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Auf der Autobahn

Autos in dunklen Regendunst auf einer dicht befahrenen Autobahn

Es ist Freitag, der 3. November, kurz vor acht. Seit Stunden sitzen Sie schon im Auto auf dem Weg nach Bayern zum 60. Geburtstag von Opa. Ein Wunder, dass die Kinder das überhaupt so lange mitmachen. Dennoch kommt gerade wieder das obligatorische: „Papa ich muss mal.“ Die erste richtig kalte Winternacht deutet sich an, Frostnähe. Ausgerechnet jetzt setzt auch noch Regen ein – als plötzlich das Lenkrad wegbricht: Reifen geplatzt!

Eine Situation, in der ich wirklich nicht stecken möchte. Dichter Freitagabendverkehr, hungrige und müde Kinder, es regnet und ist kalt. Weder möchte ich jetzt eine Stunde auf den ADAC warten, noch klingt es verlockend, den Kofferraum auszuräumen, um an das Ersatzrad zu kommen.

Eigentlich eine prima Geschichte, wenn man über die Vorzüge und Notwendigkeit moderner Alternativen zu Ersatzreifen, wie z.B. selbsttragende Reifen vorträgt. Wie man die Wirkung dieser Geschichte aber gegen die Wand fährt, zeigt diese Folie, die mal wieder das Verständnis der Zuhörer durch Hervoheben der Schlüsselbegriffe „unterstützen“ möchte. Eine erheblich größere Wirkung hätte der Vortragende erzielt, wenn er seine Geschichte einfach erzählt hätte, vielleicht unterstützt durch ein Bild wie das obige.

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Spannende Geschichte

Dass ich Geschichte in der Schule richtig langweilig fand, lag wohl auch an unserem Lehrer, der uns meist lieber Telekolleg-Sendungen zeigte, als eine ordentliche Stunde vorzubereiten. Dass man geschichtliche Zusammenhänge aber auch so aufbereiten kann, dass es wirklich Spaß macht zuzusehen, zeigt Axel Rudolph mit seiner Diplomarbeit, in der er die Ursachen für den Nahostkonflikt erklärt. Sehr gut gemacht (5 min):

Den besonderen Reiz des Videos machen natürlich die Animationen und Übergänge aus, aber auch aus der Bildersprache kann man einiges für die eigene Präsentation lernen.

Pasted Graphic 2

Sehr überzeugend ist z.B. die konsequente Anwendung des Design-Prinzips Wiederholung. Eingeführt werden die Symbole für die Israeliten (Davidstern) und die Araber (Mondsichel mit Stern) bei der Rückblende ins Jahr 135 n. Chr. Gleichzeitig werden den beiden Bevölkerungsgruppen die Farben blau (Israeliten) und grün (Araber) zugeordnet. Diese beiden Erkennungszeichen werden durchgängig im gesamten Video verwendet, wenn auf die Bevölkerungsgruppen Bezug genommen wird. Andere Beteiligte werden mit schwarzer Farbe bezeichnet.

Sehr wirkungsvoll ist auch, wie immer wieder vom Einzelnen auf das Große geschlossen wird, z.B. wenn sich Zahlen aus Menschensymbolen zusammensetzen oder das Ausmaß der Selbstmordattentate durch explodierente Punkte veranschaulicht wird, die schließlich im Teufelskreis aus Attentat und Vergeltung aufgehen. Das ist erheblich wirkungsvoller, als einfach die Zahl der Opfer oder die Zahl der Anschläge zu nennen.

Letzlich ist aber vielleicht die größte Stärke des Videos, dass es Geschichte zu einer Geschichte macht. Es ist nicht bloß eine Aneinanderreihung von Fakten, sondern es verknüpft die Fakten durch geschickte Übergänge und durch konsequente Verwendung von Symbolik. Auch das ist letztlich Präsentieren auf einer Pobacke.

[gefunden im designtagebuch]

Links zu dem Thema:
Sehenswerte Sprint-Werbung, die auch von einer animierten Story lebt
Animiertes Informationsvideo zu Trusted Computing
Blog von Axel Rudolph 

The Phones Start Talking

Würden Sie das unterschreiben: manche Themen sind einfach so kompliziert, die kann man einem Laien in einer kurzen Präsentation nicht näher bringen.

Ich würd’s nicht unterschreiben, sondern versuche stattdessen, Ihnen einen kurzen Einblick in mein Promotionsthema zu geben, das im Detail zumindest so kompliziert ist, dass es mich einige Jahre beschäftigt hat. Fragt man Wikipedia, was ein Ad-hoc-Netz ist, so lernt man, es sei ein Funknetz, das zwei oder mehr Endgeräte zu einem vermaschten Netz verbindet, um darüber Daten von Netzknoten zu Netzknoten weiter zu reichen. Aha. Nicht klar wozu das gut sein soll?

