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Die wichtigsten Bedürfnisse

Die zwei wichtigsten Bedürfnisse der meisten Vortragenden: Korrektheit und Vollständigkeit. Sie wollen die Wahrheit sagen und möglichst alles loswerden, was es zu ihrem Thema zu sagen gibt.

Die zwei wichtigsten Bedürfnisse jedes Publikums: Korrektheit und Verständnis. Es möchte die Wahrheit hören und verstehen, worum es geht. Ob das nach einer Präsentation gelungen ist, entscheidet immer das Publikum, nie der Vortragende.

Damit ist klar: Sie müssen immer korrekt bleiben, egal wie anschaulich Sie werden. Der Knackpunkt aber ist, Vollständigkeit und Verständlichkeit in Einklang zu bringen, denn wer alles sagt, kommt selten auf den Punkt, ist also nicht verständlich. Umgekehrt braucht es Mut, auf den Punkt zu kommen, denn das bedeutet, wegzulassen.

Der Trost: Wer informieren möchte, muss zuerst Interesse wecken – und dazu braucht man keine Vollständigkeit. Ist aber einmal das Interesse entfacht, dann wird das Publikum automatisch mehr fordern.

Seien Sie also mutig, setzen Sie Prioritäten und überlegen Sie sich, was das Publikum eigentlich interessiert und was es dazu verstehen muss.

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Der Kunde ist König

“Der Kunde ist König” mag in der Business-Welt ein Standard-Motto geworden sein, aber die Idee, dass “das Publikum König ist” hat sich noch immer nicht in der Welt der Präsentationen verbreitet, obwohl das Publikum, zumindest für die Dauer der Präsentation der einzige Kunde des Vortragenden ist.”

Diese Worte schrieb der englische Präsentatonstrainer Max Atkinson im Jahr 2004 und sie sind heute noch wahr. Noch immer sieht die Realität in vielen Unternehmen so aus, dass die Bedürfnisse des Kunden “Publikum” bei Präsentationen weitgehend ignoriert werden.

Da wird ausführlich die Firmengeschichte präsentiert, wird jede einzelne Produkteigenschaft in unverdaulichen Stichwortlisten vorgelesen und da wird munter eine halbe Stunde gegen eine Leinwand geredet, wo eigentlich ein Dialog angebracht wäre.

Hier zeigt sich eine völlig falsche Perspektive, nämlich die des Plapperers, der nicht zuhört. Er redet und redet und redet und zwar immer nur über sich – und fragt sich nicht, welche Informationen das Publikum eigentlich braucht, damit die Investition in die 30 Minuten seiner wertvollen Zeit, möglichst gut angelegt ist.

Gelangweilte Zuhörer einer Business-Präsentation

Wenn ich meine Ideen in die Köpfe meines Publikums bringen möchte, dann bin ich dafür verantwortlich, dass das auch gelingt. Und in dem Sinn ist das Publikum bei Präsentationen König. Wenn es der Meinung ist, ich hätte etwas nicht gut genug erklärt, dann habe ich es nicht gut genug erklärt. Ende der Diskussion.

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Claptrap – Wie man Standing Ovations bekommt

Politiker bei einer Rede vor Publikum

Wie bitte? Politiker tricksen uns aus? Sie verführen uns zum Applaus mit einfachen Methoden?

Ja, das ist wohl so – und es lässt sich statistisch nachweisen, u.a. von Max Atkinson, ehem. Wissenschaftler an der University of Essex. In seinem Buch Our Masters’ Voice analysiert er zahlreiche Redner nach Hinweisen, die die Reaktion des Publikums auf Worte und Gesten des Redners charakterisieren.

