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tb;dr

No! Most likely the reason why you didn’t bother to read the piece was not that it was too long but that it was too boring.

People have no issue with longform if they give a damn. People binge watch 5 episodes of Game of Thrones in a row and read books until late in the night. While skipping tweets and TikTok reels.

If someone has an issue sticking with a piece of communication, length is most likely not the issue.

It’s much more likely that either this piece is just not for you or that the creator of that piece didn’t care enough about who gives a damn and why.

So, for you: Who? And why?

And when it’s me, then draw me in. Step by step – at each step giving me a reason to care for this step.

The boredom buzzer

Ever heard of theatresports? It’s a form of improvisational theatre in which two teams of actors compete against each other. Audiences rate their performance.

An important role in theatresports is given to a panel of judges. Their most important duty: they must prevent boredom. As soon as a group of actors performs in a way that’s uninspired or outright boring, the judges will blow a horn or push a buzzer and the attempt is over.

One reason for why presentations are so boring so often is that we – the audience – tolerate boring presentations. (The same is true for quite a few conference organizers, by the way.)

How about a little thought experiment for your next meeting or presentation? If it’s boring, just imagine that someone is in possession of a boredom buzzer and has the right to use it.

Even better: Would you dare to actually bring a boredom buzzer?

It may sound harsh at first sight. But if everyone agrees, it’s not. It’s based on the assumption that everyone values everyone else’s time.

Anyone who is determined to present things that matter in a way that matters to their audience doesn’t need to be afraid of the buzzer in any way. Either she is so good that the buzzer won’t be used or – if it is – she will learn from it and can improve the next time.

It’s only those who quickly pull together a few slides in the last five minutes before a meeting who would be afraid of the boredom buzzer and rightly so. Likewise those who just read out loud their slides. Or those who just dump data without interpreting it. Or those who waste 30 minutes to say what can be said in 5 minutes.

Better presentations are possible from both sides: the presenters can decide to do better. But the listeners can also decide to demand better.

Best to do both.

Was tun bei hoher Faktendichte?

Eine spannende Geschichte zu erzählen ist eigentlich ganz einfach, wenn man diesem Rat des Schriftstellers Elmore Leonard folgt:

„A story is real life with the boring parts left out.“

Einfach alles langweilige weglassen und fertig ist die spannende Geschichte. Oder der spannende Vortrag. Was aber, wenn man die vermeintlich langweiligen Teile gar nicht weglassen kann? So wie es anscheinend bei „technischen“ Themen der Fall ist, wo eine „hohe Faktendichte“ besteht?

„Technisch“ heißt „faktisch“ und wo es um Faktisches geht, kann man das Faktische eben nicht weglassen. Und da Fakten=trocken=langweilig sind, hat man bei manchen Themen eben Pech. Da ist dann auch Elmore Leonard mit seinem Rat am Ende.

Oder?

Nein, denn die Voraussetzung ist falsch. Faktisches ist nicht automatisch langweilig.

Was ist spannend?

„Spannend“ ist ein anderer Ausdruck für „Ich will wissen, wie es weitergeht.“ Doch brauche ich einen Grund, um das wissen zu wollen. Erst wenn ich diesen Grund habe, will ich es wissen. Eine pure Aufzählung von Fakten liefert diesen Grund nicht.

Das Problem technischer Präsentationen ist jedoch selten, dass es einen Grund nicht gäbe, sondern dass er nicht mitgeliefert wird.

Leonards Rat hat nämlich auch einen ersten Teil: „A story is real life …“. Das wahre Leben. Und genau das ist der Knackpunkt. Eine technische Präsentation kann dann spannend sein, wenn sie einen Bezug zum Leben hat – zum wahren Leben – und wenn die Zuhörer ihn erkennen können.

Wenn mich also Stefan List und Tim Themann im Rahmen eines sog. Blogstöckens fragen

Welche Formate gibt es für die Präsentationen/Schulungen von technischen Themen, bei denen eine hohe „Faktendichte“ besteht?

dann geht es nicht unbedingt darum, wie man Fakten hinter vermeintlich spannenderen Anekdoten, Bildern o.ä. versteckt oder aufpeppt. Es geht erst einmal darum, herauszufinden, wo die Spannung in dem Thema, mithin in den Fakten steckt. Mit anderen Worten: Es geht darum, herauszufinden, inwiefern die Fakten das Leben der Zuhörer berühren, beeinflussen, verändern.

