SEARCH

Search

Explore

Blog
Podcast
Free Live Event
Self-Assessment
Manifesto
Book

Work with me

Connect

SUBSCRIBE

Search
Close this search box.

Der Publikumsversteher

Als ich 12 Jahre alt war, habe ich mich unsterblich verliebt. Er kam aus gutem Haus, war gebildet, romantisch und sah verdammt gut aus. Er war: Romeo in Baz Luhrmanns Romeo und Julia. Ich habe ihm ziemlich lange die Treue gehalten. Bis Titanic passierte. Und auf einmal alle Mädels verliebt in Leondardo diCaprio waren. Da wollte ich ihn nicht mehr. Ich wollte nicht eine von vielen sein, die ihn gut fanden. Ich wollte Julia sein.

In jedem von uns steckt dieser kleine Individualist, der ab und zu auf eine Extrawurst besteht. Vielleicht ist das ein Rucksackurlaub in Vietnam, den außer uns niemand in unserem Freundeskreis bisher gemacht hat. Eine Lieblingsband, die noch nicht in jedermanns Munde ist. Ein Geheimtipp-Restaurant, von dem wir als erste gehört haben. Eine Limited Edition von eigentlich egal was. Hauptsache, die anderen haben, kennen oder machen es (noch) nicht. Da sind wir alle ein bisschen Diva.

Präsentieren ohne Dose

Das gilt auch bei Präsentationen. Er muss ja nicht unbedingt exotisch oder extravagant sein, aber ein Vortrag muss mir das Gefühl geben, dass er nicht für alle, sondern für mich ist. Wenn ich merke, dass der da vorne seinen Standardtext abspult, irgendwas aus der Dose, nach dem Motto: hier Name und Stadt einfügen und es eigentlich gar nicht um mich und meine Bedürfnisse geht, verliere ich schnell das Interesse. Schließlich wird niemand gerne behandelt wie einer von vielen. „Ich möchte, dass sich jemand meinetwegen Gedanken macht“, sagte Akquisefachfrau Martina Bloch vorletzte Woche im Interview. „Das ist wertschätzend“. Recht hat sie.

Aber heißt das jetzt, dass Sie jedem Zuhörer die Präsentation auf den Leib schneidern müssen? Dass Sie jedem von ihm Honig um den Mund schmieren und umgarnen sollen? Natürlich nicht, denn dann müssten Sie für jeden einzelnen Zuhörer eine einzelne Präsentation halten. Die Kunst besteht darin, eine Präsentation zu bauen, von der sich nicht alle als Masse, sondern jeder einzelne als Person angesprochen fühlt.

Und wie soll das gehen?

Im Prinzip müssen Sie Ihrem Publikum zu verstehen geben, dass Sie wissen, wo ihm der Schuh drückt. Und dass Ihre Idee oder Ihr Produkt mit seinem Leben zu tun hat. Dafür müssen Sie natürlich verstehen, wie die, die da vor Ihnen sitzen, ticken, welche Probleme sie haben, welche Sorgen, welche Einstellungen. Aus einer anonymen Masse müssen einzelne Personen werden.

Im Marketing oder auch im Webdesign arbeitet man dafür gerne mit sogenannten Personas. Man erstellt Kunden-Prototypen und malt sich genau aus, wie alt sie sind, was ihre Hobbys sind, wo sie arbeiten, welche Gewohnheiten sie haben und dergleichen. Das ergibt eine Schablone, mit der Sie einschätzen können, wie sich diese Person in bestimmten Situationen verhält, wie sie entscheidet, was sie gut findet und was nicht. Kurz: Sie können nachempfinden, wie dieser Mensch tickt, um ihn genau dort zu packen zu bekommen.

Egal ob Millionenpublikum oder Minimeeting: Stempeln Sie Ihre Zuhörer nie zum Max Mustermann ab. Finden Sie lieber heraus, wer da genau vor Ihnen sitzt. Dann können Sie ihn genau dort abholen und ihm das Gefühl geben, etwas ganz besonderes zu sein.

Sie biegen sich das nur zurecht

Wer sucht, der findet gute Gründe für eine Entscheidung. Aber die Grundlage für die Entscheidung sind diese Gründe deshalb noch lange nicht.

Es gibt keinen vernünftigen Grund, im Kino eine große Tüte Popcorn zu essen und einen ganzen Liter Zuckerwasser zu trinken. Und doch tun Sie es. Denn man darf doch auch ab und zu mal sündigen.

Es gibt keinen vernünftigen Grund, eine Nespresso-Maschine zu kaufen. Und doch tun Sie es. Und finden einen Grund. Der Kaffee schmeckt einfach besser. Und so viel Kaffee trinken Sie ja gar nicht. Und andere gehen dafür zweimal im Monat ins Kino.