Ich versuch’s mal anders, nämlich mit einer kleinen Präsentation

Links zu dem Thema:

 

Was stimmt mit dieser Folie nicht?

Die jüngste Vorstellung der neuen iPhone-Version hat es wieder deutlich gemacht: Die mobile Internet-Nutzung ist auf dem Vormarsch. Jahre nach den sündhaft teuren UMTS-Versteigerungen ist also endlich abzusehen, dass die höheren Geschwindigkeiten auch tatsächlich gebraucht werden.

Die Netzbetreiber rühren daher auch schon kräftig die Werbetrommel für die nächste Mobilfunkgeneration, die Next Generation Mobile Networks, so z.B. Vodafone auf der CeBit und beim eco-Verband. Die folgende Folie dient in beiden Vorträgen als Motivation und soll die große Bedeutung der mobilen Breitbandanwendungen für den Mobilfunkmarkt verdeutlichen. Die Folie enthält eine Grafik, die das Wachstum der mobilen Datenraten zeigt und einige Bullet-Points, die arguementieren, wie stark der Bedarf an mobilen Breitbandanwendungen, gerade in Deutschland, in letzter Zeit gestiegen ist. Aber irgendetwas stimmt nicht mit der Folie! Sehen Sie es?

Beispielfolie: Mobile Broadband is the key market driver today

Zur Erinnerung: Es geht um die große Nachfrage nach mobilen Breitbandanwendungen. Und was zeigt die Abbildung? Die Entwicklung der mobilen Datenraten. Sie zeigt also, dass man immer schneller mobil surfen kann, nicht aber, dass tatsächlich immer mehr gesurft wird. Die Abbildung hat also nur äußerst entfernt etwas mit der Botschaft der Folie zu tun. Erst recht erkennt man aus der Abbildung nicht, warum die nochmal zehnfach schnellere NGMN-Technologie eigentlich benötigt wird.

Besser wäre es, eine Abbildung zu verwenden, die z.B. den Anteil des UMTS-Datenumsatzes am Gesamtumsatz oder die steigende Nutzung von E-Mail oder Internet über UMTS zeigt. Noch besser wäre es allerdings, wenn Sie die Fakten für die Zuhörer unmittelbar erfahrbar machen, indem Sie sie in Ihren Alltag einbetten. Eine gute Story wirkt oft überzeugender als reine Fakten. Und die Statistiken können Sie ja trotzdem noch einflechten, um Ihre Geschichte zu untermauern.

Kennedy und die Folien

Beispielfolie aus der Lehrer-Online-Unterrichtsreihe zu Kennedys Antrittsrede

Haben Sie sich schon einmal gefragt, warum Sie eigentlich Folien für Ihre Vorträge erstellen? Ich bekomme darauf z.B. folgendes zu hören: „das ist bei uns so üblich“, „das macht jeder so“, „der Chef will es so“. Offenbar ist PowerPoint heute so verbreitet, dass Folien gar nicht mehr hinterfragt werden.

Der Auslöser meiner Frage ist eine Präsentation, auf die Timo Off von Geistesblitz mich aufmerksam gemacht hat. Die Präsentation dient Lehrern als Auftakt einer Unterrichtsreihe über die Antrittsrede von John F. Kennedy und ist auf der Webseite lehrer-online verfügbar. Es ist schon fast ironisch, dass diese uninspirierte Präsentation ausgerechnet Kennedys großartige Rede behandelt, der damals ja ganz ohne Folien auskam.

Beispielfolie aus der Lehrer-Online-Unterrichtsreihe zu Kennedys Antrittsrede

Wozu dienen die Folien dieses Lehrervortrags? Sie enthalten im Wesentlichen Faktenwissen, das den Schülern als sog. Vorentlastung mit auf den Weg gegeben werden soll, bevor sie Kennedys Rede anaylsieren. Aber unterstützen die Folien das in irgendeiner Weise?

Natürlich enthalten sie die relevanten Fakten; aber ein Mehrwert gegenüber einem Handout, das gemeinsam besprochen wird, oder gegenüber einem Tafelbild, das die Informationen in angemessenem Tempo entwickelt und das die Schüler in ihre Hefte übertragen, ist zumindest zweifelhaft. Solche Textfolien sind sogar häufig eher kontraproduktiv.

