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Zwei Perlen aus dem amerikanischen Präsidenschaftswahlkampf

Dass der amerikanische Wahlkamp vor allem auch Show und Entertainment ist, daran haben wir uns mittlerweile gewöhnt. Ein wahres Feuerwerk brennt Rick Davis, der Chef-Wahlkämpfer von John McCain, in einer Präsentation über McCains Wahlkampfstrategie ab. Ich habe sie nicht gezählt, aber Davis gehen bis zum Schluss die Animationseffekte nicht aus. Da öffnen sich Türen, fliegen Kometen über den Bildschirm, es explodieren Folien, funkeln Sterne und vieles mehr. Dass die Präsentationssoftware (Keynote) all das beherrscht, heißt aber noch lange nicht, dass man alles auch in einer Präsentation unterbringen muss. Erstaunlich, dass man vor lauter Effekten überhaupt noch etwas von der Präsentation mitbekommt:

Pasted Graphic 13Pasted Graphic 8
Pasted Graphic 2Pasted Graphic 3

Das andere Extrem zeigt uns David Plouffe, Chef-Wahlkämpfer von Barack Obama in seiner Kampagnenpräsentation für die Vorwahlkämpfe; klassische Death-by-PowerPoint-Folien mit überfüllten Textfolien, unübersichtlichen Diagrammen und einem viel zu aufdringlichen Folienhintergrund. Unklar bleibt, wie Plouffe es geschafft hat, seine offenbar erfolgreiche Botschaft dennoch in die Köpfe seiner Helfer zu bekommen.

Pasted Graphic 14Pasted Graphic 17

Ich bin gespannt, wann hierzulande die ersten Kanzlerkandidaten ihre PowerPoint-Präsentationen auspacken.

[gefunden im Extreme Presentation Blog]

Was stimmt mit dieser Folie nicht?

Die jüngste Vorstellung der neuen iPhone-Version hat es wieder deutlich gemacht: Die mobile Internet-Nutzung ist auf dem Vormarsch. Jahre nach den sündhaft teuren UMTS-Versteigerungen ist also endlich abzusehen, dass die höheren Geschwindigkeiten auch tatsächlich gebraucht werden.

Die Netzbetreiber rühren daher auch schon kräftig die Werbetrommel für die nächste Mobilfunkgeneration, die Next Generation Mobile Networks, so z.B. Vodafone auf der CeBit und beim eco-Verband. Die folgende Folie dient in beiden Vorträgen als Motivation und soll die große Bedeutung der mobilen Breitbandanwendungen für den Mobilfunkmarkt verdeutlichen. Die Folie enthält eine Grafik, die das Wachstum der mobilen Datenraten zeigt und einige Bullet-Points, die arguementieren, wie stark der Bedarf an mobilen Breitbandanwendungen, gerade in Deutschland, in letzter Zeit gestiegen ist. Aber irgendetwas stimmt nicht mit der Folie! Sehen Sie es?

Beispielfolie: Mobile Broadband is the key market driver today

Zur Erinnerung: Es geht um die große Nachfrage nach mobilen Breitbandanwendungen. Und was zeigt die Abbildung? Die Entwicklung der mobilen Datenraten. Sie zeigt also, dass man immer schneller mobil surfen kann, nicht aber, dass tatsächlich immer mehr gesurft wird. Die Abbildung hat also nur äußerst entfernt etwas mit der Botschaft der Folie zu tun. Erst recht erkennt man aus der Abbildung nicht, warum die nochmal zehnfach schnellere NGMN-Technologie eigentlich benötigt wird.

Besser wäre es, eine Abbildung zu verwenden, die z.B. den Anteil des UMTS-Datenumsatzes am Gesamtumsatz oder die steigende Nutzung von E-Mail oder Internet über UMTS zeigt. Noch besser wäre es allerdings, wenn Sie die Fakten für die Zuhörer unmittelbar erfahrbar machen, indem Sie sie in Ihren Alltag einbetten. Eine gute Story wirkt oft überzeugender als reine Fakten. Und die Statistiken können Sie ja trotzdem noch einflechten, um Ihre Geschichte zu untermauern.

Kennedy und die Folien

Beispielfolie aus der Lehrer-Online-Unterrichtsreihe zu Kennedys Antrittsrede

Haben Sie sich schon einmal gefragt, warum Sie eigentlich Folien für Ihre Vorträge erstellen? Ich bekomme darauf z.B. folgendes zu hören: „das ist bei uns so üblich“, „das macht jeder so“, „der Chef will es so“. Offenbar ist PowerPoint heute so verbreitet, dass Folien gar nicht mehr hinterfragt werden.

