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Praktisch, wenn es einen Schuldigen gibt

Praktisch, wenn es einen Schuldigen gibt. Das macht alles so schön einfach, weil es mich aus der Verantwortung entlässt.

Diesmal ist es also Facebook. Hätten die doch bloß mal die ganzen Fake-News herausgefiltert. Dann hätte Trump nie gewinnen können. Ursache erkannt. Problem gelöst. Alles prima. Wir können alle so weiter machen wie bisher, denn meine Schuld war’s ja nicht, sondern Facebooks.

Meine Botschaften hatten einfach keine Chance. Die waren zwar top, aber gegen Fake-News? Die sind nun einmal zu verführerisch. Dagegen kommt keiner an. Und unfair ist es sowieso. An mir und meinen Botschaften lag’s also offensichtlich nicht.

Sollen die bei Facebook jetzt mal ihren Algorithmus in Ordnung bringen. Sobald Fake-News gefiltert werden, wird alles wieder gut. Am besten verpflichten wir Google gleich mit, Fake-News auch aus den Suchergebnissen zu verbannen.

Dann erkennen endlich alle, was wirklich stimmt. Ich zum Beispiel wäre auf einen Schlag all die Konkurrenten los, die immer noch die Mehrabian-Regel falsch zitieren.

Schöne neue Welt, oder?

Schade nur, dass es so einfach doch nicht ist. Wer soll denn entscheiden, was wahr oder falsch ist? Wer soll entscheiden, was ein Irrtum ist und was eine bewusste Falschmeldung? Oder ein Missverständnis? Wer soll entscheiden, wie eine Aussage gemeint war? Wie weit ist der Weg dann noch zur Zensur? Zu Neusprech?

Man muss Facebook und Mark Zuckerberg heute gar keine böse Absicht unterstellen, aber wie sähe ein solcher Wahrheitsfilter in den falschen Händen aus? Und wer garantiert, dass er nicht in die falschen Hände gerät?

Facebook und die Brechstange

Wär’ er beim Denken doch bloß mal von seinem Stuhl aufgestanden … Werbefilmer auf der Suche nach einer Metapher für Facebook.

Wozu Metaphern? Weil sie etwas ausdrücken, was ich mit anderen Worten schwerer oder gar nicht sagen könnte. Metaphern helfen, die Bedeutung des Gesprächsgegenstands in vertraute Begriffe zu übersetzen, ihn in einem anderen Licht zu sehen.

„Brechstange“ ist so ein Beispiel. Unter Brechstangen stellen sich die meisten Menschen etwas schweres, vor allem aber grobschlächtiges vor. Mit der Brechstange macht man keine filigranen Arbeiten. Jemand, der etwas mit der Brechstange versucht, weiß sich nicht mehr anders zu helfen, als eine Lösung zu erzwingen – oft nimmt er dabei Beschädigungen an der Sache in Kauf. 

Mit genau so einer Brechstange konstruiert Facebook seine Metaphern. Facebook erklärt uns nämlich mit diesem Video, dass Stühle wie Facebook sind. Übrigens auch Türklingeln und Basketball. Glauben Sie nicht? Ist aber so – also sagt Facebook:

Das ist so sehr an den Haaren herbei gezogen, dass es fast schon wieder zum Schenkel klopfen ist. Aber ich halte doch an mich und erfreue mich an Erklärfilmen, die Metaphern sinnvoll einsetzen. Dieser Film z.B. nutzt den Bleistift als Metapher für das Komplexe im Einfachen:

Der Bleistift steht stellvertretend für all die Dinge, die wir jeden Tag selbstverständlich nutzen, deren Schöpfung aber – denkt man es zu Ende – eine unfassbar komplexe Kette von menschlichen Interaktionen vorausgeht. Er ist damit Symbol für die schier grenzenlose Schöpfungskraft der Menschheit.

Diese Metapher funktioniert, weil der Film mit äußerster Sorgfalt erzählt, wie sich hinter dem vermeintlich einfachen Gegenstand die Komplexität der menschlichen Gesellschaft verbirgt. Und so macht das konkrete Beispiel des Bleistifts das abstrakte Thema des Films anschaulich und greifbar.

Facebooks Stühle dagegen erklären gar nichts. Sie konkretisieren Facebook nicht. Stattdessen werfen sie Fragezeichen auf, wo vorher keine waren. Metaphern sind dann sinnvoll, wenn sie Kommunikation klarer oder angemessener machen. Bei Facebooks Film passiert das Gegenteil.

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