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Vorher-Nachher: Emotionen

Vor einiger Zeit bat mich ein Leser um Rat für seine nächste Präsentation, mit der er auf die gravierenden Wasserprobleme von Megastädten aufmerksam machen wollte. Der Vortrag sollte einen eher wissenschaftlich sachlichen Ton haben, gerade deswegen aber durch einen emotionalen Einstieg die Zuhörer für das Thema sensibilisieren. Dabei sollte folgende Folie helfen:

Vorher-Folie: Frau schöpft dreckiges Wasser

Die Folie ist emotional, keine Frage, und die Zahlen klingen dramatisch. Aber es gibt ein gravierendes Problem: sie haben nämlich nichts mit Megastädten zu tun. Wie wir später in der Präsentation erfahren, leben derzeit überhaupt „nur“ knapp 600 Mio. Menschen in Megastädten, also insgesamt deutlich weniger als die auf der Folie genannten Zahlen von 1 Mrd. und 2,6 Mrd Menschen, die sich demnach auf die weltweite Gesamtbevölkerung beziehen.

Gerade in einem wissenschaftlichen Umfeld ist Glaubwürdigkeit extrem wichtig. Die Folie könnte daher sogar kontraproduktiv wirken. Denn wenn der Verdacht aufkeimt, dass durch „Verbiegen“ von Statistiken Emotionen provoziert werden, dann ist die Glaubwürdigkeit schnell verspielt. Es ist also ein wenig Vorsicht geboten: Emotionen ja, (Über-)Dramatisierung nein.

Unappetitliches Abwasser

Einen interessanten Aufhänger bot jedoch ein Bild, das ursprünglich später in der Präsentation verwendet werden sollte und das eine verdreckte Abwasseranlage in Bangkok zeigt, aus der eine unappetitliche Brühe ins Wasser fließt. Solche Anlagen sind ein Grund für die Ausbreitung von Cholera und anderen Infektionskrankheiten, unter denen Bangkok zu leiden hat.

Dieses Bild ist damit ein guter Aufhänger für eine kleine Geschichte, die anhand des konkreten Beispiels „Bangkok“ in die Wasserproblematik der Megastädte einführt. Das Beispiel erfüllt gleich mehrere Zwecke. Neben einem emotionalen Zugang zu dem Thema können nämlich schon einmal die wesentlichen Probleme, die im Verlauf der Präsentation erläutert werden sollen, vorab konkret veranschaulicht werden. So haben die Zuhörer später eher ein Bild vor Augen, wenn sie die abstrakten Zahlen und Fakten hören.

Eine Bildsuche auf flickr liefert noch eine Reihe von Fotos, die für diese Einführung geeignet sind. Die folgenden drei Folien zeigen eine mögliche Umsetzung in PowerPoint, die erst Bangkok als Megastadt vorstellt und anschließend die Wasserprobleme der Stadt anhand der Abwassereinspeisung benennt.

Nachher-Folie 1: Bangkok – Stadt der Engel
Nachher-Folie 2: Megastadt mit 11 Mio. Einwohnern
Nachher-Folie 3: Megastadt ohne Abwasserreinigung

Als Anregung für den Einsatz von Geschichten zum Einstieg in Themen wie diese mögen auch die beiden folgenden TED-Präsentationen dienen. In der ersten Präsentation spricht Willie Smits über die Probleme bei der Wiederaufforstung in Indonesien und erzählt zu Beginn von einer einschneidenden Begegnung mit einem Orang-Utan-Baby.

In der zweiten Präsentation berichtet Majora Carter über ihre Mission, die Ghettos in der New Yorker Bronx (einer anderen Megastadt) zu einem lebenswerteren Ort zu machen und erzählt, wie ihr Hund ihr dafür die Augen geöffnet hat. Die Folien können sicher in beiden Vorträgen noch verbessert werden, aber beide Redner zeigen spürbare Leidenschaft für ihr Thema und erzielen gerade durch den Einsatz vieler Bilder (ganz ohne Text) einen sehr emotionalen Zugang zu ihrem Thema.

