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Wer bin ich eigentlich?

Das ist doch nur ein Prototyp.
Das ist doch nur ein Probevortrag.
Das ist doch nur ein internes Meeting.
Das ist doch nur die Gliederungsfolie.
Das ist doch nur eine Zusammenfassung.
Das ist doch nur ein Zwischenbericht.
Das ist doch nur eine vorläufige Version.

Und wann genau fangen Sie an, die Sache richtig zu machen? Na klar, man kann nicht alles auf einmal machen und niemand erwartet nach einer Woche schon perfekte Ergebnisse. Aber heißt das gleich, dass Sie nicht auch mit den Zwischenschritten begeistern können? Alles was Sie sagen (oder sonstwie liefern), prägt den Eindruck, den Ihre Kunden (oder Kollegen) von Ihnen gewinnen.

Wie wäre es, dabei mit einer außergewöhnlich sorgfältigen Lieferung zu begeistern, statt sich von vorneherein dafür zu entschuldigen, dass man etwas “noch nicht richtig” gemacht habe, weil es ja “nur der Zwischenbericht” sei? Und wenn Sie das einmal schaffen, was spricht dagegen, es wieder und wieder zu tun?

Mit den Worten von Dirigent Benjamin Zander in seinem faszinierenden TED-Vortrag:

Wer bin ich eigentlich, dass ihre Augen nicht leuchten?

Aus der Deckung kommen

Wir fühlen uns unwohl im Rampenlicht. Vorne zu stehen und vor einer Gruppe zu sprechen macht viele von uns unsicher. Wie gut, dass es da Laptops gibt, hinter denen man sich verstecken kann, dass es Folien gibt, die man ablesen muss, so dass man selbst auf den Laptop-Bildschirm schauen und den Blick der Zuhörer meiden kann – ein prima Versteck, das Sicherheit gibt.

Wie viele Chancen zum Überzeugen man aber dadurch verspielt, macht dieser faszinierende Vortrag des 10-jährigen Schülers Dalton Sherman vor 20.000 Lehrern auf einem Schulkongress in Dallas eindrucksvoll deutlich:

1. Aus der Deckung kommen

Wer seine Zuhörer überzeugen möchte, der muss sie zuallererst einmal erreichen. Dafür muss er aber auf sie zugehen und sich nicht hinter einem Rednerpult oder seinem Laptop verstecken. Dalton macht das vorbildlich, obwohl er gewissermaßen unter erschwerten Bedingungen arbeitet, nämlich einer 360°-Bühne. Dennoch geht er immer wieder auf sein Publikum zu, wendet sich nach allen Seiten und vergisst niemanden. Dabei sucht er stets den Blickkontakt, um einzelne Zuhörer gezielt anzusprechen. So baut er repräsentativ für das gesamte Publikum mit einigen Zuhörern eine direkte Verbindung auf. Oft starren Redner nur ziellos in Richtung des Publikum, ohne dabei die Zuhörer tatsächlich anzublicken. Dalton dagegen sucht – und findet – den Kontakt, indem er auf seine Zuhörer zugeht.

Dalton Sherman geht auf das Publikum zu

2. Loslassen

Wer aus der Deckung kommt und im Freien steht, der sucht nach etwas, woran er sich festhalten kann. Auf der Bühne gibt es da leider nicht viel. Also hält man sich am Stift fest, steckt die Hände, möglicherweise gar zur Faust verkrampft, in die Tasche oder nestelt am Hemd.

Dalton Sherman zeigt, was man stattdessen mit seinen Händen anstellen kann. Er versucht, mit seiner Gestik das gesprochene Wort anschaulich zu unterstützen. Wenn er von sich spricht, fasst er sich ans Herz. Wenn er sein Publikum direkt anspricht, zeigt er auf einen Zuhörer. Wenn er eine Frage stellt, öffnet er die Hände fragend. Auf diese Weise verleiht er seiner Rede Bildlichkeit und Eindringlichkeit, ohne auch nur eine PowerPoint-Folie zu verwenden.

Dalton Sherman verwendet aussagekräftige Gestik

3. Akzente setzen

Wer sich ohnehin ein wenig unwohl fühlt, weil er seine Deckung verlassen hat, der fühlt sich nicht selten ein wenig schüchtern. Die Folge sind zaghafte Gestik, eine leise, oft monotone Stimme und eine eher steife Körperhaltung.