Das Buch hat seinerzeit (1984) den britischen Sender ITV herausgefordert, diese Erkenntnisse zu testen. In der Dokumentation Claptrap sollte Atkinson der Hausfrau Ann Brennan, die zuvor noch nie eine öffentliche Rede gehalten hatte, diese Methoden beibringen und ihr zu einer begeisternden Rede auf einem Parteitag verhelfen. Der Film ist auch heute noch sehenswert und liefert einige interessante Hinweise auf die Effektivität rhetorischer Mittel:

Ann Brennan: „Im Grunde genommen sagen Sie in diesem Buch, dass Politiker Tricks verwenden, um Menschen wie mich zum Applaus zu bringen?“
Max Atkinson: „Ja… und noch mehr. Es gibt mittlerweile sogar ein Wort dafür: Claptrap […] es gibt verschiedene Dinge, die sie immer und immer wieder tun, unmittelbar bevor das Publikum zu applaudieren beginnt.“

In dem Filmausschnitt zählt Atkinson insbesondere drei Stilmittel auf, die in seinen Analysen regelmäßig Applaus hervorriefen:
Kontrast/Antithese: zwei Gegensätze in Beziehung setzen, z.B. „Ask not what your country can do for you, ask what you can do for your country“.
3er-Liste: eine dreiteilige Liste aufzählen, z.B. „Einigkeit, Recht und Freiheit“.
Set ’em up and knock ’em down: erst die Gegenposition beschreiben und anschließend erklären, dass sie nichts taugt.

Ann Brennan: „Machen Politiker das bewusst?“
Max Atkinson: „Nun, ich glaube, dass die erfolreichen es instinktiv tun.“

Den ganzen Film, einschließlich Ann Brennans Rede, können Sie in Max Atkinsons Blog ansehen. Das zugehörige Buch Our Masters’ Voice ist übrigens bisweilen etwas schwerer verdaulich. Leichter zugänglich dürfte sein neueres Buch Lend me your ears bzw. die Kurzversion Speech-making and Presentation made easy.

[Übrigens: Vielen Dank an dieser Stelle für die immer wieder zahlreichen Links und Tipps meiner Leser.]

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Publikum einbeziehen: 3 tolle Beispiele und 6 Tipps

Dieser Artikel ist randvoll mit Inspirationen aus drei Präsentationen von drei herausragenden Persönlichkeiten, die auf ganz unterschiedliche Weise ihr Publikum einbeziehen. Garr Reynolds von Presentation Zen spricht in einer Keynote über den Reiz des Einfachen. Marketing-Guru Seth Godin erklärt auf der TED-Konferenz, wie jeder seine eigene gesellschaftliche Bewegung starten kann und Cisco-Chef John Chambers erläutert am MIT die Herausforderungen und Chancen, die in der Erneuerung globaler Unternehmen liegen.

Drei Vorträge, die unterschiedlicher nicht sein könnten, und doch ist allen drei etwas gemein: der direkte Draht zum Publikum. Alle drei Redner strahlen ein unglaubliches Charisma aus, sie ziehen das Publikum vom ersten Moment an in ihren Bann und lassen es in ihre Ideenwelt eintauchen. Na klar, an allen drei Vorträgen kann man noch einiges verbessern, hier die Folien, dort die Story, aber wie es den dreien gelingt, die höchste Kunst der Präsentation zu erreichen, indem sie nicht einfach zu sondern mit ihrem Publikum reden, das rechtfertigt den wahrscheinlich längsten Artikel, den ich bisher in diesem Blog veröffentlicht habe.

Ich gebe Ihnen zunächst Gelegenheit, die Vorträge anzusehen und möchte danach sechs Tipps herausgreifen, die mir besonders lehrreich erscheinen.

Garr Reynolds über den Reiz des Einfachen

Garr Reynolds sprach Anfang Mai auf der Citrix-Synergy-Konferenz über den Reiz des Einfachen. Er erklärt, wie die Konzentration auf das Wesentliche nicht nur Präsentationen verständlicher macht, sondern auch in andere Bereichen, z.B. bei Softwareunternehmen wie Citrix, zu wertvolleren Ergebnissen führt. In seiner souveränen, lockeren Art und mit viel Humor begeistert er das Publikum mit zahlreichen Gedanken und überraschenden Perspektiven auf „das Einfache“. Übrigens finde ich, dass die Konzentration auf dieses Thema seinem Vortrag im Vergleich zu seinem Google-Vortrag enorm gut getan hat.