Links zu dem Artikel
Wikipedia-Artikel über Bangkok
Die durstige Megastadt – Berliner Zeitung über Wasserprobleme in Mexiko-City
Mehr TED-Präsentationen zum Schwerpunkt The Power of Cities
Mehr TED-Präsentationen zum Thema A Greener Future?
Zahlen oder Bilder? – Zahlen emotional visualisieren
Weitere Vorher-Nachher-Vergleiche

[Fotos: Woman with Child Collecting Water von hdptcar@flickr.com unter CC-BY lizenziert,
Hot Raw Sewage von Stuck In Customs@flickr.com unter CC-BY-NC-SA lizenziert,
Assumption University Bangkok von 3dom@flickr.com unter CC-BY-NC lizenziert,
Baiyoke Bangkok von GAry.Photography@flickr.com unter CC-BY-NC-ND lizenziert]

Von Helden und Abenteuern

Na toll, jetzt haben Sie Ihre Folien nach allen Regeln der Kunst entworfen, haben FoliendesignBücher gelesen, alles überflüssige entfernt und richtig gute Folien gemacht. Aber irgendwie ist der Vortrag trotzdem nicht so gut angekommen. Warum? Weil Sie sich eben zu sehr auf die einzelnen Folien konzentriert haben. Spannend wird ein Vortrag aber nicht durch die Aneinanderreihung von Folien. Wer eine halbe Stunde lang die Aufmerksamkeit seiner Zuhörer halten möchte, der braucht eine Story.

Genau darum geht es in meinem nächsten Vortrag „Von Helden und Abenteuern“. Der Vortrag findet am 21. April in der Bonner Andreas-Hermes-Akadmie, in die ich immer wieder gerne zurückkehre. In dem Vortrag gebe ich Anregungen, wie Sie aus jedem Thema, also auch aus Ihrem, eine spannende Story machen. Und ich bin sehr, sehr gespannt darauf, im Anschluss an den Vortrag Ihre spannenden Stories zu hören. Beginn ist 19:30 Uhr, der Eintritt ist frei. Ich freue mich darauf, Sie zu sehen.

Weitere Informationen zu dieser und weiteren Veranstaltungen gibt es auf der Termin-Seite. Sehr gespannt bin ich auf den Workshop Ende Mai, indem wir mit maximal 4 Teilnehmern intensiv die Präsentationen der Teilnehmer analysieren und überarbeiten.

Der rote Faden

Ein Unternehmensgründer, der eine Präsentation für mögliche Investoren vorbereitete, fragte mich neulich, ob er Fotos oder Geschichten überhaupt verwenden solle, oder ob diese „abgebrühten Investoren“ diesen Trick nicht sofort durchschauen.

Natürlich hat er recht mit seinem Verdacht… wenn diese Mittel nur als Trick eingesetzt werden, dann schaden sie sogar mehr als sie nützen. Fotos, die einfach nur nett aussehen sollen, Geschichten, die einfach nur übergestülpt sind, aber nicht wirklich Ihre Geschichten sind, nützen Ihnen gar nichts. Wer täglich viele, viele Vorträge hört, lässt sich nicht einfach blenden von Folien wie diesen:

Folie Folie Folie

Aber was soll man denn dann tun? Heißt es nicht immer, man soll Folien visuell gestalten und den Vortrag durch Geschichten einprägsamer machen. Na klar, aber authentisch muss es sein und es muss erstens zu Ihnen und zweitens zu den Zuhörern passen. Erzählen Sie also erstens nicht irgendeine Story, sondern Ihre Story, und zwar mit der gleichen Begeisterung, mit der Sie auch Ihren Freunden davon erzählen. Und vergessen Sie zweitens nicht, wem Sie die Story erzählen. Investoren wollen die Fakten hören; Fakten sind für sie Teil der Story.

Wie passt das jetzt zusammen? Ihre Story sollte einen stimmigen roten Faden spinnen, der Ihre Idee mit den Zahlen verbindet; denken Sie weder in einzelnen Fakten (typisch PowerPoint) noch in einzelnen Anekdötchen (typisch Werbung), sondern überlegen Sie, wie sich all die Einzelheiten zu einem Gesamtbild fügen. Und daraus machen Sie Ihre Story.

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Barry Schwartz über gesunden Menschenverstand

Albert Einstein spottete einmal, der gesunde Menschenverstand sei nur die Anhäufung aller Vorurteile, die man bis zum 18. Lebensjahr gesammelt hat. Da ist wohl aus seiner wissenschaftlichen Perspektive einiges Wahre dran, denn oft genug täuscht uns der gesunde Menschenverstand gerade in wissenschaftlichen Fragen. Einstein verließ sich anstatt auf sein Bauchgefühl lieber auf handfeste Experimente und Beweise.

