundlichen älteren Herrn vor, wie er vor Ihnen sitzt, wohlwollend Ihrem Vortrag zuhört, und plötzlich sagt:
“Na und?”
“Wie, na und?”
“Nun ja, was habe ich denn davon, was Sie mir hier erzählen?”
“Ähm, das habe ich Ihnen doch gerade erklärt.”
“Nein, nein. Sie haben mir erklärt, dass Sie Millionen in die Weiterentwicklung ihrer Zahnbohrertechnologie investieren.”
“Ach so, dadurch stellen wir sicher, dass wir stets die modernste Technologie zum besten Preis verwenden.”
“Na und?”
“Oh, erwischt. ich sag’s am besten anders: durch unsere Präzisionsbohrer können Sie Ihre Patienten schneller und mit weniger Schmerzen behandeln.”
“…” (usw.)

Altes verrostetes Auto mit Schriftzug

Worauf Jerry Weissman natürlich hinaus möchte, ist der Kundennutzen. Und der ist für viele Redner so schwer zu formulieren, weil er einen anderen Blickwinkel auf die eigene Arbeit erfordert, nämlich den Blick von außen. Während Sie in Ihrer täglichen Arbeit in der Regel von der technischen Seite auf Ihr Produkt sehen und versuchen, es in allen Features immer weiter zu verbessern, interessiert sich Ihr Publikum eher dafür, was es von dem fertigen Produkt tatsächlich hat.

Ein Kunde kauft z.B. den besten Samen, damit er den schönsten Rasen bekommt und nicht weil Züchter viel Geld und Zeit investiert haben, um diesen Samen zu entwickeln. Und überhaupt wird der Samen für den Kunden erst dadurch zum besten Samen, weil er eben den schönsten Rasen erzeugt, und nicht etwa, weil er anhand eines ausgefeilten Züchtungsplans sorgfältig entwickelt wurde. Für andere Kunden kann es übrigens aus ganz anderen Gründen der beste Rasen sein, etwa weil er langsamer/schneller wächst, besser gegen Moos besteht usw. Na und was lernen Sie jetzt daraus? Weissman formuliert das so:

Bevor Sie in einer Präsentation irgendetwas über sich selbst, ihre Firma, ihre Story oder ihr Produkt erzählen, halten sie inne und fragen Sie sich: “Was haben meine Zuhörer davon?”

Das bedeutet nicht, dass Sie jetzt nur noch “Du-“Sätze verwenden dürfen und nichts über Ihre ausgefeilten Entwicklungsmethoden erwähnen sollen, im Gegenteil, das kann erheblich Ihre Glaubwürdigkeit erhöhen. Aber: Wann immer Sie etwas über sich sagen, dann sollten Sie wissen, was Sie damit bezwecken. Warum ist gerade dieses Detail für Ihre Zuhörer wichtig?

Und übrigens bin ich genauso wie Jerry Weissman davon überzeugt, dass davon letztlich Ihre Produkte wieder profitieren:

Ihre Präsentation auf diese Weise kritisch zu hinterfragen, kann Ihnen auch dabei helfen, die zugrundeliegende Substanz zu verbessern.

Dieser Artikel ist ein Beitrag zur Kundennutzen-Blogparade im PR-Doktor-Kommunikationsblog von Kerstin Hoffmann.

Links zu dem Artikel
Wenn Dell Pizza verkaufen würde…
Homepage von Jerry Weissman

Buchempfehlung: Gehirn & Erfolg von John Medina

Buchcover zu John Medinas

John Medinas lesenswertes Buch Brain Rules gibt es endlich auf Deutsch unter dem Titel Gehirn & Erfolg. Der Molekularbiologe übersetzt darin moderne Erkenntnisse über das Gehirn in Alltagssprache und erklärt ihre Bedeutung für unser tägliches Berufs- und Privatleben. Ich empfehle es Ihnen aus drei Gründen:

1. Auf den Boden der Tatsachen

Das Buch hält sich strikt an die Erkenntnisse der Hirnforschung. Mit Halbwissen der Art “90% unseres Gehirns sind ungenutzt” oder Mythen über die linke und rechte Hirnhälfte hält sich das Buch nicht auf. Stattdessen erklärt es auf solidem wissenschaftlichem Fundament, was wir über das Gehirn einigermaßen fundiert wissen (oder vermuten) und setzt es in Bezug zu unserem Alltagsleben. Dabei verschweigt Medina nicht die Grenzen der Wissenschaft:

Man kann mit Fug und Recht skeptisch gegenüber der Behauptung sein, die Hirnforschung könne uns eindeutig Auskunft daüber geben, wie wir bessere Lehrer, Eltern, Geschäftsführer oder Studenten werden.

