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The Phones Start Talking

Würden Sie das unterschreiben: manche Themen sind einfach so kompliziert, die kann man einem Laien in einer kurzen Präsentation nicht näher bringen.

Ich würd’s nicht unterschreiben, sondern versuche stattdessen, Ihnen einen kurzen Einblick in mein Promotionsthema zu geben, das im Detail zumindest so kompliziert ist, dass es mich einige Jahre beschäftigt hat. Fragt man Wikipedia, was ein Ad-hoc-Netz ist, so lernt man, es sei ein Funknetz, das zwei oder mehr Endgeräte zu einem vermaschten Netz verbindet, um darüber Daten von Netzknoten zu Netzknoten weiter zu reichen. Aha. Nicht klar wozu das gut sein soll?

Ich versuch’s mal anders, nämlich mit einer kleinen Präsentation

Links zu dem Thema:

 

Post vom Amt

Mann ärgert sich über einen Brief und zerreißt ihn

Wer hat sich nicht schon einmal über einen Behördenbrief geärgert, der viel zu kompliziert formuliert und ohne Übersetzer eigentlich nur für den Absender verständlich war? Amtsdeutsch nennt man das und ist nichts anderes als eine Mischung aus Behörden-Fach-Chinesisch und veralteten Formulierungen (“Ablichtung”, “fernmündlich”), die in viel zu komplizierten Sätzen aneinandergereiht werden. Doch es geht auch anders.

Logo der Initiative

Heute wurde das Projekt IDEMA “Internetdienst für eine moderne Amtssprache” für seine Pionierarbeit auf dem Weg zu allgemeinverständlichen Behördenbriefen geehrt. Es wurde offiziell in die Liste der 365 Orte im Land der Ideen 2008 aufgenommen. Das Projekt analysiert im Auftrag von Verwaltungen deren Briefe und erarbeitet verständlichere Formulierungen. Einige Beispiele sind auf der Webseite veröffentlicht.

Eine verständlichere Sprache könnte auch so mancher Vortrag gut gebrauchen. Gerade Experten neigen häufig dazu, ihre Vorträge mit viel zu vielen Fachausdrücken zu schmücken. Oft genug setzen sie auch ein viel zu hohes Vorwissen voraus, anstatt die Zuhörer bei ihrem tatsächlichen Stand abzuholen. Diese Experten sollten sich ein Beispiel an dem Projekt IDEMA nehmen. Einen Vortragenden, der nur für sich selbst redet, braucht nämlich kein Mensch.

Der Treppenhaus-Vortrag

Zwei Geschäftsleute treffen sich im Treppenhaus

Wissen Sie, was ein Treppenhaus-Vortrag ist? Nein? Dabei haben Sie höchstwahrscheinlich selbst schon einmal einen gehalten. Stellen Sie sich vor:

Sie haben bis zuletzt noch an ihren Folien gearbeitet, um Ihren Zuhörern einen möglichst vollständigen Überblick über ihr Vortragsthema zu geben. Immerhin sitzt ihr Chef im Raum, und den wollen Sie nicht enttäuschen.

Rechtzeitig machen Sie sich also auf den Weg zum Vortragsraum. Auf halber Strecke begegnet Ihnen Ihr Chef: “Hallo Herr Meier, wie geht es Ihnen?” “Gut, ich habe einige interessante Ergebnisse, die ich gleich in meinem Vortrag berichten werde.” “Oh, ja richtig, ihr Vortrag. Es tut mir furchtbar leid, aber mir ist ein wichtiger Termin dazwischengekommen. Aber wir haben ja den selben Weg. Erzählen Sie mir doch kurz, was Sie herausgefunden haben!”

Können Sie das? Viel mehr als drei Sätze haben Sie nicht. Sie glauben nicht, wie viele Menschen auf diese Frage keine adäquate Antwort geben können. Die basteln also stundenlang an unzähligen Folien, können aber die Kernaussage nicht auf den Punkt bringen. Verschärft ausgedrückt wissen diese Menschen gar nicht, was sie eigentlich sagen wollen, reden aber beliebig lange darüber. Glauben Sie, dass diese Menschen ihre Ergebnisse in ihrem Vortrag überzeugend präsentieren werden?

