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Vorspulen geht nicht

Wie oft lesen Sie in einem Fachbuch aufmerksam das Inhaltsverzeichnis? Ich vermute einmal, dass das höchst selten der Fall ist. Haben Sie sich vielleicht auch schon einmal dabei ertappt, die Einleitung zu überspringen oder die Grundlagen nur grob zu überfliegen, um gleich zu den interessanten Teilen zu kommen?

Bei einer Präsentation können Sie das leider nicht. In einer Präsentation müssen Sie einfach durch, wenn der Vortragende Ihnen in aller Ausführlichkeit sein Inhaltsverzeichnis präsentiert (die Gliederungsfolie), und dann bei Adam und Eva anfängt, um auch wirklich alle (vermeintlich) wichtigen Voraussetzungen gennant zu haben.

Zuhörer sind gelangweilt vom Vortrag

Die natürliche Reaktion der Zuhörer bei solchen Vorträgen, da Vorspulen nicht möglich ist: Abschalten und darauf hoffen, rechtzeitig aufzuwachen, wenn die wirklich wichtigen Dinge kommen. Aus Sicht des Vortragenden ist das allerdings der größte anzunehmende Unfall, denn ein Zuhörer, der einmal abgeschaltet hat, ist nur schwer zu begeistern. Also: verschwenden Sie Ihre wertvolle Zeit nicht damit, Ihre Zuhörer schlafen zu schicken, nur weil jeder es so macht, sondern nehmen Sie Ihre Zuhörer von Anfang an mit auf die Reise, indem Sie Ihnen einen überzeugenden Grund liefern, Ihnen eine Stunde Aufmerksamkeit zu schenken – ein Inhaltsverzeichnis tut das sicher nicht.

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Zitrone des Monats Oktober 2008

Zitrone des Monats

Der Mann ist lässig: „Ich habe gestern abend 30 Minuten Pac-Man gespielt, als ich mich eigentlich auf die Präsentation hätte vorbereiten sollen“. Vielleicht aber hätte Cole Brodman, Chef-Entwickler von T-Mobile USA, sich doch noch einmal mit der Präsentation des Google-Handys G1 beschäftigen sollen, die er zusammen mit je einem Vertreter der Deutschen Telekom, Google und HTC absolvierte. Was die vier nämlich ablieferten, war an Langeweile kaum noch zu überbieten (Video).

Die Vertreter von T-Mobile, Google, und HTC bei der Präsentation des Google-Handys

Am wichtigsten war allen vier Rednern nicht das neue Produkt, sondern die Selbstbeweihräucherung mit vielfachem Lob der tollen Zusammenarbeit. Fast eine Viertelstunde dauerte es denn auch, bis überhaupt einmal etwas konkretes über das G1-Handy gesagt wurde, dann aber nicht durch die Protagonisten, sondern in Form eines eingespielten Videos – trotzdem Grund genug, sich erst einmal ausgiebig mit vor Stolz geschwellter Brust fotografieren zu lassen.

Die Antwort auf die Frage, was das Google-Handy eigentlich begehrenswert macht, blieben die vier übrigens auch schuldig. Lediglich Allgemeinplätze gab es in Mengen; mein Favorit: „Wir bringen das Internet und das Mobiltelefon zusammen“, was bald zwei Jahre nach der Vorstellung des iPhones einer gewissen Komik nicht entbehrt.

Sehr sehenswert ist übrigens, wie gründlich die Frage-Antwort-Runde in die Hose ging. Na klar, alle Beteiligten beantworten die Fragen souverän. Allerdings sind es Antworten auf die unangenehmen Fragen nach allem, was vielleicht (noch) nicht so toll ist und was dem Google-Handy fehlt. Vielleicht hätten die vier einmal einen Blick in Nick Morgans hervorragendes Buch Give Your Speech, Change the World werfen sollen. Darin vertritt Morgan nämlich die These, dass Frage-Antwort-Runden bei einer Präsentation überhaupt nichts verloren haben (eben weil man dadurch das Ruder aus der Hand gibt).

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Filmpräsentation

ch bin mal wieder über einen dieser PowerPoint-Ratgeber gestolpert. Da steht z.B.: Jede Folie braucht eine Überschrift, damit die Zuhörer besser folgen können. Hm. Ich frage mich allerdings, wie es möglich ist, dass man der Handlung einer Geschichte z.B. in einem Film folgen kann, ohne dass ständig eine Überschrift eingeblendet wird? Etwa so:

Beispiel: Hochzeitspaar küsst sich in Abendsonne (mit Überschrift)Beispiel: Junge blickt nachdenklich in die Ferne (mit Überschrift)

Ferner lerne ich in dem Ratgeber, dass ich Schlüsselbegriffe hervorheben soll, aber bitte nicht mehr als 5 Schlüsselwörter pro Folie. Außerdem sei Schriftgröße 20-24pt optimal; so erhalte man durchschnittlich 5-7 Zeilen pro Folie. Gut, mache ich:

Beispiel: Hochzeitspaar küsst sich in Abendsonne (mit Textfolie)Beispiel: Junge blickt nachdenklich in die Ferne (mit Textfolie)

<

p style=”text-align: left;”>Und schon bin ich wieder gefangen in Textfolien. Jede Spannung und jeder emotionale Zugang wird durch diese Folien gleich im Keim erstickt. Man spürt die Langeweile regelrecht. Können Sie sich vorstellen, einen Film, der auf diese Weise Ihr Verständnis „unterstützt,“ 90 Minuten lang anzuschauen?

