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Gedanken zur US-Wahl und zur Situation in Deutschland

Warum haben so viele Wähler „Ja“ zu Trump gesagt, wo doch Clinton – vermeintlich offensichtlich – die vernünftigere Wahl gewesen wäre?

Wofür haben die Wähler eigentlich gestimmt?

Wofür stand Hillary Clinton? Was war ihre Botschaft? Wozu hat ein Wähler „Ja“ gesagt, wenn er ihr seine Stimme gegeben hat?

Die Menschen wollen das wissen (oder zumindest spüren). Aber Hillary Clinton konnte es ihnen nicht sagen. Sie hatte keine Botschaft. „Wählt lieber mich, ich bin ein Profi“ reicht offenbar nicht gegen jemanden, der eine klare Botschaft hat, sei sie auch noch so banal: „Make America great again.“

Das ist umso erstaunlicher, als ja gerade Bill Clinton genau dank dieser Erkenntnis ins Weiße Haus gekommen ist: „It’s the economy, stupid.“ Er hatte eine klare Botschaft und Bush nicht. Bei Bill Clinton wussten die Menschen, wozu sie „Ja“ sagen, bei Hillary nicht.

Aber warum haben sie „Ja“ zu Trumps Botschaft gesagt? Warum entscheiden sich die Wähler für jemanden, der außer Sprüchen vermeintlich nichts anzubieten hat?

Es geht nicht um die guten Gründe

J.P. Morgan hat einmal gesagt: „Ein Mensch hat stets zwei Gründe für alles, was er tut: einen guten Grund und den wahren Grund.“

Menschen entscheiden nach den „wahren“ Gründen. Und haben sie sich entschieden, dann finden sie die „guten“ Gründe, mit denen sie ihre Entscheidung begründen können. Wer Angst vor Flüchtlingen hat, der findet gute Gründe, warum die Angst berechtigt ist. Wer Trump für dumm hält, der findet gute Gründe dafür, dass es so ist.

Gute Gründe gibt es immer genug. Auch weil die Welt zu komplex ist, als dass es auf die meisten Fragen einfache, rationale Antworten gäbe. Gute Gründe sind in diesem Sinn weiche Argumente.

Die guten Gründe sind nicht der Punkt. Was ist der wahre Grund, warum sich jemand für oder gegen etwas entscheidet?

Es geht um Ängste.

Die Menschen, die für Trump gestimmt haben, haben Ängste. Genauso wie die Menschen Ängste haben, die in Deutschland für die AfD gestimmt haben. In den Ängsten liegen ihre wahren Gründe. Diese Ängste zu verspotten, hilft nicht weiter. Es ist intolerant. Es sagt: „Deine Ängste sind nicht wichtig. Du bist dumm. Du verstehst das nicht.“

Fakt ist aber, dass die Ängste da sind. Ob sie rational begründet sind oder nicht, spielt keine Rolle. Sie sind da. Und in einer Gesellschaft, die sich ihrer Toleranz und Vielfalt rühmt, haben die Menschen die berechtigte Erwartung, dass ihre Ängste ernst genommen werden.

Die Menschen fühlen sich aber nicht ernst genommen. Sie haben nicht den Eindruck, dass die Politik sie meint. Sie haben den Eindruck, dass nur noch die anderen gemeint sind. Deswegen hören sie denen zu, die ihnen das Gefühl geben: „Die nehmen mich ernst. Die verstehen mich. Die meinen mich.“

Es hilft nicht, zu erklären.

Die Lösung ist nicht, ausführlicher zu erklären oder noch mehr gute Gründe für „unsere“ Position zu finden. Die Lösung könnte sein, auch die anderen Positionen, insbesondere die damit verbundenen Ängste und Sorgen, ernst zu nehmen.

Es ist Teil des Problems, dass viele Menschen glauben: Die entscheiden doch eh, was sie wollen, und schmieren uns das dann um’s Maul. Zu erklären, was „wir“ für richtig halten, hilft demjenigen nicht weiter, der sich nicht zum „wir“ zugehörig fühlt, weil meine guten Gründe nicht seine sein können. Die Frage ist also nicht, wie „wir“ ihm erklären, was „wir“ für vernünftig halten, sondern, wie er sich zum „wir“ zugehörig fühlt.

Trump hat genau das erreicht. Er lieferte den Menschen, die ihn gewählt haben, eine Identifikation. Er adressierte die Sorgen der Menschen. Und so haben sie gefühlt: „Das sind meine Sorgen. Der meint mich.“ Und die guten Gründe haben sie dann alle gefunden („Die Krankenversicherung ist zu teuer.“, „So redet man halt in Umkleidekabinen.“, „Hillary hat auch Fehler.“, usw.). Gute Gründe sind nicht rational.

Es geht um das „Wir“.

Es geht darum, was wir alle gemeinsam wollen. Nicht um „Die“ gegen „Uns“, sondern um „Wir“. Es geht darum, jeden ernst zu nehmen und sich zu fragen, warum fühlen die denn so wie sie fühlen? Was kümmert sie? Wie könnte ein gemeinsamer Weg aussehen, den alle bereit sind zu gehen?

Das heißt nicht, dass wir in jedem Fall jeden einzelnen mitnehmen müssen. Demokratie heißt auch, dass man andere Entscheidungen aushalten muss. Aber es bedeutet eben auch nicht, dass es vermeintlich „Dumme“ gäbe, auf die wir gar nicht mehr zu hören brauchen, die kein Recht hätten, gehört zu werden. Radikalisierung entsteht auch deswegen, weil diese Menschen sich anders nicht Gehör zu verschaffen wissen.

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