Treppenhaus-Vorträge, im Englischen nennt man das übrigens Elevator Pitch, müssen wir übrigens ständig halten. Beim Kennenlernen auf Konferenzen (“Und was machen Sie?”), beim Vorstellungsgespräch (“Was haben Sie in dem Projekt gemacht?”), am Telefon (“Was sind denn genau die Vorzüge ihres Angebots?”) und vielen weiteren Gelegenheiten. Es lohnt sich also, einen Treppenhaus-Vortrag in der Tasche zu haben, den Sie bei Bedarf anwenden können. Und es tut auch ihren Vorträgen gut, wenn Sie auf den Punkt bringen können, was Sie eigentlich sagen wollen.

Verwandte Artikel:
Was bleibt: Einfaches
In sechs Wörtern zum Punkt kommen

Der Zen-Meister präsentiert

Presentation Zen ist der weltweit meistgelesene Blog über Präsentationsdesign. Garr Reynolds, Professor für Marketing und Management in Japan, schreibt dort seit knapp 3 Jahren über seine Ideen zum Design von Präsentationen. Anfang diesen Jahres erschien sein gleichnamiges Buch, was Google zum Anlass nahm, Reynolds in der Reihe Authors@Google zu einem Vortrag einzuladen. Endlich gibt es also eine Gelegenheit, den “Zen-Meister” des Präsentierens selbst präsentieren zu sehen.

Beeindruckend ist, wie Reynolds eine sehr harmonische Atmosphäre schafft, indem er immer wieder das Publikum einbindet, an geeigneten Stellen Humor einbaut und insgesamt eine sehr natürliche Sprache verwendet. Und selbstverständlich gibt es jede Menge hervorragender Beispiele für Reynolds’ Zen-Ästhetik zu sehen, eine minimalistische Art Folien zu gestalten, die vor allem auf die Wirkung von großformatigen Fotos setzt. Dazu Reynolds:

Make a choice of what’s important and let go of all the rest.

Garr Reynolds präsentiert bei Authors@Google

Seine Folien sind musterhafte Beispiele dafür. Ich teile allerdings Reynolds’ Selbsteinschätzung, der sich in seinem Blog für diese Präsentation nur 7,5 von 10 Punkten gibt. Warum? Weil er sich an sein Zitat leider nur beim Foliendesign hält, nicht aber bei der Umsetzung der Präsentation. Der Vortrag ist randvoll gefüllt mit Inhalten, so dass man den Eindruck nicht los wird, er könne sich von einigen seiner Ideen eben nicht trennen, z.B. während der sehr langen Selbstvorstellung.

Eine von Reynolds häufig zitierte japanische Weisheit lautet “Only eat until 80% full“. Anders ausgedrückt soll eine Präsentation nicht überladen sondern etwas kürzer und dafür bekömmlicher sein. Sein Vortrag ist aber so voll, dass er ein ziemlich hohes Tempo anschlagen muss und dennoch länger braucht als vorher von ihm angekündigt. Viele seiner Folien zeigt er nur für wenige Sekunden, so dass man als Zuhörer kaum Gelegenheit hat, die Bilder wirken zu lassen. Die eine oder andere längere Pause hätte die Wirkung der Aussagen sicher besser unterstützt (und im Übrigen die schönen Folien besser zur Geltung gebracht). Wer weder das Buch noch den Blog kennt, wird durch das hohe Tempo vielleicht sogar ein wenig Mühe haben zu folgen.

Dennoch, wer die gut 70 Minuten aufbringen kann, findet in dem Vortrag jede Menge Inspirationen und wertvolle Tipps zur Gestaltung der eigenen Folien.

Lästern kann jeder

Daumen runter, Daumen hoch

Lästern kann jeder. Aber wenn’s um’s besser machen geht, darf man dann auch nicht kneifen. Tu’ ich auch nicht.

Nachdem ich kein gutes Haar an Dr. Chatzimarkakis Präsentation auf dem CeBIT-RFID-Forum gelassen habe, möchte ich in diesem Artikel zeigen, wie man es besser machen kann.

Ich beschränke mich aber auf einen Aspekt seines Vortrags, statt den gesamten Vortrag zu besprechen – schließlich wollen wir uns ja auf das Wesentliche konzentrieren. Dazu greife ich mir den Mittelteil des Vortrags heraus, in dem es um eine Workshop-Reihe geht, die die EU zur Meinungsfindung nutzen möchte, um ihre Entscheidungen zum RFID-Thema vorzubereiten. Ich schlage vor, Sie lesen die entsprechenden Folien einmal zügig durch und überlegen dann, ohne erneut auf die Folien zu schauen, was bei Ihnen hängen geblieben ist.