Dalton dagegen verwendet die ganze Dynamik seines Körpers und seiner Stimme, um seinen Aussagen Nachdruck zu verleihen. Er verwendet ausladende Gesten und schnelle Schritte, wenn er nachdrücklich wird. Umgekehrt wird er leise, wenn er eindringlich wird, und gibt dem Publikum auch immer wieder Zeit zum Luftholen und Nachdenken, indem er Pausen gezielt einsetzt.

Dalton Sherman hat eine ausgeprägte Dynamik in seiner Körpersprache

Ein zwölfjähriges Mädchen vor der UNO-Klimakonferenz

Einen ähnlich außergewöhnlichen Vortrag hat 1992 die damals 12-jährige Severn Suzuki auf dem UN Earth Summit gehalten. Auf ganz andere Weise als der energiegeladene Dalton Sherman spricht sie zu den Politikern, die teilweise ihre Großväter sein könnten, und appelliert mit einer eindringlichen Rede an das Gewissen der Delegierten.

Auch bei Severn fällt auf, wie souverän sie ihre Worte betont und wie treffsicher sie Pausen setzt. Beachtenswert ist auch der überzeugende Aufbau ihrer Argumentation, bei dem sie geschickt mit Wiederholungen arbeitet:

Der Weg dahin

Sicher, verbessern kann man immer. Severn verhaspelt sich hier und da und vielleicht hätte Dalton an der ein oder anderen Stelle etwas dezenter auftreten können. Aber Daltons Auftritt auf dem Schulkongress wie auch Severns Rede vor der UNO sind atemberaubende Auftritte zweier junger Menschen, von denen man viel lernen kann. Natürlich haben sie das alles vorher einstudiert und höchstwahrscheinlich trainiert bis zum Umfallen. Aber: wer sagt denn eigentlich, dass Sie nicht genau so für Ihren Vortrag über können?

Links zu dem Artikel
Nick Morgan über Dalton Shermans Rede
Garr Reynolds über Severn Suzuki
Ken Robinsons beeindruckender TED-Vortrag: Do Schools Kill Creativity?
Der Draht zum Publikum
Bobby McFerrin und die perfekte Visualisierung

Von Filmen lernen

Die zwölf erfolgreichsten Filme aller Zeiten

Wussten Sie, dass die zwölf erfolgreichsten Filme aller Zeiten allesamt länger als zwei Stunden laufen? Drei davon sogar drei Stunden und mehr! Zeit, die wie im Flug vergeht.

Bei den meisten Präsentationen schauen Sie bereits nach fünf Minuten gelangweilt auf die Uhr und sehnen sich das Ende herbei. Da werden aus einer halben Stunde Vortrag leicht gefühlte drei Stunden.

Was machen Filmemacher anders als Präsentatoren?

1. Regie

Regisseur mit Kamera

Der Regisseur ist verantwortlich für die „Gesamtwirkung“ eines Films und „bei der Entstehung eines Films von der Vorbereitung bis zum fertigen Werk die entscheidende künstlerisch-gestaltende Kraft.“ (regie.de)

Der Regisseur muss also dafür sorgen, dass die Wirkung des Films passt. Er wählt Szenenbilder, Requisiten, Masken, Musik und vieles mehr so aus, dass die Wirkung optimal erreicht wird.

Der typische PowerPoint-Vortragende wählt dagegen die Folien so aus, dass er möglichst wenig Arbeit damit hat. Er schreibt möglichst viel Text darauf, damit er sie gleich als Handout ausgeben kann und nichts vergisst (sprich: nicht üben muss) und er verwendet komplizierte Diagramme, die er in irgendwelchen Folien seiner Kollegen gefunden hat, die er aber nicht publikumsgerecht neu aufbereiten möchte. Er reiht Folien und Fakten aneinander, damit alles gesagt ist, und macht sich wenig Gedanken über sinnvolle Übergänge von einer Szene zur nächsten („auf der nächsten Folie sehen sie“).

2. Drehbuch

Ein Regisseur liest am Set das Drehbuch

Das Drehbuch ist das Herz eines guten Films. Ohne ein spannendes Drehbuch helfen auch die besten Schauspieler und die atemberaubendsten Special-Effects nicht weiter. Wenn die Story nicht stimmt, wird der Film langweilig.

