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Was merkt sich eigentlich Ihr Publikum?

Was merkt sich eigentlich Ihr Publikum nach Ihrer Präsentation? Die kurze Antwort lautet: nicht viel.

Eine etwas längere Antwort hat die neuseeländische Präsentationstrainerin Olivia Mitchell letzte Woche in Texas gefunden. Sie fragte die Teilnehmer einer Präsentationskonferenz, was sie nach den drei Hauptvorträgen jeweils behalten hatten.

Ihr Fazit deckt sich mit meinen Erfahrungen:

  1. Wenn Sie keine klare Botschaft haben, sucht sich das Publikum selber eine aus – und die ist nicht notwendigerweise eine, die Ihnen passt.
  2. Der erste Eindruck ist weit weniger folgenschwer, als Ihnen manch selbsternannter „Experte“ glauben machen möchte. Natürlich ist es vorteilhaft, von Beginn an zu überzeugen. Aber wenn doch mal etwas schiefgeht oder Sie doch einmal zur Begrüßung sagen „Schön, dass Sie so zahlreich erschienen sind“ haben Sie damit noch lange nicht Ihre Präsentation ruiniert.

Letztlich kommt es nämlich doch auf die Substanz an. Wenn die stimmt, verzeiht Ihnen das Publikum eine Menge – was natürlich nicht heißt, dass Sie sich nicht wenigstens bemühen sollten.

Werfen Sie mal einen Blick in Mitchells Artikel und lesen Sie dabei unbedingt auch die Kommentare, insbesondere den von Ken De Loreto:

Lesson: Share the stage with your audience. No matter how fascinating you may be, they will always find themselves to be more fascinating. Count on it, and use it! – Ken De Loreto

und den Kommentar von Conor Neill

Is it the speaker’s job to make the material clearly relevant, or is it the speaker’s job to share experiences and knowledge in a way that each person can draw their own conclusions? – Conor Neill

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Sagt der Präsentations-Experte zu seinen Jüngern

Sagt der Präsentations-Experte zu seinen Jüngern: „Sagt ihnen, was ihr ihnen sagen werdet; dann sagt es ihnen; und danach sagt ihnen, was ihr ihnen gesagt habt.“

Und die Jünger tun, wie ihnen geheißen: „Ich möchte meinen Vortrag beginnen mit der Gliederung blah, blah, blah … Auf dieser Folie sehen Sie blah, blah, blah … Auf der nächsten Folie kommen wir zu blah, blah, blah … Lassen Sie mich zusammenfassen blah, blah, blah …

Und das Publikum entschlummert sanft, denn die Jünger haben die Regel nicht verstanden.

Was wollt ihr ihnen sagen?

Ich bin kein Freund dieser Regel, denn auch ich finde sie missverständlich. In einer überzeugenden Präsentation geht es nicht darum, Botschaften „einzuhämmern“ durch ständiges wiederholen. Eine gute Präsentation hat eine glasklare Botschaft („was ihr ihnen sagen wollt“) und jeder Satz, jede Geste, jede Folie dient dazu, diese Botschaft zu transportieren. Wenn ich das gut mache, dann muss ich nicht alles dreimal sagen, einmal in der Gliederung, noch einmal im Hauptteil, und noch einmal in der Zusammenfassung.

Wohin geht die Reise?

Viel besser hätte mir gefallen, hätte der Experte gesagt: „Sag’ ihnen, wo die Reise hingeht; bring’ sie sicher dorthin; und dann sag’ ihnen, was sie dort tun sollen.“

Oder noch bodenständiger: Sag’ ihnen das Thema deiner Präsentation, z.B. das Problem, das du lösen möchtest. Meist wird das ein Problem sein, bei dem den Zuhörern der Schuh drückt.

Dann beantworte die wichtigen Fragen, die dein Publikum zu diesem Thema hat, z.B. mit Hilfe von lehrreichen Beispielen oder einfachen Diagrammen, am besten in einem spannenden roten Faden. Das ist der entscheidende Teil. Wenn du ihn gut machst, dann brauchst du die Einhämmer-Regel nicht.

Danach sag’ ihnen, was die Antworten als Fazit für sie bedeuten, z.B. mit einem motivierenden Schlusssatz, etwa so: „Mit diesem Verfahren verringern Sie den Produktionsausschuss um 50% bei geringeren Kosten. Sprechen Sie mich an, damit ich Ihnen zeigen kann, wie es auf Ihre Anlage passt.“

Der Unterschied zur Einhämmer-Regel ist gering – aber sie macht den Unterschied zwischen einem langweiligen und einem spannenden, einprägsamen Vortrag aus.

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Einprägsame Bahn

Am Freitag sitze ich im ICE von Offenburg nach Siegburg/Bonn, als der Zug in Karlsruhe nicht mehr weiterfährt. Was dann passiert, passt perfekt zu den 6 Prinzipien einprägsamer Kommunikation der Brüder Heath.