Patentrezepte liefert er also nicht. Stattdessen leitet er aus dem (wenigen), was wir wissen, Handlungsempfehlungen ab, die dem Potential unseres Gehirns aus heutiger Sicht besser gerecht werden. Das ist gelegentlich nahe am gesunden Menschenverstand, z.B. dass Bewegung gut tut oder dass uns langweilige Dinge (wie z.B. viele PowerPoint-Präsentationen) nicht interessieren, aber solide begründet und von Halbwissen befreit.

2. In die Sphären der Wissenschaft

Pasted Graphic

Das Buch ist daneben aber ein hervorragendes Anschauungsmaterial, wie man wissenschaftlich anspruchsvolles Material allgemeinverständlich und unterhaltsam erklären kann. An keiner Stelle gibt es einfach nur “trockenes Wissen”. Medina versucht vielmehr, Wissen anschaulich zu machen, indem er immer wieder passende Geschichten findet, überraschende Erkenntnisse als Spannungsmoment einsetzt und – natürlich – eine möglichst einfache Sprache verwendet.

Dennoch fehlen die harten wissenschaftlichen Fakten nicht. Auf der begleitenden Webseite Brain Rules liefert Medina tiefergehende Erklärungen und sehr ausführliche Quellenangaben nach, eine Methode, die ich selbst oft schon zur Trennung von Vortrag und Handout empfohlen habe.

3. Praktische Präsentationstipps

Nicht zuletzt enthält das Buch einige handfeste Tipps zum Thema Präsentation, die natürlich ebenso sorgfältig begründet werden. Die vielleicht wichtigste Botschaft lautet dabei: Das Sehen übertrifft alle anderen Sinne. Als unmittelbare Schlussfolgerung folgt daraus, dass Textwüsten auf Folien fast immer eine schlechte Idee sind. Weitere Präsentationstipps aus dem Buch fassen diese Folien von Garr Reynolds sehr schön zusammen:

Gehirn & Erfolg ist sehr gut übersetzt, Freunde des englischen Originals erhalten aber bei der gebundenen Auflage eine Begleit-DVD (ohne die man das Buch aber genausogut versteht).

Links zu dem Buch
John Medina@Google stellt sein Buch in einem Vortrag bei Google vor
Die begleitende Webseite Brain Rules mit vielen ergänzenden Informationen
Der Blog zum Buch
John Medinas Homepage
Die 1-7-7-Regel für PowerPoint-Folien (mit Medina-Zitat)

Präsentieren lernen im Kindergarten

Spielen, anziehen, Obst schneiden, Schuhe suchen, Streit schlichten, Geschichten vorlesen, trösten, basteln, aufräumen, kochen, … Das und noch vieles mehr sind die Aufgaben einer Kindergärtnerin, und zwar meist irgendwie alles gleichzeitig. Da ist es eine schöne Erleichterung, wenn Kinder ein bisschen mithelfen, indem sie nach dem Spielen aufräumen, ihre Schuhe selber anziehen können usw. Nur tun sie das leider nicht von alleine, irgendwie müssen sie das lernen. Tun sie ja auch im Kindergarten. Allerdings geht es erheblich schneller, wenn sie das zu Hause auch regelmäßig tun.

Mögliche PowerPoint-Folie, die die Erzieherinnen nicht verwendet haben

Vor dem letzten Elternabend standen nun die Erzieherinnen des Kindergartens meiner Tochter vor dieser Herausforderung: Wie motivieren wir die Eltern, ihren Kinder einige dieser Verhaltensweisen auch zu Hause einzuprägen? Und wie sie diese Herausforderung gelöst haben, könnte in jedem Präsentationslehrbuch als Vorzeigebeispiel für Storytelling stehen. Eines vorweg: sie haben sich nicht für eine PowerPoint-Orgie wie die nebenstehende entschieden.

Stattdessen haben sie sich für eine Geschichte entschieden, eine rührende Geschichte über einen ganz normalen Kindergartentag. Von der ersten Sekunde an hörten alle Eltern gebannt zu. Jeder kannte das: Tränen, weil das Kuscheltier verschwunden ist, Schuhe, die falsch herum angezogen sind, Klebertuben, die über dem Fußboden ausgekippt werden, aber auch große Kinderaugen, die die Bestätigung dafür liefern, warum man das eigentlich tut. Nach der Geschichte brach spontan Beifall aus, sie traf genau ins Schwarze.

Alltag im Kindergarten

Damit hatten die Erzieherinnen eine perfekte Grundlage, denn jetzt waren alle Eltern auch bereit, sich die Ratschläge der Erzieherinnen anzuhören. Plötzlich waren das keine abstrakten Vorschriften mehr, die vielleicht sogar vorwurfsvoll klingen (erst recht, wenn sie auf einer PowerPoint-Folie stünden). Nein, jetzt war es die Bitte, den eben erlebten Tag der Erzieherinnen ein bisschen einfacher zu gestalten, und nur ein wenig mitzuhelfen, die eigenen Kinder ein bisschen selbständiger zu machen.

