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Wie man passende Farben findet

Beispiel für schlechte Farbwahl

Farben können einen erheblichen Einfluss auf die Wirkung einer Präsentation haben. Gut gewählte Farben unterstützen optimal Ihre Aussage, weil sie die passende Stimmung erzeugen; sinnvolle Kontraste heben wichtige Punkte so hervor, dass sie unmittelbar erkennbar und einsichtig sind. Umgekehrt führt eine unglückliche Farbwahl wie im rechten Beispiel dazu, dass das Publikum am liebsten schreiend den Saal verlassen würde. Das liegt oft daran, dass Folien zu bunt, zu wenig Kontrast oder schlicht mit völlig unpassenden Farben gestaltet sind.

Aus einem Foto einer Glühbirne Farben extrahieren

Eine hervorragende Quelle für aufeinander abgestimmte Farben, die (natürlicherweise) gut zu Ihrem Thema passen, sind die Fotos, die Sie für Ihren Vortrag herausgesucht haben. Wenn Sie die Bilder sorgfältig ausgewählt haben, so dass sie genau das ausdrücken, was Sie mit Ihrem Vortrag herüberbringen möchten, dann ist es sehr wahrscheinlich, dass die Farbgebung des Bildes dies auch bereits tut.

Schwarz-Gelb aus dem obigen Bild ist z.B. eine ungeheue kraftvolle Farbkombination mit einem starken Kontrast. Sie eignet sich hervorragend, um Ihren Ideen „Leuchtkraft“ zu geben, etwa so:

Titelfolie Beispielfolie

Aus dem Bild einer Bühnenlandschaft Farben extrahieren

Natürlich eignen sich solch kraftvolle Farben nicht für jeden Vortrag. Für einen eher melancholisch angehauchten Naturvortrag wie den folgenden sind diese starken Kontraste sicher ungeeignet. Aber selbstverständlich würden Sie für dieses Thema auch keine Glühbirne als Bild auswählen, sondern vielleicht den nebenstehenden Steg. Hieraus ergeben sich dezente Farben in Pastelltönen, die viel besser zu dem Thema passen. Das Bild liefert eine sinnvolle Farbwahl mit weichen Blautönen und einem schön harmonierenden Braunton. Ergänzt mit einer passenden Schrift (Fresco Semi Bold), ergibt sich ein harmonisches Gesamtbild.

Beispielholie Beispielfolie zur Pastellfarbgebung mit Zitat

Farben aus einem Sepia-Bild extrahieren

Wer viel Wert auf eine seriöse Wirkung legt, der wird häufig bei einem sog. monochromatischen Farbschema fündig, also einem Farbschema, das nur aus einem Farbton in unterschiedlichen Abstufungen besteht, so wie in dem Sepia-Bild rechts. Die Farben liefern einen sehr dezenten Charakter, der alles Schrille vermeidet und der symbolisiert, dass der Vortragende ein möglicherweise sensibles Thema mit dem gebührenden Respekt behandelt. Die Farben stellen sich hier nicht in den Vordergrund, sondern treten deutlich hinter dem Inhalt zurück.

Beispielfolie Beispielfolie in Sepia-Tönen mit einer Statistik

Wie die Beispiele zeigen, können sinnvolle Farbschemata ganz unterschiedlich ausgeprägt sein: kontrastreich oder kontrastarm, schillernd oder dezent, bunt oder weniger bunt, umfangreich oder minimalistisch. Was für das eine Thema funktioniert, würde bei einem anderen Thema völlig falsche Assoziationen erzeugen. Mit ein wenig Übung lassen sich aus den richtigen Bildern aber sinnvolle Farbschemata für den eigenen Vortrag erzeugen.

Die Werkzeuge dafür liefern einige Präsenationsprogramme bereits mit, etwa Apple Keynote oder OpenOffice Impress. Für PowerPoint gibt es einige (meist kostenlose) Plugins, die diese Funktionalität nachliefern, z.B. ColorCop oder Pixie (die ich aber beide nicht getestet habe).

Logo der Online-Farbcommunity
Screenshot des Farbkatalogs von kuler

Wer es noch nicht kennt, der sollte unbedingt auch einmal einen Blick auf den Online-Dienst kuler von Adobe werfen. Hier finden Sie eine schier unerschöpfliche Fundgrube von vorgefertigten Farbschemata zu allen möglichen Themen. Das Verzeichnis ist ausführlich verschlagwortet, so dass man bequem nach Schlagwörtern suchen kann, um eine Liste passender Farbschemata zu erhalten.

