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Lernen statt Lästern

Werner Herzog über schlechte Filme:

The bad films have taught me most about filmmaking. Seek out the negative definition. Sit in front of a film and ask yourself, “Given the chance, is this how I would do it?” It’s a never-ending educational experience, a way of discovering in which direction you need to take your own work and ideas.

“Given the chance, is this how I would do it?”

Es wäre viel geholfen, wenn nicht immer nur alle lästerten oder meckerten oder dem Chef nach dem Mund redeten. Kritisieren lernen – und sei es bloß still – ist Gold wert. Gelegenheit dazu gibt es genug.

„Warum finde ich den Vortrag langweilig?“, „Warum berührt er mich nicht?“, „Warum finde ich das Diagramm unübersichtlich?“, „Warum bleibt alles abstrakt?“.

Sind es die Folien? Die Art, wie er sein Publikum nicht anschaut? Ist es die fehlende Wertschätzung, weil er glaubt, wir kaufen ihm die Geschichte ab? Ist es die Art, wie sie doziert, statt mit uns zu reden? Ist es sein Vokabular, das mich nicht abholt?

Von schlechten Präsentation, gerade von den nicht gar so schlechten, lässt sich viel lernen. Entscheidend ist aber: Wenn ich an seiner Stelle wäre, wie würde ich es machen?

[Foto: Gorup de Besanez – „Werner Herzog bei den Filmfestspielen Venedig 1991“, Lizenz: CC-BY-SA]

Die beleidigte Leberwurst

Bevor Sie auf einer wissenschaftlichen Konferenz einen Beitrag veröffentlichen können, durchläuft Ihr Beitrag normalerweise einen sog. Reviewprozess. Mindestens drei unabhängige Wissenschaftler begutachten den Beitrag nach Kriterien wie „Neuheit“, „Relevanz“, „Korrektheit“ etc. Bei guten Konferenzen fallen ca. 90% und mehr der Beiträge in diesem Reviewprozess durch.

Die Ablehnungsemail enthält (bei guten Konferenzen) detaillierte Kommentare der Gutachter, die begründen, warum der Beitrag abgelehnt wurde. Genau jetzt passiert etwas bemerkenswertes. Der typische Wissenschaftler reagiert mit Groll: „Das steht doch auf Seite 3.“ oder „Das hat er völlig falsch verstanden.“

Natürlich ist es völlig irrelevant, ob ich der Meinung bin, meine Erklärung auf Seite 3 sei ausreichend. Ganz offensichtlich habe ich es nicht gut genug erklärt, wenn der Gutachter es falsch verstanden hat. Und nein, es spielt keine Rolle, ob er es nur flüchtig gelesen hat. Die Verschwörungstheoretiker gibt es auch: „Ist ja klar, dass der Beitrag von Professor Scantilor angenommen wurde, der kennt ja einen im Gutachterausschuss.“ Tatsache ist aber (fast immer), dass Scantilors Beitrag wirklich besser war.

Die beleidigte Leberwurst hilft niemandem weiter. Viele gute wissenschaftliche Beiträge sind gerade deswegen so gut, weil sie vorher mehrfach abgelehnt wurden und mit Hilfe der Gutachterkommentare verbessert werden konnten.

Klar, manch ein Kritiker entpuppt sich am Ende doch als Miesepeter. Aber auf Dauer profitieren Sie, wenn Sie Kritik ernst nehmen, gerade wenn Sie aus dem Publikum kommt. Vergessen Sie nicht, dass Sie immer vom Fluch des Wissens bedroht sind. Sie wissen, was die Definition auf Seite 3 bedeutet, Ihr Publikum muss es aus Ihren Worten (und Bildern) verstehen. Auch bedroht Sie der Wunsch, Recht zu haben, während objektiv betrachtet Ihre Argumentation vielleicht doch nicht ganz schlüssig ist.

Nur weil Sie selbst Ihren Text – oder Ihre Präsentation – gut erklärt und einleuchtend argumentiert finden, ist er es nicht zwangsläufig für andere. Nehmen Sie es denen, die darauf hinweisen, nicht übel.

Finde ich aber schon

„Ich finde aber, dass die Schriftart nicht so gut passt.“
„Doch, finde ich schon.“

Tja, Sackgasse. Ende der Diskussion. Eine vernünftige Entscheidung ist hier nicht mehr möglich. Weil beide keine Ahnung haben, wovon sie reden. Weil sie sich fortan nur noch Bauchgefühle entgegenwerfen werden, bis einer nachgibt.

Es geht aber nicht um Nachgeben, sondern um die beste Lösung.