Und warum funktioniert das so viel besser als Aufzählungen auf einer Folie? Der amerikanische Wissenschaftsjournalist Jeremy Hsu schreibt dazu in einem Artikel des Scientific American:

Geschichten haben eine einmalige Überzeugungs- und Motivationskraft, weil sie unsere Gefühle und unser Einfühlungsvermögen ansprechen.

Und die Brüder Heath erläutern ergänzend in ihrem hervorragenden Buch Was bleibt, dass Geschichten den Kontext liefern, der in abstrakten Vorschriften fehlt. Sie erlauben uns, die Bedeutung einer Aussage in den Kontext unserer eigenen Erfahrungen zu übersetzen. So können wir die Konsequenzen unseres Handelns besser abschätzen, weil wir sie uns im Rahmen der Geschichte besser vorstellen können.

Die Kindergärtnerinnen haben also alles das richtig gemacht, was in vielen PowerPoint-Präsentationen falsch gemacht wird. Anstatt mit lose zusammenhängenden, abstrakten Fakten haben sie die Eltern mit einer Geschichte überzeugt, die auf emotionale Weise ihr Einfühlungsvermögen angesprochen hat.

Zwei kleine Videos auf YouTube helfen Ihnen vielleicht, bei Ihrem nächsten Vortrag, selbst spannende Geschichten zu finden, mit denen Sie Ihre Zuhörer auf ähnliche Weise überzeugen können. Das erste stammt von dem amerikanischen Journalisten Scott Simon, der aus seiner Erfahrung als Radio-Reporter die wichtigsten Elemente einer guten Geschichte zusammenfasst:

Auch das zweite Video stammt von einem Radio-Reporter, Ira Glass, und bildet den Auftakt einer vierteiligen Serie, in der er wichtige Tipps zum Geschichtenerzählen gibt. Eine ausführliche Zusammenfassung der Videos gibt es im Presentation-Zen-Blog.

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Die 1-7-7-Regel für PowerPoint-Folien

Jahresbudgets sind eine praktische Sache. Sie fördern Eigenverantwortung, bringen das Geld dahin, wo es benötigt wird und bedarfsgerecht ausgegeben werden kann und geben allen Beteiligten Planungssicherheit. Nur: Sparsamkeit fördern sie nicht. Budgets neigen dazu, ausgegeben zu werden. Wer am Ende des Jahres noch Geld übrig hat, sorgt schleunigst dafür, es auch noch rechtzeitig auszugeben – die Furcht, im nächsten Jahr weniger zu bekommen, steckt allen im Nacken. Wer ein Budget hat, gibt also statt maximal eher mindestens so viel Geld aus wie erlaubt, und so wird aus einer Maximalregel eher eine sinnentstellte Minimalregel.

Die 1-7-7-Regel für PowerPoint-Folien ist auch so eine sinnentstellte Regel. Was vielleicht einmal gedacht war, um das allerschlimmste zu verhindern, nämlich von oben bis unten mit ganzen Sätzen voll geschrieben Folien, hat sich mittlerweile verselbständigt und findet sich in unzähligen Präsentationsratgebern als sinnvolles Maß für die Textmenge auf Folien. Aus einer Maximalempfehlung ist auf diese Weise eine sinnentstellte Minimalregel geworden:

Die 1-7-7-Regel für PowerPoint-Folien: Häufig empfohlene Regel für übersichtliche Folien: Immer nur ein Gedanke pro Folie, Sieben Punkte/Folie, sieben Wörter/Zeile. Diese Folie folgt der 1-7-7-Regel. Haben Sie schon einmal einen Vortrag gehört, der aus solchen Folien bestand? Wie fanden Sie denn das?

Das Problem: diese Regel ist schlicht unbrauchbar und in den meisten Fällen ein schlechter Rat. Der Präsentationsexperte Andrew Abela bezeichnet in seinem Buch Folien mit sieben Zeilen à sieben Wörtern gar als „die schlimmstmöglichen Folien“. Aber wo kommt diese Regel eigentlich her? Vermutlich geht sie zurück auf die Fehlinterpretation einer wissenschaftlichen Veröffentlichung des Psychologen George Miller aus dem Jahr 1956: The Magical Number Seven, Plus or Minus Two: Some Limits on Our Capacity for Processing Information. In dieser Studie zeigte Miller, dass es anscheinend eine Grenze von ca. 7 (±2) Elementen gibt, die unser Arbeitsgedächtnis aufnehmen kann, z.B. sieben Ziffern, Wörter usw. (mittlerweile gibt es hierzu detailliertere Untersuchungen).