Und das gilt eben auch für Präsentationen, wer keine gute Story hat, der liefert höchstwahrscheinlich eine langweilige Präsentation ab. Natürlich sprechen Sie nicht über den Herrn der Ringe (könnten Sie das auf spannende Weise?), aber ist ihr Thema deswegen gleich trocken? Ich glaube das nicht. Immerhin arbeiten Sie fünf Tage die Woche (oder mehr) an diesem Thema, sind fasziniert davon und tüfteln mit Ihren Kollegen an Lösungen und neuen Ideen. Und gleichzeitig behaupten Sie, das Thema sei nicht spannend? Klingt für mich schwer vorstellbar.

Der springende Punkt ist, dass kein spannender Film auf die Idee käme, Informationen einfach irgendwie aneinanderzureihen. Ein Film braucht einen Spannungsbogen. Und Informationen werden eben so verteilt, dass sie den bestmöglichen Spannungsbogen erzeugen. Entscheidend dabei ist, dass in den Zuschauern das Verlangen nach Informationen (Auflösung) erzeugt wird und nichts bloß aufgezählt wird. Charaktere werden entwickelt, Indizien schrittweise offenbart, Geheimnisse gelüftet, Fallstricke erst spät erkannt usw.

Langweilige Präsentationen dagegen schicken Ihre Zuschauer schlafen, indem Sie alles vorwegnehmen, 20 Vorteile eines Produktes aufzählen, bevor überhaupt das Problem geschildert wurde, in einer sinnlos langen Einleitung zuerst einmal in aller Ausführlichkeit die Firmengeschichte erzählen und etliches mehr. Was davon wollen Ihre Zuhörer wirklich wissen? Und wie können Sie das Verlangen Ihres Publikums danach erhöhen?

3. Schauspieler

Ein Schauspieler, der sich ein Papier mit einem anderen Gesicht vor das eigene Gesicht hält

Kein Schauspieler käme auf die Idee, der Kamera den Rücken zuzukehren, um seinen Text abzulesen. Und niemand würde sich hinter einem Pult verstecken, um möglichst große Distanz zwischen sich und sein Publikum zu bringen.

Gute Schauspieler sind vor allem eines: authentisch. Und da haben Sie es als Vortragender sogar leichter als ein Schauspieler: Sie sind ja schon Sie selbst. Verstecken Sie sich nicht, sondern zeigen Sie Ihre Begeisterung.

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Wunsch und Wirklichkeit: Wir freuen uns sehr

Bei Wahlen gibt es Gewinner und Verlierer. Gewinner freuen sich, Verlierer ärgern sich; und wer sich bei der gestrigen Europawahl als Gewinner oder Verlierer gefühlt hat, lässt sich aus diesen Bildern leicht erahnen:

Reaktionen zur Europawahl: Ronald Pofalla, Horst Seehofer, Franz Müntefering, Guido Westerwelle, Jürgen Trittin

Nun ist „nach der Wahl“ immer auch „vor der Wahl“ – und das gilt insbesondere für diese Europawahl, die so kurz vor der Bundestagswahl stattgefunden hat. Entsprechend haben die Parteivorderen versucht, sich schon mit der Interpretation ihrer Ergebnisse in Stellung für den jetzt beginnenden Bundestagswahlkampf zu bringen. Und dabei müssen aus Verlierern auch schon einmal tapfere Optimisten werden, die an die eigene Stärke glauben. Insgesamt klingt das dann so:

  1. “Wir freuen uns über das Ergebnis bei der Europawahl.” – Ronald Pofalla, CDU
  2. “Wir sind wieder da.” – Horst Seehofer, CSU
  3. “Das ist weit hinter dem, was wir erhofft hatten; das ist enttäuschend.” – Franz Müntefering, SPD
  4. “Das ist eine herausragende Grundlage des Zuwachses für weitere herausragende Wahlergebnisse.” – Guido Westerwelle, FDP
  5. “Diese Wahl ist auch eine Ansage für den Herbst. Die Ansage lautet: Diese Wahl ist nicht entschieden.” – Jürgen Trittin, Die Grünen

Vergleichen Sie das einmal mit den Bildern. Einige stimmen perfekt überein, aber bei mindestens einem Statement gibt es eine gravierende Diskrepanz zwischen den Worten und der Körpersprache. Wem nehmen Sie sein Statement ab und wem nicht?

Mehrabians Körpersprache-Regel mag oft fehlinterpretiert worden sein, hier hilft sie jedoch weiter: Wer über Gefühle oder Meinungen spricht, der verrät mit seiner Stimme und Körpersprache erheblich mehr als mit seinen Worten.

