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Die Lehren einer Krimiautorin

Szene aus einem Kriminalfilm

Als Autorin von über 20 Büchern und vielen Kurzgeschichten weiß Patricia Highsmith das ein oder andere darüber, wie man spannende Geschichten schreibt und wie man ganz allgemein kreativ schriftstellerisch tätig ist. Highsmith gehört zu den erfolgreichsten Krimiautoren des letzten Jahrhunderts. Bis heute gibt es ca. 25 Vefilmungen ihrer Bücher und Geschichten. Am bekanntesten davon sind sicher die Ripley-Bücher, insbesondere “Der talentierte Mr. Ripley”.

Einige ihrer Lehren* lassen sich leicht auf andere kreative Tätigkeiten, etwa das Erstellen von Präsentationen, anwenden.

Ein Notizbuch ist u.a. dafür da, um solche Dinge [wie Ideen, Geschichten, emotionale Erlebnisse] festzuhalten, selbst wenn man zum Zeitpunkt, an dem man sie aufschreibt noch keine passende Geschichte im Kopf hat.

Szene aus einem Kriminalfilm

Auf die Frage meiner Kunden, wie man denn auf gute Geschichten kommt, ist genau das eine meiner häufigsten Antworten: mit offenen Augen durch die Welt gehen und all das, wovon Sie bisher nur dachten, es sei eine interessante Geschichte, oder das passe ja genau zu ihrem Thema, aufzuschreiben. Auf diese Weise entsteht mit der Zeit eine beträchtliche Sammlung interessanter Geschichten.

Aufpassen sollte man dabei jedoch, dass man sein Werk nicht mit unnützen Informationen, sog. Gimmicks, also beiläufigem Wissen oder Effekten überlädt, die jedoch nichts zur Substanz beitragen. Highsmith:

Ich glaube, Gimmicks sind schwache Unterhaltung und man sollte nicht erwarten, dass intelligente Leser darüber begeistert sind.

Eine weitere Gefahr sieht Highsmith in zu ausschweifenden Erläuterungen, die letztlich die Spannung ruinieren:

Es gibt Autoren, die zu kurz schreiben. Aber auf einen davon kommen 100, die zu viel schreiben. Es gibt die Tendenz, es zu übertreiben mit Beschreibungen oder Erklärungen.

Szene aus einem Kriminalfilm

Highsmith bezieht sich hier auf zwei Gefahren. Erstens wird die Phantasie der Leser/Zuhörer mit zu vielen Details beschränkt. Bei Krimis ist das verständlicherweise unerwünscht, aber auch in Vortragssituationen legen Sie mit zu vielen Details Ihre Zuhörer gegebenenfalls auf Ihre Lösung fest, wo das Publikum möglicherweise selbständig eigene Anwendungen Ihrer Idee gesehen hätte. Zweitens beschränken zu viele Details den Blick auf das Wesentliche, insbesondere den roten Faden. Wer sich in zu vielen Details verliert, sieht am Ende möglicherweise den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr. Highsmith rät daher auch:

Beim Erstellen sollte das Buch als Ganzes im Auge behalten werden, insbesondere die Proportionen. … Ich selbst habe schon meine Nase so vertieft in einzelne Seiten gesteckt, dass ich das Buch als Ganzes nicht mehr sehen konnte.

Um solche Fehler zu finden, hat Highsmith allerdings auch einen Rat zur Hand:

Vor der endgültigen Fassung sollte man zuallererst die erste Fassung vollständig durchlesen mit den Augen eines Lesers, der das Buch nie zuvor gesehen hat.

Das ist natürlich leichter gesagt als getan, nicht selten macht einem hier der Fluch des Wissens einen Strich durch die Rechnung. Jedoch kommt es darauf an, alle Bestandteile eines Werks kritisch zu hinterfragen, vielleicht auch Dritte zu Rate zu ziehen.

Szene aus einem Kriminalfilm

Abschließend empfiehlt Highsmith auch bei Rückschlägen nicht den Kopf in den Sand zu stecken. Wenn man sich mit seinen Ideen einmal in eine Sackgasse manövriert hat, ein Argument partout nicht funktionieren mag oder die Ergebnisse beim besten Willen nicht zu den Annahmen passen, sollte man nicht aufgeben, sondern neuen Mut schöpfen:

Jeder Fehler lehrt etwas. Man sollte, wie jeder erfahrene Autor, das Gefühl entwickeln, dass es noch mehr Ideen gibt, wo die erste herkam … und dass man unerschöpflich ist, solange man lebt.

*aus Patricia Highsmiths Essay Plotting and Writing Suspense Fiction.