Der Auslöser meiner Frage ist eine Präsentation, auf die Timo Off von Geistesblitz mich aufmerksam gemacht hat. Die Präsentation dient Lehrern als Auftakt einer Unterrichtsreihe über die Antrittsrede von John F. Kennedy und ist auf der Webseite lehrer-online verfügbar. Es ist schon fast ironisch, dass diese uninspirierte Präsentation ausgerechnet Kennedys großartige Rede behandelt, der damals ja ganz ohne Folien auskam.

Beispielfolie aus der Lehrer-Online-Unterrichtsreihe zu Kennedys Antrittsrede

Wozu dienen die Folien dieses Lehrervortrags? Sie enthalten im Wesentlichen Faktenwissen, das den Schülern als sog. Vorentlastung mit auf den Weg gegeben werden soll, bevor sie Kennedys Rede anaylsieren. Aber unterstützen die Folien das in irgendeiner Weise?

Natürlich enthalten sie die relevanten Fakten; aber ein Mehrwert gegenüber einem Handout, das gemeinsam besprochen wird, oder gegenüber einem Tafelbild, das die Informationen in angemessenem Tempo entwickelt und das die Schüler in ihre Hefte übertragen, ist zumindest zweifelhaft. Solche Textfolien sind sogar häufig eher kontraproduktiv.

Die entscheidende Frage lautet denn auch: Ist es überhaupt nötig, den Inhalt dieser Folien in ein PowerPoint-Korsett zu pressen? Ich bin mir da nicht so sicher. Aber wenn man es denn unbedingt möchte, dann können Folien auf einer ganz anderen Ebene das Verständnis der Schüler stärken.

Mit reinen Fakten ist es kaum möglich, die emotionale Bedeutung von Kennedys Rede im Speziellen und den amerikanischen Antrittsreden im Allgemeinen zu veranschaulichen. Aber gerade das ist die Stärke von Folien: eine wirkungsvolle Bildersprache. Um zu zeigen, was möglich wäre, habe ich 4 Folien aus dem Vortrag radikal überarbeitet, dabei den Text fast völlig eliminiert und passende Bilder eingefügt. Wenn der Lehrer hierzu eine fesselnde Geschichte über die Bedrohungen und Unsicherheiten der damaligen Generation erzählt, dann kann er die Schüler darin unterstützen, ein Gefühl für die Tragweite von Kennedys Rede in ihrem historischen Kontext zu bekommen.

Genau dazu sind Folien nämlich da: das Verständnis der Zuhörer zu unterstützen und die Kernaussagen einprägsamer zu machen. Diese Antwort höre ich übrigens erstaunlich selten auf die Frage „Warum Folien?“

Beispielfolie aus der Lehrer-Online-Unterrichtsreihe zu Kennedys AntrittsredeVerbesserungsvorschlag zur Lehrer-Online-Unterrichtsreihe zu Kennedys Antrittsrede
Beispielfolie aus der Lehrer-Online-Unterrichtsreihe zu Kennedys AntrittsredeVerbesserungsvorschlag zur Lehrer-Online-Unterrichtsreihe zu Kennedys Antrittsrede
Beispielfolie aus der Lehrer-Online-Unterrichtsreihe zu Kennedys AntrittsredeVerbesserungsvorschlag zur Lehrer-Online-Unterrichtsreihe zu Kennedys Antrittsrede
Beispielfolie aus der Lehrer-Online-Unterrichtsreihe zu Kennedys AntrittsredeVerbesserungsvorschlag zur Lehrer-Online-Unterrichtsreihe zu Kennedys Antrittsrede

Links zu dem Thema:
Wie albern Kennedys Rede mit Folien wäre: 1, 2, 3, 4
Zahlen oder Bilder?

IKEA färbt Pac-Man grün

Pac-Man-Diagramme bei IKEA

Wer kennt nicht den kleinen, gelben, immer hungrigen Computerspieleball Pac-Man? Völlig überraschend habe ich ihn heute auf der Webseite von IKEA wiederentdeckt. Auf dem Boden liegend und ganz grün im Gesicht. Wie konnte es dazu kommen?