Links zu dem Artikel
Wikipedia-Artikel zur Europawahl 2009
Reaktionen der Parteien (ZDF-Mediathek)
Der Draht zum Publikum

Publikum einbeziehen: 3 tolle Beispiele und 6 Tipps

Dieser Artikel ist randvoll mit Inspirationen aus drei Präsentationen von drei herausragenden Persönlichkeiten, die auf ganz unterschiedliche Weise ihr Publikum einbeziehen. Garr Reynolds von Presentation Zen spricht in einer Keynote über den Reiz des Einfachen. Marketing-Guru Seth Godin erklärt auf der TED-Konferenz, wie jeder seine eigene gesellschaftliche Bewegung starten kann und Cisco-Chef John Chambers erläutert am MIT die Herausforderungen und Chancen, die in der Erneuerung globaler Unternehmen liegen.

Drei Vorträge, die unterschiedlicher nicht sein könnten, und doch ist allen drei etwas gemein: der direkte Draht zum Publikum. Alle drei Redner strahlen ein unglaubliches Charisma aus, sie ziehen das Publikum vom ersten Moment an in ihren Bann und lassen es in ihre Ideenwelt eintauchen. Na klar, an allen drei Vorträgen kann man noch einiges verbessern, hier die Folien, dort die Story, aber wie es den dreien gelingt, die höchste Kunst der Präsentation zu erreichen, indem sie nicht einfach zu sondern mit ihrem Publikum reden, das rechtfertigt den wahrscheinlich längsten Artikel, den ich bisher in diesem Blog veröffentlicht habe.

Ich gebe Ihnen zunächst Gelegenheit, die Vorträge anzusehen und möchte danach sechs Tipps herausgreifen, die mir besonders lehrreich erscheinen.

Garr Reynolds über den Reiz des Einfachen

Garr Reynolds sprach Anfang Mai auf der Citrix-Synergy-Konferenz über den Reiz des Einfachen. Er erklärt, wie die Konzentration auf das Wesentliche nicht nur Präsentationen verständlicher macht, sondern auch in andere Bereichen, z.B. bei Softwareunternehmen wie Citrix, zu wertvolleren Ergebnissen führt. In seiner souveränen, lockeren Art und mit viel Humor begeistert er das Publikum mit zahlreichen Gedanken und überraschenden Perspektiven auf „das Einfache“. Übrigens finde ich, dass die Konzentration auf dieses Thema seinem Vortrag im Vergleich zu seinem Google-Vortrag enorm gut getan hat.

Seth Godin über Tribes

Seth Godin sprach im Februar auf der TED-Konferenz darüber, wie jeder – z.B. auch Sie – mit den Möglichkeiten des Internet (letztlich aber auch auf anderen Wegen) seine eigene Bewegung gründen kann. Godin nennt das Tribes. Es ist auch das Thema und der Titel seines letzten Buches, das ich Ihnen unbedingt empfehlen kann, wenn Sie das Thema interessiert. Tribes sind die logische Fortführung von Godins früheren Ideen des Permission Marketing. Die Zeiten großer Werbebudgets, mit denen man die Aufmerksamkeit von (potentiellen) Kunden einfach kaufen kann, sind offenbar vorbei. Wer andererseits eine Idee hat, über die es sich zu sprechen lohnr, der hat heute die Möglichkeit, das mit minimalen Kosten zu tun – und erreicht dennoch alle, die genau an dieser Idee interessiert sind, nämlich seinen Tribe. Beeindruckende Beispiele für Bewegungen, die andere in der Vergangenheit bereits ins Leben gerufen haben, beschreibt Godin in diesem Vortrag. Ebenso sehenswert sind übrigens Godins Vorträge bei Google, auf der GEL2006-Konferenz sowie ein ausführlicherer Vortrag über Tribes auf einem Mixergy-Event.

