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Über das Pauken in der Schule

„Wann endete der dreißigjährige Krieg?“, „Definiere ein Mol.“, „Was ist ein Tritonus?“. Ein wesentlicher Teil der Schulausbildung besteht darin, Wissen anzuhäufen. In kurzer Zeit wird ein Thema mehr oder weniger ausführlich behandelt und anschließend überprüft der Lehrer in einer Lernzielkontrolle, wie viel sich die Schüler davon gemerkt haben.

Inwiefern das sinnvoll ist oder nicht, ist eine Frage. Aber da es so ist wie es ist, lautet eine andere berechtigte Frage: Wann lernen die Kinder, wie man sich eine größere Menge an Informationen merkt?

Wie viele Erwachsene kennen die Hauptstädte der europäischen Staaten? Wie ist es mit anderen Fakten? Manche Erwachsene wissen möglicherweise deswegen wenig, weil sie nie gelernt haben, wie man sich Wissen bewusst einprägt, wenn es nicht von selbst hängen bleibt. Wie merkt sich z.B. ein Kind in der Grundschule, das nicht einmal ein Bild mit „Budapest“ verbinden kann, die Hauptstadt von Ungarn? Durch Pauken? Aber was genau ist das? Und wie macht man das effizient und effektiv?

In der Schule geht es (zumindest in den mir bekannten Fällen) meist nur darum, was man sich merken soll. Wie man sich Faktenwissen aber merken kann, und dann auch noch nachhaltig, das lehren nur wenige. Das ist ungefähr so, als ob ich einem Schreiner eine Säge in die Hand drücke und dann von ihm verlange, dass er sie auf Anhieb und ohne Anleitung präzise benutzen kann. In der Schule heißt das dann: Kinder, ihr habt ein Gedächtnis, benutzt es.

Warum ist es nicht selbstverständlicher Bestandteil der Schulausbildung, Methoden zu lernen, mit denen sich die Schüler schnell – und dauerhaft – Informationen merken können? Damit meine ich nicht die zahlreichen (und sinnvollen) Lehrmethoden, die die Lehrer einsetzen, um den Schülern ein Thema näher zu bringen. Natürlich ist es sinnvoll, wenn die Schüler Informationen gar nicht erst pauken müssen, weil sie sie nach einem guten Unterricht verstanden haben und herleiten können, ja gar so interessiert sind, dass sie mehr erfahren wollen. Ich meine Methoden, mit denen sich die Kinder selber Informationen einprägen, die sie wissen sollen, die aber nicht – oder nur sehr begrenzt – aus vorhandenem Wissen ableitbar sind, so wie z.B. die Hauptstädte der europäischen Staaten.

Warum also wird das, was als grundlegende Fähigkeit von allen Schülern verlangt wird, diesen gar nicht beigebracht? Lernen, im Sinne von sich etwas einprägen, müssen Schüler im Wesentlichen selber lernen. In aller Regel ist es den Schülern oder deren Eltern überlassen auszuprobieren, was funktioniert.

Diejenigen Kinder, deren Eltern mit ihnen üben, prägen sich vieles durch Wiederholung ein. Manche Kinder finden auch selbständig Methoden, mit denen sie sich bestimmte Informationen leichter merken können, Eselsbrücken zum Beispiel. Verständnis von Zusammenhängen hilft natürlich auch. Aber die Kinder, die diese Voraussetzungen nicht mitbringen? Insbesondere nicht die Unterstützung des Elternhauses? Was ist mit denen?

Es gibt Schulen, an denen mit Gedächtnismethoden – Mind Maps, Loci-Methode etc. – gearbeitet wird, aber nicht viele. Warum nicht?

Erst kürzlich musste sich meine Tochter für einen Sachkundetest wieder viel Faktenwissen einprägen. Es fiel ihr, die eine gute Schülerin ist, sichtlich schwer. Gar nicht schwer aber fiel ihr, die Fakten gedanklich assoziativ in unserem Haus zu platzieren, so dass sie sich jetzt mühelos an alle Fakten erinnert.

Es ist ja nicht so, als sei ein gutes Gedächtnis Hexenwerk oder Veranlagung. Selbst das, was Menschen bei Gedächtnismeisterschaften zu leisten imstande sind, entspringt keiner natürlichen Begabung, sondern der richtigen – und geübten – Methodik, wie die Teilnehmer immer wieder betonen. Wäre es nicht sinnvoll, in der Schule wenigstens einen kleinen Einblick in diese Methoden zu erhalten?

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