Farbgestaltung in kuler
Farbgestaltung in kuler anhand eigener Fotos

Richtig interessant wird kuler aber durch die Möglichkeit, Farbschemata zu verändern und eigene anzulegen. Dies ist möglich anhand vorgefertigter „formaler“ Kriterien (wie z.B. monochromatisch, komplementär etc.) oder auf Basis eigener hochgeladener Fotos. Eine Anleitung für erste Schritte finden Sie hier

Vorher-Nachher: Emotionen

Vor einiger Zeit bat mich ein Leser um Rat für seine nächste Präsentation, mit der er auf die gravierenden Wasserprobleme von Megastädten aufmerksam machen wollte. Der Vortrag sollte einen eher wissenschaftlich sachlichen Ton haben, gerade deswegen aber durch einen emotionalen Einstieg die Zuhörer für das Thema sensibilisieren. Dabei sollte folgende Folie helfen:

Vorher-Folie: Frau schöpft dreckiges Wasser

Die Folie ist emotional, keine Frage, und die Zahlen klingen dramatisch. Aber es gibt ein gravierendes Problem: sie haben nämlich nichts mit Megastädten zu tun. Wie wir später in der Präsentation erfahren, leben derzeit überhaupt „nur“ knapp 600 Mio. Menschen in Megastädten, also insgesamt deutlich weniger als die auf der Folie genannten Zahlen von 1 Mrd. und 2,6 Mrd Menschen, die sich demnach auf die weltweite Gesamtbevölkerung beziehen.

Gerade in einem wissenschaftlichen Umfeld ist Glaubwürdigkeit extrem wichtig. Die Folie könnte daher sogar kontraproduktiv wirken. Denn wenn der Verdacht aufkeimt, dass durch „Verbiegen“ von Statistiken Emotionen provoziert werden, dann ist die Glaubwürdigkeit schnell verspielt. Es ist also ein wenig Vorsicht geboten: Emotionen ja, (Über-)Dramatisierung nein.

Unappetitliches Abwasser

Einen interessanten Aufhänger bot jedoch ein Bild, das ursprünglich später in der Präsentation verwendet werden sollte und das eine verdreckte Abwasseranlage in Bangkok zeigt, aus der eine unappetitliche Brühe ins Wasser fließt. Solche Anlagen sind ein Grund für die Ausbreitung von Cholera und anderen Infektionskrankheiten, unter denen Bangkok zu leiden hat.

Dieses Bild ist damit ein guter Aufhänger für eine kleine Geschichte, die anhand des konkreten Beispiels „Bangkok“ in die Wasserproblematik der Megastädte einführt. Das Beispiel erfüllt gleich mehrere Zwecke. Neben einem emotionalen Zugang zu dem Thema können nämlich schon einmal die wesentlichen Probleme, die im Verlauf der Präsentation erläutert werden sollen, vorab konkret veranschaulicht werden. So haben die Zuhörer später eher ein Bild vor Augen, wenn sie die abstrakten Zahlen und Fakten hören.

Eine Bildsuche auf flickr liefert noch eine Reihe von Fotos, die für diese Einführung geeignet sind. Die folgenden drei Folien zeigen eine mögliche Umsetzung in PowerPoint, die erst Bangkok als Megastadt vorstellt und anschließend die Wasserprobleme der Stadt anhand der Abwassereinspeisung benennt.

Nachher-Folie 1: Bangkok – Stadt der Engel
Nachher-Folie 2: Megastadt mit 11 Mio. Einwohnern
Nachher-Folie 3: Megastadt ohne Abwasserreinigung

Als Anregung für den Einsatz von Geschichten zum Einstieg in Themen wie diese mögen auch die beiden folgenden TED-Präsentationen dienen. In der ersten Präsentation spricht Willie Smits über die Probleme bei der Wiederaufforstung in Indonesien und erzählt zu Beginn von einer einschneidenden Begegnung mit einem Orang-Utan-Baby.

In der zweiten Präsentation berichtet Majora Carter über ihre Mission, die Ghettos in der New Yorker Bronx (einer anderen Megastadt) zu einem lebenswerteren Ort zu machen und erzählt, wie ihr Hund ihr dafür die Augen geöffnet hat. Die Folien können sicher in beiden Vorträgen noch verbessert werden, aber beide Redner zeigen spürbare Leidenschaft für ihr Thema und erzielen gerade durch den Einsatz vieler Bilder (ganz ohne Text) einen sehr emotionalen Zugang zu ihrem Thema.