Jede Entscheidung kann man auf vernünftige Gründe basieren. Aber das tun Sie nicht. Sie entscheiden und finden dann vernünftige Gründe, die zu Ihrer Entscheidung passen. Nachträglich.

Ich weiß, was ich will! Oder nicht?

Die beiden Wissenschaftler Petter Johansson und Lars Hall haben dazu ein psychologisches Experiment durchgeführt. Sie baten Verbraucher zu beurteilen, welche von zwei Marmeladensorten besser schmeckt. Anschließend sollten die Versuchspersonen noch einmal die Sorte probieren, die Ihnen besser geschmeckt hatte. Was die Probanden nicht ahnten: die Marmeladengläser waren so präpariert, dass sie jeweils zwei Seiten hatten. Drehte man sie um, waren die beiden Sorten vertauscht. Und genau das taten die Versuchsleiter, von den Teilnehmern unbemerkt, nach dem ersten Probieren der beiden Sorten. Als die Teilnehmer also beim zweiten Mal ihren Favoriten erneut kosten sollten, probierten sie in Wahrheit die Marmeladensorte, die ihnen schlechter geschmeckt hatte.

Das erstaunliche Ergebnis: Die meisten Versuchspersonen bemerkten die Vertauschung nicht. Im Gegenteil: Sie fanden Gründe, warum ihnen die Sorte, die ihnen ja gar nicht besser geschmeckt hatte, besser schmeckt:

Das Experiment ist ein starker Hinweis darauf, dass wir die Fakten, mit der wir unsere Entscheidung begründen können, finden, wenn wir sie suchen. Deshalb konnten die Probanden auch für die „falsche“ Marmelade gute Gründe finden. Zum Beispiel, dass ihnen die samtige Konsistenz gefiel oder die intensive Farbe oder der fruchtige Duft. Da sie nicht wussten, dass sie hinters Licht geführt wurden, haben sie automatisch dasselbe Muster angewandt, wie sie es auch bei der „richtigen“ Marmelade getan hätten. Inzwischen ist dieses Ergebnis vielfach bestätigt, z.b. für die Frage, welche von zwei Personen auf Fotos attraktiver wirkt, welchen Laptop Verbraucher bevorzugen und selbst bei moralischen Fragestellungen.

Was bedeutet das für Ihre Präsentation?

Sie konzentrieren sich zu sehr auf die Vernunft, wenn Sie versuchen, Ihr Publikum alleine mit vernünftigen Argumenten zu überzeugen. Fakten, vernünftige Gründe, sind wichtig und notwendig in einer Präsentation. Aber nicht, als Entscheidungsgrundlage, sondern als Begründung für eine Entscheidung, die möglicherweise gar nicht rational gefällt wurde, z.B. aus einem Bauchgefühl heraus. J. P. Morgan, Gründer der gleichnamigen Bank, hat das einmal so gesagt: 

A man always has two reasons for doing anything: a good reason and the real reason.
J. P. Morgan

Finden Sie heraus, was Ihr Publikum dazu bringt, bestimmte Entscheidungen zu fällen. Finden Sie das, was J. P. Morgan den wahren Grund nannte. Berühren Sie Ihr Publikum genau an diesem Punkt – und liefern Sie Ihnen dann die Fakten und vernünftigen Gründe, die es braucht, um dieses Gefühl zu begründen.

Es gibt keinen vernünftigen Grund, eine PowerPoint-Präsentation mit 20 Seiten Fakten zu halten. Und doch tun Sie es. Hören Sie damit auf.

Verwandte Artikel

Wer hat Lord Smithe ermordet?
Neue Wege
Wie ein toter Schmetterling einen großen Hasen zu Rambo macht
Der Moskito-Effekt

Wer hat den bunten Hund gesehen?

Ich bin anders. Wer bist du? Wir merken uns etwas dann besonders gut, wenn es sich von allem drumherum abhebt.

Kennen Sie Dennis Rodman? In den 90er Jahren war er einer der bekanntesten und erfolgreichsten Basketballspieler der USA. Aber deshalb kenne ich ihn nicht. Ich interessiere mich nämlich nicht die Bohne für Basketball – weder damals noch heute. Ich kenne ihn, weil er doch der ist mit den Piercings überall, den bunten Haaren und den vielen Tattoos. Der Typ, der damals immer Rabatz machte und heute best buddies mit Kim Jong-Un ist. Er ist bekannt wie ein bunter Hund.

