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Interview: Juli Gudehus über Kreativität

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Juli Gudehus ist Gestalterin, genau das: Gestalterin, nicht Designerin oder Grafikerin oder sonst irgend etwas. Im vergangenen Jahr durfte ich in einem tollen Vortrag auf dem Forum Mediendesign in Köln erfahren, warum ihr diese Bezeichnung so wichtig ist, und wie vieler Umwege es bedurfte, bis sie selbst sich dessen klar wurde. In dem tief bewegenden Vortrag gab sie den angehenden Studenten einige wertvolle Erfahrungen mit auf den Weg, die sie auf diesen Umwegen gelernt hatte. Drei davon sind bei mir besonders hängengeblieben: sei du selbst (und versuche nicht irgendjemand zu sein, den andere in dir sehen), du bist kreativ (weil du etwas tust), verfolge deine Träume (damit du das tust, was dir wirklich etwas bedeutet).

Bekannt geworden ist Juli Gudehus durch ihre graphische Umsetzung der Genesis, die sie noch während ihres Studiums zum Shootingstar machte. Das Buch erzählt die Schöpfungsgeschichte mit Hilfe von Piktogrammen auf humorvolle und bisweilen tiefgründige Weise. Im März erscheint eine Neuauflage des Werks im Carlsen Verlag.

Ich habe Juli Gudehus gefragt, was für sie Kreativität bedeutet und wie sie neue Ideen findet.

1. Was ist für Sie “Kreativität”?

Eine ganze Reihe von Tätigkeiten werden untrennbar mit Kreativität assoziiert: singen, malen, basteln, stricken, tanzen, Makramee.

Stimmt das wirklich? einfach so? Unserem Berufszweig, und auch noch ein paar anderen, wird schon von vorneherein die Kreativität zuerkannt. Wir sind die »Kreativen«. Aber sind wir es wirklich? Wir sind kreativ, ein Biochemiker, Bestattungsunternehmer oder Bäcker dagegen nicht. Dieses Vorurteil ärgert mich, vor allem, weil wir es auch noch selber glauben. Und es stimmt einfach nicht. Es gibt verdammt viele »Kreative«, die völlig unkreativ sind. Unkreativ, meine ich, weil ich es nicht für kreativ halte, Bewährtes nachzubeten, und dabei noch nicht einmal zu erkennen, daß man sich damit nicht einen Hauch aus dem breiten Mainstream entfernt. Das ist nicht besser als Kreativität à la Brigitte-Kreativteil. Ein Taxifahrer dagegen, der auf die Idee kommt, während der Fahrt Snacks oder Musik zu verkaufen, ist meiner Meinung nach kreativ. Er selbst wird das vermutlich gar nicht finden. Kommt nicht im Traum darauf.

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Ich denke, es wird Zeit, daß wir unseren Begriff von Kreativität revidieren. Unabhängigkeit, Urteilsvermögen und Eigenantrieb sind für mich Grundbestandteile wirklicher Kreativität. Eine offene Haltung, die Bereitschaft zu zweifeln, die Fähigkeit Fragen zu stellen, sind für mich Grundvoraussetzung, um zu eigenen, originären Lösungen zu finden, und das möglicherweise an unerwarteter Stelle. Echte Kreativität ist in meinen Augen: der Wille zur Neuschöpfung. Und damit meine ich nicht: an der Oberfläche herumschmirgeln, Elemente schön hinschieben.

2. Wie finden Sie “neue” Ideen?

Sie finden mich.

3. Was tun Sie, wenn Ihnen einmal einfach nichts einfallen möchte?

Ich kenne drei Wege, die helfen können, den Knoten zu lösen.

Der eine Weg ist, am Ball zu bleiben. Ich finde überaus hilfreich, alles, was mit dem Vorgang zu tun hat, zu studieren und zu sortieren. Durch diese Arbeit wird die Gehirntätigkeit bei mir oft schon ausreichend angeregt. Wenn das nicht der Fall ist: nochmal studieren und auf andere Weise sortieren, das kann schon helfen. Wenn der Ideenfluß schlimm ins Stocken gerät oder ein Problem unlösbar scheint, halte ich mich an den Rat meines Professors, der mir das Atommodell aufmalte und dazu sagte: “immer in Bewegung bleiben! umkreisen Sie Ihr Problem wie ein Elektron den Atomkern, wechseln Sie die Perspektive, schauen Sie von oben, von unten, von hinten und von der Seite. Aber bleiben Sie immer in Bewegung.”

Der zweite Weg ist, den Vorgang beiseite zu legen und sich mit etwas ganz anderem zu beschäftigen. Egal, was das ist – das Hintergrundprogramm in meinem Kopf läuft weiter und durch die Befruchtung mit Gedanken über Anderes kommt es in der Regel ebenfalls zu interessanten neuen Überlegungen.