Links zu dem Artikel
Wikipedia-Artikel über Bangkok
Die durstige Megastadt – Berliner Zeitung über Wasserprobleme in Mexiko-City
Mehr TED-Präsentationen zum Schwerpunkt The Power of Cities
Mehr TED-Präsentationen zum Thema A Greener Future?
Zahlen oder Bilder? – Zahlen emotional visualisieren
Weitere Vorher-Nachher-Vergleiche

[Fotos: Woman with Child Collecting Water von hdptcar@flickr.com unter CC-BY lizenziert,
Hot Raw Sewage von Stuck In Customs@flickr.com unter CC-BY-NC-SA lizenziert,
Assumption University Bangkok von 3dom@flickr.com unter CC-BY-NC lizenziert,
Baiyoke Bangkok von GAry.Photography@flickr.com unter CC-BY-NC-ND lizenziert]

Was tust du gerade?

„Was tust du gerade?“ Das interessiert mehr Menschen, als Sie vielleicht glauben; wie sonst wäre der Erfolg des Internetdienstes Twitter zu erklären. Bei Twitter haben Sie die Möglichkeit  der ganzen Welt mitzuteilen, was Sie gerade tun… und mittlerweile tun dies über 5 Millionen Nutzer weltweit.

Aber wie erklärt man dieses Phänomen? Wieso gilt all der Spott, den man in den Anfängen von Twitter hörte („Wen interessiert schon, ob ich gerade Kaffee trinke?“) plötzlich nicht mehr und die bekanntesten Twitter-Nutzer haben über 50.000 sog. Follower?

Evan Williams, einer der Gründer von Twitter ging dieser Frage in seiner Rede auf der diesjährigen TED-Konferenz nach. Und er tat das auf die einzig logische Weise, nämlich indem er den kurzen Statusmeldungen Leben einhauchte durch diese Folien, ein tolles Beispiel für den Einsatz von Fotos:

Pasted Graphic 7Pasted Graphic 8
Pasted Graphic 9Pasted Graphic 10

Offenbar ist der Erfolg von Twitter wesentlich auch darauf zurückzuführen, dass seine Nutzer eben nicht nur darüber sprechen, was Sie gerade tun, sondern insbesondere darüber, was Ihnen (im Augenblick) wichtig ist. Auf diese Weise habe ich selbst auch schon eine ganze Reihe interessanter Links auf Twitter gefunden. Letztlich ist darüber hinaus laut Williams entscheidend für Twitters Erfolg, dass es offen ist, was auch immer jemand mit 140 Zeichen nützliches anstellen möchte (z.B. ein Feuchtigkeitssensor für Pflanzen, der über Twitter Alarm schlägt, s.o.). Wenn Sie mir auf Twitter zuhören möchten, dann schauen Sie einfach in meinem Tweet vorbei.

Evan Williams TED-Präsentation können Sie sich hier anschauen:

Die Wirkung von Fotos erhöhen

Zur Motivation am Beginn einer Präsentation werden oft Fotos verwendet, die das Thema veranschaulichen sollen, etwa so:

Motivationsfolie mit einem Foto, das einen Mann auf Schinen zeigt

Das ist nicht schlecht, aber es geht besser. Kopf- und Fußzeile sind – wie so oft – eigentlich überflüssig und stehlen dem Bild wertvollen Platz. Wirkungsvoller ist es, das Foto so groß wie möglich zu platzieren. Da es sich um ein hochformatiges Bild handelt, kann die Folie damit nicht komplett überdeckt werden, es bleibt also ein Rand. Ein schwarzer Folienhintergrund hat dabei gegenüber einem weißen Hintergrund den Vorteil, dass schwarz vom Beamer nicht übertragen wird und somit nur das Foto auf die Wand projiziert wird.