Der Restorff-Effekt

Warum bleibt uns ein bunter Hund mehr im Kopf als ein straßenköterblonder? Ganz einfach, weil das Besondere unsere Aufmerksamkeit weckt. Aber noch viel wichtiger: Es bleibt im Gedächtnis. Die deutsche Psychologin Hedwig von Restorff ging 1933 der Frage nach, welche Eigenschaften eine bestimmte Information haben musste, damit sich ihre Testpersonen an diese Information besonders gut erinnern. Für ihren Aufsatz „Über die Wirkung von Bereichsbildungen im Spurenfeld“ legte sie ihren Probanden drei Reihen vor. In der ersten Reihe waren 9 willkürliche Silben und 1 Zahl, in der zweiten 1 Silbe und 9 Zahlen und in der dritten Reihe ein Mix aus Buchstaben, Silben, Zahlen, Symbolen, Fotos, Knöpfen und anderen Elementen.

Überzeugend Präsentieren: Der Restorff-Effekt

Während sich 70 Prozent der Testpersonen an die Zahl aus Reihe 1 und die Silbe aus Reihe 2 erinnern konnten, blieben die gleiche Silbe und die Zahl in Reihe 3 nur bei weniger als der Hälfte der Personen hängen. Warum? Weil die Silbe und die Zahl die bunten Hunde waren. Der „Restorff-Effekt“ zeigt, dass sich unser Gehirn besonders gerne an isolierte Dinge erinnert. Weil sie herausstechen und wir sie nicht mehr mühsam herausfiltern müssen. Oder anders gesagt: Die Nadel im Heuhaufen zu finden ist unendlich viel schwieriger als den roten Pulli im Heuhaufen zu finden.

Wenn Gorillas Ball spielen

Was aber mindestens genauso wichtig ist: Wir sind darauf programmiert, das, was wir wahrnehmen, zu sortieren, zu priorisieren und zu kategorisieren. Denn unser Gehirn wacht sehr sorgsam darüber, dass wir keinen Informations-Overload bekommen. Scheinbar unwichtiges wird ohne wenn und aber ausgeblendet. Vielleicht kennen Sie das Video-Experiment mit den Basketballspielern des amerikanischen Psychologen Daniel Simons? Falls nicht, schauen Sie es sich an und zählen Sie mit, wieviele Pässe von den Spielern in weißen Trikots gespielt werden.

In den allermeisten Fällen werden Sie von dieser Aufgabe so abgelenkt sein, dass es Ihnen gar nicht auffällt, dass da noch etwas ganz anderes, etwas viel spektakuläreres passiert. Warum nicht? Weil wir eben nicht darauf programmiert sind, mehreren Dinge gleichzeitig die gleiche intensive Aufmerksamkeit zu schenken. Damit etwas in den Vordergrund treten kann, muss anderes in den Hintergrund rutschen. Unser Gehirn filtert, ohne uns vorher zu fragen. Wenn wir damit beschäftigt sind, Pässe zu zählen, achten wir sehr wahrscheinlich auf nichts anderes. Selbst wenn es ein Gorilla ist.

Es kann nur einen geben

Es ergeben sich also zwei Erkenntnisse, die eng zusammenhängen. Erstens: Nur wenn etwas heraussticht, fällt es uns auf und wir merken es uns. Zweitens: Unsere Aufmerksamkeit darf nicht durch etwas anderes (also für unsere Botschaft unwichtiges) abgelenkt sein.

Beide Punkte sind extrem wichtig, wenn Sie eine überzeugende Präsentation halten wollen. Überfrachten Sie Ihr Publikum mit audio-visuellen Eindrücken und gleichgeschalteten Fakten, wird es überfordert sein und relativ willkürlich einen Großteil wegfiltern. Selbst, wenn sich darunter die spektakulärste Erkenntnis der Welt versteckt.

Probieren Sie das selbst mal aus. Hören Sie sich drei Minuten Nachrichten an und lesen Sie währenddessen einen kurzen Text. Schaffen Sie es, beide Informationen danach zusammenzufassen und dabei nichts auszulassen? Und viel wichtiger: Glauben Sie, dass sich jeder Mensch dieselben Fakten gemerkt hätte?

Neulich im Supermarkt

Diesen Überladungs- und Ausblendungsprozess erleben wir jeden Tag. Beispiel: Ich möchte Tee kaufen. Und vielleicht hat der Supermarkt ein Interesse daran, mir einen bestimmten Tee zu verkaufen. Er wird dann versuchen, meine Aufmerksamkeit auf diesen Tee zu lenken. Das kann funktionieren. Das kann aber auch so aussehen:

Überzeugend Präsentieren: Wenn alles wichtig ist, ist nichts wichtig

In diesem Fall hätte sich der Supermarkt die Hervorhebung auch sparen können. Denn sie funktioniert nur, wenn er einen oder einige wenige Artikel damit hervorhebt. Wenn mir jedes Produkt als besonders gut, billig oder exklusiv angeboten wird, sind für mich alle gleich gut, billig oder exklusiv. Weil alles besonders ist, ist nichts besonders.