Wie auch bei Mehrabians Körpersprache-Studie beruht jedoch auch hier die Übertragung der Studienergebnisse auf Präsentationen auf einem grandiosen Missverständnis. Millers Regel sagt – wie der Autor selbst schreibt – nichts, wirklich gar nichts aus „über die Fähigkeit einer Person, gedruckte Texte zu verstehen.“ Der bekannte amerikanische Informationsforscher Edward Tufte bringt das so auf den Punkt:

Millers Regel sagt nichts über die Menge an Informationen aus, die in einer Präsentation gezeigt werden sollen (solange die Folien nicht aus nonsense-Silben bestehen, die das Publikum sich merken und einem Psychologen aufsagen soll).

So weit so gut. Aber dass Millers Erkenntnisse nicht auf Präsentationen übertragbar sind, bedeutet ja noch nicht, dass die 1-7-7-Regel nicht vielleicht doch sinnvoll sein könnte.

Ist sie aber nicht, und zwar aus einem einfachen Grund: Der Mensch ist nicht besonders gut im Multitasking. Zwar können wir unterschiedliche Tätigkeiten gut parallel ausführen, z.B. können wir uns unterhalten, während wir spazieren gehen. Wir können auch Bilder betrachten und gleichzeitig einem Text zuhören, z.B. wenn wir einen Film ansehen. Diese Tätigkeiten benutzen aber jeweils unterschiedliche Kanäle in unserem Gehirn. Wir können aber nicht zwei Tätigkeiten in demselben Kanal gleichzeitig durchführen. Und genau das ist gefordert, wenn auf Folien viel Text steht. Das Publikum muss dann dem Vortragenden zuhören und gleichzeitig die Texte lesen, also zwei Tätigkeiten durchführen, die denselben Kanal verwenden.

Pasted Graphic

Der Biologe John Medina setzt in seinem Buch Brain Rules noch eins drauf: Menschen sind offenbar nicht in der Lage, überhaupt ihre Aufmerksamkeit verschiendenen Dingen gleichzeitig zuzuwenden. D.h. wenn wir Dinge gleichzeitig tun, dann tun wir nur eines davon bewusst, die anderen unbewusst. Medina bringt das auf den Punkt:

Um es ganz offen zu sagen: Die Wissenschaft zeigt, dass wir nicht multitaskingfähig sind. Wir sind biologisch unfähig, mehrere aufmerksamkeits-intensive Einflüsse gleichzeitig zu bearbeiten.

Das wichtigste Argument, das häufig für die 1-7-7-Regel genannt wird, nämlich dass die Stichpunkte eine prägnante Betonung der wichtigsten Inhalte einer Präsentation darstellen, ist damit völlig wertlos, weil das Publikum sie gar nicht angemessen verarbeiten kann. Das bedeutet dann wohl im Umkehrschluss, dass die einzige Möglichkeit, 1-7-7-Folien überhaupt sinnvoll einzusetzen, darin besteht, sie vorzulesen. Wer aber so etwas schon einmal erlebt hat, der wird sich mit ziemlicher Sicherheit an dieses Gefühl erinnern:

langweilig - über die 1-7-7-Regel eingeschlafen

Chance oder lästige Pflicht?

Seth Godin:

Mit diesem Zitat bringt Seth Godin auf den Punkt, warum viele Präsentationen zum Scheitern verurteilt sind, bevor sie überhaupt begonnen haben: sie werden als lästige Pflicht empfunden. Tatsächlich aber ist jede, wirklich jede Präsentation eine Chance, seine Ideen zu erklären und andere dafür zu begeistern; Ihnen zu erläutern, warum es sich lohnt, sich dafür einzusetzen.

Wann sonst bekommen Sie für eine vergleichbar lange Zeitspanne die exklusive Aufmerksamkeit aller Anwesenden. Sie können die Chance nutzen und Ihre Ideen im bestmöglichen Licht präsentieren; oder Sie können sie verspielen, indem sie einfach nur ihre Zeit abspulen und froh sind, wenn es vorbei ist. Wenn Sie das nächste Mal präsentieren dürfen, nutzen Sie diese Chance.

[Foto: technotheory@flickr.com]

Es ist nicht meine Schuld! Oder doch?

Businessmann tanzt komischen Tanz

Vor einiger Zeit schrieb ich in diesem Artikel über die fünf Stufen zwischen einem absoluten Anfänger und einem großartigen Vortragenden. Die meisten Menschen können sich hier selbst recht gut selber einordnen. Manchmal jedoch trifft man auf ein Exemplar mit einem grandios verzerrten Bezugssystem.