Foto mit weißem HintergrundFoto mit schwarzem Hintergrund

Eleganter ist es jedoch, auf dem Folienhintergrund die Farbgebung des Bildes aufzunehmen, um so die Stimmung des Motivs zu unterstützen. Dazu wählt man zunächst charakteristische Farbtöne aus dem Motiv aus:

Farbauswahl aus dem Motiv

Die beiden dunklen Töne ergeben einen schönen Farbverlauf, der gut zur Stimmung des Bildes passt. Mit einem hellen Rahmen versehen, setzt sich das Bild vom Hintergrund ab. Außerdem habe ich das Foto so verschoben, dass die Person genau auf der Drittelmarke steht, was die Folie interessanter macht, weil es im Gegensatz zur zentrierten Platzierung eine gewisse Spannung erzeugt (mehr zur Drittelregel).

Foto mit Farbverlauf

Eine alternative Methode zur Erhöhung der Bildwirkung besteht darin, das Foto über den Folienrand zu vergrößern und auf den „relevanten“ Fotobereich zu zoomen, etwa so:

Foto folienfüllend

Noch spannender wird es, wenn beide Techniken kombiniert werden, indem etwa der gezoomte Hintergrund unscharf gestellt wird und darüber das Foto noch einmal scharf positioniert wird, ggfs. beschnitten auf den interessanten Teil:

Beide Methoden kombiniert

Einige Präsentationsprogramme (etwa Apples Keynote) bringen die Werkzeuge zum unscharf stellen und zur Farbauswahl bereits mit, andernfalls erreicht man diese Effekte mit vielen Bildbearbeitungsprogrammen (z.B. Adobes Photoshop).

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Interview: Frank Kretschmann über Kreativität

 

Pasted Graphic 2

Frank Kretschmann ist ein Tausendsassa. Er ist Fotograf, Musiker, Extremsportler, Weltenbummler und mehr. Und mit all dem überschreitet er Grenzen, vor denen andere lange halt gemacht hätten.

In jahrelanger Arbeit fotografierte er mit drei Kollegen und einer alten Kamera die Städte Nürnberg und Fürth aus völlig ungewohnten bis unmöglichen Blickwinkeln, und nannte das Ergebnis Randzonen. Mit seiner Band Ludwag geht er Wege fernab vom Mainstream und erforscht Klangwelten irgendwo zwischen elektronischer und akustischer Musik. Und als Freeclimber reist er um die ganze Welt, um reine Natur zu erleben, wenn er alleine oder mit Kollegen in viel zu steilen Felswänden hängt.

Ich habe Frank Kretschmann gefragt, was für ihn Kreativität bedeutet und wie er neue Ideen findet.

1. Was ist für Sie “Kreativität”?
Freeclimber in Aktion:

Kreativität bedeutet für mich vor allem, in jeder Situation, auch in unerwarteten Situationen, intuitiv reagieren zu können. Kreativität hat demnach, ganz besonders in meinem Job, viel mit Improvisation zu tun. Ich muss jederzeit in der Lage sein, mich Problemen und Herausforderungen ohne großes vorheriges Planen stellen zu können. Grundvoraussetzung dafür ist natürlich, dass ich mich auf mein Wissen und meine Erfahrung verlassen kann und es in jeder Situation in meiner Arbeit einsetzen kann.

2. Wie finden Sie “neue” Ideen?

Ich bin viel und gern unterwegs, auch viel in der Natur. Dabei treffe ich ständig neue Menschen und neue Orte, von denen jeder einzelne mir neue Anregungen gibt. Ich versuche immer, meine Umgebung mit offenen Augen und Ohren aufzunehmen, mir dabei immer auch einen spielerischen Zugang zu meiner Umwelt zu bewahren.

Wichtig scheint mir auch, neue Ideen nicht krampfhaft zu suchen, nicht ständig darüber nachzudenken, sondern sie entstehen zu lassen, also in meinem Kopf und in meiner Umwelt das richtige Umfeld zu schaffen, in dem Ideen den Weg zu mir finden können.

3. Was tun Sie, wenn Ihnen einmal einfach nichts einfallen möchte?
Feldweg:

Für mich ist das durchaus manchmal befreiend. Ich kann mich darüber freuen und es genießen, einen leeren Kopf zu haben. In der heutigen Zeit ist das ja leider eher selten geworden. Anstatt zu verkrampfen und in Terminstress zu verfallen, benutze ich diese „leeren“ Zeiten gerne, um mich bewusst zu entspannen. So gewinne ich Abstand und Kraft und kann anschließend viel leichter und mit frischem Kopf neu an die Sache herangehen.

