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Schwerpunkt Kreativität: Strukturiert Ideen entwickeln

Wer behauptet eigentlich, kreative Ideen kämen immer aus heiterem Himmel? Klar tun sie das manchmal; und es ist ein tolles Gefühl, wenn man auf einmal, während man etwas völlig anderes tut, eine geniale Idee hat, die ein besonders wichtiges Problem löst. Das Dumme ist nur: Wir haben selten Zeit, auf diesen Zufallsmoment zu warten.

Portrait von Florian Rustler

Brauchen wir aber auch nicht, denn Kreativität kann man lernen. Und wie das geht, zeigt uns Florian Rustler heute an einer ganz konkreten Aufgabe, die ich ihm für diesen Beitrag gestellt habe. Florian ist Moderator für Kreativworkshops aus München, der Unternehmen weltweit hilft, in kurzer Zeit neue Ideen und Lösungen für Ihre Herausforderungen zu entwickeln. Dafür setzt er eine Vielzahl unterschiedlicher Denkwerkzeuge ein, von denen er einige heute vorstellt. Eine noch viel ausführlichere Übersicht findet man in seinem äußerst empfehlenswerten Blog creaffective.

Für den heutigen Beitrag habe ich Florian gebeten, die Rolle des Sicherheitsbeauftragten einer Firma zu übernehmen, der seine Kollegen in einem Vortrag für das Thema Datensicherheit sensibilisieren soll. Auf Basis einer imaginären „Vorher-Folie“, wie sie in einer typischen PowerPoint-Präsentation verwendet werden könnte, sollte Florian systematisch Ideen entwickeln, wie man dieses Thema spannender und einprägsamer präsentieren könnte. Das Ergebnis finden Sie in seinem Beitrag. Florian und ich sind gespannt, welche Ideen Sie noch entwickeln oder wie Sie Florians Ideen in einer Nachher-Folie umsetzen würden. Schreiben Sie Ihre Ideen doch einfach in die Kommentare.

Strukturiert Ideen entwickeln mit dem Einsatz von Kreativitätstechniken

von Florian Rustler

Stellen wir uns vor, wir müssen zum Thema Datensicherheit einen Vortrag halten, in dem wir die Zuhörer für die wichtigsten Stolpersteine sensibilisieren sollen und dies so, dass die Kernpunkte wirklich hängen bleiben. Gegeben sind folgende Fakten aus Michaels „Vorher-Folie“:

Vorher-Folie für Florian Rustler

Meine Aufgabe als Vortragender ist es nun, mir Ideen für mögliche Stories zu überlegen, wie man dieses wichtige, aber oft trockene und unbeliebte Thema auf spannende Art und Weise präsentieren und in den Köpfen der Zuhörer verankern könnte.

Strukturiert an das Problem herangehen

Auf neue Ideen zu kommen, ist einerseits mit Spontanität, Zufall und viel Spinnerei verbunden, andererseits, ist die Ideenentwicklung ein hoch strukturierter Prozess, den jeder Mensch erlernen und einsetzen kann. Dazu braucht es auch nicht immer ein Team von Ideengebern (das wäre zwar ideal), man kann dies auch alleine tun.

Wie häufig in solchen Fällen, bin ich auch für diese Aufgabe mit dem Verfahren Creative Problem Solving vorgegangen, mit dem man einen Problemlöseprozess strukturieren kann. Nachdem ich von Michael die „Vorher-Folie“ mit Daten erhalten habe, war mein erster Schritt, die Herausforderung genauer einzugrenzen:

Anhand von Michaels Daten habe ich versucht, erst einmal so viele Problemformulierungen wie möglich zu finden, um das Problem in Unteraspekte aufzuteilen bzw. es genauer einzugrenzen (Zwei Techniken, mit welchen man dies tun kann, lauten Aussagenstarter, eine Art Brainstorming nach Problemfragen, und Hervorheben, eine Technik zum Auswählen und Sortieren von Ideen). Folgende drei Problemformulierungen sind dabei übrig geblieben (d.h. ich habe viel wieder verworfen):

  1. Wie lauten alle Themenideen, um Datensicherheit und Industriespionage in eine spannende Geschichte zu verpacken?
  2. Wie lauten alle Möglichkeiten, Analogien zu mangelnder Datensicherheit herzustellen?
  3. Wie lauten alle Möglichkeiten, um auf den Punkt „80% aller Diebstähle erfolgen auf dem klassischen Weg durch Mitarbeiter“ hinzuweisen?