IKEA präsentiert auf diese Weise wichtige Kennzahlen des Unternehmens, jeweils aufgeteilt nach den Regionen Europa, Nordamerika und Asien. Was dabei herausgekommen ist, sieht vielleicht auf den ersten Blick ganz nett aus, offenbart aber auf den zweiten Blick eine ganze Reihe an Problemen.

Legende zu IKEAs Pac-Man-Diagramm

Der gravierendste Mangel betrifft die inkonsistente Bedeutung der Farbtöne. Zwar ist Europa immer dunkelgrün dargestellt; aber der hellste Grünton repräsentiert im mittleren Diagramm Nordamerika, in den beiden übrigen dagegen Asien. Das ist eine Stolperfalle, die die Interpretation der Daten deutlich erschwert, die man jedoch leicht hätte verhindern können. Aber wer nicht genau hinsieht, ist ohnehin verloren, da das Diagramm selbst nicht beschriftet ist. Was eigentlich dargestellt ist, erkennt man erst, wenn man den Text rechts neben dem Diagramm liest und dann die Zuordnung zu den Flächen mühsam selbst vornimmt.

Wie geht es besser? Zuallererst würde ich mich von der 3D-Darstellung verabschieden. Das mag zwar nett aussehen, vermindert aber die Lesbarkeit, insbesondere wenn man auch noch die Diagramme untereinander vergleichen möchte. Natürlich sollte die Zuordnung der Farben konsistent sein. Außerdem würde ich einen etwas stärkeren Kontrast wählen. Abschließend würde ich die Fakten an das Diagramm selbst schreiben, damit die Zuordnung leichter fällt. Jetzt sieht man auf einmal sehr deutlich, dass Asien zwar für den Umsatz ziemlich unbedeutend ist, im Einkauf aber eine große Rolle spielt (leider liegen mir dazu keine absoluten Zahlen vor).

Verbesserungsvorschlag für IKEAs Pac-Man-Diagramme

Der Vergleich von Tortendiagrammen mit Pac-Man ist übrigens vor einiger Zeit schon einmal in Form dieses Diagramms durch das Internet gegangen. Letztlich geht er zurück auf die seit Ewigkeiten schwelende Diskussion zwischen Statistikern und Grafikern, ob Tortendiagramme überhaupt zur Darstellung statistischer Zahlen geeignet sind. Mehr dazu in den Links.

Tortendiagramm, das aussieht wie Pac-Man

Links zu dem Thema:
Wikipedia-Artikel zu Tortendiagrammen, mit kurzer Diskussion der Nachteile
Verteidigung von Tortendiagrammen
Ursprünglicher Pac-Man-Tortendiagramm-Joke

Sind Gesetze trocken?

Sind Gesetze trocken?

Vorträge, die sich mit rechtlichen Rahmenbedingungen beschäftigen, stehen nicht gerade im Ruf, besonders spritzig zu sein. Die Materie ist nun mal trocken, da kann man nicht viel machen. Oder doch?

Wer sagt denn eigentlich, dass Vorträge zu rechtlichen Themen nicht durch Bilder aufgelockert werden dürfen? Verliert man dadurch die Vollständigkeit der Aussagen? Im Gegenteil, man hat aufmerksamere Zuhörer, weil sie von den Bildern angesprochen werden und nicht beim Vorlesen der Texte abschalten. Wer aufmerksam zuhört, der nimmt auch mehr auf.

Was bereits mit wenig Aufwand möglich ist, möchte ich an einem Beispiel aus dem gestrigen Artikel über die Konferenz zur Auswirkung der Windenergie auf Vögel und Fledermäuse veranschaulichen. Ein Mitarbeiter der Landschaftsarchitekten Gutschker-Dongus (die unabhängig davon übrigens sehr schöne Landschaften gestalten) hielt dort einen Vortrag über die regionale Raumordnungsplanung.

Als auffälligste Änderung habe ich zur Unterstützung der Aussagen bei istockphoto passende Bilder gesucht, die einen emotionalen Zugang zu dem eigentlich trockenen Thema ermöglichen. Daneben habe ich zur Veranschaulichung der Planungsebenen auf der zweiten Beispielfolie die Texte vollständig gestrichen und durch eine Karte ersetzt, an der man die Planungsebenen anschaulich erläutern kann. Außerdem habe ich den Folienhintergrund etwas entschärft und weitgehend auf die Überschriften verzichtet. Auf der dritten Beispielfolie gab es z.B. vier Überschriften, bevor der eigentliche Inhalt folgt.

Wenn Sie beide Versionen vergleichen, welche Version wirkt lebendiger? Wo prägt sich der Inhalt besser ein?