Seth Godin über Tribes

Seth Godin sprach im Februar auf der TED-Konferenz darüber, wie jeder – z.B. auch Sie – mit den Möglichkeiten des Internet (letztlich aber auch auf anderen Wegen) seine eigene Bewegung gründen kann. Godin nennt das Tribes. Es ist auch das Thema und der Titel seines letzten Buches, das ich Ihnen unbedingt empfehlen kann, wenn Sie das Thema interessiert. Tribes sind die logische Fortführung von Godins früheren Ideen des Permission Marketing. Die Zeiten großer Werbebudgets, mit denen man die Aufmerksamkeit von (potentiellen) Kunden einfach kaufen kann, sind offenbar vorbei. Wer andererseits eine Idee hat, über die es sich zu sprechen lohnr, der hat heute die Möglichkeit, das mit minimalen Kosten zu tun – und erreicht dennoch alle, die genau an dieser Idee interessiert sind, nämlich seinen Tribe. Beeindruckende Beispiele für Bewegungen, die andere in der Vergangenheit bereits ins Leben gerufen haben, beschreibt Godin in diesem Vortrag. Ebenso sehenswert sind übrigens Godins Vorträge bei Google, auf der GEL2006-Konferenz sowie ein ausführlicherer Vortrag über Tribes auf einem Mixergy-Event.

John Chambers über Erneuerung

John Chambers ist seit fast 15 Jahren Chef des Internet-Riesen Cisco. Wenn Sie sich seine Präsentation am MIT ansehen, werden Sie verstehen, warum man ihm nachsagt, einer der charismatischsten Unternehmenschefs der Technologiebranche zu sein. Mit geballter Kompetenz und dem Selbstbewusstsein, eines der erfolgreichsten Unternehmen überhaupt aufgebaut zu haben, spricht er in diesem Vortrag darüber, wie er Cisco in den letzten Jahren zu einem völlig neuen Unternehmen gemacht hat. Chambers erläutert, wie er verkrustete Führungshierarchien aufgebrochen hat und wie er mit den Mitteln des Internets und des Web 2.0 Cisco zu einem flexiblen Unternehmen gemacht hat, das mit flachen Hierarchien erheblich schneller auf Marktänderungen reagieren kann als noch vor einigen Jahren. Dieses Modell sieht er als Vorbild für andere Unternehmen und positioniert Cisco damit als idealen Beleg für den Nutzen der Kommunikationsprodukte, die er verkauft. Die Präsentation ist sicher nicht unbedingt leichte Kost, aber sehr empfehlenswert.

Ich möchte nun sechs Punkte herausgreifen, die mir an diesen drei Vorträgen besonders lehrreich erscheinen, und die Ihnen zeigen, wie Sie bei Ihrer nächsten Präsentation das Publikum besser einbeziehen können.

1. Sich wohlfühlen

Allen drei Rednern macht es offensichtlich Spaß, über ihr Thema zu sprechen. Sie fühlen sich wohl in ihrer Umgebung und zeigen das auch. Besonders Garr Reynolds und John Chambers lachen und lächeln viel, schäkern gar mit ihrem Publikum. Sie zeigen damit einerseits die Begeisterung für ihr eigenes Thema – und wirken alleine dadurch schon ansteckend. Andererseits geben sie ihrem Publikum das Gefühl einer freundschaftlichen Atmosphäre, in der sich auch die Zuhörer wohlfühlen dürfen. Chambers bringt das mit diesem Satz auf den Punkt: „If I’m in a great mood today, it’s because I love this environment.“ Und man nimmt es ihm ab.

2. Humor

Wenn Sie jemand zum Lachen bringt, dann ist er Ihnen gleich viel sympathischer. Humor ist ein wichtiger Faktor, um Barrieren zu lösen, Widerstände aufzuheben und – ganz allgemein – um eine positive Stimmung herzustellen. Alle drei Redner nutzen Humor, um das Publikum einzubeziehen. Garr Reynolds und Seth Godin lockern z.B. am Beginn Ihrer Vorträge die Stimmung erst einmal durch einige Bilder und Geschichten zum Schmunzeln auf. Dabei erzählen sie nicht einfach irgendwelche Jokes oder platten Witze, sondern arbeiten mit Augenzwinkern und Ironie.

