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Schwerpunkt Vorher-Nachher: Die Spannung steigern

In dieser dreiteilligen Artikelserie gebe ich Tipps, Ihre bestehende Präsentation so zu verbessern, dass Ihr Publikum Ihre Botschaft versteht, Ihnen aufmerksam zuhört und sich die Kernaussage auch merkt.

Strichmännchen hinter Rednerpult

Wenn Sie meine Ratschläge aus der letzten Woche befolgt haben, dann sollte Ihre Präsentation jetzt von überflüssigem Ballast befreit sein und in bis zu drei größere Argumente geteilt sein. Heute geht es darum, Ihre Argumente möglichst spannend zu sortieren. Sicher ist das nicht die einzige Möglichkeit, aber gut umzusetzen. Ich hätte also nochmal ein paar Fragen:

Welches Problem Ihrer Zuhörer lösen Sie eigentlich?

Ihre Kernbotschaft haben Sie ja bereits auf den Punkt gebracht. Aber Ihre Zuhörer interessiert das nur, wenn sie auch erkennen, welchen Bezug die Informationen aus der Präsentation zu ihren eigenen Interessen haben. Dabei geht es nicht notwendigerweise um materielle Vorteile (“Mit dieser Idee sparen wir im Jahr 100.000€”), sondern z.B. auch um völlig immaterielle Dinge (Ihre Zuhörer wollen vielleicht einfach etwas über Ihr Thema lernen). Irgendwie müssen Sie das Ihren Zuhörern veranschaulichen, also:

Womit wecken Sie das Interesse Ihrer Zuhörer?

Je eher Ihre Zuhörer erkennen, dass Ihre Präsentation relevant für sie selbst ist, desto eher werden Sie am Ball bleiben. “Prima”, werden Sie jetzt vielleicht sagen, “deswegen habe ich ja am Anfang eine Gliederungsfolie.” Aber mal ehrlich:

Wann haben Sie zum letzten Mal einer Gliederungssfolie entgegengefiebert?

Gliederungsfolien sind so ziemlich das Gegenteil eines spannenden Präsentationseinstiegs und in den seltensten Fällen wirklich informativ. Viel hilfreicher ist es, Ihren Zuhörern am Anfang einen Aufhänger zu geben, der ihr Interesse weckt: eine aktuelle Frage, eine verblüffende Anekdote, eine herausfordernde These, in jedem Fall aber irgendetwas, was ein Fragezeichen in den Köpfen Ihrer Zuhörer hinterlässt.

Der Psychologe Robert Cialdini hat einmal gesagt: “Der Aha!-Effekt ist viel größer, wenn ihm ein Huh?-Effekt vorausgeht.” Mit anderen Worten ist die Bereitschaft, sich Informationen zu merken größer, wenn die Zuhörer vorher selbst das Verlangen nach diesen Informationen entwickelt haben. Netter Nebeneffekt: Haben die Zuhörer erst einmal das Verlangen nach einer Antwort entwickelt, fiebern sie dieser auch eher entgegen. Sie hören also gebannter zu, die Spannung steigt. Versuchen wir es also noch einmal:

Welche Frage brennt Ihren Zuhörern am stärksten unter den Nägeln?

Wenn Sie diese Frage gleich zu Beginn ins Spiel bringen, können Sie in der Präsentation auf deren Beantwortung hinarbeiten. Das heißt übrigens nicht unbedingt, dass Sie die Antwort bis zum Schluss schuldig bleiben müssen. Gerade bei einer überraschenden Antwort mag die Erklärung der Antwort und deren Herleitung genauso spannend sein, wie die eigentliche Antwort. Entscheidend ist, dass Sie vor jeder Teil-Antwort und jedem Zwischenschritt wieder das Verlangen danach in Ihren Zuhörern wecken:

Wecken Sie in Ihren Zuhörern das Verlangen nach Informationen?

Eine naheliegende Möglichkeit, das zu tun, besteht in der Konflikt-Auflösungs-Schleife. Dabei folgt auf die Auflösung einer Frage die nächste Gegenfrage, die wiederum das Verlangen nach der nächsten Auflösung auslöst usw., etwa so: “Wir haben das Problem A. Mit unserem neuen Verfahren können wir … Aber erzeugt das nicht Problem B? Nein, denn … Und wie funktioniert das? Wir haben…” usw.

Sie erhalten so automatisch sinnvolle Übergänge. Anstatt Fakten einfach aneinander zu reihen, machen Sie einfach eine Story draus

Und wie kommen Sie nun von Ihrer bestehenden Präsentation dahin? Im Grunde reichen diese drei Schritten:

  1. Löschen Sie Ihre Gliederungsfolie.
  2. Beginnen Sie Ihre Präsentation mit der Frage, die Ihren Zuhörern am stärksten unter den Nägeln brennt.
  3. Reihen Sie nicht Fakten an Fakten, sondern strukturieren Sie Ihre Argumente in einer Konflikt-Auflösungs-Schleife.

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Von Helden und Abenteuern

Na toll, jetzt haben Sie Ihre Folien nach allen Regeln der Kunst entworfen, haben FoliendesignBücher gelesen, alles überflüssige entfernt und richtig gute Folien gemacht. Aber irgendwie ist der Vortrag trotzdem nicht so gut angekommen. Warum? Weil Sie sich eben zu sehr auf die einzelnen Folien konzentriert haben. Spannend wird ein Vortrag aber nicht durch die Aneinanderreihung von Folien. Wer eine halbe Stunde lang die Aufmerksamkeit seiner Zuhörer halten möchte, der braucht eine Story.