Vergangene Woche habe ich auf einer Veranstaltung so jemanden kennengelernt. Als er erfuhr, dass ich mich mit Präsentationen beschäftige, schimpfte er über seine letzte Präsentation. Nun, das tue ich auch gelegentlich, wenn ich mit dem Ergebnis noch nicht zufrieden bin. Mein Gesprächspartner aber war nicht etwa unzufrieden mit seiner Präsentation, sondern mit seinen Zuhörern.

Die hatten nämlich nicht verstanden, was er ihnen erklären wollte – und bewilligten daher auch nicht das von ihm für seine Idee benötigte Kapital. Dabei habe er doch alles gesagt und alles ordentlich begründet. Die hätten also nicht richtig zugehört, einer habe sogar auf seinem Blackberry getippt.

Ich musste sofort an einen Satz aus einem Vortrag von Seth Godin denken, in dem er sich über Produkte ärgert, die kompliziert, unsinnig, nervig oder, wie Godin es nennt, schlicht „kaputt“ (engl. „broken“) sind:

“Es ist mir egal, ob du glaubst, es sei nicht kaputt. Wenn ich glaube, es ist kaputt, dann ist es kaputt.“ – Seth Godin

Genau das gilt auch für Präsentationen. Es ist völlig egal, wie gut ich meine eigene Präsentation selber finde. Wenn meine Zuhörer es nicht verstehen oder mögen, dann ist es meine Schuld, nicht ihre. Denn wenn ich jemanden von meiner Idee überzeugen möchte, dann muss ich auch dafür sorgen, dass das gelingt. Niemand ist mir gegenüber verpflichtet, meine Idee zu verstehen oder gar zu mögen. Es ist mein Job, die Idee so zu erklären, dass sie auch ankommt.

Ich fragte meinen Gesprächspartner, ob er denn das Gefühl habe, dass die Präsentation bereits die beste Präsentation sei, die er sich zu seiner Idee vorstellen könne und riet ihm, wenn er nur den geringsten Zweifel daran habe, dann solle er lieber noch einmal etwas Aufwand hineinstecken, um entweder die Präsentation noch überzeugender zu gestalten oder sogar noch einmal an seiner Idee zu basteln.

Er antwortete mir, nein, nein, das sei bereits das bestmögliche und er wolle es direkt unverändert noch einmal woanders versuchen, um keine Zeit zu verlieren.

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Große Zahlen begreifbar machen

Wir leben in einer Welt der großen Zahlen. Diese Woche las ich beispielsweise, dass der amerikanische Staatshaushalt ein Defizit von 1,8 Billionen Dollar aufweist – für mich eine völlig unvorstellbare Summe. Meist nehmen wir solche Zahlen kopfschüttelnd zur Kenntnis, ohne ihnen aber eine wirklich greifbare Bedeutung geben zu können.

Der amerikanische Fotograf Chris Jordan hat sich genau dieser Aufgabe gestellt. Er möchte es nicht hinnehmen, dass unser Gehirn einfach nicht dafür gemacht scheint, große Zahlen zu begreifen. Mit seinen Bildern bringt er die Konsequenzen von Massenkonsum auf den Punkt, indem er die damit verbundenen unglaublich großen Zahlen begreifbar macht. Und das tut er auf wirklich beeindruckende Weise, wie sein Vortrag auf der TED-Konferenz im vergangenen Jahr deutlich macht:

Jordans Arbeiten sind ein Beleg dafür, wie Bilder eine ganz neue Dimension des Begreifens öffnen, die durch reine Fakten nicht erfahrbar ist. Wir haben alle gelernt, dass 1 Million eine verdammt große Zahl ist. Und irgendwie ist uns auch klar, dass es eine riesige Verschwendung ist, wenn auf amerikanischen Flügen alle 6 Stunden 1 Millionen Plastikbecher weggeworfen werden. Und dennoch wird diese Zahl um so vieles anschaulicher, wenn sie von Jordan visualisiert wird.

Mit meiner Arbeit versuche ich, diese Zahlen aus der Sprache der reinen Daten in eine universellere visuelle Sprache zu übersetzen, die man fühlen kann.

Die visuelle Sprache, die Chris Jordan wählt, zeigt auf den ersten Blick irgendwelche Kunstbilder. Bei näherer Betrachtung ist man regelmäßig überrascht, wie sich dieses Motiv aus unvorstellbar vielen Alltagsgegenständen zusammensetzt.

Jordans Methode wirkt auch deswegen so überzeugend und einprägsam, weil sie Alltägliches in einen unerwarteten Zusammenhang bringt. Überraschungen sind, wie in dem empfehlenswerten Buch Was bleibt nachzulesen ist, eine hervorragende Methode, um Informationen im Gedächtnis zu verankern.