Für die Problemformulierungen 1. und 2. habe ich nun jeweils in 10 Minuten einige Ideen entwickelt. Exemplarisch finden sich die besten Ideen für Punkt 1., die ich aus der Gesamtmenge meiner Ideen als überlegenswert herausgefischt habe, im Folgenden.

Die Ideenentwicklung – Brainstorming als Rahmen

Um auf mögliche Ideen zu kommen, habe ich für jedes Teilproblem eine individuelle Ideensession gestartet, die den gleichen Regeln folgt, wie die Gruppentechnik Brainstorming, eine Technik zum Anhäufen von Ideen auf eine bestimmte Frage. Für Problemformulierung 1. lauteten danach meine Ideen wie folgt:

  • Zeitschriftenüberschrift “Firma pleite”, daraus eine Story bauen, die erzählt wie es dazu kam
  • aktuelles Thema “Datenklau bei Berliner Landesbank”, dabei über die Hintergründe aufklären
  • Daten-GAU im Unternehmen, eine Story entwickeln, bei der eine interne Aufklärungseinheit begleitet wird
  • Auftragsverlust durch Datendiebstahl, eine Story entwickeln, die zeigt, wie durch Unwissenheit, Unachtsamkeit und menschliche Fehler wichtige Daten verschwunden sind.

Auf diese Ideen bin ich in den ersten Minuten gekommen, einfach nur, indem ich mir meine Einfälle von der Seele geschrieben habe. Nun habe ich noch mit zwei Kreativitätstechniken gearbeitet, um weitere Ideen aus meinem Hirn zu kitzeln.

Kopfstandmethode

Hier versucht man, die Frage ins Gegenteil zu verkehren, um so wiederum im Umkehrschluss auf interessante Ideen zur Lösung des Ausgangsproblems zu bekommen. Folgende Ideen sind mir dabei noch eingefallen:

  • Eine Geschichte aus Sicht der Datendiebe erzählen. Diese überlegen sich, wie sie wohl an Daten kommen und welche Schwachstellen sie ausnutzen könnten.
  • Eine fiktive Vorstandssitzung, in der überlegt wird, was das Unternehmen tun müsste, um sich möglichst schnell Daten stehlen zu lassen. Dabei stellen die Anwesenden erschreckenderweise fest, dass das Unternehmen auf gutem Weg ist, selbst Opfer dieses Schreckensszenarios zu werden.
  • Wie müssten Richtlinien aussehen, um Datensicherheit nicht zu gewährleisten?
Zufallsbildmethode

Eine weitere Methode, die extrem hilfreich ist, ist die Technik forced connections. Hier versucht man, mit Hilfe eines zufälligen Bildes, Wortes oder Objektes, das mit der Frage nichts zu tun hat, einen Rückbezug zum Thema herzustellen und Lösungen zu generieren.

Dabei sind mir bei diesen drei Bildern noch folgende Ideen gekommen:
Konferenztisch an einem sonnigen StrandMenschenmenge an einer Bahnhaltestelle, die in einen Zug einsteigenGarteneingang zu einem Haus

  • Datensicherheit in der Hotellobby, Stichwort Taschendiebe (Bild 1)
  • Story über das Ausspähen von Computerdaten in der Zugfahrt durch Wireless-Verbindungen (Titelthema einer Ausgabe der Wirtschaftswoche) (Bild 2)
  • Story über eine Person, die auf eine Party geht und mitbekommt, wie Dritte über vertrauliche Informationen dieser Person sprechen, die sie eigentlich geheim halten wollte. (Bild 3)

Mit solch einfachen Techniken kann jeder weitere Ideen aus sich herausbekommen.

Ein paar Tipps, damit es richtig funktioniert:

Trennen Sie zwischen Ideenentwicklung und Ideenbewertung. Diese beiden Aspekte des kreativen Denkens gehören immer voneinander getrennt. In der Phase der Ideenentwicklung geht es vor allem darum:

  • die Beurteilung zurück zu stellen, schreiben Sie was Ihnen einfällt.
  • auf Masse zu gehen, nicht auf Qualität.
  • sich eine Mindestzeit zu setzen, z.B. 15 Minuten, oder eine Ideenquote von mindestens 25 Ideen.
  • wilde Ideen zu suchen.
  • auf bestehenden Ideen aufzubauen und diese weiterzuentwickeln.