Schwerpunkt Vorher-Nachher: In Erinnerung bleiben

In dieser dreiteilligen Artikelserie gebe ich Tipps, Ihre bestehende Präsentation so zu verbessern, dass Ihr Publikum Ihre Botschaft versteht, Ihnen aufmerksam zuhört und sich die Kernaussage auch merkt.

Strichmännchen hinter Rednerpult

Nach meinen Ratschlägen aus den letzten beiden Wochen, haben Sie Ihre Präsentation möglicherweise von überflüssigem Ballast befreit und in eine spannende Struktur gebracht. Jetzt könnten Ihre Zuhörer noch ein paar Anker gebrauchen, mit denen Sie sich Ihre Botschaft besser merken können. Ich frage also weiter:

Warum sind Sie eigentlich selbst von Ihrer Idee begeistert?

Immerhin beschäftigen Sie sich intensiv mit Ihrem Vortragsthema. Das würden Sie nicht tun, wenn Ihnen das keinen Spaß bereiten würden und wenn Sie keinen Sinn darin sehen würden.

Hatten Sie vielleicht ein Schlüsselerlebnis?

Vielleicht der Moment, an dem Sie erkannt haben, dass alle anderen Lösungen aus einen einfachen Grund nicht funktionieren. Oder ein Erlebnis im Bus, das Ihnen einen ganz neuen Anwendungsfall für Ihr Produkt gezeigt hat. Oder ein Zitat, das Ihnen die Augen geöffnet hat.

Warum scheuen Sie sich dann, auch Ihrem Publikum davon zu berichten?

Ich weiß, Ihre Präsentation soll seriös wirken und Ihr Publikum verlangt handfeste Argumente. Und in der Tat sind Fakten wichtig, um Ihre Glaubwürdigkeit zu stützen. Aber merken kann sich diese Fakten ohnehin keiner. Sehr gut merken kann man sich aber überzeugende Geschichten, denn sie erleichtern es Ihren Zuhörern, Ihre Ideen zu verbildlichen und sie in Ihre Gedankenwelt einzuordnen.

Warum bringen Sie also die Fakten nicht durch Geschichten in einen Kontext, der für Ihre Zuhörer relevant ist?

Nicht dass Sie mich falsch verstehen: Ihre handfesten Argumente sind ein wichtiger Bestandteil Ihrer Präsentation, aber verstehen Ihre Zuhörer wirklich bei allen Ihren Argumenten unmittelbar, welche Bedeutung sie für Ihr Problem haben. Vielleicht hilft dabei aber das ein oder andere Bild, die ein oder andere Geschichte oder ein Beispiel aus der Praxis. Wenn Sie jetzt einwenden, dass Sie doch schon Beispiele nennen, frage ich zum Abschluss:

Nehmen Sie sich denn auch die Zeit, Ihre Beispiele zu erläutern?

Machen Sie eine Geschichte daraus. Sagen Sie nicht “Zum Beispiel A, B, C”, sondern nehmen Sie sich eines dieser Beispiel heraus und erläutern es ausführlicher, zeigen wie Ihre Argumente sich dort auswirken; welche überraschenden Ergebnisse sich vielleicht gerade in diesem Beispiel zeigen. Das kann man sich merken, die einfache Aneinanderreihung vieler nur aufgezählter Beispiele dagegen nicht.

Und wie kommen Sie nun von Ihrer bestehenden Präsentation dahin? Im Grunde reichen diese drei Schritten:

  1. Sammeln Sie Beispiele, Geschichten oder Bilder, die Ihre Argumente veranschaulichen.
  2. Wählen Sie die besten aus, das sind vielleicht am Ende zwei oder drei.
  3. Nehmen Sie sich in Ihrer Präsentation die Zeit, diese Beispiele auch zu erläutern (natürlich spannend mit den Empfehlungen der letzten Woche).

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Teil I und II der Artikelreihe
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Wie groß ist ein Grippevirus?

Schneidermaßband

Jeder hat eine ungefähre Vorstellung davon, wie groß 10cm sind. Oder 1cm. Oder 1m. Es sind Größen, die wir aus unserer unmittelbaren Erfahrungswelt kennen. Für alle diese Größenordnungen fallen uns Gegenstände ein, von denen wir wissen, dass sie ungefähr diese Längen haben.

Was aber, wenn eine Größe tausend mal kleiner ist, als alles, was wir noch gerade so erkennen können?

Das gesunde menschliche Auge kann ohne technische Hilfsmittel unter optimalen Bedingungen Dinge bis zu einer Größe von etwa 0,1mm erkennen. Ein Salzkorn ist etwa 0,5mm groß, etwa fünfmal kleiner und damit zumindest prinzipiell gerade noch erkennbar ist die menschliche Eizelle.