A Wise Person Knows: When and how to make

Im Alltag aber ist der gesunde Menschenverstand ein wertvoller Ratgeber, der uns immer dann hilft, wenn es entweder keine handfesten Regeln gibt oder die Regeln offensichtlich Unsinn sind. Genau das griff der amerikanische Psychologieprofessor Barry Schwartz, Autor des Bestsellers The Paradox of Choice, in seiner Rede auf der diesjährigen TED-Konferenz auf und argumentierte, dass viel zu oft so viel Wert auf Regulierung (und wirtschaftliche Anreize) gelegt wird, dass der gesunde Menschenverstand weitgehend ausgeschaltet wird: „We hate to do it, but we have to follow procedure“.

Ob man diese Schlussfolgerung nun teilt oder nicht, die Rede ist sehr gut aufgebaut und ein schönes Beispiel für die Anwendung der SUCCESs-Regeln der Heath-Brüder aus ihrem Buch Was bleibt: simple, unexpected, concrete, credible, emotional, stories.

Schwartz erzählt viele Geschichten, die seine Aussagen auf den Punkt bringen. Seine Geschichten und Beispiele sind konkret: unter Reinigungspersonal kann sich jeder etwas vorstellen und mit dem Vater, der seinem Sohn alkoholisierte Limonande gibt, fühlt jeder mit. Außerdem gibt es mehr als nur eine überraschende Erkenntnis (die ich hier nicht vorwegnehme).

Beachten sollten Sie auch, wie sparsam Schwartz mit seinen Folien umgeht, die er wirklich nur dann einsetzt, wenn er den Eindruck hat, sie unterstützen seine gesprochenen Worte. Und dann steht wirklich nur das allernötigste auf den Folien. Hilfreich sind auch die Pausen, die er dem Publikum gönnt, um die drei Comics zu lesen, die er während seines Vortrags zeigt.

Am Ende gerät die Rede vielleicht etwas lang, aber dennoch sehenswert.

Links zu diesem Artikel
Duarte Design beschreibt, wie die Folien zu dieser Präsentation entstanden sind: Lessons from TED: 5 Simple Tweaks
Evan Williams auf der TED09-Konferenz: Was tust du gerade?
J.J. Abrams auf der TED07-Konferenz: Das Geheimnis einer kleinen Box

Schwerpunkt Kreativität: Strukturiert Ideen entwickeln

Wer behauptet eigentlich, kreative Ideen kämen immer aus heiterem Himmel? Klar tun sie das manchmal; und es ist ein tolles Gefühl, wenn man auf einmal, während man etwas völlig anderes tut, eine geniale Idee hat, die ein besonders wichtiges Problem löst. Das Dumme ist nur: Wir haben selten Zeit, auf diesen Zufallsmoment zu warten.

Portrait von Florian Rustler

Brauchen wir aber auch nicht, denn Kreativität kann man lernen. Und wie das geht, zeigt uns Florian Rustler heute an einer ganz konkreten Aufgabe, die ich ihm für diesen Beitrag gestellt habe. Florian ist Moderator für Kreativworkshops aus München, der Unternehmen weltweit hilft, in kurzer Zeit neue Ideen und Lösungen für Ihre Herausforderungen zu entwickeln. Dafür setzt er eine Vielzahl unterschiedlicher Denkwerkzeuge ein, von denen er einige heute vorstellt. Eine noch viel ausführlichere Übersicht findet man in seinem äußerst empfehlenswerten Blog creaffective.

Für den heutigen Beitrag habe ich Florian gebeten, die Rolle des Sicherheitsbeauftragten einer Firma zu übernehmen, der seine Kollegen in einem Vortrag für das Thema Datensicherheit sensibilisieren soll. Auf Basis einer imaginären „Vorher-Folie“, wie sie in einer typischen PowerPoint-Präsentation verwendet werden könnte, sollte Florian systematisch Ideen entwickeln, wie man dieses Thema spannender und einprägsamer präsentieren könnte. Das Ergebnis finden Sie in seinem Beitrag. Florian und ich sind gespannt, welche Ideen Sie noch entwickeln oder wie Sie Florians Ideen in einer Nachher-Folie umsetzen würden. Schreiben Sie Ihre Ideen doch einfach in die Kommentare.