Es hat auch – zum Glück selten – Fälle gegeben, wo ich entnervt das Handtuch geworfen habe. Das liegt dann irgendwo rum und ich werde mich zu einem späteren (oder auch zu einem viel späteren) Zeitpunkt wieder damit befassen. Das ist der dritte Weg: Dingen ihre Zeit und ihr Tempo lassen. Manchmal hilft es nicht, eine Lösung erzwingen zu wollen.

Am schwierigsten ist, zu entscheiden, welchen Weg ich in einer mißlichen Lage einschlage.

Schwerpunkt Kreativität: Kreativ ANDERS

Kreativ zu sein, bedeutet auch, einfach einmal anders über ein Problem nachzudenken, nicht immer die gleichen bekannten Wege zu gehen, sondern neue Wege zu gehen, die man selbst (und vielleicht auch andere) sich bislang nicht so recht zu gehen wagte. Neue Erfahrungen sammelt man dabei immer; vielleicht aber findet man auf diesen Wegen auch eine tolle Lösung, an die man vorher gar nicht gedacht hat.

Porträt von Hannes Treichl

Hannes Treichl ist Spezialist für solche neuen Wege. Mit seinem Blog ANDERS|denken füllt er eine reiche Fundgrube an Beispielen, in denen irgendjemand irgendetwas einfach einmal ganz anders gemacht hat. Und dieses Wissen nutzt er, um als Managementberater Unternehmen auf der ganzen Welt zu helfen, innovativere Produkte zu entwerfen und besseres Marketing zu machen, indem er ihnen zeigt, wo sie neue Wege finden.

Für den Schwerpunkt Kreativität habe ich Hannes gebeten, uns mit Hilfe einiger markanter Beispiele ein paar Denkanstöße für neue Wege zu liefern. Herausgekommen ist ein schöner Ansporn, selbst auch einmal neue Wege zu gehen – und wir lernen, dass häufig „anders denken“ viel nahe liegender und (insbesondere im Nachhinein) gar nicht so abwegig ist, wie man vielleicht vorher gedacht hat.

Kreativ ANDERS

von Hannes Treichl

Ich verbrachte früher (viel zu viel) Zeit in Business & Executive Lounges auf Flughäfen in aller Welt. Eines gleicht aber bei allen: die vielen Menschen in den selben dunklen Anzügen, die geschäftig telefonieren, Updates an Angestellte durchgeben und sich kaum um den Erfahrungsaustausch mit anderen kümmern. Mein meist gebuchter Zubringerflug war die Strecke Innsbruck–Frankfurt. Montag morgens saßen in der Tyrolean-Maschine kaum Menschen, sondern vor allem Zeitungen – und auch diese waren die selben.

Kopfstand im Freizeitlook zwischen gleichförmigen Geschäftsleuten

Inzwischen hat sich all das ein wenig geändert und die Konformität ist einer stärkeren Individualität gewichen, denn irgendwie haben wir doch alle genug von der grauen Mitte, oder?! Auch in unseren Berufen fordern unsere Chefs plötzlich Kreativität. Warum? Weil unscheinbare Produkte und Leistungen austauschbar sind und schon längst keine Chance mehr auf den großen Durchbruch haben – und das ist gut so!

Meistens hilft schon eine (gut strukturierte) Kreativ-Session weiter.

Das hat sich auch das 2007 mit dem Innovationspreis des Landes Salzburg ausgezeichnete Unternehmen Skidata gedacht. “Warum müssen Menschen an Skiliften immer vor geschlossenen Schranken stehen, obwohl sie gültige Karten haben?” So dürfte die Frage gelautet haben, auf die das Unternehmen mit einer revolutionären Idee antwortete: Dem Freemotion-Open-Gate-System.

Anstatt Snowboarder und Skifahrer mit verschlossenen Drehkreuzen vom Zugang zu Skiliften auszusperren, lädt ein ständig offenes Drehkreuz auf freundliche Art zum Durchfahren ein. Wer keine gültige Karte besitzt bleibt draussen – in dem Fall schließt sich ein Dreharm und verwehrt den Zutritt. Angenehmer “Nebeneffekt”: Da es wesentlich mehr Gäste mit berechtigten Karten gibt als welche mit gar keinen oder ungültigen, ermöglicht das Freemotion-Open-Gate-System ein höheres Tempo bei der Abfertigung von Wintersportlern.

