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Faking authenticity

Authenticity is always in the eye of the beholder. When our audience experiences what we say to be in sync with how we say it, they perceive us as being authentic.

And it turns out that audiences are quite good at it. Humans are super good at pinpointing when something about the way a person speaks feels “not quite right”.

Often, it’s just subconscious. Few can actually pinpoint where this feeling comes from. But, the gut feeling is there. We have a good instinct when someone isn’t quite honest. Or when they don’t really believe in what they say themselves.

A lot of confusion stems from the assumption that we could easily fix that by working on our body language or improving our voice.

We can. But not easily.

Just look at all the bad acting on TV. This is by people who have worked hard for many years to learn the craft of acting. And they are still not at a level where we find them convincing.

Now, just imagine the level of “authenticity cheating” that you can achieve by taking a few lessons on body language or reading a couple of books on it.

It’s not going to work.

A much better approach than to work on appearing more authentic is to work on becoming authentic. And that doesn’t start with how you speak and move but with what you say.

Saying words we believe in about the things we believe in strips us from the need of faking it. It’s much better to work on the real thing than to try and fake it. Work on the story you tell and make sure that you believe it yourself. Not only that. Make sure that you’re totally committed to it.

Because then it’s not about faking it. But about amplifying what your body wants to do anyway. It’s not about doing things our body doesn’t want to do in order to appear as something we’re not. But about doing what’s right and working to reinforce it.

Authenticity starts with the story we tell.

Wege zu mehr Glaubwürdigkeit

… gibt es im Wesentlichen zwei:

Erzählen Sie keinen Scheiß und machen Sie keine leeren Versprechungen!

Glaubwürdigkeit muss man sich erarbeiten, indem das, was man sagt, Hand und Fuß hat, und indem das, was man tut, dem entspricht, was man gesagt hat.

Zwar mag es verlockend erscheinen, schicke Marketing-Sahnehäubchen und vollmundige Versprechungen über die Präsentation zu kippen. Aber wenn das Produkt oder die Idee nicht gut genug ist, sollten Sie lieber das Produkt verbessern, wenn die Fakten nicht stimmen, Ihre These hinterfragen, und wenn Sie sich nicht auskennen, erst einmal recherchieren. Statt Bullshit zu erzählen.

Es gibt keine Abkürzung.

12 Fragen: 8. Glaub’ ich selbst dran?

Machen Sie sich nichts vor. Sie sind nicht Robert de Niro oder Jodie Foster. Man merkt es Ihnen an, wenn Sie es nicht ehrlich meinen; wenn Sie Ihren Zahlen selbst nicht glauben oder Ihre Folien für Marketing-Bullshit halten. Erst, wenn Sie selbst daran glauben, können Sie andere überzeugen.

Der Publikumsversteher

Als ich 12 Jahre alt war, habe ich mich unsterblich verliebt. Er kam aus gutem Haus, war gebildet, romantisch und sah verdammt gut aus. Er war: Romeo in Baz Luhrmanns Romeo und Julia. Ich habe ihm ziemlich lange die Treue gehalten. Bis Titanic passierte. Und auf einmal alle Mädels verliebt in Leondardo diCaprio waren. Da wollte ich ihn nicht mehr. Ich wollte nicht eine von vielen sein, die ihn gut fanden. Ich wollte Julia sein.

In jedem von uns steckt dieser kleine Individualist, der ab und zu auf eine Extrawurst besteht. Vielleicht ist das ein Rucksackurlaub in Vietnam, den außer uns niemand in unserem Freundeskreis bisher gemacht hat. Eine Lieblingsband, die noch nicht in jedermanns Munde ist. Ein Geheimtipp-Restaurant, von dem wir als erste gehört haben. Eine Limited Edition von eigentlich egal was. Hauptsache, die anderen haben, kennen oder machen es (noch) nicht. Da sind wir alle ein bisschen Diva.

