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Bullshit

Zu den auffälligsten Merkmalen unserer Kultur zählt die Tatsache, dass es soviel Bullshit gibt.

Buchcover von Harry G. Frankfurt: Bullshit

So beginnt Harry Frankfurt sein provokantes Buch Bullshit; und ganz unrecht kann er damit nicht haben, denn die Idee zu diesem Artikel kam mir bei einer Erfahrung, die – zu meiner großen Überraschung – ganz und gar kein Bullshit war: beim Autokauf.

Wir (oder zumindest ich) sind offenbar dermaßen auf unaufrichtige Verkäufer gepolt, dass uns jemand, der einfach grundsolide bodenständig daherkommt, völlig zu überraschen vermag. Kein Wort über sensationelle Rabatte, stattdessen eine ehrliche Aussage darüber, dass die Listenpreise Fantasiewerte sind und der tatsächliche Preis (für unser Auto) per se 25% darunter liegt. Keine Beschönigung der Nachteile des Wagens, sondern eine (fast schon zu) offene Kritik an den Mängeln des Fahrzeugs. Das alles führt zu einer Glaubwürdigkeit, die viel wichtiger als jede Krawatte war, die der Verkäufer statt seines extrem legären Outfits hätte tragen können.

Insofern war der Verkäufer tatsächlich so etwas wie das Gegenteil von Frankfurts Bullshitter, der nur darauf aus ist, mit seinen Behauptungen durchzukommen (= zu verkaufen) und diesem Bemühen alles unterordnet, es gar mit der Wahrheit nicht immer so genau nimmt und sie zumindest desöfteren verschleiert.

Das ist etwas, was sich durchaus auch einige Vortragsredner auf die Fahne schreiben können. Präsentationen werden in aller Regel auch zum Verkaufen gehalten (mindestens mal der Ideen, die präsentiert werden). Und so wie Frankfurt ganz allgemein auf dem Gebiet der Werbung und Public Relations “zahllose eindeutige Fälle von Bullshit” findet, sind auch genügend Präsentationen nicht frei davon. Mit guten Stories und packendem Design lässt sich eben nicht nur sinnvolles anstellen, sondern auch “heiße Luft” produzieren, die dann “leer, ohne Substanz und ohne Inhalt” ist. Vertrauen erzeugt man dadurch nicht.

Wer wirklich mit seinen Präsentationen etwas verändern möchte, der sollte sich tunlichst von Bullshit fernhalten, auch nicht den Bullshit glauben, dass der äußere Schein wichtiger sei als der Inhalt, dafür aber andererseits seine hervorragenden Ideen durch hervorragende, aufrichtige Präsentationen in die Köpfe seiner Zuhörer bringen.

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Zitrone des Monats August 2009

Die letzte Zitrone des Monats ist eine ganze Weile her. Das liegt u.a. daran, dass wir hier nicht bloß lästern, sondern Zitronen nur dann vergeben, wenn wir aus den schlechten Beispielen auch etwas lernen können. Diesen Monat gibt es wieder etwas zu lernen, und zwar von Siemens.

Siemens ist Deutschlands größter Technologiekonzern. Der auch international in vielen Bereichen führende Weltkonzern steht für Hochtechnologie, z.B. wurde der ICE, in dem ich gerade sitze, von Siemens (mit-)gebaut.

Im vergangenen Monat berichtete Siemens auf einer Presseveranstaltung über seine Aktivitäten in Afrika, insbesondere im Zusammenhang mit der im nächsten Jahr stattfindenen Fußballweltmeisterschaft. Hierfür hat Siemens z.B. Kraftwerke in Kapstadt und Mossel Bay gebaut und Software für die medizinischen IT-Systeme in 37 Krankenhäusern bereitgestellt.