Hilfe beim Nachdenken über mögliche Innovationspotenziale (und denken Sie beim Wort Innovation bitte nicht immer nur an Technologien!) bietet die Osborn Checkliste. Sie eignet sich dank einiger weniger einfacher Fragen, um Denkblockaden zu überwinden, und kann auch für “einsame” Kreativsessions mit sich selbst eingesetzt werden. Ein Beispiel dafür lesen Sie am besten selbst im Blog des Unternehmensberater Kai-Jürgen Lietz nach.

Skispringer im V-Stil

Keine Osborn Checkliste und keinen Kreativworkshop hat ein Mann namens Jan Boklöv gebraucht, um von der grauen, bedeutungslosen Mitte auszubrechen. Sie erinnern sich? Jan Boklöv, das war jener “bunte Hund”, der sich Mitte der 80er Jahre von Sprungschanzen warf, dabei seine Skier spreizte und eine ganze Sportart revolutionierte. Boklöv gewann so mehrere Weltcupspringen und den Gesamtweltcup.

Auch die Zuschauer liebten den waghalsigen Sprungstil des Schweden. Schon bald war er der unumstrittene Show-Star des gesamten Springerfeldes. Trotz (oder vor allem wegen?) seines Erfolges blies ihm allerdings ein eisiger Wind entgegen. Hochrangige FIS-Funktionäre sahen gar die Ästhetik des Skispringens gefährdet. Und trotzdem: Seine “Erfindung” setzte sich durch und ist heute aus dem Sport nicht mehr wegzudenken.

Auch die österreichische Wirtin Barbara Schreiner stieß auf Widerstand, als sie sich vor einigen Jahren entschied, ihre Gäste selbst den Preis des Essens festsetzen zu lassen. Von Kollegen und Freunden, mit denen sie die Idee teilte, wurde sie belächelt; heute lacht sie, denn ihre Idee des “Überraschungsmenüs” hat ihr nicht nur neue Gäste beschert, sondern vor allem auch viel Aufmerksamkeit von Presse und der Internetwelt. Ihr “

Kreativ war auch Traude Daniel aus Klagenfurt. Weil in wirtschaftlich harten Zeiten niemand jenen Preis zahlen wollte, den sie sich erhoffte, entschloss sie sich kurzerhand, ihr Haus zu verlosen. Die Folge: Ein Aufschrei von Juristen und Immobilienmaklern, die die Spielregeln einer gesamten Branche gefährdet sahen. Gleichzeitig gab es aber auch tausende Menschen, die sich begeistert von der Idee und den Möglichkeiten an der Verlosung beteiligten. Traude Daniel übertraf innerhalb kürzester Zeit ihre geheimsten Erwartungen und erzielte einen weit höheren Erlös, als ihr das ein “gewöhnlicher” Verkauf (oder gar eine Versteigerung) ermöglicht hätten.

Was zeigen uns diese Beispiele? Wer die Bausteine Kreativität, Mut sich über Branchenregeln hinwegzusetzen und Perfektion in der Umsetzung in seine Strategie integriert (oder noch besser: zu seiner Philosophie macht), wird sehr viel mehr Erfolg und Freude im Leben haben – und darf in wirtschaftlich schweren Zeiten mit einem Lächeln durch die Welt gehen. 

 

Interview: Frank Kretschmann über Kreativität

 

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Frank Kretschmann ist ein Tausendsassa. Er ist Fotograf, Musiker, Extremsportler, Weltenbummler und mehr. Und mit all dem überschreitet er Grenzen, vor denen andere lange halt gemacht hätten.

In jahrelanger Arbeit fotografierte er mit drei Kollegen und einer alten Kamera die Städte Nürnberg und Fürth aus völlig ungewohnten bis unmöglichen Blickwinkeln, und nannte das Ergebnis Randzonen. Mit seiner Band Ludwag geht er Wege fernab vom Mainstream und erforscht Klangwelten irgendwo zwischen elektronischer und akustischer Musik. Und als Freeclimber reist er um die ganze Welt, um reine Natur zu erleben, wenn er alleine oder mit Kollegen in viel zu steilen Felswänden hängt.

Ich habe Frank Kretschmann gefragt, was für ihn Kreativität bedeutet und wie er neue Ideen findet.

1. Was ist für Sie “Kreativität”?
Freeclimber in Aktion:

Kreativität bedeutet für mich vor allem, in jeder Situation, auch in unerwarteten Situationen, intuitiv reagieren zu können. Kreativität hat demnach, ganz besonders in meinem Job, viel mit Improvisation zu tun. Ich muss jederzeit in der Lage sein, mich Problemen und Herausforderungen ohne großes vorheriges Planen stellen zu können. Grundvoraussetzung dafür ist natürlich, dass ich mich auf mein Wissen und meine Erfahrung verlassen kann und es in jeder Situation in meiner Arbeit einsetzen kann.