Präsentieren ohne Dose

Das gilt auch bei Präsentationen. Er muss ja nicht unbedingt exotisch oder extravagant sein, aber ein Vortrag muss mir das Gefühl geben, dass er nicht für alle, sondern für mich ist. Wenn ich merke, dass der da vorne seinen Standardtext abspult, irgendwas aus der Dose, nach dem Motto: hier Name und Stadt einfügen und es eigentlich gar nicht um mich und meine Bedürfnisse geht, verliere ich schnell das Interesse. Schließlich wird niemand gerne behandelt wie einer von vielen. „Ich möchte, dass sich jemand meinetwegen Gedanken macht“, sagte Akquisefachfrau Martina Bloch vorletzte Woche im Interview. „Das ist wertschätzend“. Recht hat sie.

Aber heißt das jetzt, dass Sie jedem Zuhörer die Präsentation auf den Leib schneidern müssen? Dass Sie jedem von ihm Honig um den Mund schmieren und umgarnen sollen? Natürlich nicht, denn dann müssten Sie für jeden einzelnen Zuhörer eine einzelne Präsentation halten. Die Kunst besteht darin, eine Präsentation zu bauen, von der sich nicht alle als Masse, sondern jeder einzelne als Person angesprochen fühlt.

Und wie soll das gehen?

Im Prinzip müssen Sie Ihrem Publikum zu verstehen geben, dass Sie wissen, wo ihm der Schuh drückt. Und dass Ihre Idee oder Ihr Produkt mit seinem Leben zu tun hat. Dafür müssen Sie natürlich verstehen, wie die, die da vor Ihnen sitzen, ticken, welche Probleme sie haben, welche Sorgen, welche Einstellungen. Aus einer anonymen Masse müssen einzelne Personen werden.

Im Marketing oder auch im Webdesign arbeitet man dafür gerne mit sogenannten Personas. Man erstellt Kunden-Prototypen und malt sich genau aus, wie alt sie sind, was ihre Hobbys sind, wo sie arbeiten, welche Gewohnheiten sie haben und dergleichen. Das ergibt eine Schablone, mit der Sie einschätzen können, wie sich diese Person in bestimmten Situationen verhält, wie sie entscheidet, was sie gut findet und was nicht. Kurz: Sie können nachempfinden, wie dieser Mensch tickt, um ihn genau dort zu packen zu bekommen.

Egal ob Millionenpublikum oder Minimeeting: Stempeln Sie Ihre Zuhörer nie zum Max Mustermann ab. Finden Sie lieber heraus, wer da genau vor Ihnen sitzt. Dann können Sie ihn genau dort abholen und ihm das Gefühl geben, etwas ganz besonderes zu sein.

So wird man wissenschaftlich glaubwürdig

Ein Paradebeispiel an wissenschaftlicher Glaubwürdigkeit: Dr. Nick Laslowicz vom Institute for Centrifugal Research

Wir erleben gerade so etwas wie die Blütezeit des Plagiats. Da schadet es nicht, sich an ein paar Grundlagen zu wissenschaftlicher Glaubwürdigkeit zu erinnern. Sie brauchen:

  • einen weißen Forscherkittel – wirkt noch besser, wenn Sie selbst weiße Haare haben.
  • ein paar wissenschaftlich aussehende Skizzen, die zwar niemals funktionieren könnten; aber das kann ja sowieso keiner so schnell durchschauen.
  • eine Geschichte darüber, wie alles begann – vergessen Sie auf keinen Fall die Mitleid erregenden Fehlschläge.
  • ein paar Statistiken, die wahllos an den Haaren herbeigezogen sind, aber unheimlich seriös klingen.
  • ein Labor mit veraltetem Mobiliar und noch älteren technischen Geräten.
  • einen Bauhelm

Damit verkaufen Sie jede verrückte Idee, ungefähr so:

Till Nowaks Kurzfilm wurde im vergangenen Jahr zurecht vielfach ausgezeichnet. Wer mehr erfahren möchte, findet Hintergründe zu den Automaten auf der Webseite des Institute for Centrifugal Research.

Alaaf!