Einem guten Film können Sie folgen, weil er einen roten Faden hat. Sie können sich an die Schlüsselszenen erinnern, weil Sie gespannt waren, zu erfahren, was passiert. Diese Spannung erzeugen Sie nicht, indem Sie Ihre Folien nach diesen Ratgeber-Empfehlungen gestalten, sondern indem Sie einen roten Faden legen. Na klar, wer zuvor völliges Chaos produziert, dem mögen diese Empfehlungen helfen, ein bisschen Ordnung in seine Präsentation zu bekommen. Wer aber sein Thema beherrscht, der sollte sich besseres vornehmen.

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Zitrone des Monats August 2008

Zitrone des Monats August 2008: Vodafone

Stellvertretend für Tausende von Präsentationen, in denen Unternehmen Ihre Zuhörer mit belanglosen Details über sich selbst langweilen, geht die Zitrone des Monats im August an Vodafone. Besonders irritierend an dieser Präsentation finde ich Folie 3 (siehe Ausschnitt unten), die die Meilensteine der Firmengeschichte aufzählt.

Vodafone Unternehmensgeschichte mit Siegerpokal

Nicht nur, dass diese Unmenge an Details über das Unternehmen völlig überflüssig ist; Vodafone selbst ist offenbar so stolz darauf, dass sie gleich einmal einen Siegerpokal daneben gesetzt haben. Auf der vorigen Folie 2 wurde bereits mit der Markenvielfalt von Vodafone geprahlt (s.u.). Ob bewusst oder unbewusst zeugt diese Art der Unternehmensdarstellung von einer völlig falschen Perspektive. Hier nimmt sich jemand selbst zu wichtig.

Unternehmensporträt Vodafone: weltweite Markenpräsenz

Der Punkt ist aber: bei einem guten Vortrag geht es gar nicht um den Vortragenden, sondern um die Zuhörer. Und wenn die Unternehmensgeschichte für die Zuhörer nicht relevant ist, dann gehört sie auch nicht in die Präsentation; egal ob das jeder so macht oder ob gar ihr Chef das so macht; auch egal ob es diese Folien fertig im standardmäßigen Unternehmensporträt gibt (Wieso machen eigentlich heute so viele Unternehmen Ihr Porträt in PowerPoint und nicht als ordentliche Broschüre?).

Wenn Sie etwas wichtiges zu sagen haben, dann verwenden Sie die wertvolle Zeit von Ihnen und Ihren Zuhörern lieber darauf, Ihre Ideen überzeugend zu präsentieren und verschwenden Sie sie nicht durch langweilige Unternehmensporträts.

Links zu dem Thema:
Zitrone des Monats Juli 2008
Zitrone des Monats Juni 2008
Zitrone des Monats Mai 2008

Schlechte Präsentationen schaden dem Image

Zitrone des Monats

Mit perfekten Präsentationen kann man auch manch mäßige Idee noch gut aussehen lassen. Meisterhaft beherrscht das Apple-Chef Steve Jobs, dem man nachsagt, die Zuschauer mit einem “Reality-Distortion-Field” in seinen Bann zu ziehen, das alle Schwächen von Apples Produkten ausblendet.

Wie man sich aber umgekehrt mit schlechten Präsentationen zum Gespött der Presse machen kann, demonstrierten drei Weltkonzerne auf der diesjährigen CeBIT.

Über 200 Journalisten erschienen zu einer Pressekonferenz von Microsoft, Asus und T-Mobile. Es galt, eine neue Vision zu verkünden: Das mobile Internet für Jedermann. Etwas konkreter heißt das: Der EeePC, ein extrem günstiger Mini-Laptop, läuft nun auch unter Windows und wird von T-Mobile zusammen mit einem mobilen Internetzugang vertrieben.

Was aber die Konzerne auf der Pressekonferenz dazu boten, war mehr als mager. So mager, dass es Spiegel Online gar einen eigenen Artikel wert war, in dem das Magazin erstaunt feststellt:

…hielt es viele Zuschauer nicht mehr auf ihren Plätzen. Nicht, um stehende Ovationen zu geben, sondern um den Raum fluchtartig zu verlassen.

Was war passiert? “PowerPoint-Präsentationen von der Stange” sind noch nichts ungewöhnliches, die gibt’s an jeder Ecke. Dass aber Microsoft schließlich den Fachjournalisten den mittlerweile drei Jahre alten Windows-Live-Dienst detailliert vorführte, ist ein Paradebeispiel von zielgruppenverfehlter Präsentation. Ob da wohl jemand zu einer Präsentation verdonnert wurde: “Machen Sie mal eine Präsentation! Am besten was, was sie schon haben, ohne viel Aufwand!” So etwas haben Sie bestimmt auch schon mal gehört, oder? Ich jedenfalls oft genug.

Vor Begeisterung sprühten die Vortragenden auch nicht gerade. Man beachte zum Beispiel wie Thomas Bauer, Microsofts General Manager OEM EMEA (den Titel muss man sich auch erst mal auf der Zunge zergehen lassen) sagt: “I’m overwhelmed with the response!” Das nimmt man ihm doch richtig ab!? (Im Video ab 0:40 min.)

Zu guter letzt waren alle wesentlichen Informationen bereits aus der Pressemappe zu entnehmen. Ein klassischer Fall von Zeitverschwendung also. Wozu eine Präsentation, wenn man es in einem Text besser und schneller verpacken kann? Gut, man hätte natürlich auch eine bessere Präsentation machen können, oder wie Spiegel Online zusammenfasst:

Eine so gute Idee wie der per Mobilfunk vernetzte Mini-Laptop EeePC hätte eigentlich eine packendere Präsentation verdient.

In diesem Sinn: eine verdiente Zitrone des Monats.

Links zu diesem Artikel:
Wenn Dell Pizza verkaufen würde…

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Dr. Michael Gerharz

Dr. Michael Gerharz