Was ist spannend an den Fakten selbst?

Wissenschaftler hören sich die Vorträge auf einer Konferenz an gerade wegen der Fakten. Sie wollen die Fakten hören. Sie wollen keine bunten Bildchen und keine persönliche Kindheitsgeschichte, mit der ich meine Verletzlichkeit zeige. Sie wollen die Fakten.

Aber sie wollen trotzdem keinen langweiligen Vortrag.

Hm. Und jetzt?

Klar, man kann zunächst hinterfragen, so wie Tim es tut, welche Fakten denn überhaupt sein müssen und in welcher Ausführlichkeit, wie man also die Faktendichte reduziert. Aber das hat seine Grenzen. Wenn ich jemanden schulen soll, dann muss derjenige am Ende eben wissen, was der Lehrplan vorgibt. Wenn ich meine wissenschaftliche These belegen möchte, dann muss ich die Daten zeigen, die sie stützen. Wenn ich eine neue Methode vorstelle, dann muss ich erklären, wie sie funktioniert.

Wie also kann ein Vortrag faktisch und spannend zugleich sein?

Indem man zuerst die eigene Perspektive und dann die Reihenfolge des Vortrags ändert.

Perspektive wechseln

Warum sollten die Zuhörer denn eigentlich hören wollen, was ich ihnen zu sagen habe? Was ist es, dass sie 60 Minuten ihrer Zeit investieren lässt, um meine Fakten zu hören?

Sind sie neugierig, wie wir es schaffen konnten, eine Frage zu knacken, an der sich ein ganzes Forschungsfeld 4 Jahre lang die Nase gestoßen hat? Tragen sie Verantwortung und haben deswegen Angst vor den Konsequenzen, die eintreten, wenn sie die Prozedur aus §4 der Sicherheitsrichtlinie falsch anwenden? Helfen ihnen die Schlüsse aus den Fehlern meines Experimentalaufbaus, um ganz neue Messbereiche in ihren eigenen Experimenten zu erreichen? Wollen Sie schlicht wissen, wie sie ein paar Euro mehr herausschlagen können, wenn sie die neuen Regeln der Reisekostenabrechnung richtig anwenden?

Warum sollten Ihre Zuhörer hören wollen, was Sie ihnen zu sagen haben? Im Ernst, warum sollten sie? Durch Ihre Antwort auf diese Frage merken Ihre Zuhörer: „Der meint ja mich!“ Und sie erkennen, warum Sie ihnen all die Fakten erklären. Sie wollen sie wissen, weil sie sie betreffen.

Fakten gehören dann in einen Vortrag, wenn die Zuhörer sie hören wollen. Es gibt keine Grenze für die Zahl, die Tiefe oder die Dichte an Fakten in einer Präsentation, solange die Zuhörer danach lechzen, sie zu hören.

Die Methode für hohe Faktendichte lautet: Die Zuhörer dahin zu bringen, dass sie die Informationen hören wollen, bevor man sie ihnen gibt.

Reihenfolge ändern

Und wenn man sie ihnen gibt, dann gibt man sie ihnen so, dass sie sie verstehen können.

Die Sendung mit der Maus macht es immer so. Bevor sie erklärt, wie die Adresszuordnung im Internet funktioniert, vergleicht sie das Prinzip mit der Telefonauskunft: „Wenn man eine Nummer nicht kennt, dann ruft man die Auskunft an. Im Internet gibt es auch so eine Auskunft.“ Und dann folgen die Fakten. Und wenn die Fakten dann folgen, dann weiß man schon, was man denken soll.

Umgekehrt würde es einen gewaltigen gedanklichen Schritt im Kopf der Zuhörer erfordern. Es mag zwar logisch erscheinen, zunächst alle Fakten zu präsentieren und erst anschließend ein Beispiel zu nennen. Doch wird das Verständnis ungleich schwerer. Denn die Fakten wollen übersetzt werden in die Gedankenwelt der Zuhörer, die sich fragen: „Wie meint er das?“, „Ist das so ähnlich wie?“, „Ist das jetzt ein Spezialfall?“, „Welche Konsequenzen hat denn das?“ „Für mich?“.