Warum passt die Schrift denn nicht? Ist sie zu fett oder zu dünn? Zu filigran oder zu plump? Zu schlecht lesbar? Zu verspielt? Zu kühl? Zu unausgewogen? Handwerklich zu schlecht? Zu modern oder zu traditionell?

Und überhaupt: Was bedeutet es eigentlich, dass eine Schrift modern ist? Lesbar? Verspielt?

Lernen Sie, das zu sehen. Indem Sie beobachten. Neugierig sind. Fragen stellen. Darüber reden.

Bei allem, was Ihnen wichtig ist. Streichen Sie „Das finde ich schon“ aus Ihrem Wortschatz. Warum gefällt Ihnen das Bild? Was ist eine gute Umsatzprognose? Was eine gute Begrüßung? Warum gefällt Ihnen der Handtuchhalter? Warum sind Sie mit dem Ergebnis des Meetings unzufrieden? Warum finden Sie, dass der Text zu trocken ist? Wodurch wirkt der andere Text lebendiger?

Damit Sie eine fundierte Meinung haben und nicht nur vage Bauchgefühle. Damit Sie fundiert entscheiden können, statt im Dunkeln zu tappen. Damit Sie nicht beleidigt sind, sondern verstehen, dass die Schrift wirklich gut passt.

Lernen Sie zu sehen.

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Die Schere im Kopf

Der innere Bedenkenträger ist das Kryptonit unserer Kreativität. „Ach nee, das ist ja doch nicht so gut…“ oder „Dafür belächeln mich die Kollegen bestimmt“ oder „Das hat doch noch nie jemand so gemacht…“  

Sicherlich, Selbstkritik ist gesund. Sie sorgt dafür, dass wir über unsere Ideen reflektieren und sie von allen Seiten beleuchten. Aber achten Sie darauf, dass der innere Kritiker nicht zur Schere im Kopf wird. Denn: Ohne Risiko keine Belohnung. Oder glauben Sie ein Steve Jobs hat sich von der Schere im Kopf einschränken lassen? Ein Michael Jackson? Ein Mark Zuckerberg?

„Never change a running system“ ist Unsinn. Denn wenn wir uns nie trauen etwas zu verändern, können wir uns auch nie verbessern. Wir bleiben auf ewig auf demselben Stand. Festgefahren. Eingefroren.

Beim Präsentieren geht es darum, Aufmerksamkeit zu schaffen und im Gedächtnis zu bleiben. Ihre Präsentation wird sich niemals abheben, wenn Sie einfach nur alle Punkte auf dem „Das macht man eben so“-Vordruck abhaken.

Vielleicht brauchen Sie für Ihren nächsten Vortrag gar keine Folien, sondern ein Modell. Vielleicht verbildlichen Piktogramme Ihre Idee viel besser als ein Powerpoint-Schaubild. Vielleicht ziehen Sie Ihr Publikum viel schneller in Ihren Bann, wenn Sie, im Gegensatz zu allen anderen, mit einer Heldengeschichte einsteigen.

Trauen Sie sich?

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Sei so nett?

Mal ganz ehrlich: Wann haben Sie zuletzt in einer gähnend langweiligen Präsentation gesessen und am Ende doch höflich geklatscht? Wirklich verdient war der Beifall ja wohl nicht. Warum also? Mitleid? Gruppenzwang? Reine Erleichterung, dass es endlich vorbei ist?

Das mag höflich sein, aber das Problem dabei ist, dass der Vortragende die Konsequenzen seiner schlechten Präsentation nicht spürt. Er hat seinen Vortrag gehalten, alle haben geklatscht, vielleicht kam noch die ein oder andere Nachfrage. Fall erledigt. Feierabend.

Sein eigentliches Ziel aber, seine Botschaft in den Köpfen des Publikums zu verankern, wird er nicht oder nur sehr schwer überprüfen können. Ihm fehlt die direkte Rückkopplung. Hat die Entscheidung eines Kunden für oder gegen seine Firma an seinem Vortrag gelegen? Hat seine Präsentation dazu geführt, dass jetzt mehr Kollegen die neue Datenbank benutzen oder war es etwas anderes?

Ein Kompliment geht eben viel leichter von den Lippen als Kritik. Niemand will ein Buhmann sein. Wir beglückwünschen einen Kollegen gerne für eine tolle Präsentation. Eine schlechte schweigen wir lieber höflich tot. Und ein Kunde würde sich erst recht nicht die Zeit und Mühe machen, aus eigenem Antrieb konstruktives Feedback zu einem Vortrag zu geben, der ihn nicht überzeugt hat. Er meldet sich einfach nie wieder.