Hoffentlich hat das Unternehmen dabei mehr Sorgfalt walten lassen als bei der Erstellung der Folien zum Vortrag des Siemens-Vorstands Dr. Russwurm. Die Folien sehen auf den ersten Blick nett aus und zeigen emotionale Bilder (und es sind erfreulich wenige). Aber genauer darf man nicht hinsehen. Dann nämlich erkennt man, mit wie wenig Sorgfalt die Designer hier zu Werke gegangen sind.

Schlechte Ausrichtung der Elemente in der Siemens-Präsentation

Ganz deutlich sieht man das an der Ausrichtung der Elemente. Grob über den Daumen gepeilt stimmt das meistens. Aber intuitiv merkt man, dass hier etwas nicht genau passt. An der einen Stelle ein wenig zu hoch, an der anderen zu weit rechts, eben gerade so zurechtgerückt, nicht aber ordentlich entwickelt. Wer genau hinsieht, erkennt eine ganze Menge solcher Fehler.

Schlechte Abstände in der Siemens-Präsentation

Auch ansonsten wirken die Elemente eher lieblos auf die Folie geworfen. Manche Textboxen sind so eng an den Rand gequetscht, dass Sie fast aus den Boxen zu fallen scheinen, Abstände sind uneinheitlich, Texte sind ’mal fett, das andere Mal nicht und so könnte man weiter aufzählen.

Dagegen ist bei unternehmensinternen Vorträgen in Meetings nicht unbedingt etwas einzuwenden, denn da zählt der Inhalt deutlich mehr als die Form. Wenn aber ein Siemens-Vorstandsmitglied über Hochtechnologie-Projekte spricht und dabei explizit darauf verweist, dass Siemens kritische Infrastruktur zur Verfügung stellt, die den reibungslosen Ablauf der Weltmeisterschaften garantiert, dann ist es sehr wohl eine unterschwellige Botschaft, ob sorgfältig gearbeitet wird oder nicht.

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Die Zeit der Kunden

Um 9:00 Uhr Besprechung beim Chef, danach noch schnell das Angebot fertig schreiben. Nach dem Mittagessen – leider reicht die Zeit nur für ein Brötchen – Meeting mit den Kollegen vom Vertrieb, um die Vermarktung der neuen Produkte zu besprechen. Danach muss noch der Bericht zu den Qualitätsmängeln im letzten Produktupdate fertiggestellt werden. Morgen sieht’s nicht besser aus: Präsentation vor einem wichtigen Kunden.

Warum glauben Sie, dass dieser Kunde mehr Zeit hat als Sie? Tun Sie wirklich alles dafür, dass die Zeit, die er für Sie reserviert hat, optimal genutzt wird und geben Ihm genau die Informationen, die er benötigt; in einer Weise, in der er sie auch versteht?

Anders ausgedrückt: Warum sollte dieser Kunde 30 (oder 60 oder wieviel auch immer) Minuten seiner Zeit reservieren, um Ihnen zuzuhören?

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Verstehen Sie?

Ein unfairer Vorteil?

Letzte Woche unterhielt ich mich mit einem Unternehmensberater über überzeugende Präsentationen. Unternehmensberater haben daran ein ureigenstes Interesse, sollte man zumindest meinen. Schließlich müssen sie Kunden oft von unbequemen Ideen überzeugen und dabei nicht selten Widerstände und generelles Misstrauen überwinden. Wer überzeugend präsentieren kann, ist hier klar im Vorteil (übrigens unabhängig davon, ob er Sinnvolles oder Bullshit erzählt). Im Buch „The McKinsey Mind“ sagt Neal Crocker, dass das ein unfairer Vorteil sei:

Presentation is the “killer skill” we take into the real world. It is almost an unfair advantage! – Neal Crocker

Mein Gesprächspartner war offenbar ganz anderer Meinung. Unsere Zeit sei ohnehin viel zu schnelllebig, als dass man überhaupt etwas von Vorträgen mitnehmen könne; und schließlich bekomme man ja immer Ausdrucke von allen Folien. Man versuche in seiner Branche möglichst mit Standardpräsentationen zurecht zu kommen, vielleicht ergänzt um ein paar kundenspezifische Folien.