2. Wie finden Sie “neue” Ideen?

Ich bin viel und gern unterwegs, auch viel in der Natur. Dabei treffe ich ständig neue Menschen und neue Orte, von denen jeder einzelne mir neue Anregungen gibt. Ich versuche immer, meine Umgebung mit offenen Augen und Ohren aufzunehmen, mir dabei immer auch einen spielerischen Zugang zu meiner Umwelt zu bewahren.

Wichtig scheint mir auch, neue Ideen nicht krampfhaft zu suchen, nicht ständig darüber nachzudenken, sondern sie entstehen zu lassen, also in meinem Kopf und in meiner Umwelt das richtige Umfeld zu schaffen, in dem Ideen den Weg zu mir finden können.

3. Was tun Sie, wenn Ihnen einmal einfach nichts einfallen möchte?
Feldweg:

Für mich ist das durchaus manchmal befreiend. Ich kann mich darüber freuen und es genießen, einen leeren Kopf zu haben. In der heutigen Zeit ist das ja leider eher selten geworden. Anstatt zu verkrampfen und in Terminstress zu verfallen, benutze ich diese „leeren“ Zeiten gerne, um mich bewusst zu entspannen. So gewinne ich Abstand und Kraft und kann anschließend viel leichter und mit frischem Kopf neu an die Sache herangehen.

Wenn ich auf der Suche nach Ideen bin, für meine Fotografie, meine Musik oder für meinen Sport, ist es in jedem Fall einen gute Idee zu den Anfängen zurückzugehen, sich an seine Basics zu erinnern. Ich versuche also zurück zum Wesentlichen zu kommen und mich auf das Einfache zu konzentrieren und dieses mit höchster Sorgfalt und Präzision auszuführen.

[Fotos: Frank Kretschmann, funst.de

 

Schwerpunkt Kreativität: Strukturiert Ideen entwickeln

Wer behauptet eigentlich, kreative Ideen kämen immer aus heiterem Himmel? Klar tun sie das manchmal; und es ist ein tolles Gefühl, wenn man auf einmal, während man etwas völlig anderes tut, eine geniale Idee hat, die ein besonders wichtiges Problem löst. Das Dumme ist nur: Wir haben selten Zeit, auf diesen Zufallsmoment zu warten.

Portrait von Florian Rustler

Brauchen wir aber auch nicht, denn Kreativität kann man lernen. Und wie das geht, zeigt uns Florian Rustler heute an einer ganz konkreten Aufgabe, die ich ihm für diesen Beitrag gestellt habe. Florian ist Moderator für Kreativworkshops aus München, der Unternehmen weltweit hilft, in kurzer Zeit neue Ideen und Lösungen für Ihre Herausforderungen zu entwickeln. Dafür setzt er eine Vielzahl unterschiedlicher Denkwerkzeuge ein, von denen er einige heute vorstellt. Eine noch viel ausführlichere Übersicht findet man in seinem äußerst empfehlenswerten Blog creaffective.

Für den heutigen Beitrag habe ich Florian gebeten, die Rolle des Sicherheitsbeauftragten einer Firma zu übernehmen, der seine Kollegen in einem Vortrag für das Thema Datensicherheit sensibilisieren soll. Auf Basis einer imaginären „Vorher-Folie“, wie sie in einer typischen PowerPoint-Präsentation verwendet werden könnte, sollte Florian systematisch Ideen entwickeln, wie man dieses Thema spannender und einprägsamer präsentieren könnte. Das Ergebnis finden Sie in seinem Beitrag. Florian und ich sind gespannt, welche Ideen Sie noch entwickeln oder wie Sie Florians Ideen in einer Nachher-Folie umsetzen würden. Schreiben Sie Ihre Ideen doch einfach in die Kommentare.

Strukturiert Ideen entwickeln mit dem Einsatz von Kreativitätstechniken

von Florian Rustler

Stellen wir uns vor, wir müssen zum Thema Datensicherheit einen Vortrag halten, in dem wir die Zuhörer für die wichtigsten Stolpersteine sensibilisieren sollen und dies so, dass die Kernpunkte wirklich hängen bleiben. Gegeben sind folgende Fakten aus Michaels „Vorher-Folie“:

Vorher-Folie für Florian Rustler

Meine Aufgabe als Vortragender ist es nun, mir Ideen für mögliche Stories zu überlegen, wie man dieses wichtige, aber oft trockene und unbeliebte Thema auf spannende Art und Weise präsentieren und in den Köpfen der Zuhörer verankern könnte.