Ich empfehle unbedingt, auch einen Blick auf Chris Jordans Webseite zu werfen. Dort finden Sie noch zahlreiche weitere Beispiele seiner beeindruckenden Arbeit. Seine Beispiele konzentrieren sich zwar weitgehend auf die USA, könnten bei uns aber sicher so ähnlich aussehen. Jedes seiner Bilder lässt einen innehalten und über die Auswirkungen unseres täglichen Handelns nachdenken. Chris Jordan sagt dazu:

Ich glaube daran, dass diese Dinge für uns eine viel größere Bedeutung haben werden, wenn wir sie nur besser begreifen.

Ich halte die Arbeiten von Chris Jordan für eine wunderbare Quelle der Inspiration. Sie zeigen eindrucksvoll, wie nützlich es ist, reines Faktenwissen anschaulich zu machen und die Bedeutung von abstrakten Zahlen verständlich zu machen. Im folgenden möchte ich Ihnen noch drei weitere Inspirationsquellen ans Herz legen, die Ihnen Wege zeigen, abstrakte Zahlen mithilfe von interessanten Visualisierungen greifbarer zu machen.

1. So isst der Mensch

Der Fotorgraf Peter Menzel hat zusammen mit seiner Kollegin Faith D’Aluisio die Welt bereist, um zu zeigen, wovon wir uns ernähren. Auf ihrer Reise haben die beiden 30 Familien in 24 Ländern besucht und dabei festgehalten, was bei diesen Familien eine Woche lang auf den Tisch kommt. Neben einer sorgfältigen Analyse dieser Daten machen die beiden ihr Projekt vor allem dadurch sehr anschaulich, dass sie jede Familie mit ihrer Wochenration fotografieren. Die Ergebnisse haben sie in ihrem eindrucksvollen und einprägsamen Buch Hungry Planet festgehalten. Eine Vorschau des Buches gibt es bei Google Books.

Während Chris Jordan in seinen Bildern vor allem mit Überraschungsmomenten arbeitet, funktionieren Menzels Bilder vor allem deswegen, weil sie abstrakte Statistiken sehr konkret machen, ein weiteres der sechs Prinzipien aus dem oben bereits erwähnten Buch Was bleibt.

2. Wenn die Welt ein Dorf wäre

Eines ganz ähnlichen Tricks bedient sich das Projekt Miniature Earth, das es mittlerweile in zahlreichen Ausprägungen gibt. Es veranschaulicht Statistiken über die Weltbevölkerung auf Basis der Annahme, die Welt sei ein Dorf mit genau 100 Einwohnern. Dadurch können Prozentwerte unmittelbar in Einwohnerzahlen angegeben werden. Das klingt auf den ersten Blick wie ein bisschen Mogelei, weil Prozentzahlen eben eher abstrakt als konkret sind. Dennoch funktioniert es hier sehr gut, weil wir eine Menge von 100 Personen recht gut überschauen können. So werden aus abstrakten Prozentzahlen, die sich auf die gesamte Weltbevölkerung beziehen, plötzlich konkrete Personen; mit 10% assozieren wir hier eben nicht 600 Millionen Menschen, sondern nur 10, die wir uns vielleicht sogar bildlich vor dem inneren Auge vorstellen.

3. Erkenntnisse eines Mobilfunkproviders

Abschließend möchte ich noch auf eine Werbung des amerikanischen Mobilfunkkonzerns Sprint hinweisen, der in seinen Werbespots mit Statistiken über die Nutzung seines Mobilfunknetzes wirbt. Was sich auf den ersten Blick völlig trocken anhört, ist tatsächlich eine spannende Aufzählung amüsanter Erkenntnisse:

Wenn Sie das nächste Mal Statistiken oder abstrakte Zahlen präsentieren müssen, dann überlegen Sie sich doch einmal, wie Sie diesen Zahlen etwas mehr Leben einhauchen können. Denken Sie darüber nach, wie Sie die Zahlen greifbarer und konkreter machen können, um Ihre Präsentation noch verständlicher und einprägsamer zu machen.

Links zu dem Artikel
Interview mit Chris Jordan zu seiner Arbeitsweise
Blog information aesthetics, der immer wieder Beispiele gelungener Visualisierungen vorstellt
Ein Tag im Leben von …
Schwerpunkt Kreativität
Die Kunst der Langsamkeit
Buchempfehlung: Was bleibt

Buchempfehlung: Advanced Presentations by Design (Andrew Abela)

Cover von Andrew Abelas Buch

Wer sich mit modernem PowerPoint beschäftigt, der kommt im Augenblick an zwei Namen nicht vorbei: Garr Reynolds von Presentation Zen und Nancy Duarte, Chef der PowerPoint-Designfirma Duarte Design. Beide propagieren einen sehr visuellen Stil und beide haben enorm viel dafür getan, das Bewusstsein für eine modernere Art der Präsentation zu wecken, die auf verstaubte Stichpunktlisten verzichtet.