Langweilig bleibt es, solange es abstrakt bleibt. Diese Abstraktheit aufzulösen, ist der Schlüssel zu lebhaften technischen Präsentationen. Was bedeuten die Fakten für mich? Wie helfen sie mir selbst weiter? Wie ist es gewesen, hinter die Lösung jenes Rätsels zu kommen. Je greifbarer die Fakten für die Zuhörer werden, desto eher verstehen sie, was die Fakten bedeuten; desto eher ist es spannend.

Die Methode, um Fakten lebendig zu präsentieren, lautet: Erst das konkrete Beispiel, dann die abstrakte Verallgemeinerung der Fakten. Erst das Verständnis, dann die Korrektheit und Vollständigkeit.

Wer einen Namen für die Methode braucht, der darf sie gerne Die-Sendung-mit-der-Maus-Methode nennen, denn die machen das immer so.

Hilfe zur Selbsthilfe

Bei aller sorgfältigen Vorbereitung: Eine Präsentation ist ungeeignet, eine hohe Menge an Informationen nachhaltig zu speichern. Wissen ist nicht das Ziel einer Präsentation. Neugier zu wecken und Verständnis zu schaffen ist das, was man mit einer Präsentation gut erreichen kann.

Insofern geht es in einer Präsentation nicht unbedingt darum, dass die Zuhörer nach dem Vortrag alles wissen, was ich ihnen zu sagen habe, sondern insbesondere darum, dass es ihnen jetzt leichter fällt, das relevante Wissen abzuspeichern oder zu finden, weil ich ihnen Regeln gezeigt, Eselsbrücken gebaut, sie auf Fallstricke hingewiesen, kurz: sie an meiner Erfahrung habe teilhaben lassen.

Ob Sie dann klassisch präsentieren, a là Pecha Kucha, mit Prezi, Flipchart oder spazierend im Wald, ist nebensächlich, solange Sie

  • die richtige Perspektive einnehmen, damit die Zuhörer danach lechzen, die Fakten – endlich – zu hören.
  • mit der Sendung-mit-der-Maus-Methode erst auf Verständnis und danach auf Korrektheit und Vollständigkeit zielen.
  • sich stets fragen: Was muss unbedingt in die Präsentation und was ist im Handout besser aufgehoben?

Eine spannende Geschichte zu erzählen, ist eigentlich ganz einfach.

[Dieser Beitrag greift das sog. Blog-Stöckchen zum Thema „Formate für Vorträge mit hoher Faktendichte“ auf, dass mir Tim Themann zugeworfen hat. Ich reiche die Frage gerne weiter und freue mich auf weitere Antworten und Gedanken, insbesondere von Peter Claus Lamprecht und Anke Tröder.]

Über Meetings

„Warum tu ich mir das an? Schon wieder so ein langweiliges Meeting.“

Neulich bin ich in einem Interview gefragt worden, wie es eigentlich zu langweiligen Meetings kommt. Ich nutze die Gelegenheit, meine Gedanken dazu etwas ausführlicher zu formulieren.

Man empfindet ein Meeting als langweilig, wenn mindestens eine dieser drei Beobachtungen zutrifft:

  1. Das Meeting ist überflüssig.
  2. Ich selbst bin in dem Meeting überflüssig.
  3. Beiträge anderer sind in dem Meeting überflüssig.

1. Das Meeting ist überflüssig.

Ein Meeting ist dann überflüssig, wenn es aus meiner Perspektive keinen sinnvollen Grund dafür und/oder kein sinnvolles Ziel gibt. Das tut es bereits dann nicht, wenn ich den Grund oder das Ziel bloß nicht erkenne (unabhängig davon, ob andere es tun) oder wenn ich eines von beiden nicht konkret und in einfachen Worten benennen kann.