 

Kürzen tut weh

Wer seine Präsentation kürzen und auf den Punkt bringen muss, findet das oft schmerzhaft. Denn dieses ist doch auch wichtig und jenes auch. Das mag stimmen. Aber es geht nicht darum, alles möglicherweise wichtige darzustellen. Es geht darum, realistisch abzuwägen, was sich Ihr Publikum innerhalb eines einzigen Vortrags merken soll und kann. Denn wenn Sie nicht gnadenlos kürzen, bis das Wichtigste, der Kern Ihrer Botschaft, klar heraussticht, wird Ihr Publikum das für Sie machen – mindestens genauso gnadenlos und mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht so, wie Sie das wollen. Wie können Sie von Ihrem Publikum erwarten, dass es weiß, was es sich merken soll, wenn Sie das noch nicht einmal selbst wissen?

Wenn Sie sich nicht vorher überlegen, was Ihr Publikum mit nach Hause nehmen soll, ist es also Zufall, was es mit nach Hause nimmt. Das ist ein bisschen so wie mit dem optischen Trick mit den zwei Gesichtern – eine junge und eine alte Frau. Nicht jeder sieht dasselbe, wenn er etwas anschaut. Das gleiche passiert bei einer Präsentation, wenn Sie Ihre Kernbotschaft nicht klar herausstellen.

Was hängen bleibt

Es ist Ihr Job, diesen Filterprozess zu steuern, so dass das hängenbleibt, was relevant ist. Und was relevant ist, müssen Sie bestimmen. Es ist Ihr Küchenzuruf. Ansonsten nimmt jeder einzelne Zuhörer genau das mit, was sich ihm zufälligerweise besser einprägt. Im schlimmsten Fall ist das gar nichts, außer dass er Ihre gelbe Krawatte ziemlich hässlich fand.

Verstecken Sie Ihren Küchenzuruf deshalb nicht hinter einer Front von Fakten. Machen Sie ihn zum bunten Hund!

Verwandte Artikel

In Deckung vor Tante Gerda
Wie Opa Ewald über den Erfolg Ihrer Präsentation entscheidet
Was soll das bedeuten?
Spannend wird’s erst, wenn ich’s verstehe

Butkowski nervt schon wieder

Gute Arbeit, die nur in Ihrem Kopf steckt, ist nichts wert. Sie müssen den Menschen erklären, was es für sie bedeutet.

Klar nervt der Typ. Butkowski labert und labert wie immer. Was finden die eigentlich an dem? Sie wissen ja genau, dass das fast alles heiße Luft ist. Aber Sie denken auch: „So ist das eben! Erfolg haben die, die sich gut verkaufen können, nicht die, die gute Arbeit liefern.“

Na und? Wachen Sie auf. So ist das Leben. Und es ist gut so.

Wer nur „gute Arbeit“ macht, aber nicht erklären kann, warum das eigentlich gut ist, der arbeitet im Elfenbeinturm. Und da kann er so laut fluchen, wie er will über die Unzulänglichkeiten der anderen. Gute Arbeit ist nichts wert, solange sie das Leben der Menschen nicht erreicht.

Und insofern macht Butkowski eben doch „gute Arbeit“. Er nervt Sie. Aber er trifft den Nerv der Menschen! Sie haben zwei Möglichkeiten: Die Menschen, deren Nerv Butkowski trifft, sind Ihnen egal. Oder sie sind es eben nicht. In beiden Fällen ist Neid unangebracht.

Wichtig ist jedenfalls: Wenn Sie wirklich gute Arbeit machen, dann erklären Sie sie den Menschen, die Ihnen wichtig sind. Die gute Nachricht dabei ist: Je besser Ihre Arbeit ist, desto leichter wird das!

Denn wenn Ihre Arbeit gut ist, dann macht sie das Leben der Menschen, die Ihnen wichtig sind, leichter oder schöner oder billiger oder entspannter oder sicherer  – in jedem Fall aber auf irgendeine Weise besser. Und auf diese Weise berührt sie das Leben der Menschen. Und das können Sie dann auch erklären – so dass es die Menschen berührt.

Vielleicht ist das auch die wahre Antwort auf die Frage, ob Butkowski nur labert, während Ihre Arbeit die eigentlich gute ist. Ist Ihre Arbeit vielleicht nur aus Ihrer Perspektive gut, was immer das dann heißen mag, oder ist sie es auch aus der Perspektive der Menschen?

Gute Kommunikation macht gute Arbeit noch besser.

Verwandte Artikel

Eine Bullshit-Checkliste
Es wird unbequem
Wo sind die Profis?
Einer muss sich quälen

Präsentieren ist ein Spiel mit einfachen Regeln

Regel Nr. 1: Du sollst etwas zu sagen haben.
Regel Nr. 1a: Bullshit gilt nicht.