Die Antwort auf eine Frage aber bleiben beide schuldig: Ist diese moderne Art der Präsentation eigentlich effektiv? Steigert es wirklich die Überzeugungskraft meiner Präsentationen? Genau in diese Lücke stößt der amerikanische Professor Andrew Abela mit seinem empfehlenswerten Buch Advanced Presentations by Design vor. Er hinterfragt viele der gängigen Präsentations-„Regeln“ kritisch und untermauert fast alle seiner Aussagen mit Belegen aus wissenschaftlichen Studien.

Wenn Abela von Design spricht, meint er übrigens nicht etwa das visuelle Layout der Folien, sondern den gesamten Entwurf einer Präsentation, von der Zielgruppenanalyse über die Strukturierung der Inhalte bis hin zur gestalterischen Umsetzung. Umgekehrt bedeutet das, dass es in seinem Buch ausschließlich um den Inhalt einer Präsentation und dessen Strukturierung und Darstellung geht, nicht aber um den Vortrag selbst.

Die 10 Schritte der Extreme-Presentation-Methode

Die größte Stärke des Buches ist gleichzeitig die größte Schwäche: es liefert ein (recht einfaches) Kochrezept zur Erstellung überzeugender Präsentationen. Warum ist das gut? Weil es ein Werkzeug an die Hand gibt, mit dem Sie mit ziemlicher Sicherheit Präsentationen erstellen, die zumindest recht ordentlich sind. Das Buch liefert dafür haufenweise Tipps zur Lösung alltäglicher Präsentationsfragen. Da bleibt fast nichts unbeantwortet.

Andererseits: Diese pragmatische Herangehensweise führt auch dazu, dass gelegentlich vereinfacht wird. Das Buch ist z.B. sehr auf Businesssituationen und den „rational denkenden Menschen“ zugeschnitten. Dass es Zuhörer geben mag, die nicht immer nur an materiellem, direkt messbarem Nutzen interessiert sind, sondern eine Präsentation auch einfach mal „nur“ spannend finden können, zieht Abela nicht so recht in Erwägung. Gleichwohl hat er natürlich recht, wenn er darauf hinweist, dass eine Präsentation umso besser wird, je mehr man sich über das Ziel der Präsentation im Klaren ist. Nur muss dieses Ziel nicht immer knallhart businessorientiert sein.

Abgesehen davon aber finden Sie Unmengen an sehr hilfreichen Tipps für fast jede Präsentationssituation. Besonders hilfreich scheinen mir die beiden Kapitel zum Storytelling. Sie bieten eine, zwar knappe und recht einfache, dafür aber gut nachvollziehbare Anleitung, wie aus einer faktenbasierten, langweiligen Bullet-Point-Präsentation ein Vortrag mit Spannungsbögen wird, dem man gerne zuhört. Im Zentrum steht hier die SCoRE-Methode; das steht für (Situation)-Complication-Resolution-Example (auf Deutsch: Situation-Komplikation-Auflösung-Beispiel).

Anstatt Ihre Präsentationsinhalte einfach (langweilig) aneinanderzureihen, sollen Sie mit Hilfe von SCoRE Ihre Inhalte so strukturieren, dass Sie einen Spannungsbogen erzeugen, indem Sie sie in die richtige Reihenfolge bringen. Zunächst schildern Sie die Ausgangssituation, danach formulieren Sie die drängendste Frage Ihres Publikums und lösen diese direkt im Anschluss auf und untermauern das durch ein Beispiel. Natürlich wird Ihr Publikum Gegenfragen haben. Diese formulieren Sie als nächsten Konflikt, zu dem Sie dann wiederum Lösung und Beispiel liefern usw. Das ist ein ganz ähnliches Vorgehen, wie ich es in meinem letzten Vortrag geschildert habe. Abela sagt über seine Methode:

Das funktioniert so gut, weil Sie Informationen erst dann nennen, wenn Sie in Ihrem Publikum das Verlangen danach erzeugt haben – genau das ist die Rolle der Komplikation: Sie stellen eine Frage, die das Verlangen nach einer Antwort erzeugt, die Sie dann auch liefern – die Auflösung.

Ich halte das Buch für sehr empfehlenswert und eine gelungene Ergänzung zu den Büchern Presentation Zen und slide:ology. Während diese beiden eher motivierenden Charakter haben und viele, viele Inspirationen für visuelle Präsentationen liefern, bekommen Sie in Advanced Presentations by Design die Begründungen mitsamt vieler praktischer Ergänzungen geliefert. Das Buch ist sicher nicht ganz so spritzig geschrieben wie die beiden anderen, aber wen das nicht schreckt, der wird bestimmt von dem Buch profitieren. Einen Vorgeschmack liefert übrigens die Webseite von Andrew Abela.