2. Ich selbst bin in dem Meeting überflüssig.

Nehmen wir an, das Meeting sei (aus meiner Sicht) nicht überflüssig, dass es also ein sinnvolles Ziel des Meetings gibt. Wenn ich keinen sinnvollen Beitrag dazu leisten kann, dieses Ziel zu erreichen, ist es sinnlos, dass ich an dem Meeting teilnehme. Dabei genügt es, wenn ich selbst glaube, dass ich keinen sinnvollen Beitrag leiste – z.B. weil ich finde, dass mein Beitrag nicht wertgeschätzt wird.

3. Beiträge anderer sind überflüssig.

Nehmen wir an, das Meeting sei (aus meiner Sicht) sinnvoll und nehmen wir weiter an, dass meine Beteiligung helfen kann, das Ziel des Meetings zu erreichen. Wenn das aber nicht für die Beiträge anderer gilt, ist es sinnlos, dass sie an dem Meeting teilnehmen. Es genügt, dass ich nicht erkenne, wie ein Beitrag anderer Teilnehmer hilft, das Ziel des Meetings zu erreichen, z.B. weil ich den Eindruck habe, dass er falsch, zu lang, unpräzise, abschweifend, ziellos, wirr usw. ist. Das schließt übrigens nicht aus, dass meine Beiträge in den Augen anderer ebenfalls überflüssig sind.

Allen drei Ursachen gemeinsam ist die persönliche Erkenntnis, dass in dem Meeting meine Zeit verschwendet wird, dass ich sie also sinnvoller mit anderen Aktivitäten verbringen könnte. Also tue ich es und erledige Dinge auf meinem Smartphone.

Die Lösung dafür ist nicht, die Smartphone-Nutzung zu verbieten, sondern dafür zu sorgen, dass jedem Teilnehmer klar ist:

  1. Warum treffen wir uns und was wollen wir erreichen?
  2. Warum soll gerade ich daran teilnehmen?
  3. Wie kann ich möglichst effektiv dabei helfen, das Ziel des Meetings zu erreichen?

Falls es daran irgendwelche Zweifel gibt: Verantwortlich dafür, dass den Teilnehmern die Antworten darauf klar sind, ist derjenige, der das Meeting einberuft.

Warum schalten Zuhörer bei Vorträgen ab?

Aus dem gleichen Grund, aus dem Leser ein Buch weglegen.

Geht es nach dem Schriftsteller Orson Scott Card (u.a. Ender’s Game), hat der Autor in diesem Fall versäumt, drei wichtige Fragen zu beantworten, die sich jeder Leser unbewusst stellt (s. „Characters & Viewpoint“, S. 14). Übertragen auf Präsentationen lauten diese drei Fragen:

Frage 1: Na und?

Was hat das mit mir zu tun? Das ist doch kalter Kaffee. Das passt doch gar nicht zu meiner Situation. Warum erzählt der mir das?

Frage 2: Ach wirklich?

Das funktioniert nie im Leben. Das haben wir schon bei einem anderen Projekt erfolglos getestet. Die Annahmen sind völlig daneben. Bei uns ist alles ganz anders. Die Schlussfolgerung ist falsch. Wo hat der denn diese Daten her? Gibt’s dafür Quellen? Das ist total unrealistisch. Das habe ich aber anders erlebt.

Frage 3: Häh?

Wovon redet der eigentlich? Wie meint der das denn jetzt? Wie hängt das mit der letzten Folie zusammen? Hat er nicht gerade noch etwas ganz anderes gesagt? Jetzt hat er mich total abgehängt. Das ist mir viel zu kompliziert.

Wenn Sie ein Buch lesen, werden Sie es weglegen, falls Sie keine befriedigende Antwort auf diese drei Fragen bekommen. Wenn Sie einen Vortrag hören, werden Sie abschalten. Mindestens gedanklich, z.B. den nächsten Urlaub planen. Oder mit dem Smartphone Mails beantworten, Facebook checken, Berichte lesen …

Vortragende haben viele Strategien entwickelt, um damit umzugehen: Sie schreiben z.B. jeden Satz als Stichpunkt auf die Folien, damit das Publikum wenigstens flüchtig nachlesen kann, was es mündlich nicht interessiert hat. Sie führen z.B. eine Agenda, die permanent sichtbar ist und das aktuelle Kapitel kennzeichnet, damit das Publikum den roten Faden wiederfindet, den es zuvor fallen gelassen hatte.