Die Sache ist eigentlich ganz einfach. Der ICE besteht normalerweise aus zwei Zugteilen. Einer ist ausgefallen; also gibt es nur noch die Hälfte des Platzangebots. In Karlsruhe steigen jedoch in den viel zu vollen Zug noch einmal zu viele Menschen ein.

Die Überraschung kommt, als der Zugchef durchsagt: „Der Zug kann wegen Überfüllung nicht weiterfahren. Erst wenn genügend Menschen ausgestiegen sind, kann der Zug weiterfahren.“

Doch wer soll aussteigen? Er wird konkret: „Alle, die jetzt keinen Sitzplatz haben, müssen aussteigen. Vorher fährt der Zug nicht weiter.“

Eine einfache und konkrete Regel. Doch gerecht? Jedenfalls, lässt es die Emotionen hochkochen. Da sind manche Passagiere schon drei mal umgestiegen, andere verstehen kein Deutsch und haben keine Ahnung, wie sie ihr Ziel alternativ erreichen können. Natürlich weigern sie sich auszusteigen. „Wenn ich nicht fahren darf, soll keiner fahren.“ „I don’t know how to reach my destination.“ „Erst mal abwarten und gucken, was passiert.“

Doch der Zugchef meint es ernst. Er unterstützt die Glaubwürdigkeit seiner Forderung, indem er staatliche Unterstützung zur Hilfe holt. Die Polizei soll alle stehenden Fahrgäste aus dem Zug befördern. Einer, der kein Deutsch spricht, weigert sich und bleibt standhaft. Viele andere auch. Also bleibt der Zug weiter stehen.

Erst als nach 45 Minuten die Durchsage kommt, dass die nächste Regionalbahn nach Mannheim (unser nächster Halt) in 5 Minuten auf einem anderen Gleis hält, steigen viele (auch Sitzende) aus und es geht endlich weiter.

Und die Moral von der Geschichte: Wenn es das Ziel der Deutschen Bahn war, in Erinnerung zu bleiben, hat sie es wohl erreicht. Allerdings bei den meisten Fahrgästen sicher nicht in guter.

Hätte die Deutsche Bahn die Menschen nicht einfach herausgeworfen, sondern Hilfe angeboten, wäre wahrscheinlich alles viel schneller gegangen, z.B. so: „Der Zug ist überfüllt und kann daher nicht weiterfahren. Wir bitten alle Gäste, die keinen Sitzplatz haben, auszusteigen. Auf dem Bahnsteig haben wir mehrere Informationsstellen eingerichtet, an denen wir Ihnen schnellstmöglich eine Ausweichverbindung mitteilen. Reisende, die nach Mannheim müssen, können in die nächste Regionalbahn, die in 30 Minuten auf Gleis 2 abfährt, umsteigen. Reisende, die eine erhebliche Verspätung von mehr als 60 Minuten in Kauf nehmen müssen, haben Anspruch auf eine Entschädigung. Wir danken für Ihr Verständnis.“

PS: Zum Glück konnte ich mir die aufgebrachte Szene ruhig von meinem Sitzplatz aus ansehen.

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Zitrone des Monats: Nokias Kapitulation

Rich Green bei seiner Keynote auf dem Nokia Developer Day

Rich Green, Chefentwickler bei Nokia, hat sich vor zwei Wochen beim Nokia Developer Day eine saftige Zitrone des Monats verdient, weil er leidenschaftslos die Chancen eines Systems predigte, an das er selbst nicht glaubt. Dazu ein wenig Vorgeschichte:

Nokia war unangefochtener Marktführer auf dem Handymarkt, technologisch führend und gleichzeitig hip (ich hatte selbst mal eins), trotzdem bodenständig, manche sagen fast schon finnisch kühl. Da lässt man sich nicht so schnell beeindrucken von einem arroganten amerikanischen Computerhersteller, der mit einem Riesen-Brim-Bam-Borium einen Medienwirbel um so ein vermeintlich revolutionäres Telefon macht und glaubt, damit irgend jemanden im gestandenen Handy-Business beeindrucken zu können.

Eine Folie aus Rich Greens Keynote

Das war 2007. Heute, vier Jahre später, sieht die Welt anders aus. Apple ist der Star am Smartphone-Himmel. Nokia verkauft zwar immer noch viel mehr Handys als Apple, aber wer heute an schicke Smartphones denkt, der denkt an das iPhone, vielleicht noch an Googles Android.

Vor zwei Wochen kam Nokias großer Befreiungsschlag. Nokia setzt in Zukunft voll auf das Handy-Betriebssystem von Microsoft. Microsoft gehörte übrigens auch zu den gestandenen Firmen, die damals, 2007, den Smartphone-Markt mitbestimmten und das iPhone müde belächelten. Microsofts damaliges Handysystem ist heute in der Bedeutungslosigkeit verschwunden. Das Nachfolgesystem, Windows Phone 7, das selbst noch in den Kinderschuhen steckt, soll jetzt Nokia retten.

