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Wachrütteln ohne zu schocken

“Fast Sterben hat noch nie etwas verändert … Nur der Tod ändert alles.” Dieses Zitat von Dr. House aus der gleichnamigen TV-Serie bringt das Dilemma all derjenigen auf den Punkt, die Leben verändern möchten, ihr eigenes oder das anderer Menschen. House sagt es zu seiner Assistentin, die seit Kurzem weiß, dass sie genetisch bedingt an der tödlichen Huntington-Krankheit sterben wird. Er sagt es, um ihr zu erklären, was sie nicht verstehen kann: wieso eine ihrer Patientinnen zurück in ihre (bedeutungslose) Rolle als Assistentin schlüpft, anstatt selbst nach einer Führungsposition zu streben, wofür sie sich eigentlich im Angesicht ihres (anschließend verhinderten) Todes bereits entschieden hatte.

Es ist das gleiche Dilemma, in dem Verkehrssicherheits-, Antiraucher- und ganz allgemein Gesundheitskampagnen stecken. Wie überzeugt man jemanden, der eigentlich schon alle guten Gründen gegen sein Verhalten kennt, davon, sein Leben endlich doch zu ändern? Oft setzen entsprechende Kampagnen auf drastische Motive, nicht selten verpackt in einen emotionalen oder satirischen Kontext.

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Einen anderen Ansatz wählt die britische Grafschaft Sussex. Wachrütteln ohne zu Schocken lautet das Motto der grandiosen Embrace-Life-Kampagne:

Wirkungsvoll wird die Kampagne gerade durch das, was man nicht sieht. Sie betont – im Gegensatz zu vielen, vielen anderen Kampagnen – ausrücklich das Positive (“Embrace Life”) und eben nicht das Negative. Sie sagt nicht: “Wenn du das nicht lässt, dann wirst du krank/tot/einsam sein.” sondern rät: “Tu’ es für (d)ein schönes Leben.”

Der konkrete Erfolg solcher Kampagnen ist schwer messbar und sicher funktioniert nicht jede Kampagne für jede Zielgruppe gleich gut. Die Brüder Dan und Chip Heath fassen in ihrem Buch Was bleibt ein paar Empfehlungen zusammen, wie emotionale Botschaften bei der Überzeugungsarbeit helfen, von denen sich viele Tipps in der Embrace-Life-Kampagne wiederfinden: “Wie bringen wir andere dazu, dass sie sich von unseren Ideen angesprochen fühlen? Wir zwingen sie, ihre analytische Haltung abzulegen [“Helft Rasern. Spendet Hirn”-Plakat]. Wir schaffen Empathie für bestimmte Personen [“Runter vom Gas”-Plakat]. Wir zeigen, dass unsere Ideen mit etwas verknüpft sind, das den Menschen bereits am Herzen liegt. Wir sprechen ihr Eigeninteresse, aber auch ihre Identität an – und zwar nicht nur die Menschen, die sie gerade sind, sondern auch die, die sie gerne wären [“Raser sind so cool”-Plakat].”

Vielleicht der beeindruckendste Vortrag, den ich bisher zum Thema Motivation gesehen habe, stammt von Alan Sim, Sicherheitsbeauftragter bei Woodside, Australiens größter Ölgesellschaft. Sie können ihn entweder hier oder hier herunterladen (leider nicht auf YouTube verfügbar). Wenn Sie die 12 Minuten nicht investieren, verpassen Sie einen der eindringlichsten und emotionalsten Apelle an das Gewissen, den ich kenne. Sie werden anschließend (hoffentlich) nie mehr versuchen, jemanden mit Hilfe einer PowerPoint-BulletPoint-Regelliste zu überzeugen, Vorschriften einzuhalten.

[via Before&After Design Talk und Slides that Stick]

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Dr. Michael Gerharz

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