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Sie macht alles richtig und tut doch das Falsche

Filmplakat zu

Gefeuert zu werden gehört für die meisten Menschen zu den unangenehmsten Erfahrungen im Leben. Umgekehrt gehört für die meisten Chefs das Feuern eines Mitarbeiters auch nicht gerade zu den angenehmsten Aufgaben. Deswegen gibt es Beratungsfirmen, die sich auf Kündigungsgespräche im Kundenauftrag spezialisieren. Der spannende Film Up in the Air (Trailer) handelt (zumindest vordergründig) von solch einer Firma. An einer Stelle im Film nimmt eine Präsentation eine wichtige Rolle ein:

Natalie kommt frisch vom College und heuert als Jahrgangsbeste bei einer Beratungsfirma für Kündigungen an. Sie ist intelligent, eloquent und dabei mutig genug, ihrem neuen Chef, Craig, direkt am ersten Tag vorzurechnen, dass sein bisheriges Geschäftsmodell eine Sackgasse ist. Craig ist zunächst irritiert, dann begeistert und fordert Natalie auf, allen betroffenen Außendienstmitarbeitern ihre Vision zu erläutern. Das tut sie mit einer PowerPoint-Präsentation, die hervorragend gemacht ist – und dennoch nicht alle überzeugt.

Die Präsentation

Natalie beginnt: “Wenn Sie auch nur ein Wort aus meinem Vortrag mitnehmen, dann dieses:”

Natalies überraschender Einstieg mit dem Kunstwort

Nach einer Kunstpause, in der sie die Überraschung über dieses Kunstwort wirken lässt, spricht sie es deutlich aus: “GLOCAL – Aus global machen wir in Zukunft lokal.”

Die Erklärung:

“Diese Firma schickt 23 Mitarbeiter in den Außendienst, an mindestens 250 Tagen im Jahr. Das ist teuer und ineffizient.”

23 Außendienstmitarbeiter ……überall im Land unterwegs.

“Als ich vor drei Monaten Craig darauf hingewiesen habe, antwortete er mit einem Zwinkern: ’Das ist nur dann ein Problem, wenn Sie eine Lösung dafür haben.’

Nun, heute kann ich genau so eine Lösung präsentieren.”

Vorführung der neuen Software

Sie führt dann eine Software vor, mit der die Außendienstmitarbeiter in Zukunft ihre Gespräche (das Feuern von Angestellten!) per Video-Konferenz durchführen können, anstatt persönlich zu den Kundenunternehmen zu fliegen.

Wie aus dem Lehrbuch

Natalies Chef ist von ihrem Vortrag begeistert und setzt ihre Ideen sofort in die Tat um. Das liegt nicht zuletzt daran, dass die Präsentation handwerklich absolut überzeugt. Die Folien sind sparsam und nicht überladen mit den üblichen Aufzählungsfluten. So kann sie die Aufmerksamkeit ganz auf sich und ihren spannenden roten Faden lenken. Ihre Visualisierungen sind treffend und sofort verständlich und unterstützen die wesentlichen Punkte sehr gut.

Auch inhaltlich entwickelt sie die Präsentation lehrbuchmäßig, sie scheint die Empfehlungen aus dem Buch Made-To-Stick geradezu aufgesogen zu haben. Sie beginnt mit einem überraschenden Einstieg, dessen Wirkung sie sofort verstärkt, indem sie eine einleuchtende Erklärung für das Kunstwort “glocal” nachliefert. Schon desöfteren habe ich hierzu Robert Cialdini zitiert: “Ein Aha-Effekt ist umso befriedigender, wenn ihm ein Häh-Effekt vorausgeht.”

Sie verwendet eine einfache Sprache und sagt nicht etwa “Wir müssen die Travel-Income-Ratio optimieren”. Ihre Ausführungen sind sehr konkret. Sie spricht nicht über Visionen, sagt nicht “Wir müssten” oder “Man könnte”, sondern erläutert ganz gezielt ein konkretes Problem, für das sie eine ganz konkrete Lösung in Form der Live-Vorführung präsentiert. Auch auf eine emotionale Ansprache legt sie Wert, indem sie mit ihrem Schlusswort an die Gefühle der Außendienstmitarbeiter appelliert, die in Zukunft Weihnachten endlich wieder zu Hause verbringen können.