Wenn ich auf der Suche nach Ideen bin, für meine Fotografie, meine Musik oder für meinen Sport, ist es in jedem Fall einen gute Idee zu den Anfängen zurückzugehen, sich an seine Basics zu erinnern. Ich versuche also zurück zum Wesentlichen zu kommen und mich auf das Einfache zu konzentrieren und dieses mit höchster Sorgfalt und Präzision auszuführen.

[Fotos: Frank Kretschmann, funst.de

 

Präsentation 2009. Was kommt?

Olivia Mitchell hat in ihrem Blog Speaking about Presenting eine äußerst umfangreiche Sammlung an Präsentationsideen für das Jahr 2009 zusammengetragen. Mehr als 40 Blog-Autoren und Kommentatoren gaben dazu ihre Sichtweise. Zwei Punkte möchte ich einmal herausgreifen:

1. Ruhig einmal den Beamer ausschalten
Folien haben genau eine Aufgabe: Sie sollen das Verständnis der Zuhörer unterstützen. Wo sie das nicht tun, sind sie überflüssig, wenn nicht sogar störend. Sobald eine Folie auf die Leinwand projiziert wird, teilen Sie sich als Vortragender die Aufmerksamkeit der Zuhörer mit dieser Projektion. Wenn Sie also etwas wichtiges zu sagen haben, dann schalten Sie den Beamer doch einfach einmal ab (natürlich nur sprichwörtlich, einfacher geht es mit einer schwarzen Folie oder indem Sie die „b“-Taste in PowerPoint oder Keynote verwenden, um den Bildschirm schwarz zu schalten).

2. Ein sinnvoller(er) Umgang mit Fotos
Fotos sind so etwas wie die neuen Cliparts. Früher hieß es einmal, man solle Cliparts verwenden, um seine Präsentation aufzulockern und auf wichtige Dinge hinzuweisen. Das Problem: irgendwann hat man einfach alle Screen Beans einmal gesehen und die meisten anderen Cliparts sind, mal ehrlich, aus heutiger Sicht mindestens so albern anzusehen wie die Mode aus den 80ern. Also wieder zurück zu nüchternen Textfolien (=überladene Bullet-Point-Folien).

Seth Godin und Garr Reynolds haben viel dafür getan, uns vor diesen langweiligen BulletPoint-überladenen Präsentationen zu retten. Was sie mit ihren Ideen allerdings nicht gemeint haben, ist eine Flut von Fotos um der Fotos willen. Zu oft werden Fotos verwendet, weil es „irgendwie chic“ ist, zu oft wird das erstbeste Foto genommen, das aber nun wirklich inhaltlich nicht passen möchte und zu oft werden die immer gleichen Gesichter aus den bekannten Bilderdiensten (allen voran iStockphoto) verwendet. Fotos sind dann sinnvoll, wenn Sie einen unmittelbaren Bezug zur Botschaft Ihrer Folie haben oder einen echten Aha-Effekt liefern. Fotos um der Fotos willen aber sind genau so schädlich wie Cliparts oder überflüssige Texte auf der Folie.

Pasted Graphic

Was sind Ihre Tipps für 2009? Worauf wollen Sie in Ihren Präsentationen verstärkt setzen? Was nervt Sie am meisten an den aktuellen Trends? Schreiben Sie Ihre Meinung in den Kommentaren.

Links:
Zusammenfassung der Beiträge zu Olivia Mitchells Frage nach Präsentationstrends (hier etwas ausführlicher mit Zitaten)
Die sechs häufigsten Empfehlungen
Weitere Anmerkungen von Präsentationsprofis
Bert Deckers Beitrag

 

Vorher-Nachher: Klasse statt Masse

Wer den Erfolg seines Unternehmens nicht dem Zufall überlassen möchte, der muss vor allem auch Überblick über seine Finanzen haben. Ohne das Wissen über Unternehmenskennzahlen (z.B. zur Rentabilität) tappt man bei vielen Entscheidungen (z.B. in Preisverhandlungen) sehr leicht im Dunkeln und muss sich auf sein Bauchgefühl verlassen.

Eine Unternehmensberaterin schickte mir vor Weihnachten eine Präsentation, mit der sie Kleinunternehmern genau diesen Nutzen einer sorgfältigen Planung mit Unternehmenskennzahlen deutlich machen wollte. Ihre wichtigste Aussage war dabei: Schon mit ganz wenigen aussagekräftigen Kennzahlen erreicht man drastische Vorteile, während umgekehrt ein Übermaß an Kennzahlen auch Verwirrung stiften kann. In anderen Worten: Klasse statt Masse.