Die entscheidende Frage lautet denn auch: Ist es überhaupt nötig, den Inhalt dieser Folien in ein PowerPoint-Korsett zu pressen? Ich bin mir da nicht so sicher. Aber wenn man es denn unbedingt möchte, dann können Folien auf einer ganz anderen Ebene das Verständnis der Schüler stärken.

Mit reinen Fakten ist es kaum möglich, die emotionale Bedeutung von Kennedys Rede im Speziellen und den amerikanischen Antrittsreden im Allgemeinen zu veranschaulichen. Aber gerade das ist die Stärke von Folien: eine wirkungsvolle Bildersprache. Um zu zeigen, was möglich wäre, habe ich 4 Folien aus dem Vortrag radikal überarbeitet, dabei den Text fast völlig eliminiert und passende Bilder eingefügt. Wenn der Lehrer hierzu eine fesselnde Geschichte über die Bedrohungen und Unsicherheiten der damaligen Generation erzählt, dann kann er die Schüler darin unterstützen, ein Gefühl für die Tragweite von Kennedys Rede in ihrem historischen Kontext zu bekommen.

Genau dazu sind Folien nämlich da: das Verständnis der Zuhörer zu unterstützen und die Kernaussagen einprägsamer zu machen. Diese Antwort höre ich übrigens erstaunlich selten auf die Frage „Warum Folien?“

Beispielfolie aus der Lehrer-Online-Unterrichtsreihe zu Kennedys AntrittsredeVerbesserungsvorschlag zur Lehrer-Online-Unterrichtsreihe zu Kennedys Antrittsrede
Beispielfolie aus der Lehrer-Online-Unterrichtsreihe zu Kennedys AntrittsredeVerbesserungsvorschlag zur Lehrer-Online-Unterrichtsreihe zu Kennedys Antrittsrede
Beispielfolie aus der Lehrer-Online-Unterrichtsreihe zu Kennedys AntrittsredeVerbesserungsvorschlag zur Lehrer-Online-Unterrichtsreihe zu Kennedys Antrittsrede
Beispielfolie aus der Lehrer-Online-Unterrichtsreihe zu Kennedys AntrittsredeVerbesserungsvorschlag zur Lehrer-Online-Unterrichtsreihe zu Kennedys Antrittsrede

Links zu dem Thema:
Wie albern Kennedys Rede mit Folien wäre: 1, 2, 3, 4
Zahlen oder Bilder?

Wo kommt eigentlich das ganze Zeug her?

 

Logo von

Ein Video über den modernen Konsumrausch macht seit einiger Zeit einen ziemlichen Wirbel im Internet: The Story of Stuff von Annie Leonard. Unabhängig davon, ob Sie in der Sache zustimmen oder nicht, zeigt das Video, wie man mit extrem einfachen Mitteln in einer Präsentation eine enorm große Wirkung erzielen kann. Am besten sehen Sie sich das Video einmal an, bevor Sie weiterlesen (dauert ca. 20 min).

Das Tempo ist ziemlich hoch. Trotzdem kann man sehr gut folgen und mit ziemlicher Sicherheit können Sie nachher die Kernaussagen auch wiederholen. Wie gelingt das?

Vor allem hat Annie Leonard eine klare Botschaft, nicht nur für die Präsentation als Ganzes (“You cannot run a linear system on a finite planet”), sondern auch für jeden einzelnen Teil der Präsentation (z.B. “toxics in, toxics out”). Die gesamte Geschichte entwickelt sie an diesem einfachen Diagramm:

Verarbeitungskette für Produkte: Förderung, Produktion, Vertrieb, Konsum, Entsorgung

Das Diagram symbolisiert die Verarbeitungskette (“linear system”) Förderung, Produktion, Vertrieb, Konsum und Entsorgung, die ein Produkt durchlebt. Es zeigt das “Big Picture”, das jederzeit als Orientierungshilfe die einzelnen Details einzuordnen hilft. Die Einfachheit der Sprache und der Bilder erlaubt dazu eine enorme Informationsdichte, die in einem typischen PowerPoint-Vortrag mit Bullet-Points jeden Zuhörer überfordern würde.

Mutter hält ihr Baby auf dem Arm

Besonders wirkungsvoll ist auch, wie Leonard ihre Statistiken und Fakten durch konkrete Beispiele veranschaulicht, etwa den Tagesablauf eines typischen Amerikaners, die vergifteten Kissen, auf die man seinen Kopf jede Nacht bettet oder die Mutter, die ihr Kind vergiftet, weil Muttermilch zu den am stärksten mit Chemikalien belasteten Nahrungsmitteln zählt.