Beispielfolie 1Beispielfolie 2Beispielfolie 3Beispielfolie 4Beispielfolie 5Beispielfolie 6

Was sind eigentlich die wesentlichen Aussagen auf den Folien? Offenbar gibt es fünf Workshops, die sich mit verschiedenen Aspekten des RFID-Themas beschäftigen sollen. Die Workshops legen einen Bericht vor, der in die Beschlüsse zum europäischen Forschungsförderprogramm einfließt (dem framework programme 7, FP7). Das zumindest sollten Sie behalten haben. Idealerweise kennen Sie noch die Kernthemen der Workshops, denn damit haben Sie einen guten Überblick über die Tragweite des RFID-Themas.

Diese Informationen kann man im Prinzip sogar mit einer einzigen Folie transportieren, die vielleicht so aussehen könnte (wie viel behalten Sie nun?):

workshop series

Um zu dieser Folie zu gelangen, habe ich folgendes getan:

  1. Der ursprüngliche Folienhintergrund lenkt vom Text ab, er ist viel zu unruhig und vermindert den Kontrast. Der sehr kleine Text ist dadurch schlechter zu lesen. Ich habe den Hintergrund gelöscht und durch einen dezenten einfarbigen Hintergrund ersetzt, der einen guten Kontrast zum Vordergrund erlaubt und sich nicht selbst in den Vordergrund drängt.
  2. Die wesentliche Information ist in sehr großer Schrift hervorgehoben. Es ist sofort sichtbar, dass es eine Workshop-Reihe geben wird.
  3. Die langweilige Arial-Schrift habe ich durch die plakativere und modernere Haettenschweiler ersetzt. Das passt auch stilistisch besser zu dem Technologie-Thema RFID.
  4. Der ursprüngliche Text ist vollständig von der Folie verschwunden. Die wesentlichen Punkte, die beim Zuhörer hängen bleiben soll, sind aufgeführt, mehr nicht. Alle weiteren (nicht so wichtigen) Details können mündlich gegeben werden, oder auf weiteren Folien besprochen werden (s.u.).
  5. Den fünf Workshops habe ich je ein sprechendes Icon zugeordnet, damit die jeweilige Thematik auch visuell verstanden wird. Die Icons stammen von iStockphoto (verwenden Sie keine billigen Standardcliparts).
  6. Die Titel der Workshops habe ich auf ein einprägsames Schlagwort reduziert.

Um die Informationen noch besser einzuprägen, kann man zusätzlich je eine Folie zu den fünf Workshops spendieren. Das hat Dr. Chatzimarkakis auch gemacht, doch unterstützen seine Folien durch ihre Informationsfülle nicht die Einprägsamkeit seiner Worte. Besser wäre es vielleicht so:

applicationsresearchprivacystandardsspectrumZusammenfassung

In der ursprünglichen Version wurden auf jeder Folie sehr viele Informationen verpackt, die die Zuhörer ohnehin nicht behalten können, und die daher vom Wesentlichen ablenken. Stattdessen habe ich folgendes getan:

  1. Icon und Schlagwort von der Übersichtsfolie werden sehr groß platziert.
  2. Das Icon dient als visuelle Erinnerungshilfe.
  3. Das Schlagwort gibt den Kern des Workshop-Themas wieder. Den genauen Titel kann man mündlich geben und im übrigen auf Unterlagen verweisen.
  4. Statt vieler Details wird zu jedem Workshop eine Kernaussage auf die Folie geschrieben, um dem Schlagwort eine konkretere Bedeutung zu geben. Diese dient jedoch nur als Gedankenstütze und kann daher entsprechend klein gedruckt werden (sollte aber mit immer noch 26pt auch aus größerer Entfernung noch gut lesbar bleiben). Als Schriftart habe ich Helvetica Neue, fein, verwendet.
  5. Die letzte Folie fasst das Gesagte noch einmal zusammen und gibt einige Daten als Zusatzinformation.

Alle weiteren Informationen können problemlos mündlich gegeben werden, während die Zuhörer mit den plakativen Folien eine gute Gedankenstütze erhalten, mit denen Sie das Gesprochene verknüpfen können. Die Folien lenken nicht vom Gesprochenen ab, sondern unterstützen optimal das Verständnis. Die Icons veranschaulichen das Thema des Workshops zusätzlich, sodass nicht nur Text, sondern auch visuelle Information im Gedächtnis bleibt.