Diese Aussage verpackte sie in folgende Folie

Pasted Graphic 4

und bat mich um Rat, da ihr Gefühl ihr sagte, dass ein Bild hier mehr helfen würde, als diese Textfolie, ihr jedoch nicht so recht ein passendes Bild einfallen wollte. Also überlegten wir gemeinsam, wie man die Folie überzeugender gestalten kann.

Zunächst einmal eine kleine Bestandsaufnahme: Der Balken auf der rechten Seite stiftet in dieser Darstellung mehr Verwirrung, als dass er für Übersicht sorgen würde. Er enthält vier(!) Überschriften zusätzlich zu der eigentlichen Folienüberschrift. Die Vielzahl hervorgehobener Elemente auf der Folie (fett, unterstrichen, farbig, farbig hinterlegt) sorgt dafür, dass das Auge nicht so recht weiß, wo es in welcher Reihenfolge hinblicken soll. Obwohl der eigentliche Inhalte im weißen Hauptteil der Folie steht, zieht der gelbe Kasten zu viel Aufmerksamkeit auf sich (und die beiden unwichtigsten Bestandteile oben und unten sind noch einmal extra hervorgehoben). Außerdem wirkt die Hervorhebung der Folienüberschrift durch Unterstreichen wenig professionell und die Schriftart „Times New Roman“ ist bei Beamerprojektionen in der Regel schwer lesbar. Zu guter letzt erzeugen die Einrückungen auf der Folie ein optisches Gefälle, bei dem man eher an „Abwärts“ als an „Erfolg“ denkt.

Wir entschieden uns am Ende dafür, diese Verwirrungen aufzulösen, indem wir allein die Aussage „Klasse statt Masse“ stehen ließen zusammen mit einem Bild, das ein Meer aus Blumen zeigt, aus dem eine einzige hervorsticht:

Pasted Graphic 3

Die gelben Blumen sind in ihrer Vielzahl kaum zu unterscheiden. Sicher: auch hier gibt es ganz außergewöhnlich schöne Exemplare. Aber diese zu finden, kostet unglaublich viel Zeit. Viel schneller kommt man ans Ziel, wenn man sich von vorne herein auf einige wenige herausstechende Exemplare konzentriert, hier eben die rote Rose. Gestalterisch haben wir dann die Farben aus dem Bild im Text aufgenommen und die Größenverhälnisse so angepasst, dass das Wort „Klasse“ in etwa die Ausdehnung der roten Rose hat.

Dynamischer Start

Ihr Unternehmen plant seit einiger Zeit den Markteintritt in China und Sie als Projektleiter haben eine vielversprechende Markteintrittsstrategie ausgewählt. Mit Ihrer Präsentation möchten Sie die Dynamik ausdrücken, die Sie sich von Ihrer Strategie verprechen. Wie Sie das schon mit der Titelfolie verkörpern können, möchte ich Ihnen an einem Beispiel erläutern.

Sie sind der Meinung, mit Ihrer Strategie sei Ihr Unternehmen startklar für China; Sie stehen also gewissermaßen in den Startlöchern und warten nur auf den Startschuss. Titel und Bild sind damit eigentlich schon gut vorgegeben. Auf istockphoto finden Sie bei einer Suche nach „Asien“ und „Startblock“ auch sofort ein passendes Bild, das schon an sich dynamisch wirkt:

Pasted Graphic

Die geschickte Anordnung der Elemente auf der Folie verstärkt den dynamischen Eindruck noch. Wenn man nämlich genauer hinschaut, so ergeben sich zwei klare Linien im Design:

Pasted Graphic 1

Diese Linien verbinden unbewusst die Figur des in den Startlöchern stehenden Mannes mit der Überschrift und zeichnen dessen Bewegung nach dem Startschuss nach. Diese Bewegung verläuft im Übrigen von links unten nach rechts oben und symbolisiert so auch Erfolg. Die asymmetrische, rechtsbündige Anordnung der Texte bringt zusätzlich Spannung in das Design und die Hervorhebung des Wortes „klar“ unterstreicht, wie sicher Sie sich Ihrer Sache sind.

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Weitere Meldungen

Nach der Tagesschau habe ich mir auch noch einmal die beiden anderen großen Nachrichtensendungen, ZDF heute und RTL aktuell, angesehen. Die visuelle Aufbereitung der Nachrichten ist ganz ähnlich wie bei der Tagesschau: viele Bilder, wenig (geschriebener) Text.