Kind schaut in ein Mikroskop

Alles, was noch kleiner ist, können wir nicht mehr erkennen, geschweige denn Aussagen über Form und Gestalt treffen. Ein rotes Blutkörperchen ist z.B. knapp hundertmal kleiner als ein Salzkorn, ein Grippevirus etwa tausendmal kleiner als eine menschliche Eizelle.

Um solch kleine Strukturen sichtbar zu machen, helfen Mikroskope. Durch die immer weitere Perfektionierung dieser Technik ist uns heutzutage die Gestalt vieler mikroskopisch kleiner Strukturen vertraut. Die meisten von uns haben sogar selbst einmal im Biologieunterricht Pantoffeltierchen und andere Einzeller unter dem Mikroskop untersucht. Aus den Medien sind uns sogar Strukturen bis hin zur Atomgröße vertraut.

Wie klein aber sind solche kleinen Sturkturen?

H1N1-Influenzavirus

Es ist eine Sache, die Struktur mikroskopisch kleiner Welten wie z.B. des hier abgebildeten H1N1-Virus sichtbar zu machen. Wenn es aber darum geht, ein Gefühl dafür zu geben, wie klein klein eigentlich ist, helfen solche Darstellungen nicht weiter.

Eine sehr anschauliche Antwort auf diese Frage hat das Genetic Science Learning Center der Universität von Utah gefunden. Mit dieser interaktiven Animation kann man sich in die Welt der Mikroorganismen hineinzoomen. Beginnend bei einer Kaffeebohne taucht man durch einfaches Bewegen eines Schieberegler immer tiefer ein in die Welt der Mikroorganismen, über eine Salzkorn, Amöben, Hautzellen, Viren bis hin zu einzelnen DNA-Bestandteilen.

Die Animation ist nicht nur anschaulich, sie macht auch Spaß. Klicken Sie sich unbedingt selber durch.

Und warum funktioniert das so gut?

Warum sind wir fasziniert von Darstellungen wie diesen? Weil wir – anders als bei drögen Aufzählung von Fakten – auf eine kleine Abenteuerreise gehen. Jeder, der den Schieberegler bedient, taucht auf seine eigene Weise in die Welt der Mikroorganismen ein, erkennt Dinge wieder, vergleicht, schiebt vor und zurück, wundert sich und findet Erklärungen. So stecken in dieser Animationen viele kleine Geschichten. Und genau dann ist eine Visualisierung besonders gut gelungen: Wenn sie nicht nur die Fakten präsentiert, sondern wenn sie die Fakten zu einer spannenden Geschichte verknüpft, an die man sich auch erinnert.

[Nachtrag, 24.11.2015: Heute sind Animationen wie diese mit Prezi oder der Morph-Funktion in PowerPoint auch in Präsentationen zumindest prinzipiell umsetzbar und ein Beispiel für den sinnvollen Einsatz dieser Funktionen.]

Präsentieren lernen im Kindergarten

Spielen, anziehen, Obst schneiden, Schuhe suchen, Streit schlichten, Geschichten vorlesen, trösten, basteln, aufräumen, kochen, … Das und noch vieles mehr sind die Aufgaben einer Kindergärtnerin, und zwar meist irgendwie alles gleichzeitig. Da ist es eine schöne Erleichterung, wenn Kinder ein bisschen mithelfen, indem sie nach dem Spielen aufräumen, ihre Schuhe selber anziehen können usw. Nur tun sie das leider nicht von alleine, irgendwie müssen sie das lernen. Tun sie ja auch im Kindergarten. Allerdings geht es erheblich schneller, wenn sie das zu Hause auch regelmäßig tun.

Mögliche PowerPoint-Folie, die die Erzieherinnen nicht verwendet haben

Vor dem letzten Elternabend standen nun die Erzieherinnen des Kindergartens meiner Tochter vor dieser Herausforderung: Wie motivieren wir die Eltern, ihren Kinder einige dieser Verhaltensweisen auch zu Hause einzuprägen? Und wie sie diese Herausforderung gelöst haben, könnte in jedem Präsentationslehrbuch als Vorzeigebeispiel für Storytelling stehen. Eines vorweg: sie haben sich nicht für eine PowerPoint-Orgie wie die nebenstehende entschieden.

Stattdessen haben sie sich für eine Geschichte entschieden, eine rührende Geschichte über einen ganz normalen Kindergartentag. Von der ersten Sekunde an hörten alle Eltern gebannt zu. Jeder kannte das: Tränen, weil das Kuscheltier verschwunden ist, Schuhe, die falsch herum angezogen sind, Klebertuben, die über dem Fußboden ausgekippt werden, aber auch große Kinderaugen, die die Bestätigung dafür liefern, warum man das eigentlich tut. Nach der Geschichte brach spontan Beifall aus, sie traf genau ins Schwarze.