Nur Sie selbst als Vortragender sind der Ausweg aus diesem Dilemma. Seien Sie selbst der Antrieb. Warten Sie nicht auf andere. Ruhen Sie sich nicht auf dem Status Quo aus. Hinterfragen Sie. Und finden Sie heraus, wer Ihnen ehrlich die Meinung sagt.

Es liegt nur an Ihnen, eine großartige Präsentation abzuliefern!

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Toll, super, genial! Aber warum? Fans darf das egal sein. Ein Experte muss sagen können, warum.

Die FAZ über Nenas Rolle als Kritikerin bei „The Voice of Germany“:

Irgendwann stößt die Wortfamilie an ihre Grenzen, es dreht sich alles um „toll“, „super“, „genial“ oder „unfassbar“. Vor allem Nena gingen schnell die Worte aus.

Dabei hätte sie es nötig gehabt, ihrem eigenen Anspruch, offen und emotional zu sein, auch verbal gerecht zu werden. Emotionale Authentizität kauft man sich eben nicht durch den inflationären Gebrauch des Wortes „Gefühl“, ästhetische Urteile verlieren ihre Kraft durch die sich wiederholende Einordnung in „toll“ oder „spitze“.

Wer eine Leistung fundiert beurteilen möchte, der muss auch irgendwann einmal sagen, was denn eigentlich so „toll“ an der Leistung war. Kann er das nicht, bleiben Spitzenleistungen Zufallstreffer. Nur wenn Sie auf den Punkt bringen, was genau gut und was genau verbesserungswürdig ist, dann können Sie auch genau daran arbeiten, um beim nächsten Mal noch besser zu werden. Und erst dann können Sie den anderen Kritikern Paroli bieten, die gerade das Gegenteil sagen, nämlich dass sie es „doof“ fanden.

Gefällt mir! Aber warum?

Im Design ist das genau so. Meist hat jeder eine Meinung dazu: „Gefällt mir“ oder „find’ ich nicht so gut“. Doch bei den meisten bleibt das nur ein Bauchgefühl; die Frage nach dem „Warum?“ können die wenigsten beantworten: „Warum gefällt mir das besser?“, „Warum passt die blaue Version besser als die grüne?“, „Warum ist das Motiv nicht das richtige?“.

Deswegen empfehle ich z.B. immer noch jedem Design-Anfänger das wundervolle Buch Design for Non-Designers von Robin Williams. Warum das Buch wundervoll ist? Weil es dem Leser erklärt, warum ein Design besser aussieht als ein anderes. Und weil es ihm ein Vokabular an die Hand gibt, mit dem er das auch begründen kann.

Weltklasse Präsentation

Übrigens gilt das alles natürlich auch für Ihre Vorträge: Wenn Sie Ihrem Publikum immer nur vorschwärmen, Ihr Produkt sei „grandios“, und „Weltklasse“, aber nicht erklären, in welcher Beziehung, dann geht das alles unter im Marketing-Geschrei aller anderen, die das auch behaupten. Wenn Sie aber konkret werden, wenn Sie mit Bildern, Vergleichen und Geschichten erklären, in welcher Beziehung Ihr Produkt „Weltklasse“ ist, dann bleiben Ihre Worte viel eher in Erinnerung.

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Sitzen ein Student und ein Techniker beim Spiegel …

Regelmäßig nutzen die großen Nachrichtenmagazine den allgemeinen PowerPoint-Frust, um in einem Artikel entweder das Übel anzuprangern oder die Gralsbringer der PowerPoint-Alternativen anzupreisen. Am Wochenende versuchte sich der Spiegel wieder in letzterem. Wie war ich von dem Artikel frustiert. Im Einzelnen:

„Einige Studenten tüfteln lange an der perfekten Powerpoint-Präsentation,“
Das ist gut.

„den Studenten Philipp von Hammerstein, 20, beeindruckt das nicht.“
Wer war noch mal dieser Philipp von Hammerstein?

„Er findet diesen Vortragsstil sogar ziemlich langweilig. Folie für Folie, Chart für Chart.“
Die meisten Präsentationen sind so – leider – und zwar unabhängig davon, ob sie mit PowerPoint, Prezi, Flip-Chart oder sonst irgendetwas vorgetragen werden.

„[…] Für seine Präsentationen an der Uni suchte er im Netz nach Alternativen und fand Prezi. „Tolle Sache“, lautet sein Fazit nach rund 15 Präsentationen.“
Wer war noch mal dieser Philipp von Hammerstein?