Es ist genau diese Einstellung, die zu den schwer erträglichen PowerPoint-Orgien führt: als Vortragender keine Zeit für eine überzeugende Aufbereitung und als Zuhörer eine Durchhaltementalität, die langweilige Präsentationen als gegeben ansieht. Außerdem, sagt der Unternehmensberater, komme es ja auf den Inhalt an und nicht auf die Verpackung.

Überzeugend Präsentieren bedeutet, gute Ideen ansprechend zu verpacken, und nicht, heiße Luft um Nichts zu produzieren. Es bedeutet, Ideen auf das Wesentliche zu reduzieren und es nicht dem Zuhörer zu überlassen, die relevanten Informationen herauszufiltern. Es bedeutet, das Verständnis durch einprägsame Folien zu unterstützen und nicht durch sinnloses Wiederholen viel zu vieler Details abzulenken. Es bedeutet, Ideen so zu verpacken, dass etwas bei den Zuhörern hängen bleibt. Das – und nur das – ist der Grund, warum wir präsentieren.

Diejenigen, die das besonders gut machen, erreichen ihre Ziele deutlich leichter. Sie werden verstanden. Sie motivieren. Inspirieren. Begeistern. Weil sie nicht nur einen hervorragenden Inhalt haben, sondern weil sie diesen Inhalt auch so präsentieren können, dass sie andere Menschen davon überzeugen. Weil sie die Macht von Worten zu nutzen wissen und einen oft gehörigen Aufwand betreiben, um das bestmöglich umzusetzen.

Ein unfairer Vorteil ist das nicht, denn jeder hat die Chance, den gleichen Aufwand zu treiben. Allerdings ist nicht jeder bereit, diesen Aufwand zu treiben. Tun Sie es und nutzen Sie den Vorteil, den Sie dadurch haben!

Links zu dem Thema:
Identity 2.0-Präsentation von Dick Hardt
Was bleibt: Einfaches
Schlechte Präsentationen schaden dem Image

Ein Menü aus Ideen

Festlich gedeckte Tafel in einem Spitzenrestaurant

Stellen Sie sich vor, Sie haben Ihren wichtigsten Kunden zum Abendessen eingeladen, um mit ihm über Ihr neuestes Produkt zu sprechen. Natürlich haben Sie einen Tisch im besten Restaurant Ihrer Stadt reserviert.

Zur Vorspeise wählen Sie marinierte Scheiben vom Rind mit Trüffelvinaigrette; es folgt gegrilltes Weidelamm mit Paprikaconfit und Ricottagnocchi und als Dessert krönen Feigencarpaccio und Schokoladen-Limonensoufflé den Abend.

In allerbester Atmosphäre können Sie sämtliche Fragen Ihres Kunden zu seiner vollsten Zufriedenheit beantworten, so dass Sie am Ende des Abends schließlich den Auftrag praktisch in der Tasche haben. Es zahlt sich eben aus, einem guten Kunden etwas zu bieten.

Schade eigentlich, dass solche Abende eine seltene Ausnahme sind. In aller Regel treffen Sie sich wahrscheinlich mit Ihren Kunden in irgendeinem Besprechungsraum und servieren ihm ihr eigenes Menü aus PowerPoint-Präsentationen, allenfalls garniert mit ein wenig Kaffee und Keksen.

PowerPoint-Präsentation während einer geschäftlichen Besprechung

Was ihn während der Präsentationen erwartet ist jedoch alles andere als ein Gaumenschmaus. Textfolie über Textfolie, eine Statistik jagt die andere, PowerPoint-Folien, die Sie wahrscheinlich fast unverändert bei all ihren Kunden verwenden. Sie kennen es doch wahrscheinlich selbst, wenn Sie auf der anderen Seite sitzen und diese PowerPoint-Orgien über sich ergehen lassen müssen.

Konservendose mit Pizza

Woran erinnert Sie das? Klingt das nach einem 3-Gänge-Menü im besten Restaurant ihrer Stadt? Ich sage Ihnen, wonach das klingt: Fast-Food, Konservenessen, Pizza aus der Dose.