Natürlich bietet es sich an, einen Flyer für die Workshop-Reihe dabei zu haben, der weitere Informationen enthält. Diese können dann durchaus ausführlicher sein und auch über das Gesagte hinausgehen. Die Zuhörer nehmen dann gleich zwei Dinge mit nach Hause. Die Erinnerung an einen interessanten Vortrag und eine gedruckte Information, zu der Sie durch den Vortrag die richtigen Assoziationen haben.

Zum Abschluss noch einmal die Frage: wenn Sie sich die beiden Foliensätze noch einmal ansehen, welcher vermittelt die Informationen einprägsamer?

Natürlich sind meine Vorschläge nicht die einzige Möglichkeit, die Folien zu verbessern, es gäbe unzählige weitere (und sicher auch noch bessere). Die Vorschläge machen aber anschaulich, was schon mit wenig Aufwand möglich ist, ich habe keine 20 Minuten dafür benötigt.

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Buchempfehlung: “Was bleibt” von Chip und Dan Heath

Nachtrag: Einfaches aus Sicht der EU

Wenn alles wichtig ist, ist nichts wichtig

Im letzten Artikel habe ich diese Abbildung verwendet, um zu verdeutlichen, wie in vielen Präsentationen die Kernbotschaft zwischen viel zu vielen Details versteckt wird. Wahrscheinlich haben Sie gedacht: ok, Prinzip verstanden, aber das Beispiel ist ein bisschen extrem, so was macht doch keiner. Irrtum.

So was macht doch einer, z.B. Dr. Jorgo Chatzimarkakis, Mitglied im Ausschuss für Industrie, Forschung, und Energie des EU-Parlaments, auf dem RFID-Forum der CeBIT 2006.

RFIDs sind kleine elektronische Etiketten, die per Funk ausgelesen werden können und so beispielsweise eine automatische Lagerverwaltung oder Kassen ohne Kassierer ermöglichen könnten. Chatzi, wie er sich selber nennt, hielt dazu einen Vortrag über mögliche EU-Regulierungen. Ein Auszug seiner Folien:

Beispielfolie 1 von Dr. ChatzimarkakisBeispielfolie 2 von Dr. ChatzimarkakisBeispielfolie 3 von Dr. ChatzimarkakisBeispielfolie 4 von Dr. ChatzimarkakisBeispielfolie 5 von Dr. ChatzimarkakisBeispielfolie 6 von Dr. Chatzimarkakis

Wer sich die Mühe macht, die Stichpunkte auf allen 14 Folien zu zählen, kommt auf die unglaubliche Zahl von 79! Alle stehen gleichwertig nebeneinander. Es gibt praktisch keine Hervorhebungen, keine visuellen Hilfestellungen, keine Ordnung außer der Untergliederung des Vortrags auf die verschiedenen Folien.

Auch an den Folien erkennt man nicht, ob sie wichtige Informationen transportieren oder lediglich Zusatzinformationen liefern. Alle Folien verwenden den gleichen nutzlosen Hintergrund, der das Layout sehr unruhig und den Text schwer leserlich macht.

Natürlich kann man einwenden, dass es ja auf den Vortrag ankommt und die Folien nur unterstützenden Charakter haben. Aber: diese Folien unterstützen nicht, sie schaden höchstens. Oder wie viele Vortragende haben sie schon gesehen, die mit solchem Folienmaterial einen guten Vortrag halten? Garr Reynolds von Presentation Zen formuliert das in seinem Buch treffend:

Niemand kann mit Folie auf Folie voller Stichpunkte einen guten Vortrag halten.

Ach ja: um Dr. Chatzimarkakis ein wenig in Schutz zu nehmen. Die Folien zu den übrigen Vorträge auf dem RFID-Forum sehen zwar mitunter ein wenig schicker aus, sind aber nicht wirklich aufgeräumter, und zwar fast ausnahmslos.

Weitere Links zu dem Thema:
Homepage von Dr. Jorgo Chatzimarkakis (mit Chatzi-News)
RFID-Forum der CeBIT 2006
Was bleibt: Einfaches
Buchempfehlung: “Was bleibt” von Chip und Dan Heath
Schlechte Präsentationen schaden dem Image

Buchempfehlung: „Was bleibt“ von Chip und Dan Heath

Pasted Graphic

Das Fazit nehme ich vorweg: Kaufen Sie dieses Buch! Den beiden Brüdern Chip und Dan Heath ist mit „Was bleibt“* ein hervorragendes Buch gelungen (und lassen Sie sich nicht von dem etwas unglücklichen deutschen Untertitel abschrecken).