Für die Auswahl der Perlen aus den vielen gefundenen Ideen sollten Sie sich vor allem ausreichend Zeit nehmen und eher darauf schauen, wo Potenziale in einem Vorschlag liegen und sich weniger in die Probleme dieser oder jener Idee verbeißen. Denken Sie daran, das sind erste Ideen, es ist noch nicht die fertige Story! 

 

Schwerpunkt Kreativität: Hereinspaziert, liebe Ideen!

Woran denken Sie, wenn Sie an kreative Berufe denken? Mathematik? Wohl kaum. Philosophie? Im Ernst? Und wie wäre es mit einem Lehrer, ausgerechnet für Mathematik und Philosophie? Albern, oder?

Falsch gedacht, Sie kennen wohl Timo Off noch nicht. Timo ist Ideenfänger, Querdenker, hat Mathematik und Philosophie studiert und als Lehrer gearbeitet. Und wenn Sie Timos Ideen kennen lernen, dann werden Sie verstehen, warum das so gut zu ihm passt: jeder ist kreativ, wenn er sich nur traut, ein guter Ideengastgeber zu sein. Diese Botschaft ist es, die Timo in seinem Blog Geistesblitz seit Jahren erfrischend präsentiert und in seinen Workshops anschaulich vermittelt.

Vor kurzem ist sein neues Hörbuch Reise ins Land der Ideen erschienen, ein toller Ratgeber für alle, die noch immer glauben, Kreativität wäre nur etwas für Genies. Die wichtigsten Inhalte bringt er für uns in dem folgenden Artikel auf den Punkt. Viel Spaß und

Hereinspaziert, liebe Ideen!

von Timo Off

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Ideen sind kleine freche Biester, die mal vorlaut, aber sehr oft schüchtern sind. Sie fliegen vorbei, sie berühren uns und oft genug lassen wir sie ungenutzt weiterziehen. Damit Ideen zu Ihnen kommen und bleiben, können Sie
A. Ihren Ideen ein guter Gastgeber sein
oder
B. Ihre Ideen zielgerichtet einladen.

A. Seien Sie Ideengastgeber!

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Ich stelle Ihnen vier Eigenschaften von Ideen vor, die Sie zugleich nutzen können, um noch mehr Ideen einzuladen.

1. Ideen lieben die Gesellschaft ungewöhnlicher Themen. Schaffen Sie sich überraschende und erfrischende Einblicke: Fahren Sie auch einmal auf anderem Weg zur Arbeit und beobachten Sie wieder, was es zu sehen gibt! Lesen Sie Magazine aus „fremden“ Themen am Kiosk. Sprechen Sie mit Experten aus einem Unternehmen, dass so gar nichts mit Ihrer Profession zu tun hat. Probieren Sie täglich etwas kleines Neues aus. So kurbeln Sie Ihre Ideenproduktion an.

2. Ideen lieben Stille. Nicht an den lauten Orten und nie vor dem Fernseher kommen Ideen zu uns. Ideen kommen in den leisen Momenten, mitten in den Routinetätigkeiten zu uns. Genießen Sie das Joggen im Park, den stillen Blick in die Sonne und ausreichenden Schlaf, um Ihrem Gehirn die Möglichkeit zu geben, Antworten zu finden.

3. Ideen lieben Leidenschaft. Weder das flaue „ganz gut“ noch das müde „wird schon schief gehen“ kann Ideen anlocken. Nur mit breiter Brust, heißem Herzen und klaren Gedanken können Sie Ideen stärken. Entweder die Idee ist es wert, dass Sie für sie eintreten, für sie kämpfen und sie pushen oder eben nicht. Vertrauen Sie Ihren Ideen und es werden sich noch mehr Ideen in Ihre Nähe trauen.

4. Ideen lieben das Spiel. Das Spiel ist das Ein und Alles und doch ist nichts wirklich ernst. Wenn Sie spielen, d.h. wenn Sie Dinge ausprobieren, wenn Sie etwas wagen (sei es privat oder im Beruf!), dann seien Sie ein echter Spieler: Sie können gewinnen, verlieren oder einfach: immer wieder etwas dazulernen. Sich verlieren im Spiel und doch zu wissen, dass es nur ein Spiel ist.

Das Schöne ist, dass Sie sich mit Ihren kreativen Gedanken selbst anstecken werden. Je öfter Sie auf Ihre Ideen achten, umso öfter werden Ihnen Ideen zufliegen. Kleiner Tipp: Achten Sie darauf, dass Sie stets etwas zu schreiben dabei haben, um Ihre spontanen Ideen festhalten zu können.