Beispielfolie 1Verbesserung 1: Familie im Grünen
Beispielfolie 2Verbesserung 2: Deutschlandkarte
Beispielfolie 3Verbesserung 3: Windrad im Grünen
Beispielfolie 4Verbesserung 4: Paragraphenzeichen mit zwei Stichpunkten

Verwandte Artikel:
Zahlen oder Bilder?
Noch eine Cola, bitte
Lästern kann jeder

Vom Winde verweht

Pasted Graphic 16

Es gibt sie noch, die gute alte Textfolie, und zwar kraftvoller und überzeugender denn je. Zwei randvoll gefüllte Tage mit echten Prachtexemplaren liefert uns nämlich die Koordinierungsstelle Windenergie mit ihren Konferenzen zu Windenergie und Netzintegration und zur Auswirkung der Windenergie auf Vögel und Fledermäuse, die im vergangenen Monat in Berlin stattfanden.

Gekonnt wird von den Referenten jeder leere Fleck auf den Folien weggeblasen und mit Text gefüllt, getreu dem Motto: “Es gibt viel zu sagen, packen wir es auf die Folie.” Ist die Folie dann immer noch nicht voll, kommen Fußnoten in Mini-Schrift zum Einsatz. Ein Handout zu erstellen, in dem man so etwas nachliefern könnte, wäre ja auch wirklich zu viel verlangt.

Zählen wir noch die wuchtigen Folienhintergründe, die teils viel zu großen, teils viel zu kleinen Schriften und etliche weitere gestalterische Patzer hinzu, hat sich die Koordinierungsstelle mit dieser Flaute für überzeugende Präsentationen die Zitrone des Monats redlich verdient.

Pasted Graphic 15Pasted Graphic 12Pasted Graphic 6Pasted Graphic 7

Verwandte Artikel:
Zitrone des Monats April 2008
Zitrone des Monats März 2008
Handouts gegen Death-by-PowerPoint

Zahlen oder Bilder?

Wenn Sie etwas wichtiges zu sagen haben, dann liegt Ihnen sicher viel daran, dass ihre Botschaft auch ankommt. Ihr Ziel haben Sie erreicht, wenn Ihre Zuhörer die Botschaft als Handlungsaufforderung verstehen, z.B. um für Ihre Hilfsorganisation zu spenden. Das wird Ihnen aber nur gelingen, wenn die Botschaft nicht nur für Sie sondern auch für Ihre Zuhörer zu einer Herzensangelegenheit wird. Viele Redner zitieren daher in solchen Situationen Statistiken, die das Ausmaß und die Wichtigkeit des Themas verdeutlichen, z.B. so:

Beispielfolie mit Statistiken zu

Das funktioniert hier aber nicht so recht. Natürlich erkennt man, dass Hunger ein großes Problem ist, aber echt betroffen ist man durch diese Folie nicht. Fakten alleine berühren uns normalerweise nicht besonders. Auch sind die genannten Zahlen reichlich abstrakt. Klar, sie sind furchtbar groß, aber wirklich greifbar sind sie nicht. Die einzige greifbare Zahl ist in der letzten Zeile versteckt: alle 5 Sekunden verhungert ein Kind. Das kann man sich vorstellen; deshalb sollte der Schwerpunkt auch auf diese Aussage gelegt werden. Wenn man einige der redundanten Zahlen weglässt und ein emotionales Bild hinzufügt, funktioniert die Folie schon besser:

Beispiel mit Bild und weniger Zahlen, neuer Titel

Aber irgendwie überzeugt das noch immer nicht so recht. Es ist nicht klar, worauf der Schwerpunkt des Arguments gelegt wird: 1 Milliarde Kinder in Armut, jedes fünfte Kind ohne sauberes Wasser oder 6 Millionen Kinder, die jährlich verhungern. Natürlich machen alle drei für sich genommen betroffen, aber eine größere Wirkung erzielt man häufig, wenn man sich auf eine Aussage konzentriert. Lässt man alles weg, was auf dieser Folie von der Kernbotschaft ablenkt, und verstärkt die Kernelemente, erhält man eine viel effektivere Folie:

Emotionales Beispiel mit großformatigem Foto eines Kindes und Kernaussage

Diese Folie ist eine wunderbare Plattform, auf der man eine emotionale Argumentation aufbauen kann. Die Statistiken, die wir aus der Folie gestrichen haben, können während des Vortrags genannt werden und erhalten durch die starke Kernaussage eine direkte Bedeutung. Die Handlungsaufforderung wird auch unmittelbar klar: Retten Sie ein Kind, indem Sie spenden! Sehr effektvoll ist es übrigens, wenn Sie während des Vortrags die 5 Sekunden noch anschaulicher machen, indem Sie z.B. für kurze Zeit alle 5 Sekunden mit den Fingern schnippen.