Strukturiert an das Problem herangehen

Auf neue Ideen zu kommen, ist einerseits mit Spontanität, Zufall und viel Spinnerei verbunden, andererseits, ist die Ideenentwicklung ein hoch strukturierter Prozess, den jeder Mensch erlernen und einsetzen kann. Dazu braucht es auch nicht immer ein Team von Ideengebern (das wäre zwar ideal), man kann dies auch alleine tun.

Wie häufig in solchen Fällen, bin ich auch für diese Aufgabe mit dem Verfahren Creative Problem Solving vorgegangen, mit dem man einen Problemlöseprozess strukturieren kann. Nachdem ich von Michael die „Vorher-Folie“ mit Daten erhalten habe, war mein erster Schritt, die Herausforderung genauer einzugrenzen:

Anhand von Michaels Daten habe ich versucht, erst einmal so viele Problemformulierungen wie möglich zu finden, um das Problem in Unteraspekte aufzuteilen bzw. es genauer einzugrenzen (Zwei Techniken, mit welchen man dies tun kann, lauten Aussagenstarter, eine Art Brainstorming nach Problemfragen, und Hervorheben, eine Technik zum Auswählen und Sortieren von Ideen). Folgende drei Problemformulierungen sind dabei übrig geblieben (d.h. ich habe viel wieder verworfen):

  1. Wie lauten alle Themenideen, um Datensicherheit und Industriespionage in eine spannende Geschichte zu verpacken?
  2. Wie lauten alle Möglichkeiten, Analogien zu mangelnder Datensicherheit herzustellen?
  3. Wie lauten alle Möglichkeiten, um auf den Punkt „80% aller Diebstähle erfolgen auf dem klassischen Weg durch Mitarbeiter“ hinzuweisen?

Für die Problemformulierungen 1. und 2. habe ich nun jeweils in 10 Minuten einige Ideen entwickelt. Exemplarisch finden sich die besten Ideen für Punkt 1., die ich aus der Gesamtmenge meiner Ideen als überlegenswert herausgefischt habe, im Folgenden.

Die Ideenentwicklung – Brainstorming als Rahmen

Um auf mögliche Ideen zu kommen, habe ich für jedes Teilproblem eine individuelle Ideensession gestartet, die den gleichen Regeln folgt, wie die Gruppentechnik Brainstorming, eine Technik zum Anhäufen von Ideen auf eine bestimmte Frage. Für Problemformulierung 1. lauteten danach meine Ideen wie folgt:

  • Zeitschriftenüberschrift “Firma pleite”, daraus eine Story bauen, die erzählt wie es dazu kam
  • aktuelles Thema “Datenklau bei Berliner Landesbank”, dabei über die Hintergründe aufklären
  • Daten-GAU im Unternehmen, eine Story entwickeln, bei der eine interne Aufklärungseinheit begleitet wird
  • Auftragsverlust durch Datendiebstahl, eine Story entwickeln, die zeigt, wie durch Unwissenheit, Unachtsamkeit und menschliche Fehler wichtige Daten verschwunden sind.

Auf diese Ideen bin ich in den ersten Minuten gekommen, einfach nur, indem ich mir meine Einfälle von der Seele geschrieben habe. Nun habe ich noch mit zwei Kreativitätstechniken gearbeitet, um weitere Ideen aus meinem Hirn zu kitzeln.

Kopfstandmethode

Hier versucht man, die Frage ins Gegenteil zu verkehren, um so wiederum im Umkehrschluss auf interessante Ideen zur Lösung des Ausgangsproblems zu bekommen. Folgende Ideen sind mir dabei noch eingefallen:

  • Eine Geschichte aus Sicht der Datendiebe erzählen. Diese überlegen sich, wie sie wohl an Daten kommen und welche Schwachstellen sie ausnutzen könnten.
  • Eine fiktive Vorstandssitzung, in der überlegt wird, was das Unternehmen tun müsste, um sich möglichst schnell Daten stehlen zu lassen. Dabei stellen die Anwesenden erschreckenderweise fest, dass das Unternehmen auf gutem Weg ist, selbst Opfer dieses Schreckensszenarios zu werden.
  • Wie müssten Richtlinien aussehen, um Datensicherheit nicht zu gewährleisten?
Zufallsbildmethode

Eine weitere Methode, die extrem hilfreich ist, ist die Technik forced connections. Hier versucht man, mit Hilfe eines zufälligen Bildes, Wortes oder Objektes, das mit der Frage nichts zu tun hat, einen Rückbezug zum Thema herzustellen und Lösungen zu generieren.