Denken Sie einmal darüber nach: Würden Sie Ihre Kunden in eine Döner-Bude einladen, um über Ihr Produkt zu sprechen? Warum servieren Sie Ihnen dann Ihre Ideen als PowerPoint-Fast-Food?

Es lohnt sich, Ihren Kunden etwas zu bieten. Nicht nur, wenn Sie sie ausnahmesweise einmal zum Essen einladen, sondern bei jeder Gelegenheit. Servieren Sie Ihre Ideen nicht als Junk-Food, sondern bereiten Sie eine Präsentation vor, an die sich Ihre Kunden so lange erinnern, wie an ein ausgezeichnetes Abendessen im besten Restaurant der Stadt. 

Schlechte Präsentationen schaden dem Image

Zitrone des Monats

Mit perfekten Präsentationen kann man auch manch mäßige Idee noch gut aussehen lassen. Meisterhaft beherrscht das Apple-Chef Steve Jobs, dem man nachsagt, die Zuschauer mit einem “Reality-Distortion-Field” in seinen Bann zu ziehen, das alle Schwächen von Apples Produkten ausblendet.

Wie man sich aber umgekehrt mit schlechten Präsentationen zum Gespött der Presse machen kann, demonstrierten drei Weltkonzerne auf der diesjährigen CeBIT.

Über 200 Journalisten erschienen zu einer Pressekonferenz von Microsoft, Asus und T-Mobile. Es galt, eine neue Vision zu verkünden: Das mobile Internet für Jedermann. Etwas konkreter heißt das: Der EeePC, ein extrem günstiger Mini-Laptop, läuft nun auch unter Windows und wird von T-Mobile zusammen mit einem mobilen Internetzugang vertrieben.

Was aber die Konzerne auf der Pressekonferenz dazu boten, war mehr als mager. So mager, dass es Spiegel Online gar einen eigenen Artikel wert war, in dem das Magazin erstaunt feststellt:

…hielt es viele Zuschauer nicht mehr auf ihren Plätzen. Nicht, um stehende Ovationen zu geben, sondern um den Raum fluchtartig zu verlassen.

Was war passiert? “PowerPoint-Präsentationen von der Stange” sind noch nichts ungewöhnliches, die gibt’s an jeder Ecke. Dass aber Microsoft schließlich den Fachjournalisten den mittlerweile drei Jahre alten Windows-Live-Dienst detailliert vorführte, ist ein Paradebeispiel von zielgruppenverfehlter Präsentation. Ob da wohl jemand zu einer Präsentation verdonnert wurde: “Machen Sie mal eine Präsentation! Am besten was, was sie schon haben, ohne viel Aufwand!” So etwas haben Sie bestimmt auch schon mal gehört, oder? Ich jedenfalls oft genug.

Vor Begeisterung sprühten die Vortragenden auch nicht gerade. Man beachte zum Beispiel wie Thomas Bauer, Microsofts General Manager OEM EMEA (den Titel muss man sich auch erst mal auf der Zunge zergehen lassen) sagt: “I’m overwhelmed with the response!” Das nimmt man ihm doch richtig ab!? (Im Video ab 0:40 min.)

Zu guter letzt waren alle wesentlichen Informationen bereits aus der Pressemappe zu entnehmen. Ein klassischer Fall von Zeitverschwendung also. Wozu eine Präsentation, wenn man es in einem Text besser und schneller verpacken kann? Gut, man hätte natürlich auch eine bessere Präsentation machen können, oder wie Spiegel Online zusammenfasst:

Eine so gute Idee wie der per Mobilfunk vernetzte Mini-Laptop EeePC hätte eigentlich eine packendere Präsentation verdient.

In diesem Sinn: eine verdiente Zitrone des Monats.

Links zu diesem Artikel:
Wenn Dell Pizza verkaufen würde…

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Dr. Michael Gerharz