John Chambers über Erneuerung

John Chambers ist seit fast 15 Jahren Chef des Internet-Riesen Cisco. Wenn Sie sich seine Präsentation am MIT ansehen, werden Sie verstehen, warum man ihm nachsagt, einer der charismatischsten Unternehmenschefs der Technologiebranche zu sein. Mit geballter Kompetenz und dem Selbstbewusstsein, eines der erfolgreichsten Unternehmen überhaupt aufgebaut zu haben, spricht er in diesem Vortrag darüber, wie er Cisco in den letzten Jahren zu einem völlig neuen Unternehmen gemacht hat. Chambers erläutert, wie er verkrustete Führungshierarchien aufgebrochen hat und wie er mit den Mitteln des Internets und des Web 2.0 Cisco zu einem flexiblen Unternehmen gemacht hat, das mit flachen Hierarchien erheblich schneller auf Marktänderungen reagieren kann als noch vor einigen Jahren. Dieses Modell sieht er als Vorbild für andere Unternehmen und positioniert Cisco damit als idealen Beleg für den Nutzen der Kommunikationsprodukte, die er verkauft. Die Präsentation ist sicher nicht unbedingt leichte Kost, aber sehr empfehlenswert.

Ich möchte nun sechs Punkte herausgreifen, die mir an diesen drei Vorträgen besonders lehrreich erscheinen, und die Ihnen zeigen, wie Sie bei Ihrer nächsten Präsentation das Publikum besser einbeziehen können.

1. Sich wohlfühlen

Allen drei Rednern macht es offensichtlich Spaß, über ihr Thema zu sprechen. Sie fühlen sich wohl in ihrer Umgebung und zeigen das auch. Besonders Garr Reynolds und John Chambers lachen und lächeln viel, schäkern gar mit ihrem Publikum. Sie zeigen damit einerseits die Begeisterung für ihr eigenes Thema – und wirken alleine dadurch schon ansteckend. Andererseits geben sie ihrem Publikum das Gefühl einer freundschaftlichen Atmosphäre, in der sich auch die Zuhörer wohlfühlen dürfen. Chambers bringt das mit diesem Satz auf den Punkt: „If I’m in a great mood today, it’s because I love this environment.“ Und man nimmt es ihm ab.

2. Humor

Wenn Sie jemand zum Lachen bringt, dann ist er Ihnen gleich viel sympathischer. Humor ist ein wichtiger Faktor, um Barrieren zu lösen, Widerstände aufzuheben und – ganz allgemein – um eine positive Stimmung herzustellen. Alle drei Redner nutzen Humor, um das Publikum einzubeziehen. Garr Reynolds und Seth Godin lockern z.B. am Beginn Ihrer Vorträge die Stimmung erst einmal durch einige Bilder und Geschichten zum Schmunzeln auf. Dabei erzählen sie nicht einfach irgendwelche Jokes oder platten Witze, sondern arbeiten mit Augenzwinkern und Ironie.

Insbesondere Seth Godin hat einen unerschöpflichen Vorrat an amüsanten, immer passenden Fotos aus dem „echten Leben“, die er passgenau in seine Präsentation einbringt. So pointiert er seine Aussagen auf oft tiefgründige Weise und bringt das Publikum immer wieder zum Lachen. Das wirkt übrigens auch deswegen (auch bei Reynolds) so sympathisch, weil er nicht jeden Joke explizit macht, sondern seine Folien für sich sprechen lässt und das Publikum die Ironie selbst erkennen lässt. Wichtig dabei: Pausen! Das Publikum braucht Zeit, um den Humor zu verstehen. Eine hervorragende Quelle für Bilder wie die folgenden aus Godins Vortrag ist übrigens die Foto-Webseite flickr.com.

Seth Godin hat einen unerschöpflichen Vorrat an Bildern aus dem „echten Leben“, die er gekonnt einsetzt, um seine Aussagen zu pointieren.
Auch Garr Reynolds lässt sein Publikum immer wieder schmunzeln. In Kombination mit seiner lockeren Art, wirkt er sehr sympathisch und nimmt seinen Ausführungen die „Schwere“.

3. Auf das Publikum zugehen

Dass man keinen Draht zum Publikum bekommt, wenn man ständig auf seine Folien starrt oder nur schüchtern auf den Boden blickt, dürfte jedem klar sein. In jedem Präsentationsratgeber wird daher empfohlen, das Publikum anzublicken. Wenn Sie aber genau beobachten, dann werden Sie feststellen, dass viele, viele Redner zwar in Richtung des Publikums blicken, es aber nicht wirklich anschauen. Sie blicken mehr oder weniger über das Publikum hinweg oder starren gar ins Leere.