Alltag im Kindergarten

Damit hatten die Erzieherinnen eine perfekte Grundlage, denn jetzt waren alle Eltern auch bereit, sich die Ratschläge der Erzieherinnen anzuhören. Plötzlich waren das keine abstrakten Vorschriften mehr, die vielleicht sogar vorwurfsvoll klingen (erst recht, wenn sie auf einer PowerPoint-Folie stünden). Nein, jetzt war es die Bitte, den eben erlebten Tag der Erzieherinnen ein bisschen einfacher zu gestalten, und nur ein wenig mitzuhelfen, die eigenen Kinder ein bisschen selbständiger zu machen.

Und warum funktioniert das so viel besser als Aufzählungen auf einer Folie? Der amerikanische Wissenschaftsjournalist Jeremy Hsu schreibt dazu in einem Artikel des Scientific American:

Geschichten haben eine einmalige Überzeugungs- und Motivationskraft, weil sie unsere Gefühle und unser Einfühlungsvermögen ansprechen.

Und die Brüder Heath erläutern ergänzend in ihrem hervorragenden Buch Was bleibt, dass Geschichten den Kontext liefern, der in abstrakten Vorschriften fehlt. Sie erlauben uns, die Bedeutung einer Aussage in den Kontext unserer eigenen Erfahrungen zu übersetzen. So können wir die Konsequenzen unseres Handelns besser abschätzen, weil wir sie uns im Rahmen der Geschichte besser vorstellen können.

Die Kindergärtnerinnen haben also alles das richtig gemacht, was in vielen PowerPoint-Präsentationen falsch gemacht wird. Anstatt mit lose zusammenhängenden, abstrakten Fakten haben sie die Eltern mit einer Geschichte überzeugt, die auf emotionale Weise ihr Einfühlungsvermögen angesprochen hat.

Zwei kleine Videos auf YouTube helfen Ihnen vielleicht, bei Ihrem nächsten Vortrag, selbst spannende Geschichten zu finden, mit denen Sie Ihre Zuhörer auf ähnliche Weise überzeugen können. Das erste stammt von dem amerikanischen Journalisten Scott Simon, der aus seiner Erfahrung als Radio-Reporter die wichtigsten Elemente einer guten Geschichte zusammenfasst:

Auch das zweite Video stammt von einem Radio-Reporter, Ira Glass, und bildet den Auftakt einer vierteiligen Serie, in der er wichtige Tipps zum Geschichtenerzählen gibt. Eine ausführliche Zusammenfassung der Videos gibt es im Presentation-Zen-Blog.

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Dan Pink über Motivation

Jeder weiß: Anreize erhöhen die Leistungsbereitschaft und führen zu besseren Ergebnissen. Mitarbeiter, auf die eine Belohnung wartet, arbeiten zielstrebiger und erreichen schneller bessere Ergebnisse. Das Dumme ist nur: das gilt nur, solange die Aufgabe eine stupide Arbeit ist, die keinerlei Kreativität erfordert. Wie dieses Anreizsystem bei Aufgaben, die auch nur einen Funken Kreativität erfordert, gar nach hinten losgeht, erläuterte der amerikanische Bestellerautor Dan Pink auf diesjährigen TEDGlobal-Konferenz und skizzierte einen möglichen Ausweg aus diesem Dilemma. Ein schöner Vortrag, von dem man nicht nur zum Thema Motivation einiges lernen kann.

Dan Pink legt allergrößten Wert darauf, seine These anschaulich zu machen. Er bereitet sie sehr sorgfältig vor, indem er ausführlich das Kerzenproblem beschreibt. Dabei handelt es sich um ein altes wissenschaftliches Experiment zum Nachweis seiner These. Fast die Hälfte seiner Vortragszeit verwendet er auf diese Geschichte. Dabei achtet er sehr genau darauf, Überraschungsmomente zu setzen und mit der Erwartungshaltung des Publikums zu spielen. Überraschungen steigern die Aufmerksamkeit und erhöhen die Einprägsamkeit.

Dan Pink verwendet sehr sparsame Folien

Erst als das Publikum die These völlig verinnerlicht hat, schickt Pink weitere wissenschaftliche Studien als Nachweis hinterher und erläutert anhand dreier konkreter Beispiele, wie Autonomie und Eigenverantwortung die Leistung von Mitarbeitern deutlich erhöhen können.

Eingerahmt wird das alles von seinem Geständnis einer erfolglosen Ausbildung zum Anwalt, die Dan Pink an vielen Stellen geschickt einbringt, um mit einem Augenzwinkern seine Glaubwürdigkeit zu untermauern. Überhaupt beweist er immer wieder Sinn für Humor, was er insbesondere durch auffällige Mimik und Gestik unterstreicht.