Insbesondere Seth Godin hat einen unerschöpflichen Vorrat an amüsanten, immer passenden Fotos aus dem „echten Leben“, die er passgenau in seine Präsentation einbringt. So pointiert er seine Aussagen auf oft tiefgründige Weise und bringt das Publikum immer wieder zum Lachen. Das wirkt übrigens auch deswegen (auch bei Reynolds) so sympathisch, weil er nicht jeden Joke explizit macht, sondern seine Folien für sich sprechen lässt und das Publikum die Ironie selbst erkennen lässt. Wichtig dabei: Pausen! Das Publikum braucht Zeit, um den Humor zu verstehen. Eine hervorragende Quelle für Bilder wie die folgenden aus Godins Vortrag ist übrigens die Foto-Webseite flickr.com.

Seth Godin hat einen unerschöpflichen Vorrat an Bildern aus dem „echten Leben“, die er gekonnt einsetzt, um seine Aussagen zu pointieren.
Auch Garr Reynolds lässt sein Publikum immer wieder schmunzeln. In Kombination mit seiner lockeren Art, wirkt er sehr sympathisch und nimmt seinen Ausführungen die „Schwere“.

3. Auf das Publikum zugehen

Dass man keinen Draht zum Publikum bekommt, wenn man ständig auf seine Folien starrt oder nur schüchtern auf den Boden blickt, dürfte jedem klar sein. In jedem Präsentationsratgeber wird daher empfohlen, das Publikum anzublicken. Wenn Sie aber genau beobachten, dann werden Sie feststellen, dass viele, viele Redner zwar in Richtung des Publikums blicken, es aber nicht wirklich anschauen. Sie blicken mehr oder weniger über das Publikum hinweg oder starren gar ins Leere.

Einen echten Draht zum Publikum bauen Sie auf, wenn Sie konkreten Personen im Publikum echt in die Augen blicken, am besten verteilt über den ganzen Raum. John Chambers perfektioniert das und geht noch weit darüber hinaus, indem er immer wieder durch die Reihen wandert und dabei nicht nur gezielt Zuhörer anblickt, sondern einzelne Personen in seinen Vortrag integriert und direkt anspricht (das erfordert natürlich ein bisschen Fingerspitzengefühl, um niemanden in Verlegenheit zu bringen). Stellvertretend kann er so das ganze Publikum einbeziehen und er gibt seinem Vortrag auf diese Weise fast schon den Charakter einer Unterhaltung.

John Chambers verwandelt seinen Vortrag in eine Unterhaltung, indem er die Zuhörer anblickt und mit einzelnen spricht.

4. Das Publikum einbinden

Ein Publikum, das aktiv in einen Vortrag eingebunden wird, ist erheblich offener und aufnahmefähiger für die Inhalte eines Vortrags als ein Publikum, das sich nur passiv berieseln lässt. Garr Reynolds und John Chambers binden ihr Publikum sehr oft ein, fragen nach der Stimmung und der Meinung und – wichtig – geben den Zuhörern das Gefühl, ihre Antworten ernst zu nehmen. Die Bereitschaft des Publikums, auch wirklich auf Fragen zu reagieren, erhöhen übrigens beide mit dem selben Trick: sie heben selbst auch die Hand.

Garr Reynolds geht noch einen Schritt weiter und lässt sein Publikum mehrfach selber aktiv werden, was jeweils für erhebliche Heiterkeit sorgt. Ein toller Überraschungseffekt gelingt Reynolds, als er seinem Publikum beibringt, wie man sich auf Japanisch vorstellt. So wird auf einmal aus dem anonymen Publikum eine vertraute Einheit von bekannten Gesichtern und die Atmosphäre ist auf einen Schlag noch einmal viel lockerer.

Garr Reynolds bringt seinem Publikum bei, wie sie sich auf japanisch vorstellen.