Regel Nr. 2: Ich bin dir zu nichts verpflichtet.
Regel Nr. 2a: Wenn du möchtest, dass ich dich verstehe, dann drück’ dich auch so aus.
Regel Nr. 2b: Wenn du möchtest, dass ich mich für dein Thema interessiere, dann weck’ mein Interesse.
Regel Nr. 2c: Wenn du möchtest, dass ich begeistert bin, dann begeistere mich.
Regel Nr. 2d: Wenn du möchtest, dass ich mich an deinen Vortrag erinnere, dann gib’ mir etwas, an das ich mich erinnern kann.

Regel Nr. 3: Du sollst mich nicht langweilen.
Regel Nr. 3a: Laber’ nicht, sondern fass’ dich kurz.
Regel Nr. 3b: Du darfst mich unterhalten.

Verwandte Artikel

Es wird unbequem
Wann geht’s denn endlich los?
Neue Wege
Mein Sohn ist ein Musiker

Hat da schon mal jemand drüber nachgedacht?

Es ist Wahlkampfzeit in Deutschland. Da geht es kommunikativ um die Wurst. Ganze Städte sind bunt gepflastert mit Werbepostern aller politischen Couleur. Und alle wollen nur eines: Überzeugen. Da sollte man doch meinen, dass sich diejenigen, die jetzt Laternenpfähle, Litfaßsäulen, Plakatwände tausendfach mit Werbebotschaften pflastern, besondere Mühe gegeben haben, um ihre Botschaften glasklar auf den Punkt zu bringen. Doch denkt man nur eine Minute darüber nach, entpuppen sich viele Botschaften als kommunikative Klöpse.

Beispiel 1: Wenn alles wichtig ist, ist nichts wichtig

Seit ein paar Wochen sehe ich jeden Morgen an der Ampel dieses Plakat:

Überzeugend Präsentieren: Wenn alles wichtig ist

Ein Vater backt mit seiner Tochter Pfannkuchen. Darüber der Spruch: „Jede Familie ist anders. Und uns besonders wichtig.“ Wenn man mal beiseite nimmt, dass ein pfannkuchenbackender Vater nicht unbedingt der prägnanteste Repräsentant für unser modernes Familienbild ist (da würde mir spontan eher Multikulti/Patchwork/gleichgeschlechtlich/alleinerziehend einfallen), auch rein sprachlich ist das doch Quatsch. Wie kann mir jemand besonders wichtig sein, wenn alle besonders wichtig sind? Das führt das Wörtchen „besonders“ doch irgendwie ad absurdum. Wenn mir alles besonders wichtig ist, ist mir nichts besonders wichtig.

Nachtrag [2.9.2013] Bevor die zweite Welle an Wahlkampfplakaten gedruckt wurde, hat bei der CDU offenbar doch noch mal jemand nachgedacht. Jetzt heißt es: „Weil Jeder zählt.“ Und so ist es sprachlich auch sinnvoll.

CDU-Wahlplakat: „Weil Jeder zählt.“

Beispiel 2: Bonn an die Macht?

Überall in Bonn begegnet mir dieses Poster:

Überzeugend Präsentieren: Bonn an die Macht?

 

„Bonn in die Regierung – Das geht nur mit uns“. Wirklich? Kann der grüne, schwarze oder rote Abgeordnete für Bonn nicht in die Regierung kommen? Außerdem muss ich mich doch fragen, ob ich einem Kandidaten meine Stimme schenken soll, dessen größte Qualifikation offensichtlich ist, dass er aus der gleichen Stadt kommt wie ich. Auch hierüber hat wohl niemand länger als 30 Sekunden nachgedacht.

Sind Wahlplakate Nonsense-Poster?

Das Satiremagazin „Der Postillon“ titelte vorletzte Woche: „Parteien fassungslos: Wahlplakate von Unbekannten durch inhaltsleere Nonsens-Poster ersetzt“. Ganz so schwarz möchte ich es gar nicht sehen. Rein kommunikativ betrachtet, schlagen sich einige Parteien im Bundestagswahlkampf 2013 gar nicht schlecht. Die Kampagne der Grünen zum Beispiel: Auffällige Bilder zu pointierten Aussagen – davon könnten sich einige andere Parteien mal eine Scheibe abschneiden (übrigens ausführlich diskutiert im Blog Homo Politicus).

Wer sich für einen Blick auf die Wahlkampfplakate der Bundestagswahl 2013 aus gestalterischer Sicht interessiert, sollte übrigens einen Blick auf Achim Schaffrinnas Blog Designtagebuch werfen. In zwei Teilen diskutiert er die Plakate der Bundestagswahl: Teil 1 und Teil 2.

Verwandte Artikel

Eine Bullshit-Checkliste
Nenn das Kind beim Namen
Geschichten, Emotionen, Einfühlungsvermögen – Ein Lehrstück
Toll, super, genial

Ran an das Publikum – Vier Tipps für den direkten Draht

Begeisterungsstürme lösen Sie nicht aus, wenn Sie sich hinter dem Pult verstecken. Geben Sie Ihrem Publikum das Gefühl, dass Sie den Kontakt wollen.