Dan Pink hat eine sehr ausgeprägte Mimik

Buch-Cover: A Whole New Mind von Dan Pink

Wer sich eingehender für Pinks Ideen interessiert, dem empfehle ich seine Bücher. In seinem neuesten Buch Drive beschreibt er seine Thesen aus dem TED-Vortrag ausführlich und gibt weitere Lösungsideen. Den Karriereratgeber Johnny Bunko habe ich bereits hier vorgestellt. Und sein wahrscheinlich bekanntestes Werk A Whole New Mind gibt es mittleweile auch auf Deutsch: Unsere kreative Zukunft. Dieses Buch enthält nicht nur viele wertvolle Karrieretipps. Viele Erkenntnisse des Buches sind auch beim Erstellen von Präsentation hilfreich. Garr Reynolds hat sich in diesem Artikel sehr ausführlich damit auseinandergesetzt.

Der kleine Drache und die Eselsbrücke

Als ich mit 10 Jahren begann, Gitarre zu spielen, fand ich es recht kompliziert, mir die Namen der sechs Saiten der Gitarre zu merken. MeineGitarrenlehrer half mir daher auf die Sprünge mit einer Eselsbrücke: Eine alte Dame ging Hering essen. Die Saiten entsprechen den Anfangsbuchstaben der Wörter, also E-A-D-G-H-E. Ähnlich gehen Sie vielleicht vor, um sich Dinge zu merken, die sich sonst irgendwie weigern, Zugang zu Ihrem Gedächtnis zu finden, vielleicht Telefonnummern, Namen oder ähnliches. Eselsbrücken helfen, sich Dinge besser merken zu können.

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Eine ganz wunderbare Eselsbrücke hat sich der Berliner Illustrator Christoph Niemann zum Erlernen chinesischer Schriftzeichen einfallen lassen. In seinem Kinderbuch Der kleine Drache erzählt er die Geschichte des Mädchens Lin und ihrem kleinen Hausdrachen. Es ist eine schön gezeichnete Geschichte über die Freundschaft der beiden. Zugleich ist es aber auch eine Einführung in chinesische Schriftzeichen. Denn Niemann lässt in den Figuren der Erzählung chinesische Zeichen auf intelligente Weise zum Leben erwecken und gibt ihnen so eine sinnvolle Bedeutung. Das entspricht nicht immer der tatsächlichen Herkunft der Zeichen, ist aber oft so einleuchtend, dass man sich das Zeichen sofort merkt – echte Eselsbrücken eben.

Das Buch ist damit nicht nur schön anzusehen – der Autor ist ein echter Könner seines Handwerks – sondern gleichzeitig lehrreich. Und es zeigt, wie es sich lohnt, nicht immer nur abgetretene Pfade zu betreten und die naheliegendsten Darstellungsformen zu wählen, sondern ruhig einmal die Perspektive zu wechseln. Nicht immer ist der typische Weg der beste und lehrreichste, auch bei einer Präsentation nicht. Vielleicht helfen Ihnen bei Ihrem nächsten Vortrag ja auch ein paar intelligente Eselsbrücken dabei, ihre Ideen noch besser in die Köpfe Ihrer Zuhörer zu bekommen.

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Links zu dem Thema
Christoph Niemanns Portfolio mit vielen seiner oft humorvollen Illustrationen
Interessanter Vortrag Niemanns über seine Arbeit

Von Filmen lernen

Die zwölf erfolgreichsten Filme aller Zeiten

Wussten Sie, dass die zwölf erfolgreichsten Filme aller Zeiten allesamt länger als zwei Stunden laufen? Drei davon sogar drei Stunden und mehr! Zeit, die wie im Flug vergeht.

Bei den meisten Präsentationen schauen Sie bereits nach fünf Minuten gelangweilt auf die Uhr und sehnen sich das Ende herbei. Da werden aus einer halben Stunde Vortrag leicht gefühlte drei Stunden.

Was machen Filmemacher anders als Präsentatoren?

1. Regie

Regisseur mit Kamera

Der Regisseur ist verantwortlich für die „Gesamtwirkung“ eines Films und „bei der Entstehung eines Films von der Vorbereitung bis zum fertigen Werk die entscheidende künstlerisch-gestaltende Kraft.“ (regie.de)

Der Regisseur muss also dafür sorgen, dass die Wirkung des Films passt. Er wählt Szenenbilder, Requisiten, Masken, Musik und vieles mehr so aus, dass die Wirkung optimal erreicht wird.