Strukturiert Ideen entwickeln mit dem Einsatz von Kreativitätstechniken

von Florian Rustler

Stellen wir uns vor, wir müssen zum Thema Datensicherheit einen Vortrag halten, in dem wir die Zuhörer für die wichtigsten Stolpersteine sensibilisieren sollen und dies so, dass die Kernpunkte wirklich hängen bleiben. Gegeben sind folgende Fakten aus Michaels „Vorher-Folie“:

Vorher-Folie für Florian Rustler

Meine Aufgabe als Vortragender ist es nun, mir Ideen für mögliche Stories zu überlegen, wie man dieses wichtige, aber oft trockene und unbeliebte Thema auf spannende Art und Weise präsentieren und in den Köpfen der Zuhörer verankern könnte.

Strukturiert an das Problem herangehen

Auf neue Ideen zu kommen, ist einerseits mit Spontanität, Zufall und viel Spinnerei verbunden, andererseits, ist die Ideenentwicklung ein hoch strukturierter Prozess, den jeder Mensch erlernen und einsetzen kann. Dazu braucht es auch nicht immer ein Team von Ideengebern (das wäre zwar ideal), man kann dies auch alleine tun.

Wie häufig in solchen Fällen, bin ich auch für diese Aufgabe mit dem Verfahren Creative Problem Solving vorgegangen, mit dem man einen Problemlöseprozess strukturieren kann. Nachdem ich von Michael die „Vorher-Folie“ mit Daten erhalten habe, war mein erster Schritt, die Herausforderung genauer einzugrenzen:

Anhand von Michaels Daten habe ich versucht, erst einmal so viele Problemformulierungen wie möglich zu finden, um das Problem in Unteraspekte aufzuteilen bzw. es genauer einzugrenzen (Zwei Techniken, mit welchen man dies tun kann, lauten Aussagenstarter, eine Art Brainstorming nach Problemfragen, und Hervorheben, eine Technik zum Auswählen und Sortieren von Ideen). Folgende drei Problemformulierungen sind dabei übrig geblieben (d.h. ich habe viel wieder verworfen):

  1. Wie lauten alle Themenideen, um Datensicherheit und Industriespionage in eine spannende Geschichte zu verpacken?
  2. Wie lauten alle Möglichkeiten, Analogien zu mangelnder Datensicherheit herzustellen?
  3. Wie lauten alle Möglichkeiten, um auf den Punkt „80% aller Diebstähle erfolgen auf dem klassischen Weg durch Mitarbeiter“ hinzuweisen?

Für die Problemformulierungen 1. und 2. habe ich nun jeweils in 10 Minuten einige Ideen entwickelt. Exemplarisch finden sich die besten Ideen für Punkt 1., die ich aus der Gesamtmenge meiner Ideen als überlegenswert herausgefischt habe, im Folgenden.

Die Ideenentwicklung – Brainstorming als Rahmen

Um auf mögliche Ideen zu kommen, habe ich für jedes Teilproblem eine individuelle Ideensession gestartet, die den gleichen Regeln folgt, wie die Gruppentechnik Brainstorming, eine Technik zum Anhäufen von Ideen auf eine bestimmte Frage. Für Problemformulierung 1. lauteten danach meine Ideen wie folgt:

  • Zeitschriftenüberschrift “Firma pleite”, daraus eine Story bauen, die erzählt wie es dazu kam
  • aktuelles Thema “Datenklau bei Berliner Landesbank”, dabei über die Hintergründe aufklären
  • Daten-GAU im Unternehmen, eine Story entwickeln, bei der eine interne Aufklärungseinheit begleitet wird
  • Auftragsverlust durch Datendiebstahl, eine Story entwickeln, die zeigt, wie durch Unwissenheit, Unachtsamkeit und menschliche Fehler wichtige Daten verschwunden sind.

Auf diese Ideen bin ich in den ersten Minuten gekommen, einfach nur, indem ich mir meine Einfälle von der Seele geschrieben habe. Nun habe ich noch mit zwei Kreativitätstechniken gearbeitet, um weitere Ideen aus meinem Hirn zu kitzeln.