Man kann von Steve Jobs und seinen Produkten halten, was man will. Aber seine Präsentationen waren genial. Wenige können ihr Publikum so begeistern, wie er es konnte. Warum? Weil er selbst begeistert war und mit Herz und Seele hinter seinen Ideen stand. Und jetzt stellen Sie sich mal vor: Steve Jobs hinter einem Rednerpult, der Blick starr auf einen Punkt hinten im Raum fixiert, eintönig seinen Text herunterleiernd. Da kommen statt Begeisterung doch höchstens müde Gähner auf. Dennoch passiert genau das täglich in deutschen Meeting- und Konferenzräumen.

Augen zu und durch?

Präsentationen sind Stresssituationen, klare Sache. Wer aber mit der Einstellung „Augen zu und Text abspulen“ an seinen Vortrag herangeht, der kann es eigentlich auch direkt lassen. Denn Hand auf’s Herz: Wer von uns hört sich schon gerne monotone Monologe an? Da kann das Thema noch so spannend sein, nach ein paar Minuten beschäftigt sich auch der willigste Zuhörer gedanklich lieber mit dem nächsten Urlaub, dem anstehenden Meeting oder den neusten E-Mails.

Hier sind vier einfache Methoden, mit denen Sie eine direkte Verbindung zu Ihrem Publikum aufbauen können:

1. Die Mauer muss weg

Sie wollen keine Barrieren zwischen sich und Ihrem Publikum. Weder sprachlich, noch inhaltlich und erst recht nicht physisch. Bei Lampenfieber ist ein Rednerpult sicher ein willkommener Schutzschild. Aber wenn Sie sich verstecken, verstecken Sie auch Ihre Botschaft. Sie wollen schließlich etwas rüberbringen. Das funktioniert nicht mit einem “Ich hier oben und Ihr da unten”-Ansatz. Stehen Sie hingegen frei, können Sie sich auch frei bewegen, frei gestikulieren und im wortwörtlichen Sinne auf Ihr Publikum zugehen.

2. Schau mir in die Augen, Kleines

Was tun Sie, wenn Ihnen jemand ins Gesicht sieht und spricht? Richtig, Sie gucken zurück und hören zu. Was in einer Eins-zu-eins Unterhaltung funktioniert, funktioniert auch in einer Eins-zu-vielen Unterhaltung. Schauen Sie Ihrem Zuhörer ins Gesicht, während Sie sprechen. Das heißt nicht, dass Sie angestrengt Blickkontakt mit jedem einzelnen Zuhörer suchen müssen. Wenn Sie eine Person anschauen, überträgt sich das Gefühl des „Angesprochen werdens“ auch auf die danebensitzenden Personen. So reden Sie nicht zu Ihrem Publikum, sondern mit ihm.

3. Körpersprache lügt nie

Unsere Körpersprache können wir nicht austricksen. Anstatt krampfhaft darauf zu achten, bloß nie die Hände in die Taschen zu stecken oder eine bestimmte Geste zu machen, seien Sie lieber authentisch. Spielen Sie Ihrem Publikum nichts vor, das wird es sofort merken. Sie haben eine Botschaft, an die Sie selbst glauben. Wenn Sie sie selbstbewusst und überzeugt vortragen, macht ihr Körper oft automatisch das Richtige.

4. Wir verstehen uns schon …

Finden Sie Aufhänger, um mit Ihrem Publikum auf einer persönlichen Ebene anzuknüpfen. Das gibt Ihren Zuhörern das Gefühl, dass Sie wirklich zu ihnen sprechen und nicht nur ein übliches Programm abspulen. Binden Sie persönliche Eigenschaften Ihrer Zuhörer ein. Zum Beispiel: „Herr Meier, Sie arbeiten doch auch in diesem Bereich. Geht es Ihnen nicht auch so, dass …“ Wenn Sie niemandem im Publikum kennen, versuchen Sie vor Beginn des Vortrags ein wenig Smalltalk zu halten, um so das ein oder andere persönliche Detail aufzuschnappen. Alternativ können Sie einzelne Personen auch während des Vortrags direkt ansprechen: „Wie ist das denn eigentlich bei Ihnen?“

Verwandte Artikel

Die kalorienarme Alternative zu Schokohasen
Tückische Wissenschaft: Stimme und Körpersprache
Der Draht zum Publikum: 3 tolle Beispiele und sechs Tipps

Keine Ahnung? Kein Problem!

Zur Wissenslücke stehen, statt heiße Luft zu blasen Zuzugeben, dass Sie etwas nicht wissen, stärkt Ihre Glaubwürdigkeit.