B. Laden Sie Ideen zielgerichtet ein.

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Natürlich gibt es spontane Geistesblitze. Und auch wenn ich Ihnen im Folgenden ein Modell vorstelle, wie sie zielgerichtet Ideen finden können, so bleibt immer genug Impulsivität, Ungeplantes übrig. Doch mit Peter Zadeks Bild gesprochen: nur wenn Sie planvoll und zielgerichtet ein Saatkorn aussäen, kann ein Baum wachsen.

Ideen zu finden und umzusetzen ist für mich ein vollständiger Prozess. Wenn Sie noch nicht wissen, wie eine Lösung aussehen kann, dann haben Sie noch keine Vorstellung, d.h. kein Bild von der Lösung. Mein Modell eines kreativen Prozesses hat vier Phasen, die jede einzeln notwendig ist, um bewusst gesteuert zum Ziel, das heißt zu neuen Ideen zu gelangen.

Erste Phase: B wie Beschreibung! Zu Beginn geht es darum, zu beschreiben, was eigentlich das Problem ist. Denn wenn Sie nicht genau wissen, was Sie suchen, dann können Sie das, was Sie finden, auch nicht angemessen beurteilen, ob es Ihnen nützt! Je komplexer die Aufgabe, desto wichtiger ist es, das Problem genau zu beschreiben. Was sind die Hindernisse, die verhindern, dass Sie sofort Ihr Ziel erreichen?

In dieser ersten Phase wird das Problem von einem irgendwie vor uns liegenden Gefühl in eine sprachliche Form gebracht: Das Problem wird zur Sprache gebracht!

Zweite Phase: I wie Informationssammlung und Informationsanordnung! In der ersten Phase haben Sie das unklare Problemgefühl zu einer schriftlich fixierten Problemfrage gemacht, Sie haben sich damit das Problem angeeignet, d.h. es zu Ihrem Problem gemacht. Jetzt geht’s ans Faktensammeln: welche Informationen gibt es bereits? Was wissen Sie alles über das Thema? Was fällt Ihnen alles schon jetzt ein? Alle Informationen werden anschließend geordnet.

In diese Phase gehören auch verschiedene andere Arbeitstechniken, mit denen Sie auf neue Ideen gebracht werden können, so genannte Kreativitätstechniken. Durch diese kreativen Arbeitsmethoden helfen Sie sich, die gesammelten Informationen neu anzuordnen.

Dritte Phase: L wie Licht oder Lösung! Das ist der kreative Sprung. Das ist endlich das, wonach Sie gesucht haben! Eine neue gedankliche Verbindung tritt an die Oberfläche Ihres Bewusstseins. Sie haben sie gefördert durch gute Vorbereitung.

Diese Phase lässt sich noch auf andere Weise befördern: Und zwar, indem wir auf einen angemessenen Wechsel zwischen Anspannung und Entspannung achten! Sowohl intensive Arbeitsphasen am Problem als auch entspannte Phasen abseits des Problems sind wichtig, damit Ihr Gehirn sortieren und zuverlässig arbeiten kann. Das warme Licht der Lösung kann manchmal auch dann aufscheinen, wenn Sie nicht damit rechnen. Seien Sie gewappnet! Das Schöne an der Lösung: Sie wirkt einfach und einleuchtend. So als hätte es nie eine andere Lösung sein können.

Vierte Phase: D wie D-arstellung und D-urchsetzung! In der dritten Phase ist die Idee zum ersten Mal greifbar geworden. Jetzt muss sie kritisch geprüft werden: Ist diese Idee auch wirklich rundherum brauchbar? Wie lässt sie sich umsetzen? Ist sie wirklich die richtige Antwort auf die Ausgangsfrage?

Alles das muss konkret, also anfassbar gemacht und – na klar! schriftlich festgehalten werden. Anschließend geht es dann darum, andere Menschen von dieser Idee zu überzeugen. Sie müssen die Idee überzeugend präsentieren und durchsetzen. Und das ist manchmal gar nicht so leicht. Denn für andere Menschen ist diese Idee neu und damit erst einmal ungewohnt, vielleicht nicht offensichtlich.

Zusammengefasst kommen Sie durch die vier Phasen

  • Beschreibung
  • Informationssammlung
  • Lösung / Licht
  • Darstellung & Durchsetzung

zum Kunstwort B-I-L-D, oder kurz zum Bild der Lösung! Mit diesem BILD der Lösung, kommen Sie zielgerichtet vom Problem zur Durchsetzung der Lösung.

Gutes Gelingen!

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Dr. Michael Gerharz

Dr. Michael Gerharz