5. Offenheit

Nick Morgan schreibt in seinem neuen Buch Trust Me, wie wichtig eine offene Körperhaltung für einen guten Draht zum Publikum ist. Wer sich – körperlich – verschließt, der muss sich erheblich mehr anstrengen, um das Publikum für sich zu gewinnen.

Seth Godin ist das Gegenteil von verschlossen. In seinem ganzen Auftreten, Haltung wie Sprache, geht er auf sein Publikum zu. Er verwendet einladende Gesten, geht auf das Publikum zu, bietet Ihnen seinen Inhalt regelrecht an. Unterstützt wird das perfekt von seinen Worten, in denen es immer wieder um „You“ geht. Er redet nicht von abstrakten Konzepten, sondern übersetzt seine Aussagen in die Welt seines Publikums und zeigt ihnen, wie sie seine Ideen konkret umsetzen können. Er ist offen dafür, jeden seiner Zuhörer als etwas besonderes anzunehmen, und vermittelt ihnen genau dieses Gefühl.

Pasted Graphic 6

6. Dynamik

Alle drei Redner nutzen die volle Breite ihrer Bühne (Seth Godin ärgert sich allerdings über das Klavier auf seiner Bühne und die dadurch verursachte Einschränkung seiner Bewegungsfreiheit). Diese Bewegung erzeugt Dynamik und Spannung und wirkt viel engagierter, als ein schüchterner Redner, der sich hinter seinem Laptop „versteckt“.

Besonders John Chambers ist ein Meister dieser Dynamik. Nicht nur in seiner Sprache variiert er Tempo und Lautstärke gekonnt, um seinen Aussagen die richtige WIrkung zu geben. Er setzt diese Effekte in seiner gesamten Bewegung um. Er hält inne, wenn er eindringlich wird, hält an und blickt in die Ferne, wenn er Visionäres erzählt, und er schreitet die Bühne in rasantem, festem Schritt ab, wenn er ein wichtiges Ausrufezeichen setzen möchte. Die Dynamik hinter seinen Aussagen spiegelt das perfekt wieder – und das Publikum spürt die Leidenschaft, die Chambers mit seinem Thema verbindet.

John Chambers erhöht das Tempo für eine wichtige Aussage. Umgekehrt hält er inne, wenn er eindringlich wird. Chambers‘ körperliche Dynamik passt sich perfekt an seine Aussagen an.

Links zu diesem Artikel
Schwerpunkt „Souverän Auftreten“
Präsentationscoach Nick Morgan analysiert Seth Godins Vortrag
slide:ology-Autor Nancy Duarte über Garr Reynolds Synergy-Keynote
Six Pixels of Separation über John Chambers
Buchempfehlung: Nick Morgan – Give Your Speech, Change The World
Vor dem Vortrag bereits für eine angenehme Atmosphäre sorgen
Mackendetektor hilft, die eigenen Macken zu entdecken
Verstehen Sie? Die fünf Stufen der Präsentationskunst 

Wie aktiviert man passive Zuhörer?

Am effektivsten ist ein Vortrag dann, wenn die Zuhörer sich nicht einfach passiv berieseln lassen, sondern aktiv den Vortrag mitgestalten; wenn Sie also Spaß daran haben, sich einzubringen und an der Auflösung ihrer Fragen mitzuarbeiten. Das erleichtert Ihnen als Vortragenden nämlich, Ihre Botschaft besser in den Köpfen der Zuhörer zu verankern, weil sich Ihre Zuhörer viel intensiver mit dem Vortragsthema beschäftigen als beim rein passiven Konsum.

Wie aber schafft man das? Wie bekommt man die Zuhörer aus ihrer typischen passiven Erwartungshaltung heraus und überwindet insbesondere die Hemmschwelle, auf Fragen zu antworten anstatt verschämt zur Seite zu blicken? Versuchen Sie doch einmal folgendes.

Beginnen Sie mit einer Frage, die so einfach ist, dass nun wirklich jeder eine Antwort darauf hat. Bei meinem Vortrag „Wenn Dell Pizza präsentieren möchte“ habe ich neulich z.B. mit der ganz einfachen Frage begonnen: „Mögen Sie Pizza?“ Nachdem ich meine Lieblingspizza (Pizza Hawaii) genannt habe, habe ich einige Zuhörer gefragt, was denn ihre Lieblingspizza sei. Das erzeugte auch gleich einige amüsante Nebenbemerkungen von anderen Zuhörern.