Einen echten Draht zum Publikum bauen Sie auf, wenn Sie konkreten Personen im Publikum echt in die Augen blicken, am besten verteilt über den ganzen Raum. John Chambers perfektioniert das und geht noch weit darüber hinaus, indem er immer wieder durch die Reihen wandert und dabei nicht nur gezielt Zuhörer anblickt, sondern einzelne Personen in seinen Vortrag integriert und direkt anspricht (das erfordert natürlich ein bisschen Fingerspitzengefühl, um niemanden in Verlegenheit zu bringen). Stellvertretend kann er so das ganze Publikum einbeziehen und er gibt seinem Vortrag auf diese Weise fast schon den Charakter einer Unterhaltung.

John Chambers verwandelt seinen Vortrag in eine Unterhaltung, indem er die Zuhörer anblickt und mit einzelnen spricht.

4. Das Publikum einbinden

Ein Publikum, das aktiv in einen Vortrag eingebunden wird, ist erheblich offener und aufnahmefähiger für die Inhalte eines Vortrags als ein Publikum, das sich nur passiv berieseln lässt. Garr Reynolds und John Chambers binden ihr Publikum sehr oft ein, fragen nach der Stimmung und der Meinung und – wichtig – geben den Zuhörern das Gefühl, ihre Antworten ernst zu nehmen. Die Bereitschaft des Publikums, auch wirklich auf Fragen zu reagieren, erhöhen übrigens beide mit dem selben Trick: sie heben selbst auch die Hand.

Garr Reynolds geht noch einen Schritt weiter und lässt sein Publikum mehrfach selber aktiv werden, was jeweils für erhebliche Heiterkeit sorgt. Ein toller Überraschungseffekt gelingt Reynolds, als er seinem Publikum beibringt, wie man sich auf Japanisch vorstellt. So wird auf einmal aus dem anonymen Publikum eine vertraute Einheit von bekannten Gesichtern und die Atmosphäre ist auf einen Schlag noch einmal viel lockerer.

Garr Reynolds bringt seinem Publikum bei, wie sie sich auf japanisch vorstellen.

5. Offenheit

Nick Morgan schreibt in seinem neuen Buch Trust Me, wie wichtig eine offene Körperhaltung für einen guten Draht zum Publikum ist. Wer sich – körperlich – verschließt, der muss sich erheblich mehr anstrengen, um das Publikum für sich zu gewinnen.

Seth Godin ist das Gegenteil von verschlossen. In seinem ganzen Auftreten, Haltung wie Sprache, geht er auf sein Publikum zu. Er verwendet einladende Gesten, geht auf das Publikum zu, bietet Ihnen seinen Inhalt regelrecht an. Unterstützt wird das perfekt von seinen Worten, in denen es immer wieder um „You“ geht. Er redet nicht von abstrakten Konzepten, sondern übersetzt seine Aussagen in die Welt seines Publikums und zeigt ihnen, wie sie seine Ideen konkret umsetzen können. Er ist offen dafür, jeden seiner Zuhörer als etwas besonderes anzunehmen, und vermittelt ihnen genau dieses Gefühl.

Pasted Graphic 6

6. Dynamik

Alle drei Redner nutzen die volle Breite ihrer Bühne (Seth Godin ärgert sich allerdings über das Klavier auf seiner Bühne und die dadurch verursachte Einschränkung seiner Bewegungsfreiheit). Diese Bewegung erzeugt Dynamik und Spannung und wirkt viel engagierter, als ein schüchterner Redner, der sich hinter seinem Laptop „versteckt“.

Besonders John Chambers ist ein Meister dieser Dynamik. Nicht nur in seiner Sprache variiert er Tempo und Lautstärke gekonnt, um seinen Aussagen die richtige WIrkung zu geben. Er setzt diese Effekte in seiner gesamten Bewegung um. Er hält inne, wenn er eindringlich wird, hält an und blickt in die Ferne, wenn er Visionäres erzählt, und er schreitet die Bühne in rasantem, festem Schritt ab, wenn er ein wichtiges Ausrufezeichen setzen möchte. Die Dynamik hinter seinen Aussagen spiegelt das perfekt wieder – und das Publikum spürt die Leidenschaft, die Chambers mit seinem Thema verbindet.

John Chambers erhöht das Tempo für eine wichtige Aussage. Umgekehrt hält er inne, wenn er eindringlich wird. Chambers‘ körperliche Dynamik passt sich perfekt an seine Aussagen an.