Kopfstandmethode

Hier versucht man, die Frage ins Gegenteil zu verkehren, um so wiederum im Umkehrschluss auf interessante Ideen zur Lösung des Ausgangsproblems zu bekommen. Folgende Ideen sind mir dabei noch eingefallen:

  • Eine Geschichte aus Sicht der Datendiebe erzählen. Diese überlegen sich, wie sie wohl an Daten kommen und welche Schwachstellen sie ausnutzen könnten.
  • Eine fiktive Vorstandssitzung, in der überlegt wird, was das Unternehmen tun müsste, um sich möglichst schnell Daten stehlen zu lassen. Dabei stellen die Anwesenden erschreckenderweise fest, dass das Unternehmen auf gutem Weg ist, selbst Opfer dieses Schreckensszenarios zu werden.
  • Wie müssten Richtlinien aussehen, um Datensicherheit nicht zu gewährleisten?
Zufallsbildmethode

Eine weitere Methode, die extrem hilfreich ist, ist die Technik forced connections. Hier versucht man, mit Hilfe eines zufälligen Bildes, Wortes oder Objektes, das mit der Frage nichts zu tun hat, einen Rückbezug zum Thema herzustellen und Lösungen zu generieren.

Dabei sind mir bei diesen drei Bildern noch folgende Ideen gekommen:
Konferenztisch an einem sonnigen StrandMenschenmenge an einer Bahnhaltestelle, die in einen Zug einsteigenGarteneingang zu einem Haus

  • Datensicherheit in der Hotellobby, Stichwort Taschendiebe (Bild 1)
  • Story über das Ausspähen von Computerdaten in der Zugfahrt durch Wireless-Verbindungen (Titelthema einer Ausgabe der Wirtschaftswoche) (Bild 2)
  • Story über eine Person, die auf eine Party geht und mitbekommt, wie Dritte über vertrauliche Informationen dieser Person sprechen, die sie eigentlich geheim halten wollte. (Bild 3)

Mit solch einfachen Techniken kann jeder weitere Ideen aus sich herausbekommen.

Ein paar Tipps, damit es richtig funktioniert:

Trennen Sie zwischen Ideenentwicklung und Ideenbewertung. Diese beiden Aspekte des kreativen Denkens gehören immer voneinander getrennt. In der Phase der Ideenentwicklung geht es vor allem darum:

  • die Beurteilung zurück zu stellen, schreiben Sie was Ihnen einfällt.
  • auf Masse zu gehen, nicht auf Qualität.
  • sich eine Mindestzeit zu setzen, z.B. 15 Minuten, oder eine Ideenquote von mindestens 25 Ideen.
  • wilde Ideen zu suchen.
  • auf bestehenden Ideen aufzubauen und diese weiterzuentwickeln.

Für die Auswahl der Perlen aus den vielen gefundenen Ideen sollten Sie sich vor allem ausreichend Zeit nehmen und eher darauf schauen, wo Potenziale in einem Vorschlag liegen und sich weniger in die Probleme dieser oder jener Idee verbeißen. Denken Sie daran, das sind erste Ideen, es ist noch nicht die fertige Story! 

 

Playmobil oder Lego?

Ein Haufen bunter Legosteine

Auf einer Weihnachtsfeier entwickelte sich (mal wieder und nach all den Jahren immer noch) eine lebhafte Diskussion um die Frage, ob Playmobil oder Lego das bessere Kinderspielzeug sei. Die meisten Gesprächsteilnehmer vertraten die Ansicht, dass Lego selbstverständlich sinnvoller sei, weil es die Phantasie und Kreativität der Kinder stärker anrege und das logisch-konstruktive Denken fördere. Man habe einfach viel mehr Möglichkeiten. Der härteste Schlag des Lego-Lagers war: „Playmobil ist so etwas wie Barbie für Jungs, da kann man ja nix verändern.“ Und schließlich triumphierte er: „Ich habe mich sowieso nur dafür interessiert, die Dinger aufzubauen und immer weiter zu verbessern. Wenn ich fertig war, waren Sie uninteressant.“

Eine Playmobil-Szene

Ich war mir da nicht so sicher. Wenn ich meine Tochter beobachte, mit welcher Hingabe Sie mit dem Playmobil-Forsthaus spielt und sich dabei immer neue Situationen und Geschichten ausdenkt, werde ich den Eindruck nicht los, als seien die obigen Argumente des Lego-Lagers einem verbreiteten Missverständnis geschuldet. Es kommt eben nicht nur darauf an, „coole Dinger“ zu bauen, sondern es kommt auch darauf an, zu verstehen, wofür und wie man sie einsetzt. Playmobil fördert das Einfühlungsvermögen und das Geschichtenerzählen, eine Kompetenz, der gerade in Ingenieurs- oder Wirtschaftsberufen wenig Bedeutung beigemessen wird, die demjenigen, der Sie beherrscht, aber große Vorteile bietet (natürlich auch in Präsentationssituationen).

