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Hat da schon mal jemand drüber nachgedacht?

Es ist Wahlkampfzeit in Deutschland. Da geht es kommunikativ um die Wurst. Ganze Städte sind bunt gepflastert mit Werbepostern aller politischen Couleur. Und alle wollen nur eines: Überzeugen. Da sollte man doch meinen, dass sich diejenigen, die jetzt Laternenpfähle, Litfaßsäulen, Plakatwände tausendfach mit Werbebotschaften pflastern, besondere Mühe gegeben haben, um ihre Botschaften glasklar auf den Punkt zu bringen. Doch denkt man nur eine Minute darüber nach, entpuppen sich viele Botschaften als kommunikative Klöpse.

Beispiel 1: Wenn alles wichtig ist, ist nichts wichtig

Seit ein paar Wochen sehe ich jeden Morgen an der Ampel dieses Plakat:

Überzeugend Präsentieren: Wenn alles wichtig ist

Ein Vater backt mit seiner Tochter Pfannkuchen. Darüber der Spruch: „Jede Familie ist anders. Und uns besonders wichtig.“ Wenn man mal beiseite nimmt, dass ein pfannkuchenbackender Vater nicht unbedingt der prägnanteste Repräsentant für unser modernes Familienbild ist (da würde mir spontan eher Multikulti/Patchwork/gleichgeschlechtlich/alleinerziehend einfallen), auch rein sprachlich ist das doch Quatsch. Wie kann mir jemand besonders wichtig sein, wenn alle besonders wichtig sind? Das führt das Wörtchen „besonders“ doch irgendwie ad absurdum. Wenn mir alles besonders wichtig ist, ist mir nichts besonders wichtig.

Nachtrag [2.9.2013] Bevor die zweite Welle an Wahlkampfplakaten gedruckt wurde, hat bei der CDU offenbar doch noch mal jemand nachgedacht. Jetzt heißt es: „Weil Jeder zählt.“ Und so ist es sprachlich auch sinnvoll.

CDU-Wahlplakat: „Weil Jeder zählt.“

Beispiel 2: Bonn an die Macht?

Überall in Bonn begegnet mir dieses Poster:

Überzeugend Präsentieren: Bonn an die Macht?

 

„Bonn in die Regierung – Das geht nur mit uns“. Wirklich? Kann der grüne, schwarze oder rote Abgeordnete für Bonn nicht in die Regierung kommen? Außerdem muss ich mich doch fragen, ob ich einem Kandidaten meine Stimme schenken soll, dessen größte Qualifikation offensichtlich ist, dass er aus der gleichen Stadt kommt wie ich. Auch hierüber hat wohl niemand länger als 30 Sekunden nachgedacht.

Sind Wahlplakate Nonsense-Poster?

Das Satiremagazin „Der Postillon“ titelte vorletzte Woche: „Parteien fassungslos: Wahlplakate von Unbekannten durch inhaltsleere Nonsens-Poster ersetzt“. Ganz so schwarz möchte ich es gar nicht sehen. Rein kommunikativ betrachtet, schlagen sich einige Parteien im Bundestagswahlkampf 2013 gar nicht schlecht. Die Kampagne der Grünen zum Beispiel: Auffällige Bilder zu pointierten Aussagen – davon könnten sich einige andere Parteien mal eine Scheibe abschneiden (übrigens ausführlich diskutiert im Blog Homo Politicus).

Wer sich für einen Blick auf die Wahlkampfplakate der Bundestagswahl 2013 aus gestalterischer Sicht interessiert, sollte übrigens einen Blick auf Achim Schaffrinnas Blog Designtagebuch werfen. In zwei Teilen diskutiert er die Plakate der Bundestagswahl: Teil 1 und Teil 2.

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Dr. Michael Gerharz

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