Das Problem

So hat Natalie ihren Chef begeistert, aber ein wichtiges Ziel dennoch nicht erreicht: die Außendienstmitarbeiter, stellvertretend handelnd durch Hauptdarsteller George Clooney, zu überzeugen. Der wesentliche Grund: sie liefert zwar, wie vom Chef gefordert, eine Lösung, aber für ein Problem, dass es letztlich in dieser Form gar nicht gibt. Daher trifft sie mit ihrem emotionalen Appell an “Weihnachten zu Hause” auch daneben und verfehlt am Ende genau das, was sie als “blutige Anfängerin” am dringendsten braucht: Glaubwürdigkeit.

Das weist Clooney ihr im Anschluss eindrucksvoll nach, indem er ihr zeigt, wie wenig sie tatsächlich von seiner Branche versteht. Letztlich hat sie eben genau eine der Made-To-Stick-Regeln nicht sorgfältig verinnerlicht – und das ist in ihrem Fall die wichtigste: Ideen überzeugen, wenn sie glaubwürdig sind. Glaubwürdigkeit muss Natalie als Anfängerin aber ganz besonders nachweisen. Eine nette Präsentation und eine einstudierte Software-Vorführung sind noch kein Beleg für Kompetenz.

Die radikale Idee wird dennoch umgesetzt und liefert den Hintergrund für einen wirklich spannenden Film, in dem das Leben der Hauptdarsteller gehörig durcheinandergewirbelt wird. Das möchte ich hier nicht alles vorwegnehmen. Manchmal muss man offenbar erst entschieden in die falsche Richtung gehen, bevor man den richtigen Weg erkennt oder zu schätzen lernt. Zur Umsetzung einer Problemlösung ist eine lehrbuchmäßige Präsentation, bei der man fast alles richtig macht, sicher hilfreich. Ob man damit allerdings das Richtige tut, beantwortet das Lehrbuch nicht. 

Vorher-Nachher: Emotionen

Vor einiger Zeit bat mich ein Leser um Rat für seine nächste Präsentation, mit der er auf die gravierenden Wasserprobleme von Megastädten aufmerksam machen wollte. Der Vortrag sollte einen eher wissenschaftlich sachlichen Ton haben, gerade deswegen aber durch einen emotionalen Einstieg die Zuhörer für das Thema sensibilisieren. Dabei sollte folgende Folie helfen:

Vorher-Folie: Frau schöpft dreckiges Wasser

Die Folie ist emotional, keine Frage, und die Zahlen klingen dramatisch. Aber es gibt ein gravierendes Problem: sie haben nämlich nichts mit Megastädten zu tun. Wie wir später in der Präsentation erfahren, leben derzeit überhaupt „nur“ knapp 600 Mio. Menschen in Megastädten, also insgesamt deutlich weniger als die auf der Folie genannten Zahlen von 1 Mrd. und 2,6 Mrd Menschen, die sich demnach auf die weltweite Gesamtbevölkerung beziehen.

Gerade in einem wissenschaftlichen Umfeld ist Glaubwürdigkeit extrem wichtig. Die Folie könnte daher sogar kontraproduktiv wirken. Denn wenn der Verdacht aufkeimt, dass durch „Verbiegen“ von Statistiken Emotionen provoziert werden, dann ist die Glaubwürdigkeit schnell verspielt. Es ist also ein wenig Vorsicht geboten: Emotionen ja, (Über-)Dramatisierung nein.

Unappetitliches Abwasser

Einen interessanten Aufhänger bot jedoch ein Bild, das ursprünglich später in der Präsentation verwendet werden sollte und das eine verdreckte Abwasseranlage in Bangkok zeigt, aus der eine unappetitliche Brühe ins Wasser fließt. Solche Anlagen sind ein Grund für die Ausbreitung von Cholera und anderen Infektionskrankheiten, unter denen Bangkok zu leiden hat.