Dabei sind mir bei diesen drei Bildern noch folgende Ideen gekommen:
Konferenztisch an einem sonnigen StrandMenschenmenge an einer Bahnhaltestelle, die in einen Zug einsteigenGarteneingang zu einem Haus

  • Datensicherheit in der Hotellobby, Stichwort Taschendiebe (Bild 1)
  • Story über das Ausspähen von Computerdaten in der Zugfahrt durch Wireless-Verbindungen (Titelthema einer Ausgabe der Wirtschaftswoche) (Bild 2)
  • Story über eine Person, die auf eine Party geht und mitbekommt, wie Dritte über vertrauliche Informationen dieser Person sprechen, die sie eigentlich geheim halten wollte. (Bild 3)

Mit solch einfachen Techniken kann jeder weitere Ideen aus sich herausbekommen.

Ein paar Tipps, damit es richtig funktioniert:

Trennen Sie zwischen Ideenentwicklung und Ideenbewertung. Diese beiden Aspekte des kreativen Denkens gehören immer voneinander getrennt. In der Phase der Ideenentwicklung geht es vor allem darum:

  • die Beurteilung zurück zu stellen, schreiben Sie was Ihnen einfällt.
  • auf Masse zu gehen, nicht auf Qualität.
  • sich eine Mindestzeit zu setzen, z.B. 15 Minuten, oder eine Ideenquote von mindestens 25 Ideen.
  • wilde Ideen zu suchen.
  • auf bestehenden Ideen aufzubauen und diese weiterzuentwickeln.

Für die Auswahl der Perlen aus den vielen gefundenen Ideen sollten Sie sich vor allem ausreichend Zeit nehmen und eher darauf schauen, wo Potenziale in einem Vorschlag liegen und sich weniger in die Probleme dieser oder jener Idee verbeißen. Denken Sie daran, das sind erste Ideen, es ist noch nicht die fertige Story! 

 

Wie kommt man auf Ideen?

Wie finde ich passende Bilder? Wie kommt man auf interessante Geschichten? Wie kann ich das Design noch ein bisschen verbessern? Oder kurz: wie komme ich auf Ideen?

Das ist eine der mir am häufigsten gestellten Fragen. Neben den üblichen Ratschlägen: gute Vorbereitung, mit offenen Augen durch’s Leben gehen, mit anderen über das Thema sprechen, gibt es ein paar handfeste Tipps, die Sie darin unterstützen schneller und zielgerichteter auf Ideen zu kommen.

In den kommenden drei Wochen finden Sie hier solche Tipps von Kreativen aus unterschiedlichsten Bereichen in Form von Gastbeiträgen und Interviews. Morgen geht es los mit dem Schwerpunkt Kreativität. 

PowerPoint ist nur ein Werkzeug

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Wohl kaum jemand ist noch nicht mit Arbeiten des Stardesigners Stefan Sagmeister in Berührung gekommen, vor allem seine CD-Cover sind weltbekannt (etwa das Rolling-Stones-Cover Bridges to Babylon). In den vergangenen Jahren hat er für einiges Aufsehen mit seiner Aktion „Things I have learned in my life so far“ gesorgt, für die er seine „Lebensweisheiten“ aus typografischer Sicht in Szene gesetzt hat. Sehr spektakulär war z.B. seine Aktion Everybody always thinks they are right, für die er riesige aufblasbare Affen in sechs schottischen Städten aufgestellt hat. Einen schönen Überblick über diese und weitere Weisheiten liefert diese kurze TED-Präsentation zu dem Projekt:

Nun müssen Sie mit Ihrer Präsentation zwar nicht unbedingt ein Stardesigner werden, aber die ein oder andere verrückte Idee kann auch nicht schaden, um mit Ihrer nächsten Präsentation Ihre Botschaft noch ein bisschen überzeugender herüber zu bringen. Warum aber wollen diese Ideen allzu oft einfach nicht kommen, so dass das Ergebnis dann irgendwie doch wieder typisch PowerPoint ist?

Vielleicht weil Sie Ihren Vortrag von Anfang an in PowerPoint erstellen. Nun ist aber PowerPoint nicht gerade ein Quell der Inspiration, sondern lediglich das Werkzeug, mit dem Sie Ihre Folien basteln. Und wie bei allen Werkzeugen gilt auch hier Mark Twains berühmter Ausspruch: „Wer einen Hammer besitzt, für den sieht alles wie ein Nagel aus.“ Anders ausgedrückt: Im PowerPoint-Korsett, erst recht im noch engeren Korsett eines Templates, sieht eben jeder Vortrag wie eine Liste von Stichpunkten aus. Neue Ideen brauchen aber ein bisschen Freiheit.