Natürlich hatte mein Vortrag letztlich gar nichts mit Pizza zu tun. Ich habe „Pizza“ lediglich als Rahmen benutzt, um verschiedene Aspekte der Präsentation zu veranschaulichen. Aber indem ich durch diese einfache Frage die erste Barriere bei meinen Zuhörern gebrochen und die Stimmung von Anfang an aufgelockert habe, war die Atmosphäre genau richtig, um anschließend eifrig mit den Zuhörern zusammen an den spannenden Fragen des Vortrags zu arbeiten.

Versuchen Sie doch auch einmal, Ihre Zuhörer aus der typischen Lethargie zu wecken und gleich von Anfang an mit einzubinden. Welche Fragen würden zu Ihrem Thema passen? Wie aktivieren Sie vielleicht schon jetzt Ihre Zuhörer mit anderen Methoden? Ich freue mich über Ihre Kommentare. 

Vor dem Vortrag

Nervöser Geschäftsmann kauft auf den Fingernägeln

Es ist kurz vor der Präsentation und die ersten Teilnehmer kommen schon herein. Sie klicken noch einmal die Folien durch und trinken einen Schluck Wasser. Die Hände sind ein bisschen feucht, denn Sie kennen keinen einzigen der Teilnehmer. Hoffentlich stellen die keine fiesen Fragen; einige von denen gucken schon so grimmig. Sie warten ungeduldig die Vorstellung durch den Gastgeber ab, treten dann hinter Ihr Pult und begrüßen Ihr Publikum.

Oder lieber so:

Drei Geschäftsleute unterhalten sich locker

Es ist kurz vor der Präsentation und die ersten Teilnehmer kommen schon herein. Sie gehen auf sie zu, stellen sich vor und sagen: „Schön, dass Sie da sind. Ich wusste gar nicht dass…“ Das wiederholen Sie auch mit anderen Teilnehmern, die nach und nach den Raum betreten. Während der Vorstellung durch den Gastgeber lächeln Sie und blicken in die jetzt bekannten Gesichter. Dann gehen Sie auf das Publikum zu und begrüßen es.

Was wäre Apple ohne Steve Jobs?

Steve Jobs präsentiert auf der WWDC 2008

Vergangene Woche war wieder Apple-Showtime. Wie kaum eine zweite Firma versteht es Apple, Produktpräsentationen zu inszenieren und einen regelrechten Hype um neue Produkte zu erzeugen. Maßgeblichen Anteil daran haben die berühmten Keynotes von Apple-Chef Steve Jobs. Wie jedes Jahr im Juni fand auch dieses Jahr wieder in San Francisco Apples Entwickler-Konferenz WWDC statt.

Die diesjährige Keynote ist hervorragend geeignet, um einige der Konzepte aus Nick Morgans Buch „Give Your Speech, Change the World“, noch einmal aufzugreifen. Von Interesse ist für uns dabei vor allem der erste Teil der diesjährigen Keynote, der dieses Jahr nämlich nicht von Steve Jobs, sondern von Scott Forstall, verantwortlich für die iPhone-Software, gehalten wurde. Welch Unterschied stellte dieser Auftritt zu den charismatischen Auftritten Steve Jobs’ dar. Ein direkter Vergleich offenbart einige der grundlegenden Regeln für publikumsorientierte Präsentationen.

Steve Jobs präsentiert auf der WWDC
Scott Forstall präsentiert auf der WWDC

Auf der einen Seite der offene, stets freundliche Steve Jobs, dem man seinen Enthusiasmus in jedem Wort und in jeder Geste ansieht. Auf der anderen Seite der zwar bemüht lockere, letztlich aber doch hölzerne und ein wenig verkrampfte Scott Forstall. Was fällt an Forstalls Präsentation auf?