Der typische PowerPoint-Vortragende wählt dagegen die Folien so aus, dass er möglichst wenig Arbeit damit hat. Er schreibt möglichst viel Text darauf, damit er sie gleich als Handout ausgeben kann und nichts vergisst (sprich: nicht üben muss) und er verwendet komplizierte Diagramme, die er in irgendwelchen Folien seiner Kollegen gefunden hat, die er aber nicht publikumsgerecht neu aufbereiten möchte. Er reiht Folien und Fakten aneinander, damit alles gesagt ist, und macht sich wenig Gedanken über sinnvolle Übergänge von einer Szene zur nächsten („auf der nächsten Folie sehen sie“).

2. Drehbuch

Ein Regisseur liest am Set das Drehbuch

Das Drehbuch ist das Herz eines guten Films. Ohne ein spannendes Drehbuch helfen auch die besten Schauspieler und die atemberaubendsten Special-Effects nicht weiter. Wenn die Story nicht stimmt, wird der Film langweilig.

Und das gilt eben auch für Präsentationen, wer keine gute Story hat, der liefert höchstwahrscheinlich eine langweilige Präsentation ab. Natürlich sprechen Sie nicht über den Herrn der Ringe (könnten Sie das auf spannende Weise?), aber ist ihr Thema deswegen gleich trocken? Ich glaube das nicht. Immerhin arbeiten Sie fünf Tage die Woche (oder mehr) an diesem Thema, sind fasziniert davon und tüfteln mit Ihren Kollegen an Lösungen und neuen Ideen. Und gleichzeitig behaupten Sie, das Thema sei nicht spannend? Klingt für mich schwer vorstellbar.

Der springende Punkt ist, dass kein spannender Film auf die Idee käme, Informationen einfach irgendwie aneinanderzureihen. Ein Film braucht einen Spannungsbogen. Und Informationen werden eben so verteilt, dass sie den bestmöglichen Spannungsbogen erzeugen. Entscheidend dabei ist, dass in den Zuschauern das Verlangen nach Informationen (Auflösung) erzeugt wird und nichts bloß aufgezählt wird. Charaktere werden entwickelt, Indizien schrittweise offenbart, Geheimnisse gelüftet, Fallstricke erst spät erkannt usw.

Langweilige Präsentationen dagegen schicken Ihre Zuschauer schlafen, indem Sie alles vorwegnehmen, 20 Vorteile eines Produktes aufzählen, bevor überhaupt das Problem geschildert wurde, in einer sinnlos langen Einleitung zuerst einmal in aller Ausführlichkeit die Firmengeschichte erzählen und etliches mehr. Was davon wollen Ihre Zuhörer wirklich wissen? Und wie können Sie das Verlangen Ihres Publikums danach erhöhen?

3. Schauspieler

Ein Schauspieler, der sich ein Papier mit einem anderen Gesicht vor das eigene Gesicht hält

Kein Schauspieler käme auf die Idee, der Kamera den Rücken zuzukehren, um seinen Text abzulesen. Und niemand würde sich hinter einem Pult verstecken, um möglichst große Distanz zwischen sich und sein Publikum zu bringen.

Gute Schauspieler sind vor allem eines: authentisch. Und da haben Sie es als Vortragender sogar leichter als ein Schauspieler: Sie sind ja schon Sie selbst. Verstecken Sie sich nicht, sondern zeigen Sie Ihre Begeisterung.

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Vorher-Nachher: Mitarbeitermotivation

Mit dieser Folie wollte ein Machinenbauer seine Mitarbeiter auf mehreren Infoveranstaltungen motivieren, noch stärker als bisher auf die Arbeitsqualität zu achten und im Rahmen einer Qualitätsoffensive Verbesserungsvorschläge zu entwickeln.

Vorher-Folie: Projekt Qualitätsoffensive

So recht motivierend wirkt die Folie jedoch nicht – und dafür gibt es vor allem einen Grund: sie ist viel zu abstrakt. Was bedeuten denn 6,3% Nachlaufkosten? Die eigentliche Motivation der Mitarbeiter geschieht höchstens indirekt, und zwar durch eine Ermahnung: „Damit sind wir aber noch nicht am Ziel“. Auch die Begründung mit dem Anspruch der Qualitätsführerschaft wirkt wie ein Selbstzweck.

Wir haben uns letztlich entschieden, die Ansprache der Mitarbeiter völlig umzukrempeln und gar nicht mit Geschäftszielen zu argumentieren. Anstatt zu ermahnen, sollte die neue Gestaltung motivieren und anspornen, und zwar mit den Leistungen, die bereits erzielt wurden. Das klare Ziel der Folien sollte sein, die Mitarbeiter zum Handeln und Mitdenken anzuregen. Beispielhaft zeige ich das für die Veranstaltung der Azubis.