Stefan Sagmeister löst dieses Problem auf ganz pragmatische Weise. Er bezeichnet sich selbst als jemanden, der sich gar nicht besonders gut mit seinem Werkzeug (i.d.R. der Computer) auskennt. Gerade deshalb macht er sich erst gar keine Gedanken darüber, wie man eine Idee denn überhaupt umsetzen kann. In einem (etwas bizarren) Interview formuliert er das so:

„Ich überlege Konzepte, ohne dass es einen Einfluss gibt, ob das einfach, mittelschwer, schwer oder unglaublich schwer in der Herstellung ist.“

 Klar muss im Nachhinein alles umgesetzt werden, aber wenn Sie eine richtig gute Idee hatten, dann werden Sie vielleicht überrascht sein, wieviel am Ende doch umsetzbar ist – weil es vielleicht doch gar nicht so schwer ist, wie es auf den ersten Blick aussah, weil es einfach eine gute Idee war, die Sie unbedingt umsetzen wollen, oder weil Sie gar am Ende jemanden davon begeistern, der Sie bei der Umsetzung unterstützt.

Ab nächster Woche dreht sich hier drei Wochen lang alles um das Thema Kreativität und Ideenfindung. Einige hochkarätige Gastautoren und Interviewpartner verraten Ihnen Tipps und Tricks zur Ideenfindung und zeigen Ihnen, dass Kreativität nichts mit Genialität oder Zufall zu tun hat, sondern in jedem, wirklich jedem (also auch in Ihnen) steckt. Am 3. Februar geht’s los.

Links zu diesem Artikel
Eine weitere TED-Präsentation von Stefan Sagmeister
Homepage von Stefan Sagmeister
Things I have learned in my life so far
Wenn Designer Folien designen

Post vom Amt

Mann ärgert sich über einen Brief und zerreißt ihn

Wer hat sich nicht schon einmal über einen Behördenbrief geärgert, der viel zu kompliziert formuliert und ohne Übersetzer eigentlich nur für den Absender verständlich war? Amtsdeutsch nennt man das und ist nichts anderes als eine Mischung aus Behörden-Fach-Chinesisch und veralteten Formulierungen (“Ablichtung”, “fernmündlich”), die in viel zu komplizierten Sätzen aneinandergereiht werden. Doch es geht auch anders.

Logo der Initiative

Heute wurde das Projekt IDEMA “Internetdienst für eine moderne Amtssprache” für seine Pionierarbeit auf dem Weg zu allgemeinverständlichen Behördenbriefen geehrt. Es wurde offiziell in die Liste der 365 Orte im Land der Ideen 2008 aufgenommen. Das Projekt analysiert im Auftrag von Verwaltungen deren Briefe und erarbeitet verständlichere Formulierungen. Einige Beispiele sind auf der Webseite veröffentlicht.

Eine verständlichere Sprache könnte auch so mancher Vortrag gut gebrauchen. Gerade Experten neigen häufig dazu, ihre Vorträge mit viel zu vielen Fachausdrücken zu schmücken. Oft genug setzen sie auch ein viel zu hohes Vorwissen voraus, anstatt die Zuhörer bei ihrem tatsächlichen Stand abzuholen. Diese Experten sollten sich ein Beispiel an dem Projekt IDEMA nehmen. Einen Vortragenden, der nur für sich selbst redet, braucht nämlich kein Mensch.

Einfach anfangen

Farbige Holzbausteine mit Schriftzug

Meine Tochter ist 20 Monate alt. Ihr liebstes Spielzeug sind Bauklötze aller Art, vor allem Lego, Holzbausteine und Dosen. Jeden Abend bauen wir damit. Wir setzen Steine aufeinander, nebeneinander und ineinander.

Was dabei heraus kommt, wissen wir vorher nie. Manchmal bauen wir eine Brücke, beim nächsten mal eine Treppe, manchmal wird auch eine Garage daraus. Wir bauen Tische, Zäune, Häuser, Tunnel und Türme. Manchmal kippen die Steine auch um, dann fangen wir wieder von vorne an.

Und jedesmal beginnen wir mit einem Haufen, der nichts weiter ist als ein Chaos aus blauen, grünen und gelben Steinen, aus großen und kleinen, runden und eckigen Elementen; ein Haufen, aus dem alles werden könnte.

Wir entwickeln keine ausführlichen Pläne. Wir denken auch nicht alle Möglichkeiten vorher durch oder fertigen Entwürfe an. Nein, wir fangen einfach an. Wir verlassen uns auf unsere Kreativität, die uns Formen erkennen lässt und die richtigen Wege zeigt.

Wer zuviel plant, alle Eventualitäten durchdenken möchte, sich sicher sein möchte, dass am Ende auch alles so passt, wie er es geplant hat, der läuft Gefahr, so lange zu planen, dass er gar nicht zum Bauen kommt; den erschlägt die schiere Zahl der Möglichkeiten und der hat Angst vorm Scheitern.