Aber das behandelt die Symptome, nicht die Ursachen. Wenn ein Zuhörer in den ersten Minuten das Gefühl bekommt „Das ist nichts für mich.“ oder „Das glaube ich nicht.“ oder „Ich verstehe nur Bahnhof.“ wird er abschalten. Wenn ich ihn aber – so früh wie möglich – vom Gegenteil überzeuge, dann wird er wahrscheinlich bleiben, weil der Vortrag dann für ihn relevant, zutreffend und verständlich ist.

Du sollst dein Publikum nicht langweilen.

Als Maxime für Ihre Präsentation taugt der Satz nicht, weil er in die Irre führt.

Es ist der Leitsatz des TV und weiter Teile des Internets. Schau hierhin. Nein, nicht wegschalten, gleich kommt etwas spannendes. Bleib doch noch, sonst verpasst du das hier. Ach komm, nur noch ein Clip. Schau hierhin. BLEIB HIER!

Das ist dann vielleicht nicht langweilig, aber trotzdem Zeitverschwendung. Gegen Langeweile helfen Sensationen und Wow-Effekte. Geschwindigkeit, Witze und Show. Prezi, Animationen und Sound-Effekte. Gegen Zeitverschwendung nicht.

Das Publikum nicht zu langweilen, ist als Ziel unambitioniert. Wenn Sie einen guten Vortrag halten, dann folgt daraus, dass er nicht langweilig ist, nicht umgekehrt.

Ihre Präsentation ist nicht zu lang, sondern zu langweilig

Menschen schauen freiwillig Filme mit 3 Stunden Länge und ärgern sich, dass er schon zu Ende ist,

… lesen Bücher mit über 1000 Seiten und kaufen sich am nächsten Tag den 2. Band,

… zocken einen ganzen Abend lang Grand Theft Auto V und hören nur auf, weil sie morgen um 6:30 Uhr raus müssen.

… rufen nach einem 2,5-stündigen Konzert „Zugabe“.

Und Ihre Präsentation soll zu lang sein? Die Frage ist doch, warum Ihr Publikum nicht länger zuhören möchte.

(Das bedeutet übrigens nicht, dass Sie Ihre Präsentation länger als nötig machen sollten.)

Gegen das Vergessen

Der Mensch ist ein Gewohnheitstier, der Bekanntes ausblendet. Wie den Fleck auf der Tapete, der uns ein paar Tage lang auffällt und danach verschwindet. Oder die Laberbacke Langmüller. In der ersten Kaffeepause haben Sie sich noch mit ihm unterhalten, nach einer Woche hat nur noch er sich unterhalten, Sie dagegen haben abgeschaltet und wussten schon drei Minuten später nicht mehr, worüber er eigentlich geredet hat.

Unser Gehirn ist unheimlich gut darin, Alltägliches auszublenden. Es wird einfach nicht abgespeichert. Nix neues? Unwichtig, weg damit. Das ist auch gut so, denn würde das Gehirn ständig alles jederzeit abrufbar speichern, würden wir permanent von Assoziationen überschüttet. Stattdessen blenden wir Bekanntes aus.

Das gilt auch für Präsentationen. Sieht eine Power-Point-Präsentation aus wie eine PowerPoint-Präsentation, schaltet das Publikum – gewohnheitsmäßig – eben in den Modus PowerPoint-Präsentation. Und das bedeutet für viele Zuhörer: langweilig wie immer. Abgespeichert wird dann nichts mehr.

Unerwartetes setzt sich dagegen viel leichter fest. Z.B. wenn der Beamer am Anfang einfach mal aus bleibt. Oder wenn Ihre PowerPoint eben nicht so aussieht wie eine PowerPoint (deswegen war Prezi, bevor es angefangen hat zu nerven, auch so hip). Oder indem Sie dem Publikum eine aktive Rolle geben.

Wir verstehen uns, oder?

Es ist Freitag Abend und bei Per und Greta herrscht mal wieder dicke Luft. “Musst du schon wieder mit den Jungs um die Häuser ziehen,” sagt Greta gereizt. “Jetzt reg dich mal nicht so auf,” gibt Per genervt zurück.