Fabrik: Wenn Gift zur Produktion verwendet wird, kommen am Ende auch giftige Produkte heraus

Die Zahlen selbst haben nur die Aufgabe, die Glaubwürdigkeit ihrer Aussagen zu untermauern. Die eigentliche Botschaft transportiert Leonard aber über diese alltäglichen Beispiele. Und durch die einfachen Zeichnungen bekommt die Präsentation einen fast schon niedlichen Charme, der im Kontrast zu den drastischen Aussagen seine Wirkung nicht verfehlt.

Falls das für Sie alles sehr nach den sechs Prinzipien der Heath-Brüder aus ihrem Buch Was bleibt? klingt, dann liegen Sie damit nicht falsch. “The Story of Stuff” ist eine geradezu schulbuchmäßige Umsetzung dieser Prinzipien. Klar, Annie Leonard formuliert bewusst überspitzt und einige Fakten werden dabei wohl etwas gedehnt. Bilden Sie sich daher inhaltlich Ihre eigene Meinung, aber von der Art der Präsentation kann man in jedem Fall einiges lernen.

Links zu dem Thema
Kritische Analyse des Videos
Artikel bei Presentation Zen 

 

Gedanken sichtbar machen

Cover des TEDBigViz-Buchs

Ende Februar fand die diesjährige TED-Konferenz statt. Diesmal stellten die Veranstalter u.a. die Fragen “Wer sind wir?”, “Was ist Leben?” und “Wie können wir es wagen, optimistisch zu sein?”. Die ersten Vorträge wurden bereits auf der Webseite veröffentlicht. Sehr sehenswert ist beispielsweise der Vortrag von Jill Bolte Taylor, einer amerikanischen Hirnforscherin, die selbst einen Hirnschlag erlitten hat, und ihre Erlebnisse in einem mitreißenden Vortrag schildert (s.u.).

Einen Blick wert ist in jedem Fall auch das eBook TEDBigViz, das in diesem Jahr während der Konferenz als Experiment entstanden ist. Die beiden Designer David Sibbet und Kevin Richards zeichneten live ihre spontanen Assoziationen zu den Vorträgen an einem Multitouch-Screen auf. Das Ergebnis ist nicht nur hübsch anzusehen, sondern auch ein schönes Beispiel dafür, wie Ideen grafisch auf das Wesentliche reduziert werden können. Die PDF-Datei kann kostenlos heruntergeladen werden.

Zum Abschluss noch das versprochene Video von Jill Bolte Taylors Vortrag, der übrigens auch ein hervorragendes Beispiel dafür ist, wie fasziniernd es sein kann, reale Utensilien als Anschauungsmaterial zu verwenden (anstatt immer nur Abbildungen in PowerPoint-Folien zu verwenden).

Buchempfehlung: „Was bleibt“ von Chip und Dan Heath

Pasted Graphic

Das Fazit nehme ich vorweg: Kaufen Sie dieses Buch! Den beiden Brüdern Chip und Dan Heath ist mit „Was bleibt“* ein hervorragendes Buch gelungen (und lassen Sie sich nicht von dem etwas unglücklichen deutschen Untertitel abschrecken).

Worum geht es? Der Erfolg einer Präsentation lässt sich im Grunde an einer einfachen Frage fest machen: “Was ist bei den Zuhörern hängen geblieben?” Dass die meisten Präsentationen an diesem Kriterium scheitern, können Sie selbst testen: Wenn Sie sich an die letzten zehn Präsentationen erinnern, die Sie gehört haben, wie viel haben Sie davon mit nach Hause genommen? Woran aber liegt es, dass manche Ideen so gut hängen bleiben, die allermeisten jedoch nicht?

Dieser Frage gehen Chip und Dan Heath in “Was bleibt” nach. Gefunden haben Sie 6 Prinzipien, die Sie in zahlreichen “hängen gebliebenen” Ideen entdeckt haben. Im Englischen ergeben diese Prinzipien ein schönes Akronym: SUCCESs (simple, unexpected, concrete, credible, emotional, stories). Die deutsche Übersetzung gibt das leider nicht her (einfach, unerwartet, konkret, glaubwürdig, emotional, Geschichten).