Ist also Playmobil das bessere Spielzeug? Keineswegs, aber es ist eben auch nicht per se das schlechtere; es kommt – wie so oft – darauf an. Unterschiedliche Kinder haben unterschiedliche Vorlieben und Fähigkeiten; und die kann man als Eltern fördern, indem man verstärkt auf das Spielzeug setzt, das dem eigenen Kind entgegenkommt. Und warum sollte man dabei im übrigen nur auf ein Pferd setzen? Ich selbst habe früher mit beidem gerne gespielt und heute tun das meine Kinder auch (und ich spiele immer noch gerne mit).

Links zu dem Thema:
Lego-Homepage
Playmobil-Homepage

[Fotos: Lego Color Bricks von 713 Avenue@flickr.com und PLAY TIME with PLAYMOBIL!! von elisfanclub@flickr.com, beide Fotos unter CC-BY-SA lizenziert]

Geschichten, Emotionen, Einfühlungsvermögen – ein Lehrstück

 

Barack Obama in seinem 30-minütigen Wahlwerbespot

Gestern abend hat Barack Obama im amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf einen 30-minütigen Wahlwerbespot ausgestrahlt. Ohnehin hat er mit seinem Wahlkampf Maßstäbe gesetzt was den professionellen Einsatz von Medien und die Inszenierung von Auftritten (=Präsentationen) angeht. Aber mit diesem Spot (in den amerikanischen Medien „Infomercial“ genannt) hat er eine neue Dimension eröffnet.

Na klar, dass Geschichten berühren, dass konkrete Bespiele greifbarer sind als Allgemeinplätze, dass Zitate glaubwürdiger sind als Selbstbekundungen, all das war auch vorher schon bekannt. Aber so konsequent umgesetzt habe ich es selten gesehen. Wie weit entfernt ist das von den typischen Sprüchen („wir dürfen uns jetzt nicht verzetteln“, „wir liefern Ideen statt leerer Versprechen“), die uns in den meisten Wahlkämpfen so langweilen.

Barack Obama in seinem 30-minütigen Wahlwerbespot

Obama ist in dem Spot so gekonnt in Szene gesetzt, dass man den Eindruck hat, er spreche nicht zu einer Kamera, sondern zu einem selbst. Unterstützt wird das durch die zahlreichen Einblendungen, die ihn im Gespräch mit anderen Menschen zeigen. In diesem Video ist Obama nicht jemand, der ganz weit weg in Washington, sondern mitten unter „uns“ ist; und er wirkt als jemand, der die Probleme der Menschen versteht. Die Geschichten von Menschen „nebenan“ gehen durchaus unter die Haut, man kann sich in diese Leute hineinversetzen.

Wie fundiert und glaubwürdig Obamas Aussagen letztlich sind, vermag ich nicht zu beurteilen (und muss es ja auch gar nicht). Aus Präsentationssicht ist es jedoch ein glänzendes Beispiel für die Wirkung einer emotionalen Ansprache, für das Einfühlungsvermögen, das man mit Geschichten auslöst und für die Prägnanz konkreter Aussagen. Inspirierend!

Links zu dem Thema
Offizielle Webseite von Obama – selbst ein gutes Beispiel klarer Kommunikation
Kommentare auf der YouTube-Seite des Videos
Was bleibt – Obamas Video ist eine perfekte Umsetzung der sechs Prinzipien aus dem Buch

 

Augen auf

In meinen Seminare werde ich oft gefragt, wie man denn eigentlich passende Geschichten für eine Präsentation findet. Natürlich gibt es zahlreiche Kreativitätstechniken, die dabei helfen, aber die naheliegendste Antwort lautet: Augen auf! Geschichten sind überall: beim Einkaufen, beim Fernsehen, in Büchern, in Gesprächen, in der Zeitung… Sie müssen sich nur dessen bewusst werden. Ein Beispiel:
Moleskine-Notizbuch

Im Jahr 1998 las Maria Sebregondi, Angestellte des italienischen Unternehmens Modo & Modo, in dem Reisebericht Traumpfade des englischen Schriftstellers Bruce Chatwin von einem Notizbuch, dass Chatwin immer in einem Pariser Schreibwarenladen kaufte, bevor er auf Reisen ging. Es war ein Notizbuch mit einem schwarzen Ledereinband, das mit einem Band verschlossen werden konnte und im Rückeinband ein kleines Fach für lose Notizen hatte. Der Schriftsteller berichtet, wie ihm die Verkäuferin eines Tages erzählte, das Notizbuch werde nicht mehr produziert, der einzige noch verbliebene Hersteller sei verstorben und dies die letzten noch vorrätigen Exemplare. Chatwin kaufte sie alle.