Was passiert eigentlich, wenn das Internet voll ist? Bernd Neumann, Staatsminister und Beauftragter der Bundesregierung für Kultur und Medien, weiß ganz offensichtlich nicht, was er NDR-Reporterin Caro Korneli auf der CDU Mediennacht 2011 darauf antworten soll. Unbeirrt lässt er also eine ganze Bullshitlawine ab und macht sich damit wochenlang zum Gespött der digitalen Nation.

Leider ist Neumann kein Einzelfall. Sie begegnen uns jeden Tag: Dummschwätzer, Schaumschläger und Heiße-Luft-Puster, die glauben, dass sicheres Auftreten bei völliger Ahnungslosigkeit eine sichere Kiste ist; dass Irgendwas-sagen im Zweifel besser ist als vermeintlich Doof-dastehen. Überzeugend ist das jedoch nie.

Mut zur Lücke

Niemand kann alles wissen. Wer geradeheraus sagt, „Tut mir leid, das weiß ich nicht“ oder „Die Frage habe ich jetzt nicht verstanden, würden Sie sie noch einmal neu formulieren?“, bleibt authentisch und ehrlich. Wer um den heißen Brei herumredet, wirkt unglaubwürdig.

Natürlich sollten Sie Ihren Vortrag gut vorbereiten. Aber es kann immer die eine Frage geben, die Sie doch auf dem falschen Fuß erwischt. Wollen Sie trotzdem souverän auftreten und Ihr Publikum für sich gewinnen, ist es viel besser zuzugeben, dass Sie die Antwort nicht wissen, anstatt wild zu rudern.

Hier sind ein paar Ansätze, wie Sie sich verhalten können, wenn Sie eine Frage aus dem Publikum nicht beantworten können:

1. Antworten Sie erst, wenn Sie die Frage wirklich verstanden haben

Herr Neumann strauchelt u.a. deswegen, weil er gar nicht so genau verstanden hat, was Frau Karoli eigentlich meint. Anstatt sofort loszureden, hätte er also zuerst nachfragen sollen: „Die Frage habe ich nicht verstanden. Wie genau meinen Sie das?“ Dann hätte er erkannt, dass es eine Scherzfrage war.

Wer nicht einmal weiß, wozu er sich äußerst, kann ja nur Bullshit erzählen. Achten Sie also darauf, dass Sie die Frage richtig verstanden haben, formulieren Sie sie notfalls in Ihren eigenen Worten neu und stimmen Sie so mit dem Fragenden ab, dass Sie das gleiche meinen. Dadurch zeigen Sie Ihrem Publikum auch, dass Sie die Frage ernst nehmen. Nützlicher Nebeneffekt der Nachfrage: Sie erhalten mehr Zeit zum Nachdenken.

2. Geben Sie Fragen weiter

Halten Sie beispielsweise einen Vortrag vor Fachpublikum, spielen Sie Fragen zurück. Sagen Sie: „Mit diesem Aspekt habe ich mich bisher nicht detailliert beschäftigt, aber glücklicherweise sind wir in einem Raum voller Experten. Darf ich die Frage an das Publikum weitergeben? Wer von Ihnen kann etwas dazu sagen?“

3. Bleiben Sie dran

Manchmal kennen Sie vielleicht nicht die Antwort auf eine Frage, wissen aber, wie Sie sie bekommen können. Sagen Sie dann zum Beispiel: „Das kann ich gerade nicht beantworten. Aber das finde ich gerne für Sie heraus und komme auf Sie zurück.“ Oder: „Ich bringe Sie gerne in Kontakt mit meinem Kollegen XY, er ist ein Spezialist auf diesem Gebiet.“ Versäumen Sie dann nur auf keinen Fall, Ihr Versprechen auch tatsächlich zu halten.

4. Entwaffnen Sie Besserwisser

Lassen Sie sich nicht auf Spitzfindigkeiten und Klein-Klein-Diskussionen ein. Wenn sich ein Fragesteller daran festbeißt, dass Sie etwas nicht wissen, sagen Sie: „Leider haben wir im Moment keine Zeit, diese Frage im Detail zu diskutieren. Vielleicht können wir das gleich in der Kaffeepause weiter besprechen?“ Übrigens: Oft wird ein solcher Besserwisser gar kein Interesse mehr daran haben, das Thema weiter zu vertiefen, wenn niemand anderes zuhört.

5. Nehmen Sie sich Zeit für Ihre Antwort

Steve Jobs war bekannt dafür, vor einer Antwort lange nachzudenken. Je schwieriger die Frage, desto mehr Zeit nahm er sich. Er legte sich in Gedanken seine Antwort zurecht, bevor er zu sprechen begann – und nicht erst, nachdem er bereits die ersten Worte gesagt hatte. Machen Sie sich keine Sorge über die Stille, die entsteht, wenn Sie erst einmal ein paar Sekunden nach der richtigen Antwort suchen. Ihr Publikum wird es Ihnen danken, wenn die Antwort danach fundiert und wohl formuliert ist.