Nachdem zum Einstieg deutlich gemacht wird, welchen (negativen) Einfluss Qualitätsmängel auf das Unternehmen haben, wird sofort gelobt, dass in den vergangenen zwei Jahren die Qualität drastisch verbessert und die Hälfte der Reklamationskosten eingespart werden konnte. Das gelang nur deshalb, weil die engagierten Mitarbeiter ihre Ideen und Beobachtungen nicht für sich behalten haben, sondern in 20 Projekten echte Verbesserungen entwickelt haben.

Nachher 1: Jede Reklamation kostet GeldNachher 2: 20 Projekte in 2 Jahren

Der Clou bei der Präsentation besteht nun darin, echte Stories mit echten Gesichtern zu erzählen. Auf den folgenden Folien werden nämlich beispielhaft einige der Verbesserungsvorschläge erzählt und Fotos von den Ideengebern gezeigt – in diesem Fall von Azubis:

Nachher 3: Annette Krämer: 15.000€Nachher 4: Jürgen Hochfeld: 120.000€
Nachher 5: Maria Kreutzmann: 23.000€Nachher 6: Und du?

Auf diese Weise können sich die Mitarbeiter viel leichter mit der Qualitätsoffensive identifizieren. Sie kennen die Personen, die die Ideen entwickelt haben und können anschließend mit ihnen reden („Wie hast du das gemacht?“). Gleichzeitig werden die Ideengeber gelobt und damit gute Leistung belohnt. Es wird sichtbar, dass Engagement im Unternehmen nicht einfach verpufft, sondern echte Wirkung und Anerkennung erzielt.

Das Wichtigste jedoch ist, dass das abstrakte Projekt Qualitätsoffensive in viel anschaulichere einzelne Geschichten verpackt wird, die einen unmittelbaren Bezug zum Arbeitsalltag der Mitarbeiter haben. Die beispielhaften Geschichten wirken dabei gleichzeitig als Ideenanstoß und zeigen, wie einfach es sein kann, selbst etwas zu tun. Die letzte Folie mit der Frage „Und Du?“ ist schließlich die explizite Aufforderung, dies auch zu tun. Natürlich darf auch das keine Ermahnung sein, sondern sollte Aufmunterung sein: „Wenn Du eine Idee hast, dann erzähl’ Sie uns! Wir hören zu!“.

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Buchempfehlung: Advanced Presentations by Design (Andrew Abela)

Cover von Andrew Abelas Buch

Wer sich mit modernem PowerPoint beschäftigt, der kommt im Augenblick an zwei Namen nicht vorbei: Garr Reynolds von Presentation Zen und Nancy Duarte, Chef der PowerPoint-Designfirma Duarte Design. Beide propagieren einen sehr visuellen Stil und beide haben enorm viel dafür getan, das Bewusstsein für eine modernere Art der Präsentation zu wecken, die auf verstaubte Stichpunktlisten verzichtet.

Die Antwort auf eine Frage aber bleiben beide schuldig: Ist diese moderne Art der Präsentation eigentlich effektiv? Steigert es wirklich die Überzeugungskraft meiner Präsentationen? Genau in diese Lücke stößt der amerikanische Professor Andrew Abela mit seinem empfehlenswerten Buch Advanced Presentations by Design vor. Er hinterfragt viele der gängigen Präsentations-„Regeln“ kritisch und untermauert fast alle seiner Aussagen mit Belegen aus wissenschaftlichen Studien.

Wenn Abela von Design spricht, meint er übrigens nicht etwa das visuelle Layout der Folien, sondern den gesamten Entwurf einer Präsentation, von der Zielgruppenanalyse über die Strukturierung der Inhalte bis hin zur gestalterischen Umsetzung. Umgekehrt bedeutet das, dass es in seinem Buch ausschließlich um den Inhalt einer Präsentation und dessen Strukturierung und Darstellung geht, nicht aber um den Vortrag selbst.

Die 10 Schritte der Extreme-Presentation-Methode

Die größte Stärke des Buches ist gleichzeitig die größte Schwäche: es liefert ein (recht einfaches) Kochrezept zur Erstellung überzeugender Präsentationen. Warum ist das gut? Weil es ein Werkzeug an die Hand gibt, mit dem Sie mit ziemlicher Sicherheit Präsentationen erstellen, die zumindest recht ordentlich sind. Das Buch liefert dafür haufenweise Tipps zur Lösung alltäglicher Präsentationsfragen. Da bleibt fast nichts unbeantwortet.