Links zu diesem Artikel
Schwerpunkt „Souverän Auftreten“
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Vor dem Vortrag bereits für eine angenehme Atmosphäre sorgen
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Verstehen Sie? Die fünf Stufen der Präsentationskunst 

Der Mehrabian-Mythos und die wirkliche Bedeutung der Körpersprache

Sicher kennen Sie die bekannte Regel, dass nur 7% der Wirkung eines Vortrags auf den Inhalt zurückzuführen sei, 38% dagegen auf die verbalen Signale und sogar 55% auf die Körpersprache. Diese Regel wird häufig zitiert als 7-38-55-Regel. Sie ist in dieser Auslegung schlicht falsch, eine wissenschaftlich unzulässige Verallgemeinerung. Warum?

Die Regel geht zurück auf Experimente des Psychologen Dr. Albert Mehrabian aus dem Jahr 1971. Was aber wurde in diesen Experimenten genau gemessen?

Mehrabian wollte herausfinden, inwieweit es möglich ist, anhand der Stimme und der Körpersprache zu erkennen, ob der Sprecher etwas “mag” oder “nicht mag”. Besonders interessierte ihn, ob man anhand der Stimme oder Körpersprache erkennen kann, dass der Sprecher in dieser Hinsicht “lügt”, also etwas “mag”, obwohl er sagt, er möge es nicht, und umgekehrt.

Tatsächlich fand er heraus, dass wir uns gerade in solch “inkongruenten” Situationen mehr auf stimmliche und körpersprachliche Signale verlassen, als auf den Inhalt des gesprochenen Wortes. Wir merken offenbar instinktiv, wenn jemand nicht ganz ehrlich in seiner Meinungsäußerung ist.

Was bedeutet das nun für Ihre Präsentationen? Solange Sie nicht über Ihre Gefühle oder Ihre Meinung zu einem Thema sprechen, ist die 7-38-55-Regel schlicht nicht anwendbar. Sie bezieht sich nur auf Gefühls- und Meinungsäußerungen.
Links zu diesem Artikel
Sprechen Sie flüssig oder, äh, verständlich?
Wikipedia-Artikel zur 7-38-55-Regel (engl.)
Homepage von Dr. Albert Mehrabian (engl.)

Wie aktiviert man passive Zuhörer?

Am effektivsten ist ein Vortrag dann, wenn die Zuhörer sich nicht einfach passiv berieseln lassen, sondern aktiv den Vortrag mitgestalten; wenn Sie also Spaß daran haben, sich einzubringen und an der Auflösung ihrer Fragen mitzuarbeiten. Das erleichtert Ihnen als Vortragenden nämlich, Ihre Botschaft besser in den Köpfen der Zuhörer zu verankern, weil sich Ihre Zuhörer viel intensiver mit dem Vortragsthema beschäftigen als beim rein passiven Konsum.

Wie aber schafft man das? Wie bekommt man die Zuhörer aus ihrer typischen passiven Erwartungshaltung heraus und überwindet insbesondere die Hemmschwelle, auf Fragen zu antworten anstatt verschämt zur Seite zu blicken? Versuchen Sie doch einmal folgendes.

Beginnen Sie mit einer Frage, die so einfach ist, dass nun wirklich jeder eine Antwort darauf hat. Bei meinem Vortrag „Wenn Dell Pizza präsentieren möchte“ habe ich neulich z.B. mit der ganz einfachen Frage begonnen: „Mögen Sie Pizza?“ Nachdem ich meine Lieblingspizza (Pizza Hawaii) genannt habe, habe ich einige Zuhörer gefragt, was denn ihre Lieblingspizza sei. Das erzeugte auch gleich einige amüsante Nebenbemerkungen von anderen Zuhörern.

Natürlich hatte mein Vortrag letztlich gar nichts mit Pizza zu tun. Ich habe „Pizza“ lediglich als Rahmen benutzt, um verschiedene Aspekte der Präsentation zu veranschaulichen. Aber indem ich durch diese einfache Frage die erste Barriere bei meinen Zuhörern gebrochen und die Stimmung von Anfang an aufgelockert habe, war die Atmosphäre genau richtig, um anschließend eifrig mit den Zuhörern zusammen an den spannenden Fragen des Vortrags zu arbeiten.

Versuchen Sie doch auch einmal, Ihre Zuhörer aus der typischen Lethargie zu wecken und gleich von Anfang an mit einzubinden. Welche Fragen würden zu Ihrem Thema passen? Wie aktivieren Sie vielleicht schon jetzt Ihre Zuhörer mit anderen Methoden? Ich freue mich über Ihre Kommentare. 