Dieses Bild ist damit ein guter Aufhänger für eine kleine Geschichte, die anhand des konkreten Beispiels „Bangkok“ in die Wasserproblematik der Megastädte einführt. Das Beispiel erfüllt gleich mehrere Zwecke. Neben einem emotionalen Zugang zu dem Thema können nämlich schon einmal die wesentlichen Probleme, die im Verlauf der Präsentation erläutert werden sollen, vorab konkret veranschaulicht werden. So haben die Zuhörer später eher ein Bild vor Augen, wenn sie die abstrakten Zahlen und Fakten hören.

Eine Bildsuche auf flickr liefert noch eine Reihe von Fotos, die für diese Einführung geeignet sind. Die folgenden drei Folien zeigen eine mögliche Umsetzung in PowerPoint, die erst Bangkok als Megastadt vorstellt und anschließend die Wasserprobleme der Stadt anhand der Abwassereinspeisung benennt.

Nachher-Folie 1: Bangkok – Stadt der Engel
Nachher-Folie 2: Megastadt mit 11 Mio. Einwohnern
Nachher-Folie 3: Megastadt ohne Abwasserreinigung

Als Anregung für den Einsatz von Geschichten zum Einstieg in Themen wie diese mögen auch die beiden folgenden TED-Präsentationen dienen. In der ersten Präsentation spricht Willie Smits über die Probleme bei der Wiederaufforstung in Indonesien und erzählt zu Beginn von einer einschneidenden Begegnung mit einem Orang-Utan-Baby.

In der zweiten Präsentation berichtet Majora Carter über ihre Mission, die Ghettos in der New Yorker Bronx (einer anderen Megastadt) zu einem lebenswerteren Ort zu machen und erzählt, wie ihr Hund ihr dafür die Augen geöffnet hat. Die Folien können sicher in beiden Vorträgen noch verbessert werden, aber beide Redner zeigen spürbare Leidenschaft für ihr Thema und erzielen gerade durch den Einsatz vieler Bilder (ganz ohne Text) einen sehr emotionalen Zugang zu ihrem Thema.

Links zu dem Artikel
Wikipedia-Artikel über Bangkok
Die durstige Megastadt – Berliner Zeitung über Wasserprobleme in Mexiko-City
Mehr TED-Präsentationen zum Schwerpunkt The Power of Cities
Mehr TED-Präsentationen zum Thema A Greener Future?
Zahlen oder Bilder? – Zahlen emotional visualisieren
Weitere Vorher-Nachher-Vergleiche

[Fotos: Woman with Child Collecting Water von hdptcar@flickr.com unter CC-BY lizenziert,
Hot Raw Sewage von Stuck In Customs@flickr.com unter CC-BY-NC-SA lizenziert,
Assumption University Bangkok von 3dom@flickr.com unter CC-BY-NC lizenziert,
Baiyoke Bangkok von GAry.Photography@flickr.com unter CC-BY-NC-ND lizenziert]

Der Mehrabian-Mythos und die wirkliche Bedeutung der Körpersprache

Sicher kennen Sie die bekannte Regel, dass nur 7% der Wirkung eines Vortrags auf den Inhalt zurückzuführen sei, 38% dagegen auf die verbalen Signale und sogar 55% auf die Körpersprache. Diese Regel wird häufig zitiert als 7-38-55-Regel. Sie ist in dieser Auslegung schlicht falsch, eine wissenschaftlich unzulässige Verallgemeinerung. Warum?

Die Regel geht zurück auf Experimente des Psychologen Dr. Albert Mehrabian aus dem Jahr 1971. Was aber wurde in diesen Experimenten genau gemessen?

Mehrabian wollte herausfinden, inwieweit es möglich ist, anhand der Stimme und der Körpersprache zu erkennen, ob der Sprecher etwas “mag” oder “nicht mag”. Besonders interessierte ihn, ob man anhand der Stimme oder Körpersprache erkennen kann, dass der Sprecher in dieser Hinsicht “lügt”, also etwas “mag”, obwohl er sagt, er möge es nicht, und umgekehrt.