Sehr fundiert erläutern die Autoren, der eine ist Psychologie-Professor an der Stanford-Universität, der andere Gründer des Lehrvideoverlags Thinkwell, diese Prinzipien. Selten habe ich ein Buch gelesen, das seinen Inhalt so anschaulich und dadurch greifbar macht. Das Buch ist gespickt mit Beispielen (Geschichten), die das Gesagte konkret machen. Es ist einfach geschrieben, eine ganze Reihe von Beispielen ruft Emotionen hervor, die das Gesagte noch anschaulicher machen. Und es ist voll mit unerwarteten Erkenntnissen. Erkennen Sie die 6 Prinzipien? Konsequent sind sie in dem Buch umgesetzt. Als einziger Wermutstropfen bleibt, dass ausgerechnet die “Ideenkliniken”, eine Art Vorher-Nachher-Analysen, nicht immer so recht überzeugen.

Das Buch ist kein Präsentationsbuch im engeren Sinne, es ist auch kein Marketingbuch, wie es der deutsche Untertitel suggeriert. Es ist einfach ein guter Ratgeber für alle, die Ideen haben und damit nicht im stillen Kämmerlein bleiben wollen. Wenn diese Ideen hängen bleiben sollen, sollten Sie “Was bleibt” von Chip und Dan Heath lesen. [Trotz der passablen deutschen Übersetzung möchte ich auch auf das englische Original, „Made to Stick“*, hinweisen, das mir persönlich noch besser gefällt.]

Das Geheimnis einer kleinen Box

J. J. Abrams präsentiert bei TED

J. J. Abrams ist Produzent, Drehbuchautor, Regisseur, Komponist, Visual-Effects-Designer und einiges mehr. Er ist u.a. der Schöpfer der TV-Serien Lost und Alias, hat bei Mission Impossible 3 Regie geführt, und produziert den neuen Star-Trek-Film. Er gewann für seine TV-Projekte mehrere Emmies (die Oscars fürs Fernsehen) und viele weitere Preise. Und er hat vor etwa 30 Jahren eine Box gekauft, die sein Leben prägte, Tannen’s Magic Mystery Box. Dabei hat er sie bis heute nicht geöffnet.

Wenn Sie sich nun fragen, was das mit Präsentieren zu tun hat, dann sollten Sie sich vor allem erst einmal die Zeit nehmen, J. J. Abrams’ Vortrag auf der letztjährigen TED-Konferenz anzusehen (s.u.). Dort erzählt er nicht nur die Geschichte dieser 15$-Mystery-Box, sondern er erklärt uns auch, warum sein ganzes Leben aus Mystery-Boxen besteht und wie ihm das hilft, ein besserer Filmemacher zu sein.

Abrams-Zitat:

Rätsel und Geheimnisse sorgen dafür, dass wir in der Wissenschaft nach Antworten streben, sie lassen uns bei Quizsendungen mitfiebern und wir gehen voller Spannung in die Mystery-Box “Kino”, um von der ersten Sekunde an gespannt einen Film zu sehen (Abrams: “The moment the lights go down is often the best part”): Wer ist der Täter? Können die Geiseln fliehen? Was passiert als nächstes? Warum hat er das getan? usw.

Ja, und weiter? Eine Geschäftspräsentation oder die Präsentation wissenschaftlicher Ergebnisse sind ja schließlich kein Actionfilm. Das nicht, aber die Verbindung liefert uns das exzellente Buch „Made To Stick“ der Brüder Chip und Dan Heath. Im Kapitel “Unexpected” erzählen sie die Geschichte von Professor Robert Cialdini, der auf der Suche nach einer besseren Methode, seine Forschungsergebnisse zu präsentieren, Hunderte von wissenschaftlichen Artikeln untersucht hat. Seine Entdeckung war, dass sämtliche guten Artikel mit einem Rätsel begannen. Er schloss daraus:

“Mysteries are powerful… The Aha! experience is much more satisfying when it is preceded by the Huh? experience”

Genau das ist es, was J. J. Abrams uns sagen will. Helfen Sie Ihrem Publikum, Spaß an Ihrem Produkt zu haben, sei es nun ein Film oder ein Vortrag. Helfen Sie sich selbst, kreativ zu werden, indem Sie die Mystery-Boxen in der Welt sehen. Und zögern Sie nicht, diese Kreativität in eine Mystery-Box für andere umzusetzen, dazu Abrams: “You don’t need the greatest technology to do things that can work in a movie”… oder einer Präsentation, oder einem wissenschaftlichen Artikel… Sie müssen kein weltberühmter Regisseur sein, um eine Mystery-Box zu bauen. Sie haben alles, was Sie benötigen: Ihre Neugier und Ihre Kreativität.

Ach ja, was der Inhalt von Tannen’s Magic Mystery Box ist? Sehen Sie selbst:

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Picture of Dr. Michael Gerharz

Dr. Michael Gerharz