Link zu dem Buch
Rezension von Andrew Dlugan vom Six-Minutes-Blog
Rezension von Nancy Duarte, Autorin von slide:ology
Extreme Presentation Method, die Homepage von Andrew Abela, mit den wesentlichen Tipps aus dem Buch
Extreme-Presentation-Blog, der Blog von Andrew Abela

Warum es sinnvoll ist, sich mit Design zu beschäftigen

Als Jacek Utko seiner Großmutter erzählte, dass er Designer für Tageszeitungen sei, antwortete die: „Wie bitte? Da gibt es nichts zu designen. Das sind bloß langweilige Buchstaben!“ Und irgendwie fand Utko, hatte seine Großmutter recht. Bis zu dem Tag, an dem er eine Vorstellung des Cirque du Soleil besuchte. Fasziniert von der Perfektion, mit der diese Artisten ihre Aufführungen zu atemberaubenden Höchstleistungen entwickelt hatten, nahm er sich vor, dasselbe für seinen Job zu versuchen – und hatte Erfolg.

Innerhalb kürzester Zeit krempelte er mehrere Zeitungen seines Verlags völlig um und erhielt die höchsten Auszeichnungen, die es für Zeitungsdesign zu vergeben gibt (world’s best designed newspaper). Und was er über diesen Prozess in seinem Vortrag auf der diesjährigen TED-Konferenz erzählt hat, ist eine tolle Anregung für jeden Job:

Einige wichtige Aussagen dieses 6-minütigen Vortrags möchte ich kurz zusammenfassen und zeigen, wie seine Worte Ihnen dabei helfen, bessere Präsentationen zu gestalten:

„Das Geheimnis bestand darin, dass wir die Zeitung als ein Gesamtwerk angesehen haben, als eine Komposition, ganz wie in der Musik; und Musik hat Rhythmus, hat Aufs und Abs. Und bei uns ist der Designer verantwortlich für diese Wirkung.“

Was Utko für seine Zeitungen wirkungsvoll umgesetzt hat, gilt genauso für Präsentationen: nicht einzelne Fakten oder einzelne Folien machen eine Präsentation aufregend, sondern ein Spannungsbogen, der Aufs und Abs hat, der die Einzelheiten zu einem sinnvollen Ganzen verbindet. Das gilt für Musik genauso wie für gute Filme, Romane, Zeitungen, und eben auch für Präsentationen.

Es ging nicht darum, bloß das Aussehen zu verbessern. Es ging darum, das ganze Produkt auf ein höheres Niveau zu heben. […] Zuerst fragten wir: „Warum tun wir das? Was ist das Ziel?“ Danach haben wir den Inhalt entsprechend angepasst. Und erst danach […] haben wir mit dem Design begonnen.

Eine Regel, die häufig vergessen (oder ignoriert?) wird. Sinnvoll gestalten kann ich etwas erst dann, wenn ich weiß, was ich da überhaupt gestalten möchte, insbesondere was ich wem damit sagen möchte und was ich letztlich damit erreichen möchte. Foliendesign steht am Ende, nicht am Anfang der Vortragsvorbereitung. Wer sich zu früh Gedanken über Schriftgrößen, Farben etc. macht, der verschwendet wertvolle Zeit und fällt möglicherweise verfrüht Entscheidungen, die seinem eigentlichen Ziel später im Wege stehen.

Vielleicht lebst du in einem kleinen, armen Land, so wie ich. Vielleicht arbeitest du für ein kleines Unternehmen in einer langweiligen Branche. Vielleicht hast du kein Budget und keine Leute. Aber dennoch kannst du deine Arbeit auf das höchste Niveau bringen. Jeder kann das! Das einzige, was du brauchst, sind Inspiration, Visionen und Zielstrebigkeit. Und denk’ daran: es reicht nicht, nur gut zu sein.

Utkos wichtigste Lektion hat nichts mit Design zu tun: Was immer du tust, du hast die Möglichkeit, dein bestes zu geben! Und wenn du es tust, kannst du viel mehr erreichen als du selbst für möglich gehalten hättest. Wer immer nur versucht, seinen Job vorschriftsmäßig zu erledigen und die Erwartungen anderer zu erfüllen, der liefert nicht notwendigerweise schlechte Arbeit ab. Aber wer versucht, Erwartungen zu übertreffen, und zwar nicht nur die der anderen, sondern insbesondere die eigenen, der hat die Möglichkeit, Außergewöhnliches zu erreichen – so wie Utko.

Design kann vieles verändern: nicht nur dein Produkt oder deinen Arbeitsfluss. Letztlich kann es dein Unternehmen komplett verändern, es auf den Kopf stellen. Es kann sogar dich selbst verändern!

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Picture of Dr. Michael Gerharz

Dr. Michael Gerharz