Genau darum geht es in meinem nächsten Vortrag „Von Helden und Abenteuern“. Der Vortrag findet am 21. April in der Bonner Andreas-Hermes-Akadmie, in die ich immer wieder gerne zurückkehre. In dem Vortrag gebe ich Anregungen, wie Sie aus jedem Thema, also auch aus Ihrem, eine spannende Story machen. Und ich bin sehr, sehr gespannt darauf, im Anschluss an den Vortrag Ihre spannenden Stories zu hören. Beginn ist 19:30 Uhr, der Eintritt ist frei. Ich freue mich darauf, Sie zu sehen.

Weitere Informationen zu dieser und weiteren Veranstaltungen gibt es auf der Termin-Seite. Sehr gespannt bin ich auf den Workshop Ende Mai, indem wir mit maximal 4 Teilnehmern intensiv die Präsentationen der Teilnehmer analysieren und überarbeiten.

Filmpräsentation

ch bin mal wieder über einen dieser PowerPoint-Ratgeber gestolpert. Da steht z.B.: Jede Folie braucht eine Überschrift, damit die Zuhörer besser folgen können. Hm. Ich frage mich allerdings, wie es möglich ist, dass man der Handlung einer Geschichte z.B. in einem Film folgen kann, ohne dass ständig eine Überschrift eingeblendet wird? Etwa so:

Beispiel: Hochzeitspaar küsst sich in Abendsonne (mit Überschrift)Beispiel: Junge blickt nachdenklich in die Ferne (mit Überschrift)

Ferner lerne ich in dem Ratgeber, dass ich Schlüsselbegriffe hervorheben soll, aber bitte nicht mehr als 5 Schlüsselwörter pro Folie. Außerdem sei Schriftgröße 20-24pt optimal; so erhalte man durchschnittlich 5-7 Zeilen pro Folie. Gut, mache ich:

Beispiel: Hochzeitspaar küsst sich in Abendsonne (mit Textfolie)Beispiel: Junge blickt nachdenklich in die Ferne (mit Textfolie)

<

p style=”text-align: left;”>Und schon bin ich wieder gefangen in Textfolien. Jede Spannung und jeder emotionale Zugang wird durch diese Folien gleich im Keim erstickt. Man spürt die Langeweile regelrecht. Können Sie sich vorstellen, einen Film, der auf diese Weise Ihr Verständnis „unterstützt,“ 90 Minuten lang anzuschauen?

Einem guten Film können Sie folgen, weil er einen roten Faden hat. Sie können sich an die Schlüsselszenen erinnern, weil Sie gespannt waren, zu erfahren, was passiert. Diese Spannung erzeugen Sie nicht, indem Sie Ihre Folien nach diesen Ratgeber-Empfehlungen gestalten, sondern indem Sie einen roten Faden legen. Na klar, wer zuvor völliges Chaos produziert, dem mögen diese Empfehlungen helfen, ein bisschen Ordnung in seine Präsentation zu bekommen. Wer aber sein Thema beherrscht, der sollte sich besseres vornehmen.

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Spannende Geschichte
Des Pianisten Pobacke

 

Des Pianisten Pobacke

Haben Sie sich schon einmal gewundert, warum Musiker eigentlich so merkwürdige Bewegungen zu ihrer Musik machen? Warum etwa ein Pianist auf seinem Hocker hin- und herwackelt? Eine wundervolle Erklärung dafür liefert Benjamin Zander, Dirigent des Boston Philharmonic Orchestra, in seinem bewegenden Vortrag bei der diesjährigen TED-Konferenz. Die 20 Minuten sollten Sie wirklich investieren:

Zander erläutert äußerst amüsant, wieso Sie ein besserer Klavierspieler werden, wenn Sie auf nur einer Pobacke sitzen. Ich garantiere Ihnen, Sie werden klassische Musik mit anderen Ohren hören, wenn Sie gesehen haben, wie Zander ein Chopin-Stück auf diese Weise interpretiert. Und was hat das nun mit Präsentieren zu tun?

Wer auf einer Pobacke spielt, der löst sich aus seiner verkrampften Haltung und lässt die Musik fließen von der ersten bis zur letzten Note. Er begreift die Musik nicht als willkürliche Aneinanderreihung einzelner Noten, sondern erkennt wie sich aus Noten Melodien formen. Erst dadurch schickt Chopins Stück den Hörer auf eine Reise, die mit der Note b (deutsches h) beginnt und mit der Note e endet. Das darf man übrigens ruhig bildlich als b-eginn und e-nde lesen. Zander erklärt die Ein-Pobacken-Spielweise dabei so:

<

p style=”text-align: left;”>Das täte auch vielen PowerPoint-Präsentationen gut. Zanders Klavierschüler, der sich auf jede einzelne Note konzentrieren muss, ist nämlich niemand anderes als der Vortragende, der Folie für Folie abliest, der keinen roten Faden hat und keine klare Botschaft vermittelt. Die Präsentation ist dann eine Aneinanderreihung einzelner Detail-Folien, anstatt eines spannenden Vortrags, der die Zuhörer zu b-eginn an ihrem Wissensstand abholt und entlang eines roten Fadens zur Kernaussage am e-nde führt. Auf einer Pobacke zu präsentieren heißt demnach, sich über die eigene Botschaft im Klaren zu sein und Folien als Hilfsmittel zu begreifen, statt sich an sie zu klammern.

Links zu dem Thema:
Artikel in Presentation Zen: Benjamin Zander: Who are we being?
Das Geheimnis einer kleinen Box

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Dr. Michael Gerharz