Worum geht es? Der Erfolg einer Präsentation lässt sich im Grunde an einer einfachen Frage fest machen: “Was ist bei den Zuhörern hängen geblieben?” Dass die meisten Präsentationen an diesem Kriterium scheitern, können Sie selbst testen: Wenn Sie sich an die letzten zehn Präsentationen erinnern, die Sie gehört haben, wie viel haben Sie davon mit nach Hause genommen? Woran aber liegt es, dass manche Ideen so gut hängen bleiben, die allermeisten jedoch nicht?

Dieser Frage gehen Chip und Dan Heath in “Was bleibt” nach. Gefunden haben Sie 6 Prinzipien, die Sie in zahlreichen “hängen gebliebenen” Ideen entdeckt haben. Im Englischen ergeben diese Prinzipien ein schönes Akronym: SUCCESs (simple, unexpected, concrete, credible, emotional, stories). Die deutsche Übersetzung gibt das leider nicht her (einfach, unerwartet, konkret, glaubwürdig, emotional, Geschichten).

Sehr fundiert erläutern die Autoren, der eine ist Psychologie-Professor an der Stanford-Universität, der andere Gründer des Lehrvideoverlags Thinkwell, diese Prinzipien. Selten habe ich ein Buch gelesen, das seinen Inhalt so anschaulich und dadurch greifbar macht. Das Buch ist gespickt mit Beispielen (Geschichten), die das Gesagte konkret machen. Es ist einfach geschrieben, eine ganze Reihe von Beispielen ruft Emotionen hervor, die das Gesagte noch anschaulicher machen. Und es ist voll mit unerwarteten Erkenntnissen. Erkennen Sie die 6 Prinzipien? Konsequent sind sie in dem Buch umgesetzt. Als einziger Wermutstropfen bleibt, dass ausgerechnet die “Ideenkliniken”, eine Art Vorher-Nachher-Analysen, nicht immer so recht überzeugen.

Das Buch ist kein Präsentationsbuch im engeren Sinne, es ist auch kein Marketingbuch, wie es der deutsche Untertitel suggeriert. Es ist einfach ein guter Ratgeber für alle, die Ideen haben und damit nicht im stillen Kämmerlein bleiben wollen. Wenn diese Ideen hängen bleiben sollen, sollten Sie “Was bleibt” von Chip und Dan Heath lesen. [Trotz der passablen deutschen Übersetzung möchte ich auch auf das englische Original, „Made to Stick“*, hinweisen, das mir persönlich noch besser gefällt.]

7 Jahre „Really Bad PowerPoint“

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Seth Godin ist einer der gefragtesten Marketing-Gurus weltweit. Er ist Autor mehrerer Welt-Bestseller (u.a. „All Marketers Are Liars“ und das kürzlich erschienene „Meatball Sundae“), in denen er über die durch das Internet veränderte Marketingwelt schreibt. Seine Thesen dazu sind sicher lesenswert, aber nicht der Grund dieses Artikels.

Seth Godin ist nämlich außerdem ein außergewöhnlicher Redner, den man getrost als Pionier einer modernen Art von Präsentationen ansehen kann, die sehr stark auf Emotionen und Bilder setzt. Schon 2001 schrieb er das Essay “Really Bad Powerpoint“, in dem er die damals übliche Art, (PowerPoint-)Präsentationen zu halten, heftig kritisiert und einen radikal anderen Ansatz vorschlägt. Das Traurige daran: Noch heute, also 7 Jahre später, ist dieses Essay hochaktuell und für viele Präsentationen gilt seine Kritik unverändert.

Seth prangert vor allem an, dass viele Redner ihre Folien eher als Notizen verwenden, die sie während des Vortrags mehr oder weniger ablesen und anschließend auch als Handout verwenden. Das bedeutet aber letztlich, dass die Folien zu viel Text und Fakten enthalten anstatt durch überzeugende Abbildungen die Botschaft zu unterstützen. Solche Vorträge wecken keine Emotionen und sind daher ungeeignet, Ideen einprägsam zu vermitteln.