Andererseits: Diese pragmatische Herangehensweise führt auch dazu, dass gelegentlich vereinfacht wird. Das Buch ist z.B. sehr auf Businesssituationen und den „rational denkenden Menschen“ zugeschnitten. Dass es Zuhörer geben mag, die nicht immer nur an materiellem, direkt messbarem Nutzen interessiert sind, sondern eine Präsentation auch einfach mal „nur“ spannend finden können, zieht Abela nicht so recht in Erwägung. Gleichwohl hat er natürlich recht, wenn er darauf hinweist, dass eine Präsentation umso besser wird, je mehr man sich über das Ziel der Präsentation im Klaren ist. Nur muss dieses Ziel nicht immer knallhart businessorientiert sein.

Abgesehen davon aber finden Sie Unmengen an sehr hilfreichen Tipps für fast jede Präsentationssituation. Besonders hilfreich scheinen mir die beiden Kapitel zum Storytelling. Sie bieten eine, zwar knappe und recht einfache, dafür aber gut nachvollziehbare Anleitung, wie aus einer faktenbasierten, langweiligen Bullet-Point-Präsentation ein Vortrag mit Spannungsbögen wird, dem man gerne zuhört. Im Zentrum steht hier die SCoRE-Methode; das steht für (Situation)-Complication-Resolution-Example (auf Deutsch: Situation-Komplikation-Auflösung-Beispiel).

Anstatt Ihre Präsentationsinhalte einfach (langweilig) aneinanderzureihen, sollen Sie mit Hilfe von SCoRE Ihre Inhalte so strukturieren, dass Sie einen Spannungsbogen erzeugen, indem Sie sie in die richtige Reihenfolge bringen. Zunächst schildern Sie die Ausgangssituation, danach formulieren Sie die drängendste Frage Ihres Publikums und lösen diese direkt im Anschluss auf und untermauern das durch ein Beispiel. Natürlich wird Ihr Publikum Gegenfragen haben. Diese formulieren Sie als nächsten Konflikt, zu dem Sie dann wiederum Lösung und Beispiel liefern usw. Das ist ein ganz ähnliches Vorgehen, wie ich es in meinem letzten Vortrag geschildert habe. Abela sagt über seine Methode:

Das funktioniert so gut, weil Sie Informationen erst dann nennen, wenn Sie in Ihrem Publikum das Verlangen danach erzeugt haben – genau das ist die Rolle der Komplikation: Sie stellen eine Frage, die das Verlangen nach einer Antwort erzeugt, die Sie dann auch liefern – die Auflösung.

Ich halte das Buch für sehr empfehlenswert und eine gelungene Ergänzung zu den Büchern Presentation Zen und slide:ology. Während diese beiden eher motivierenden Charakter haben und viele, viele Inspirationen für visuelle Präsentationen liefern, bekommen Sie in Advanced Presentations by Design die Begründungen mitsamt vieler praktischer Ergänzungen geliefert. Das Buch ist sicher nicht ganz so spritzig geschrieben wie die beiden anderen, aber wen das nicht schreckt, der wird bestimmt von dem Buch profitieren. Einen Vorgeschmack liefert übrigens die Webseite von Andrew Abela.

Link zu dem Buch
Rezension von Andrew Dlugan vom Six-Minutes-Blog
Rezension von Nancy Duarte, Autorin von slide:ology
Extreme Presentation Method, die Homepage von Andrew Abela, mit den wesentlichen Tipps aus dem Buch
Extreme-Presentation-Blog, der Blog von Andrew Abela

Präsentieren wie auf dem Bauernhof

Eine Kuh grast auf der Weide

In der vergangenen Woche habe ich mich hervorragend erholt, Ferien auf dem Bauernhof war für uns der perfekte Familienurlaub. Ganz unabhängig davon habe ich mich aber gleich am ersten Tag ganz besonders darüber gefreut, Zeuge eines heutzutage äußerst seltenen Ereignisses zu werden: eine Unternehmenspräsentation ohne PowerPoint! Ja, das gibt es noch. So richtig anschaulich, mit Anfassen und so.

Ja gut, werden Sie jetzt sagen, ist ja auch logisch, war schließlich ein Bauernhof, wieso sollten die PowerPoint verwenden, wo die doch alles zeigen können.

Ja vielleicht. Aber ich frage trotzdem zurück: Ist ein Foto Ihres Unternehmenssitzes und die Umsatzentwicklung der letzten Jahre wirklich das beste, woran Sie denken können, um Ihr Unternehmen zu präsentieren? Ist Ihr Unternehmen wirklich so eintönig, dass Sie es einzig und allein in ein paar Stichpunkten auf PowerPoint-Folien beschreiben können? Gibt es da nichts zu erzählen? Keine Produkte, die Sie mitbringen können, gar nichts zum Anfassen oder Anschauen?

Ich bin mir da nicht so sicher.

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Dr. Michael Gerharz

Dr. Michael Gerharz