Genau auf die Texte möchte ich hier aber noch einmal die Aufmerksamkeit lenken. Bei beiden Sendungen erkennt man nämlich sehr schön, was damit gemeint sein könnte, nur die wirklich wichtigen Punkte auf die „Folie“ zu schreiben. In den Sendungen vom 20. November 2008 enthält der Aufmacherbeitrag von ZDF heute genau vier Stichpunkte, bei RTL aktuell sind es genau fünf (abgesehen von Orts- und Namensangaben). Alle weiteren Informationen werden mündlich gegeben – und eben nicht nach der langweiligen 1-7-7-Regel auf die Folien geschrieben.

Bei der RTL-Sendung kann man übrigens auch sehr gut sehen, wie man ein Corporate-Design umsetzen kann, ohne dass das Bild in ein viel zu enges Korsett aus Logo, Überschrift, Datum, Name des Vortragenden etc. gepresst wird. Durch konsistente Farb- und Schriftwahl und konsequente Verwendung des gleichen Designs für gleiche Elemente erkennt man auf den ersten Blick, dass es sich um einen Beitrag aus RTL aktuell handelt.

Pasted Graphic 1

Der Stil des ZDF ist ein bisschen effekthaschericher und vielleicht schon etwas zu verspielt, aber das ist vielleicht auch Geschmackssache.

Pasted Graphic

Links zu dem Thema
ZDF-Mediathek mit Videoarchiv der heute-Sendung
Videoarchiv von RTL aktuell
… und jetzt zu den Nachrichten

… und jetzt zu den Nachrichten.

Eine der häufigsten Ausreden: „Mein Thema ist so trocken, das sind im Wesentlichen Fakten, Bilder gibt es da kaum, außerdem wirken zu viele Bilder unseriös. Ich muss also textlastige Bullet-Points verwenden.“

Aber wie machen das eigentlich die Nachrichten? Deren Aufgabe ist es doch auch, Informationen (die Ereignisse des Tages) seriös und zugleich verständlich und kompakt zu präsentieren. Der Vergleich von Nachrichtensendungen mit Präsenationen liegt durchaus nahe, gibt es doch in beiden Fällen einen Sprecher, der vor einer Projektionsfläche vorträgt. Nehmen wir als Beispiel die 20-Uhr-Ausgabe von gestern abend.

Pasted Graphic 2

Die Tagesschau verwendet für jedes Thema eine Folie, die aus einem Bild und einer Überschrift besteht. Letztere ist eine äußerst knappe Zusammenfassung des besprochenen Themas und reicht gerade aus, um die Ausführungen der Sprecherin in den richtigen Kontext zu setzen. Das ist übrigens nicht weit weg von Seth Godins Forderung nach maximal sechs Wörtern pro Folie.

Pasted Graphic 3

Ergänzende Informationen werden durch Filmeinspielungen geliefert, die das Thema visuell aufgreifen, hier z.B. durch einen Kuhstall sowie Bilder vom Gipfel der EU-Agrarminister und Einspielungen von Interviews. Abgesehen von der Überschrift und Namens- und Ortsangaben findet sich während der gesamten Sendung fast kein Text auf den Folien.

Pasted Graphic 4

Lediglich eine einzige Bullet-Point-Folie schleicht sich ein, die jedoch wirklich nur ganz ausgewählte Fakten enthält. Wie immer in den Nachrichten werden die Aufzählungspunkte passend zum gesprochenen Text nacheinander eingeblendet, so dass die Aufmerksamkeit auf jeweils einen Punkt gelenkt wird. Das ist ein sinnvoller Einsatz von Bullet-Points: sparsam dosiert und als Zusammenfassung weniger wichtiger Eckpunkte.

Offenbar taugt die Tagesschau nicht so recht als Ausrede, um informationslastige Vorträge als reines Ablesen von Aufzählungspunkten zu gestalten. Im Gegenteil sollte man sich vielleicht noch einmal genauer ansehen wie hier, aber auch in anderen TV-Sendungen, Informationen verpackt und präsentiert werden. Dümmer wird man dadurch ja auch nicht.

Links zu dem Thema
Videoarchiv der Tagesschau
Filmpräsentation
Spannende Geschichte

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Dr. Michael Gerharz