Der Haufen Steine ist unsere Mystery Box. Wir können alles daraus bauen. Wir fangen einfach an. Und sind jedesmal stolz darauf, was am Ende herauskommt. Was das sein wird, wissen wir vorher nie. 

Wenn nichts mehr geht…

Einfach mal raus! - Glückliche Familie im Freien

Wer kreativ arbeitet, muss ständig neue Ideen entwickeln. Dazu gehört Inspiration und eine Menge harter Arbeit. Und wenn man am Ende mit einem rundum gelungenen Produkt Erfolg hat, ist das einfach ein gutes Gefühl. Kreativität macht Spaß, wenn die Ideen sprudeln.

Was aber, wenn einfach keine Ideen kommen? Wenn selbst die ausgefeiltesten Kreativitätstechniken nichts mehr bewirken?

Dann hilft nur eines: Einfach mal raus! Machen Sie einen Spaziergang, hören Sie Ihr Lieblingslied, gehen Sie früher nach Hause und spielen mit Ihren Kindern, lesen Sie mal wieder, kurz: schalten Sie ab! Kreativität kann man nicht erzwingen.

Aber man kann sie fördern – indem man den Kopf frei macht und aus dem Trott ausbricht. Wer sich zu sehr in eine Sache hineinbeißt, sieht oft den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr. Inspiration findet man nicht dadurch, dass man ständig dieselben vier Wände sieht und dieselben Gedanken wieder und wieder durchgeht. Inspiration braucht Abstand.

Was sich so leicht schreiben lässt, erfordert in Wirklichkeit eine gehörige Portion Mut. Schließlich passt das nicht so recht in unsere Vorstellung von harter Arbeit. Wer viel Erreichen will, muss auch viel Arbeiten. Da gibt es keinen Platz für Inspiration durch entspannende Spaziergänge oder ein interessantes Buch, denn dabei ist man ja nicht produktiv! Also lieber noch ein paar Überstunden machen, irgendwann werden die Ideen schon kommen.

Wirklich? Irgendwann vielleicht – aber glauben Sie wirklich, dass Sie die besten Ideen gerade dann haben, wenn Sie sowieso leer im Kopf sind und sich irgendwie alle Gedanken im Kreis drehen? Die besten Ideen haben wir oft in den verrücktesten Situationen – wenn wir gerade nicht daran denken.

Wenn also nichts mehr geht, dann schalten Sie doch einfach mal ab… um anschließend noch kreativer weiterarbeiten zu können. Ich werd’ jetzt jedenfalls einfach mal raus gehen!

18 Minuten für die großartigsten Ideen dieser Welt

TED - Ideas worth spreading

Die besten Ideen dieser Welt verbreiten! Das ist die Idee von TED. TED ist eine bemerkenswerte Konferenz, die jedes Jahr im Frühling 50 herausragende Persönlichkeiten einlädt, um den “Vortrag Ihres Lebens” zu halten und ihre großartigsten Ideen zu präsentieren. Sie haben dafür 18 Minuten Zeit, 18 Minuten für die großartigsten Ideen dieser Welt.

Es ist ein Glücksfall, dass die TED-Organisatoren sich entschieden haben, die besten Vorträge öffentlich zugänglich zu machen. So eröffnet sich auch all denjenigen, die diese faszinierende Konferenz nicht besuchen können, dieser Quell an Inspiration und Einsichten über unsere Welt.

J. J. Abrams präsentiert bei TEDMajora Carter präsentiert bei TEDHans Rosling präsentiert bei TED
Sehenswerte TED-Vorträge: J.J. Abrams über die Faszination des Geheimnisvollen, Majora Carter über ihre Vision einer lebenswerten Bronx, Hans Rosling über die Verteilung der Armut in der Welt

Nehmen Sie sich doch ein wenig Zeit und stöbern Sie in den Archiven von TED. Es wird sich lohnen, nicht nur wegen der großartigen Ideen, sondern auch wegen der Anregungen, die Sie für Ihre eigenen Präsentationen mitnehmen können. Sie werden überrascht sein, wie man ganz ohne PowerPoint mit einem einfachen Karton die Fantasie anregen kann, wie man mit Leidenschaft und bewegenden Geschichten Emotionen hervorruft, und wie mitreißend Statistiken präsentiert werden können.

Als ersten Appetitanreger empfehle ich Ihnen diese Präsentation von Lawrence Lessig, dem Gründer der Creative-Commons-Bewegung. Er hat nicht nur eine wichtige Botschaft zu erzählen, er hat auch eine ganz eigene, faszinierende Art zu präsentieren geprägt:

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Picture of Dr. Michael Gerharz

Dr. Michael Gerharz