Seth beschreibt 5 Regeln für überzeugendere Präsentationen, von denen ich zwei herausgreifen möchte:

1. Niemals mehr als sechs Wörter auf einer Folie verwenden.
Wurm, der sich zu einer

Kommt Ihnen das vertraut vor? In diesem Artikel habe ich über eine Übung geschrieben, mit der man seine Kernaussage konkretisiert, indem man versucht, sie in höchstens sechs Wörter zu fassen. Indem Sie sich zwingen, das auch für jede Ihrer Folien zu tun, sorgen Sie dafür, dass die Folien nicht einfach (überflüssigerweise) Ihren gesprochenen Text wiederholen, sondern einprägsame Botschaften vermitteln, die das Verständnis unterstützen. Seth Godin formuliert das so:

“Verwenden Sie Folien, die Ihre Worte bekräftigen, und nicht bloß wiederholen.”

Zwar muss man diese Sechs-Wörter-Regel nicht unbedingt wörtlich nehmen, aber denken Sie doch einmal darüber nach, ob durch textlastige Folien wirklich das Verständnis der Zuhörer verbessert wird. Muss wirklich jeder gesprochene Inhalt eine direkte Entsprechung auf der Folie haben?

2. Keine billigen Bilder verwenden.

Zuallererst heißt das einmal: keine billigen Cliparts verwenden. Die Zeiten, in denen man mit Screen-Beans einen Blumentopf gewinnen konnte, sind beim besten Willen vorbei. Versuchen Sie, hochwertige Fotos oder Cliparts zu finden, die Ihre Botschaft optimal wiedergeben (eine sehr empfehlenswerte Quelle ist z.B. istockphoto.com).

Vergleichen Sie doch einmal die beiden folgenden Folien, die in einem Vortrag für ein neues Handy verwendet werden könnten:

Pasted Graphic 7 Pasted Graphic 8

Die linke Folie kommt Ihnen höchstwahrscheinlich sehr vertraut vor. Sie ist sehr textlastig und nur auf die Fakten konzentriert. Die verwendeten Cliparts, die zwar die Folie auflockern sollen, transportieren keine Botschaft und rufen eher ein Schmunzeln hervor.

Die rechte Folie dagegen formuliert eine glasklare Botschaft: “Wir haben ein Handy entwickelt, das einfach Spaß macht!” Das Foto verstärkt diese Aussage und wirkt unmittelbar sympatisch. Kurz: Es weckt Emotionen. Dazu Seth Godin:

“Logic is essential, but without emotions, you’re not playing with a full deck.”

Links zu diesem Thema:
Seth Godins Homepage
Essay “Really Bad Powerpoint
Garr Reynolds Blog “Presentation Zen” (der einen ganz ähnlichen Ansatz lehrt)

In sechs Wörtern zum Punkt kommen

Wurm, der sich zu einer

Haben Sie manchmal das Gefühl, mit Ihrer Präsentation nicht so recht auf den Punkt zu kommen? Und haben Sie gelegentlich den Eindruck, dass deswegen ihre Botschaft nicht so recht bei Ihren Zuhörern ankommt? Vielleicht liegt das dann daran, dass Sie selbst Ihre Botschaft noch gar nicht so klar auf den Punkt gebracht haben, um sie auch anderen glasklar präsentieren können?

Eine sehr aufregende und enorm hilfreiche Übung, um das in Zukunft zu verbessern, finden Sie im neuesten Artikel des amerikanischen Blogs “Professionally Speaking“. Der Autor, Ian Griffin, schlägt dort vor:

Wenn Sie das nächste Mal eine Präsentation vorbereiten, dann sollten Sie versuchen, ihre Kernaussage in sechs Wörtern oder weniger zu formulieren.

Was auf den ersten Blick extrem und fast unmöglich klingt, ist auf den zweiten Blick eine effektive Übung, die auch noch Spaß macht. Unwichtig werden auf einmal die vielen kleinen Details, von denen man noch eben dachte, dass sie unbedingt auch noch “mit auf die Folie” müssen. Ich empfehle Ihnen dabei, solange an Ihrer Kernaussage zu feilen, bis sie damit wirklich zufrieden sind. Vielleicht ergibt sich so auch gleich noch ein viel pfiffigerer Titel für die Präsentation als der bisherige.

Die Idee ist übrigens inspiriert von einer Anekdote über Ernest Hemingway, der einst mit Kollegen um 10$ wettete, eine vollständige Geschichte in nur sechs Wörtern zu schreiben. Er gewann die Wette mit dieser Geschichte: “For sale: Baby shoes, Never worn.” (in deutsch sind das übrigens nur vier Wörter: “Zu verkaufen: Babyschuhe, ungetragen”)

Versuchen Sie es doch auch einmal: In sechs Wörtern zum Punkt kommen.

[Foto: pshutterbug, flickr]

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Dr. Michael Gerharz

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