Links zu dem Thema:
Präsentationen von Chris Landry vom Sustainable Food Lab
Buchempfehlung: “Was bleibt” von Chip und Dan Heath, insbesondere Kapitel 5: “Emotional”

Hauptsache schrill

Erläuterung der Umsatzentwicklung in der Präsentation der Geschäftszahlen der Coca-Cola-West

Bevor wir weiterziehen, wollen wir uns noch eine letzte Cola genehmigen, da der Vorrat an schlechten Beispielen schier unerschöpflich ist. Mit dieser Folie veranschaulicht Coca-Cola West, wie sich der Umsatz von 2006 zu 2007 und 2008 verändert und schlüsselt die wesentlichen Einflussfaktoren auf. Auch diese Folie hat eine Reihe von Problemen.

Das größte Problem ist die nicht maßstabsgetreue Repräsentation der Kästen. Besonders auffällig ist, dass die Höhen nicht proportional zu den Zahlenwerten sind. Wenn man etwas genauer hinsieht, erkennt man darüber hinaus, dass die Breiten der Kästen nicht gleich sind. Das Diagramm sorgt dadurch eher für Verwirrung als für ein leichteres Verständnis.

Das schrille Layout hilft auch nicht gerade weiter und hat selbst eine ganze Reihe von Problemen: Zunächst bleibt unklar, warum die positiven Faktoren “sales growth” und “cost reduction” übereinander, die negativen Faktoren aber nebeneinander stehen. Ferner sind die Tabellen, die die Kostenreduzierungen erläutern, trotz der Pfeile schwer zuzuordnen. Und schließlich gibt es wieder eine Reihe liebloser Anfängerfehler mit den Schriftgrößen, der Anordnung der Objekte und noch einiges mehr.

Wie immer liefere ich einen Vorschlag, wie es besser gehen könnte. Als offensichtlichste Änderung habe ich die Einflussfaktoren als Pfeile und nicht als Kästen gezeichnet. Auf die schrille Farbgebung habe ich verzichtet. Dafür sind die Schrittweiten jetzt proportional zu den entsprechenden Zahlenwerten. Schließlich habe ich die Tabellen direkt neben die entsprechenden Kategorien angeordnet.

Verbesserungsvorschlag für die Folie

Noch eine Cola, bitte

Besonders schlechtes Beispiel aus der Präsentation der Coca-Cola-West-Geschäftszahlen

Der Coca-Cola-Abfüller Coca-Cola-West aus Japan hat sich mit dieser (und natürlich den übrigen Folien) die Zitrone des Monats redlich verdient. Aber was genau ist eigentlich so schlecht an dieser Folie? Ich nutze die Gelegenheit einmal für einen weiteren Vorher-Nachher-Vergleich.

Folien sind dazu da, eine Präsentation optimal zu unterstützen und die wesentlichen Aussagen zu unterstreichen. Diese Folie ist jedoch so voll, dass man gar nicht weiß, wo man beginnen soll.

Es gibt drei wesentliche Elemente: eine Abbildung, die die Drei-Farben-Stratgie von Coca-Cola veranschaulicht, ein Diagramm, das die Veränderung des Ergebnisses zum Vorjahr zeigt, und eine Tabelle, die für jede der Farben Statistiken zeigt. Alle drei Elemente schreien durch ihre schrille Farbgebung nach Aufmerksamkeit. Was ist eigentlich das Wesentliche und was nur erklärende Zusatzinformation? Betrachten wir die drei Elemente im Einzelnen.

Die Abbildung
Abbildung zur Veranschaulichung der Drei-Farben-Strategie

Eigentlich eine gute Idee, jedoch amateurhaft umgesetzt. Zu jeder Farbe der Drei-Farben-Strategie wird das Logo dargestellt und durch die entsprechende Farbe noch visuell unterstützt. Hier beginnt aber schon das Grauen. Die farbigen Boxen sind stümperhaft ausgerichtet. Die Logos überlappen und decken ihre farblichen Boxen nicht richtig ab. Außerdem ist unklar, welchen Zweck die Farbverläufe erfüllen, die zudem noch größtenteils hinter den Logos verschwinden. Unklar ist auch, warum die Schriften hier mit Schatten versehen sind, was die Lesbarkeit verschlechtert (und so nicht noch einmal verwendet wird). Auch die hässlichen weißen Streifen in der silbernen Box zeugen nicht gerade von Sorgfalt beim Design.