Vor dem Vortrag

Nervöser Geschäftsmann kauft auf den Fingernägeln

Es ist kurz vor der Präsentation und die ersten Teilnehmer kommen schon herein. Sie klicken noch einmal die Folien durch und trinken einen Schluck Wasser. Die Hände sind ein bisschen feucht, denn Sie kennen keinen einzigen der Teilnehmer. Hoffentlich stellen die keine fiesen Fragen; einige von denen gucken schon so grimmig. Sie warten ungeduldig die Vorstellung durch den Gastgeber ab, treten dann hinter Ihr Pult und begrüßen Ihr Publikum.

Oder lieber so:

Drei Geschäftsleute unterhalten sich locker

Es ist kurz vor der Präsentation und die ersten Teilnehmer kommen schon herein. Sie gehen auf sie zu, stellen sich vor und sagen: „Schön, dass Sie da sind. Ich wusste gar nicht dass…“ Das wiederholen Sie auch mit anderen Teilnehmern, die nach und nach den Raum betreten. Während der Vorstellung durch den Gastgeber lächeln Sie und blicken in die jetzt bekannten Gesichter. Dann gehen Sie auf das Publikum zu und begrüßen es.

Die Kunst der Langsamkeit

Mann zwischen eilenden Passanten hält sich eine Uhr vor den Kopf

„So vieles wäre zu sagen und so wenig Zeit haben wir dazu. Da liegt es nahe, in jede unserer Äußerungen so viel wie nur eben möglich hineinzupacken. Für die Kommunikation ist jedoch nicht entscheidend, wie viel wir sagen, sondern wie viel davon bei unseren Gesprächspartnern ankommt und wie viel aufgenommen wird. Gute Sprecher beherrschen die hohe Kunst der Langsamkeit.“ – David Niven in 100 Simple Secrets for Successful People.

Geschichten, Emotionen, Einfühlungsvermögen – ein Lehrstück

 

Barack Obama in seinem 30-minütigen Wahlwerbespot

Gestern abend hat Barack Obama im amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf einen 30-minütigen Wahlwerbespot ausgestrahlt. Ohnehin hat er mit seinem Wahlkampf Maßstäbe gesetzt was den professionellen Einsatz von Medien und die Inszenierung von Auftritten (=Präsentationen) angeht. Aber mit diesem Spot (in den amerikanischen Medien „Infomercial“ genannt) hat er eine neue Dimension eröffnet.

Na klar, dass Geschichten berühren, dass konkrete Bespiele greifbarer sind als Allgemeinplätze, dass Zitate glaubwürdiger sind als Selbstbekundungen, all das war auch vorher schon bekannt. Aber so konsequent umgesetzt habe ich es selten gesehen. Wie weit entfernt ist das von den typischen Sprüchen („wir dürfen uns jetzt nicht verzetteln“, „wir liefern Ideen statt leerer Versprechen“), die uns in den meisten Wahlkämpfen so langweilen.

Barack Obama in seinem 30-minütigen Wahlwerbespot

Obama ist in dem Spot so gekonnt in Szene gesetzt, dass man den Eindruck hat, er spreche nicht zu einer Kamera, sondern zu einem selbst. Unterstützt wird das durch die zahlreichen Einblendungen, die ihn im Gespräch mit anderen Menschen zeigen. In diesem Video ist Obama nicht jemand, der ganz weit weg in Washington, sondern mitten unter „uns“ ist; und er wirkt als jemand, der die Probleme der Menschen versteht. Die Geschichten von Menschen „nebenan“ gehen durchaus unter die Haut, man kann sich in diese Leute hineinversetzen.

Wie fundiert und glaubwürdig Obamas Aussagen letztlich sind, vermag ich nicht zu beurteilen (und muss es ja auch gar nicht). Aus Präsentationssicht ist es jedoch ein glänzendes Beispiel für die Wirkung einer emotionalen Ansprache, für das Einfühlungsvermögen, das man mit Geschichten auslöst und für die Prägnanz konkreter Aussagen. Inspirierend!

Links zu dem Thema
Offizielle Webseite von Obama – selbst ein gutes Beispiel klarer Kommunikation
Kommentare auf der YouTube-Seite des Videos
Was bleibt – Obamas Video ist eine perfekte Umsetzung der sechs Prinzipien aus dem Buch

 

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Dr. Michael Gerharz

Dr. Michael Gerharz