Tatsächlich fand er heraus, dass wir uns gerade in solch “inkongruenten” Situationen mehr auf stimmliche und körpersprachliche Signale verlassen, als auf den Inhalt des gesprochenen Wortes. Wir merken offenbar instinktiv, wenn jemand nicht ganz ehrlich in seiner Meinungsäußerung ist.

Was bedeutet das nun für Ihre Präsentationen? Solange Sie nicht über Ihre Gefühle oder Ihre Meinung zu einem Thema sprechen, ist die 7-38-55-Regel schlicht nicht anwendbar. Sie bezieht sich nur auf Gefühls- und Meinungsäußerungen.
Links zu diesem Artikel
Sprechen Sie flüssig oder, äh, verständlich?
Wikipedia-Artikel zur 7-38-55-Regel (engl.)
Homepage von Dr. Albert Mehrabian (engl.)

Buchempfehlung: „Was bleibt“ von Chip und Dan Heath

Pasted Graphic

Das Fazit nehme ich vorweg: Kaufen Sie dieses Buch! Den beiden Brüdern Chip und Dan Heath ist mit „Was bleibt“* ein hervorragendes Buch gelungen (und lassen Sie sich nicht von dem etwas unglücklichen deutschen Untertitel abschrecken).

Worum geht es? Der Erfolg einer Präsentation lässt sich im Grunde an einer einfachen Frage fest machen: “Was ist bei den Zuhörern hängen geblieben?” Dass die meisten Präsentationen an diesem Kriterium scheitern, können Sie selbst testen: Wenn Sie sich an die letzten zehn Präsentationen erinnern, die Sie gehört haben, wie viel haben Sie davon mit nach Hause genommen? Woran aber liegt es, dass manche Ideen so gut hängen bleiben, die allermeisten jedoch nicht?

Dieser Frage gehen Chip und Dan Heath in “Was bleibt” nach. Gefunden haben Sie 6 Prinzipien, die Sie in zahlreichen “hängen gebliebenen” Ideen entdeckt haben. Im Englischen ergeben diese Prinzipien ein schönes Akronym: SUCCESs (simple, unexpected, concrete, credible, emotional, stories). Die deutsche Übersetzung gibt das leider nicht her (einfach, unerwartet, konkret, glaubwürdig, emotional, Geschichten).

Sehr fundiert erläutern die Autoren, der eine ist Psychologie-Professor an der Stanford-Universität, der andere Gründer des Lehrvideoverlags Thinkwell, diese Prinzipien. Selten habe ich ein Buch gelesen, das seinen Inhalt so anschaulich und dadurch greifbar macht. Das Buch ist gespickt mit Beispielen (Geschichten), die das Gesagte konkret machen. Es ist einfach geschrieben, eine ganze Reihe von Beispielen ruft Emotionen hervor, die das Gesagte noch anschaulicher machen. Und es ist voll mit unerwarteten Erkenntnissen. Erkennen Sie die 6 Prinzipien? Konsequent sind sie in dem Buch umgesetzt. Als einziger Wermutstropfen bleibt, dass ausgerechnet die “Ideenkliniken”, eine Art Vorher-Nachher-Analysen, nicht immer so recht überzeugen.

Das Buch ist kein Präsentationsbuch im engeren Sinne, es ist auch kein Marketingbuch, wie es der deutsche Untertitel suggeriert. Es ist einfach ein guter Ratgeber für alle, die Ideen haben und damit nicht im stillen Kämmerlein bleiben wollen. Wenn diese Ideen hängen bleiben sollen, sollten Sie “Was bleibt” von Chip und Dan Heath lesen. [Trotz der passablen deutschen Übersetzung möchte ich auch auf das englische Original, „Made to Stick“*, hinweisen, das mir persönlich noch besser gefällt.]

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Dr. Michael Gerharz