Die Tabelle
Die Tabelle enthält Angaben zum Zielmarkt, zum Umsatz und zur Veränderung im Vergleich zum Vorjahr

Die Tabelle gibt für jede der drei Farben drei Werte an, die Zielgruppe, den Umsatz im Jahr 2007 und die prozentuale Veränderung im Vergleich zum Vorjahr. Außerdem werden in der letzten Zeile die akkumulierten Werte für alle drei Farben genannt. Das größte Problem an der Tabelle ist die Spalte “target”, die hier, unter der Überschrift “Umsatz”, nämlich eigentlich nichts zu suchen hat. Viel besser würde die Information in den Kontext der Abbildung passen, um die Bedeutung der drei Farben zu erläutern. An dieser Stelle lenkt sie nur ab, denn sie alleine taugt auch nicht recht zu Erklärung der Umsätze.

Darüber hinaus ist es ungünstig, dass die Reihenfolge der Farbmarken eine andere ist, als in der Abbildung; das sorgt leicht für Verwirrung. Warum werden eigentlich die Farben hier nicht wiederverwendet? Nicht besonders glücklich ist auch die Wahl der Farbe rot für die erste Zeile. Auch das kann Verwirrung stiften, da rot ja eine der drei Markenfarben ist, hier aber in einem ganz anderen Kontext verwendet wird.

Das Diagramm
Kann man so die Zahl 16% veranschaulichen?

Das Balkendiagramm enthält im Wesentlichen drei Zahlen, wobei sich zwei davon schon aus der Tabelle ergeben. Die prozentuale Veränderung von 16% steht so bereits in der Tabelle (und ist daher redundant) und die absolute Veränderung ließe sich leicht aus der Tabelle ableiten, wenn sie denn wirklich relevant wäre. Im Grunde geht es in dem Diagramm aber nur um zwei Zahlen, nämlich den Vergleich des Wachstums in 2006 und 2007. Braucht man dafür wirklich ein eigenes Diagramm? Für zwei Zahlen? Und was soll eigentlich die Farbgebung symbolisieren? Hängt der rote Farbverlauf mit dem roten Farbverlauf der roten Kernmarke zusammen? Wohl nicht, denn hier handelt es sich um das akkumulierte Ergebnis aller drei Farben, wieder einmal Verwirrungspotential. Da hilft es auch nicht, dass die Verläufe jetzt horizontal anstatt vertikal sind.

Wie geht es besser?

Um es besser zu machen, muss zunächst einmal klar sein, was überhaupt die wesentliche Aussage sein soll. Da ich nicht in den Köpfen der Coca-Cola-West-Manager stecke, kann ich hier natürlich nur vermuten, dass es das Wachstum von 16% ist, insbesondere im Vergleich zum schlechten Ergebnis des Vorjahres. Die anderen Elemente dienen als Erklärung. Man muss also die Aufmerksamkeit auf die Zahl 16% lenken. Ein Diagramm ist hierfür überflüssig. Als Erklärung für die Veränderung kann dann die Aufschlüsselung auf die drei Farben dienen, dazu braucht man aber nicht unbedingt eine extra Tabelle. Da man nicht beliebig viel Information auf einer Folie unterbringen kann, habe ich mich entschieden, die prozentuale Veränderung der Farben und die absolute Veränderung der Gesamtmarke wegzulassen, schließlich gibt es ja noch ein Handout, in dem das ergänzend aufgeführt werden kann. Das Ergebnis könnte vielleicht so aussehen.

Alternativvorschlag für Folie der Coca-Cola-West-Präsentation

Der Betrachter wird visuell klar geführt und erkennt sofort, was die wichtigste Aussage ist und in welcher Folge die Folie zu lesen ist. Wem das zu spartanisch ist, der kann natürlich auch die übrigen Informationen auf seinen Folien unterbringen, aber muss es dann unbedingt auf einer Folie sein?

Alternative 2: Folie 1Alternative 2: Folie 2Alternative 2: Folie 3Alternative 2: Folie 4

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Lästern kann jeder

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Dr. Michael Gerharz

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