Ernest Hemingway

Neugierig geworden, forschte Sebregondi ein bisschen nach und stellte fest, dass nicht nur Chatwin, sondern viele weitere Kreative der letzten beiden Jahrhunderte ganz ähnliche Notizbücher benutzten, u.a. Pablo Picasso, Oscar Wilde und Ernest Hemingway. Und damit war die Geschichte geboren, die die Moleskine-Notizbücher zum Kultobjekt mit jährlich 10 Millionen verkauften Exemplaren machte. Die Geschichte, inspiriert durch eine kleine Anekdote in einem Buch, finden Sie übrigens in jedem Moleskine als Faltblatt.

Links zu dem Thema
Das Geheimnis einer kleinen Box
Ich mache es nicht
Die ganze (wahre) Moleskine-Geschichte im brand-eins-Magazin
Sehenswerte Moleskine-Videos bei YouTube

Ein Tag im Leben von…

Noch ein sehr sehenswertes Animationsvideo: Die norwegische Gruppe Röyksopp hat (bereits 2002) für ihre Single Remind Me das fanzösische Design-Studio H5 angeheuert, die dafür einen Tag im Leben einer Londoner Angestellten vollständig mit Informations-Diagrammen visualisiert haben. Das fängt an bei der Statik ihres Wohnhauses, geht über die Physiologie des Gehörganges, den städtischen Wasserkreislauf, das Londonder Transportsystem, die Nahrungskette und vieles, vieles mehr. Auch nach merhmaligem Anschauen hat man noch lange nicht alles entdeckt.

Lernen kann man hier nicht nur, wie man Kreisläufe visualisiert und Statistiken anschaulich animiert; interessant ist auch der Gebrauch der isometrischen Darstellung, die eine sehr einfache Arbeit mit 3D-Diagrammelementen ermöglicht, weil die Elemente beliebig angeordnet werden können und dabei immer die richtige Perspektive behalten, solange sie nicht gedreht werden. Bei perspektivischen Projektionen, die eher unserem natürlichen Sehen entsprechen, ist das so nicht möglich.

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Humboldts fehlende Geschichten

AvHumboldt

Alexander von Humboldt hatte bereits zu Lebzeiten ein legendäres ansehen („der Wissenschaftsfürst“) und galt als einer der größten Wissenschaftler seiner Zeit.

Bolton-humboldt

Sein Ruhm basierte zu großen Teilen auf seiner monumentalen Amerikaexpedition, deren beeindruckende Ergebnisse Humboldt in einem gigantischen 30-bändigen Werk präsentierte. Dieses Reisewerk, dessen Erschaffung nach der Reise sein restliches Vermögen endgültig verschlungen hatte, fand aber weit weniger öffentlichen Anklang, als Humboldt erhofft hatte. Über die Ursachen lesen wir in Daniel Kehlmanns grandiosem Roman Die Vermessung der Welt:

Sein lang erwarteter Reisebericht habe das Publikum enttäuscht: Hunderte Seiten voller Meßergebnisse, kaum Persönliches, praktisch keine Abenteuer. Ein tragischer Umstand, der seinen Nachruhm schmälern werde. Ein berühmter Reisender werde nur, wer gute Geschichten hinterlasse.

Wie wahr ist das für so viele PowerPoint-Präsentationen, die wissenschaftliche Ergebnisse präsentieren, aber aus ihrer Detailwelt nicht ausbrechen können; für Präsentationen, die selbst Fachleute kaum verstehen können, geschweige denn die breite Öffentlichkeit, weil sie nur Fakten aneinander reihen, ohne sie mit Leben zu füllen. Ein bisschen mehr Lebendigkeit, ein bisschen weniger staubtrockener Präsentations-Formalismus täte solchen Präsentationen wirklich gut.

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Picture of Dr. Michael Gerharz

Dr. Michael Gerharz