Scott Forstall präsentiert auf der WWDC

Auf den Punkt gebracht: Forstall ist zu sehr mit sich selbst und mit dem Vortrag beschäftigt. Es gelingt ihm nicht, eine Verbindung zum Publikum aufzubauen. Er spricht vor seinem Publikum, aber nicht zu ihm oder gar mit ihm. Am auffälligsten ist das bei den zahlreichen Blicken auf die Projektionsfläche. Eigentlich ein Anfängerfehler, starrt Forstall immer wieder nach hinten und gibt so den Kontakt zum Publikum auf.

Scott Forstall präsentiert auf der WWDC

Überhaupt klebt Forstall sehr an seinen Folien. Ständig schweift sein Blick zum Moderatormonitor, um sich der Folieninhalte zu versichern. Das irritiert nicht nur, es wirkt auch verkrampft und insbesondere unsicher. Er ist offenbar nicht so gut vorbereitet, dass er sich voll auf sein Publikum konzentrieren kann, sondern ist mit dem Vortragen selbst viel zu beschäftigt.

Scott Forstall präsentiert auf der WWDC

Verstärkt wird dieser Eindruck noch durch das viel zu deutliche Schalten der nächsten Folie. Forstall verwendet zwar eine Fernbedienung, benutzt diese aber viel zu offensichtlich. Bei Jobs hingegen sieht man die Klickbewegung in der Regel überhaupt nicht. Die Folien sind einfach da und stehlen dem Vortragenden nicht die Show. Bei Steve Jobs fließen die Folien so natürlich in den Hintergrund, dass er selbst die Bühne voll für sich beansprucht. Wie schafft er das?

Jobs lächelt viel! Vergleichen Sie das mal mit Forstall. Er hat die meiste Zeit eine fast schon düstere Miene. Auf der anderen Seite wieder Steve Jobs, der sich seinem Publikum öffnet, ausschweifende und einladende Gestik verwendet. Er verleiht seinen Worten mit seiner ganzen Körpersprache die richtige Bedeutung und verlässt sich eben nicht nur auf die Kraft seiner Worte oder seiner Folien.

Steve Jobs präsentiert auf der WWDC

Scott Forstall dagegen verwendet eine eher verschlossene Gestik. Die Hände sind eng beisammen, sie machen oft wegwerfende oder beschwichtigende Bewegungen. Seine Mimik ist die meiste Zeit ernst. Vor allem aber blickt er das Publikum nicht wirklich an; oft starrt er einfach irgendwohin, zu oft auch auf den Boden. So baut man keinen Kontakt zu seinen Zuhörer auf.

Scott Forstall präsentiert auf der WWDC

Was können wir jetzt daraus lernen? Ich will drei Dinge herausgreifen:

1. Üben Sie! Wirklich: üben Sie! Üben Sie solange, bis alle Übergänge perfekt sitzen. Verlassen Sie sich nicht auf gute Folien. Ein guter Vortrag wird erst durch einen gelungenen Auftritt perfekt. Nehmen Sie sich auf Video auf und fragen Sie andere, wie Sie während des Vortrags wirken.

2. Versuchen Sie nicht zu sehr, jemand anderes zu sein. Forestall ist nicht Jobs, auch wenn man den Einruck nicht los wird, er wäre gerne wie er. Auch Sie sind nicht Steve Jobs. Müssen Sie aber auch nicht. Sie sind Sie! Seien Sie vor allem authentisch und unverkrampft. Und haben Sie Spaß dabei!

3. Sprechen Sie nicht nur vor Ihrem Publikum, sprechen Sie zu ihm, am besten mit ihm. Öffnen Sie sich Ihrem Publikum und lassen Sie es spüren, dass es Ihnen am Herzen liegt. Dazu möchte ich Ihnen nochmal Nick Morgans Buch ans Herz legen:

The essence of audience-centered speaking is to take the focus off yourself, the speaker, and put it on the audience.

Links zu dem Thema:
Video der WWDC-Keynote 2008
Das Fortune-Magazin über mögliche Nachfolger von Steve Jobs

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Dr. Michael Gerharz

Dr. Michael Gerharz