Was die beiden im Eifer des Gefechts nicht bemerken: Sie reden vollkommen aneinander vorbei. Denn was Greta eigentlich wirklich meint ist: “Neben Job, Haushalt und Kindern haben wir doch sowieso so wenig Zeit füreinander. Ich vermisse dich.” Was bei Per ankommt: “Ich gönne es dir nicht, dass du ohne mich Spaß hast.” Was Per hingegen mit seiner Antwort eigentlich wirklich meint ist: “Ich verstehe nicht, warum du mich kontrollieren willst.” Was bei Greta ankommt: “Deine Bedürfnisse sind mir egal”.

Meine Geschichte – Deine Geschichte

Kommt Ihnen so oder so ähnlich bekannt vor? Wann waren Sie das letzte Mal in einer Konfliktsituationen oder einem ganz einfachen Missverständnis mit Freunden oder Kollegen, über das Sie nachher gesagt haben: “Aber soooo habe ich das doch gar nicht gemeint”? Haben Sie bestimmt nicht. Das ändert aber nichts daran, dass Ihr Gegenüber Sie missverstanden hat. 

Der Regisseur Ned Benson erzählt in seinem neuen dreiteiligen Film “The Disappearance of Eleanor Rigby”, dass es nie nur eine Variante, eine “richtige” Version einer Geschichte gibt. Die Filme handeln von einem jungen Paar und erzählen wie es sich kennenlernt, ineinander verliebt, heiratet und eines Tages mit einem Schicksalsschlag konfrontiert wird, der dazu führt, dass sie verschwindet. Die Besonderheit daran: Benson drehte drei Versionen derselben Geschichte; eine Version aus der Perspektive des Protagonisten (“Him”), eine Version aus der Perspektive der Protagonistin (“Her”) und eine Version, die beide Perspektiven miteinander kombiniert (“Them”).

So wie diese Geschichte kann man jede Geschichte in genausovielen Varianten erzählen, wie Menschen an ihr beteiligt waren. Weil wir die Welt immer durch unsere ganz individuelle Brille betrachten. Geprägt werden wir dabei nicht durch unsere ganz persönlichen Voraussetzungen, Interessen und Emotionen. Auch unser Kulturkreis kann bedingen, wie wir kommunizieren, bzw. wie wir etwas verstehen. In Ihrem Blogartikel “How To Say “This Is Crap” In Different Cultures”  vergleicht Erin Meyer, eine Expertin für multikulturelle Kommunikation, wie Niederländer und Briten im beruflichen Kontext aneinander vorbeireden. Zum Beispiel, wenn der Brite sagt: “Ich würde vorschlagen, dass wir XYZ machen.” meint er: “Ich will, dass es so gemacht wird und wehe, wenn nicht”, während der Niederländer versteht: “Denk mal darüber nach und entscheide dich dafür, falls es dich überzeugt.” Der Konflikt ist vorprogrammiert.

Was heißt das jetzt für Ihre Präsentation?

Jeder Mensch sieht die Welt durch seine eigenen Augen und hört mit seinen eigenen Ohren. Soweit ist das nicht überraschend, man hat ja keine anderen. Aber man nimmt eine Situation mit weit mehr wahr als seinen Sinnesorganen: Eine Unzahl von Faktoren wie Stimmung, Kultur, Bildung oder Erfahrung beeinflussen unsere Wahrnehmung. Und daran können wir nichts ändern. So sind wir nun mal.

Was wir aber ändern können ist, wie sehr wir uns anstrengen, uns in die Position unseres Gegenübers hineinzuversetzen, um sicherzugehen, dass das, was wir meinen, auch so ankommt, wie wir es meinen. 

Präsentieren Sie nicht an Ihrem Publikum vorbei, weil nicht das ankommt, was Sie wirklich meinen. Sonst bleiben beim Publikum vielleicht statt Ihrer Botschaft hängen: “Der will sich wichtig machen” oder “Kann der mal zum Punkt kommen” oder “Warum sollte mich das jetzt interessieren?”.

Hören Sie nie auf, sich die Brille Ihrer Zuhörer aufzusetzen. Versetzen Sie sich in seine Situation, schauen Sie durch seine Augen. Werden Sie zum Publikumsversteher

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