Verwandte Artikel

Eine Bullshit-Checkliste
Alles heiße Luft? Was man von Frisören lernen kann.
Interessiert mich nicht die Bohne
Angsthase, Pfeffernase

Spannend wird’s erst, wenn ich’s verstehe

Werden Sie anschaulich – und die Spannung steigt. Wie starten Sie das Kopfkino bei Ihrem Publikum?

Die Lage ist ernst. Vor sechzehn Stunden wurde ein Kristall aus einer Testumgebung entwendet. Er befindet sich in diesem Moment in direkter Nähe zum Präsidenten der Vereinigten Staaten. Durch ein akustisches Signal wird er explodieren. „Wieviel Sprengkraft?“ will Agent Morgan wissen. „Ein Kristall auf ein Fußballfeld,“ sagt Agent Grant. Wie gesagt, die Lage ist ernst.

Das ist eine Szene aus einem amerikanischen Actionfilm. Spannend, oder? Jetzt wollen Sie bestimmt wissen, wie es weitergeht. Würden Sie das auch wollen, wenn Agent Grant gesagt hatte: „Der Sprengkörper hat eine Sprengkraft von 2000 mbar.“? Für mich könnte er dann genauso gut sagen: Er hat eine Sprengkraft von 2000 bunten Gummimäusen. Denn die Zahl sagt mir überhaupt nichts. Und was wir uns nicht vorstellen können, fesselt uns nicht. Das ist einer der Gründe, warum wir Actionfilme im Allgemeinen auch spannender als die letzte Präsentation zu den Quartalszahlen.

Erwecken Sie Zahlen und Fakten zum Leben

Klar, nicht immer werden Sie in Ihren Präsentationen über spektakuläre Themen wie Bombenanschläge auf den amerikanischen Präsidenten reden. Das müssen Sie aber gar nicht, um Ihre Zuhörer zu fesseln. Denn auch bei alltäglichen Themen können Sie dafür sorgen, dass bei Ihren Zuhörern ein Kopfkino startet: Indem Sie nüchterne Zahlen und unpersönliche Fakten im wahrsten Sinne des Wortes vor dem inneren Auge Ihres Zuhörers „anschaulich“ machen.

Wenn Sie sagen: In unserem Projekt haben wir so und so viele tausend Bücher für einen wohltätigen Zweck verkauft, wird sich kaum ein Zuhörer am Ende des Vortrags an die genaue Zahl erinnern. Sagen Sie aber: Wir haben soviele Bücher verkauft, dass sie aufeinandergestapelt doppelt so hoch sind wie der Kölner Dom, wird das in vielen Köpfen hängenbleiben.

Wenn Sie sagen: In China lernen immer mehr Menschen Englisch, aktuell sind es so und so viele, reißt das niemanden vom Hocker. Sagen Sie aber: Es gibt mehr Chinesen in China, die Englisch sprechen, als Einwohner in den Vereinigten Staaten, kann sich jeder Zuhörer die Dimensionen der genannten Zahl vorstellen.

Und welches Kopfkino wollen Sie bei Ihren Zuschauern starten?

Verwandte Artikel

Nenn’ das Kind beim Namen!
Große Zahlen begreifbar machen
Was passiert als nächstes?
Wieso ich Ihre Präsentation nicht spannend finde

Wo sind die Profis?

Von Profis keine Spur … Stattdessen Halbwissen auf breiter Flur.

Kostet viel Geld: Hochglanz-Imagebroschüre, repräsentativer Messestand, schicke Webseite. Keine Frage, oder? Da müssen Profis ran.

Doch das Gesicht vieler Unternehmen sind die Mitarbeiter und deren Auftreten in Meetings und Präsentationen. Was tun Sie eigentlich dafür, dass dieses Gesicht Ihr bestes ist?

Die Antwort in den meisten Fällen: ”Ich hab’ da mal ’ne Präsentation vorbereitet.“ Von Profis? Keine Spur!

Das PowerPoint-Template vom Azubi zusammengeschustert. Die Folien von der Sekretärin gezimmert oder von den Kollegen geklaut. Die Story vom … äh, die was?

Wann beginnen Sie, das Medium, das Ihre Kunden am häufigsten von Ihnen zu Gesicht bekommen, das Medium, bei dem Sie so lange die exklusive Aufmerksamkeit Ihrer Kunden bekommen, wie nirgends sonst, von Profis entwickeln zu lassen?

Verwandte Artikel

Neue Wege
Es wird unbequem
Was Hänschen nicht lernt …
30 Minuten Stille in Meetings

Spread the Word

Picture of Dr. Michael Gerharz

Dr. Michael Gerharz