„Das webbasierte Programm folgt nicht dem klassischen Präsentationsansatz der Diashow, sondern setzt auf eine Art virtuellen Rundgang durch eine Mindmap. […] ’Diese Auffassung von der Präsentation als unbegrenzte Ideensammlung ist das wirklich Neue an Prezi’, sagt Dorothee Wiegand von der Computerzeitschrift „c’t“.“
Wenn es einen Grund gibt, PowerPoint und nicht dem Vortragenden die Schuld für schlechte Vorträge in die Schuhe zu schieben, dann ist es wahrscheinlich die Tatsache, dass PowerPoint von Ingenieuren und Programmierern entwickelt wurde und nicht von Rhetorikern, Dramaturgen und Designern. Und wenn der Spiegel jetzt eine Redakteurin einer Technikzeitschrift zu Rate zieht, dann verheißt das nichts Gutes (Nichts gegen c’t, ich war selbst lange Zeit interessierter Leser. Auch nichts gegen Informatik, das hab ich ja selbst studiert.).

Aber zur Sache: Die unbegrenzte Präsentationsfläche ist sicher eine der attraktivsten Angebote von Prezi. Umgekehrt ist gerade die wenig zielgerichtete „Ideensammlung“ auf Bullet-Point-Folien einer der Gründe, warum PowerPoint-Präsentationen oft so ermüdend sind. Die Nutzer packen alles, was sie zu einem Thema wissen auf die Folien. Warum sollte die „unbegrenzte Ideensammlung“ bei Prezi da anders sein? Gute Vorträge hält nur, wer sich über seine Botschaft klar wird, einen interessanten roten Faden findet und seine Informationen klar und verständlich strukturiert – und zwar unabhängig vom Werkzeug.

„In der Praxis sieht die Arbeit mit Prezi vor allem bunt aus:“
Oh ja.

”[…] Wie bei einer Kamerafahrt schwenkt das Programm von Aspekt zu Aspekt und zoomt je nach Bedeutung der einzelnen Punkte stärker herein.“
Oooh ja – oh nein.

„Ein Nachteil: Es gibt keine direkte Excel-Anbindung. “Tabellen lassen sich nicht so bequem einbinden”, erklärt Wiegand.“
Wie gesagt: Techniker. Also wenn die fehlenden Excel-Tabellen das einzige Problem von Prezi sind, dann frag’ ich mich doch, warum ich so viele nervende Prezis sehe.

„[…] Bei Programmen à la Powerpoint könne man sich an den Folien entlanghangeln, sagt Philipp von Hammerstein.“
Wer war noch mal dieser Philipp von Hammerstein?

„Bei Zooming-Presentations müsse der Vortrag freier und flexibler gestaltet werden. “Der Redner muss sich in seinem Thema sehr gut auskennen.” Wer beim Vortragen schüchtern sei, für den seien solche Programme weniger geeignet.“ “
Wer sich in seinem Thema nicht sehr gut auskennt, sollte sich vor allen Dingen erst einmal mit seinem Thema beschäftigen, bevor er die Zeit anderer bei schlechten Vorträgen stiehlt. Wer sein Thema nicht gut kennt, der macht schlechte Vorträge, unabhängig vom verwendeten Werkzeug.

„Dorothee Wiegand sieht die Grenzen von Zooming Presentations auch in der Zielgruppe: Diese Art der Präsentation sei “hipp, cool und jung”, sagt sie und eigne sich daher eher für für [sic!]kreative Branchen, beispielsweise in der Werbung. Eine Business-Präsentation mit vielen Zahlen würde sie damit eher nicht machen.“
Ach ja, Excel fehlt ja, also kann man mit Prezi keine seriösen Business-Präsentationen machen, sondern nur hippe Präsentationen von Kreativen. Was für ein Quatsch ist das denn? Gerade diese Business-Präsentationen sind es doch, die den PowerPoint-Frust verursachen. Und als ob es nicht auch coole Typen außerhalb der Werbebranche gibt.

Ich schimpfe ja oft genug über Prezi. Aber sicher nicht, weil man damit nicht sinnvoll Zahlen präsentieren könnte. Viele Zahlen sind eh nichts für Folien. Wenn ich für meine Kunden nach sorgfältiger Abwägung eine Prezi erstelle, dann deswegen, weil sich das Thema dafür eignet, nicht weil die Zielgruppe hippe Träumer sind, die eh nicht an seriösen Informationen interessiert sind.

Der Rest des Spiegel-Artikels ist belangloses Geplänkel über Online-Alternativen zu PowerPoint (SlideRocket ist zweifellos ein nettes Werkzeug).

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Dr. Michael Gerharz