Das kommt einer totalen Kapitulation gleich. Der vermeintliche Technologieführer gibt seine Plattform auf und begibt sich in den Schoß von Microsoft. Entsprechend aufgebracht waren die Reaktionen der Mitarbeiter und Entwickler, die bisher voll auf Nokias eigene Plattformen Qt, Symbian und MeeGo gesetzt hatten.

Rich Green bei seiner Keynote

Kurz nachdem sein Chef diese totale Kapitulation vor dem iPhone bekanntgegeben hatte, hielt Nokias CTO Rich Green eine wirre Keynote, auf der er vor sich hin palaverte ohne Ziel, mit mehr oder weniger sinnvoll aneinander gereihten Durchhalteparolen, die die noch verbliebenen Nokia-Entwickler bei Laune halten sollten. Tenor: Bitte, bitte hört nich auf, für die alten Plattformen zu entwickeln, bis Nokia genügend Windows-Handys liefern kann. Das hinderte Green aber nicht daran zu erzählen, wie er, auch nachdem er vor 9 Monaten bei Nokia anfing, erst sein iPhone und jetzt das neue Microsoft-Handy den Nokia-Handys bevorzugt. Kann man deutlicher zum Ausdruck bringen, dass man an seine eigenen Worte nicht glaubt?

Vielleicht ist das auch der Grund, warum man so gar keinen Enthusiasmus bei ihm entdecken kann. Er glaubt anscheinend selbst nicht an die großen Chancen der alten Plattformen, von denen er den Entwicklern immer wieder sagt: Ergreift sie. Und so gerät seine Keynote zu einem Abhaken von Bullets auf seinen Folien.

Im Ernst? Die Takeawaye-Message lautet: „Our MeeGo device represents the continuation of the innovation expressed by our Linux based smartphones“

Die sind übrigens schlimm. So voll gestopft mit Technik und Zahlen, dass auf jeder Folie noch einmal eigens die „Takeaway-Message“ genannt werden muss. Die ist dann bisweilen so einprägsam wie dieser Satz: „Our MeeGo device represents the continuation of the innovation expressed by our Linux based smartphones.“ Aha. Bei Apple lesen sich Takeaway-Messages so: „The world’s thinnest notebook.“ oder: „A thousand songs in your pocket.“ Konkret statt abstrakt.

Wer aber seine Zuhörer ernsthaft begeistern möchte mit schieren Zahlen – immer wieder spricht Rich Green von hunderten Millionen Symbian-Handys – und seinen Entwicklern „some great tools“ verspricht, anstatt auch nur einen handfesten Vorteil konkret zu benennen, der diese Tools so großartig macht, der hat nicht verstanden, wie emotionale Ansprache und Begeisterung funktioniert.

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Man muss es gesehen haben, um es zu glauben

Was für ein überwältigendes Gefühl. Nach so vielen durchgearbeiteten Nächten, etlichen Rückschlägen und gegen die Überzeugung all’ Ihrer Kollegen haben Sie die Lösung gefunden. Jetzt endlich würden alle klar sehen, denn der Beweis liegt auf der Hand: der alte Produktionsprozess ist Schuld am hohen Ausschuss. Ihre – zugegeben radikalen – Ideen würden das beweisbar ändern.

Also bereiten Sie sich akribisch auf die Präsentation vor. Denn Sie wissen genau, dass eine solch radikale Veränderung nicht gerade auf Begeisterung stoßen wird. Und genau deswegen verzichten Sie auf PowerPoint und fertigen stattdessen ein Modell der Produktionsstraße an. So würde jeder mit eigenen Augen sehen können, dass gleich an zwei Stellen entscheidende Schwachstellen existieren.

„Wie Sie zweifellos wissen, sind wir seit einiger Zeit mit unserer Produktion in große Schwierigkeiten gekommen. Wir benutzen dafür ein sehr altes System, das uns zwar in der Vergangenheit gute Dienste geleistet hat, aber bei genauer Betrachtung leider nicht ganz so zu funktionieren scheint, wie wir das immer gedacht haben. Gewiss, unser Gründer selbst hat es erfunden und seit 30 Jahren setzen wir es beinahe unverändert ein, aber neue Materialien und höhere Durchsätze bringen das System über seine Grenzen. Wenn Sie möchten, dann zeige ich Ihnen das Problem an diesem Modell.“

„Vielen Dank. Ich fürchte, das alles ist nicht ganz so einfach. Bevor wir das Modell betrachten, möchten wir doch noch eine Diskussion anregen. Können solche Probleme überhaupt theoretisch auftreten?“

„Nun, ich dachte mir, Sie schauen es sich einfach an und überzeugen sich selbst.“

„Gewiss, gewiss. Aber es ist Ihnen natürlich bekannt, dass nach der Ansicht unseres Gründers eine Überlastung des Systems nicht möglich ist.“

„Ja.“

„Und viele Jahre hat es uns hervorragende Dienste geleistet. Es ist ein System von solcher Perfektion und Schönheit, dass wir wohl zögern sollten, diese Harmonie zu stören.“

„Warum schauen Sie sich nicht einfach das Modell an.“

„Nun, man könnte versucht sein zu antworten, dass Ihr Modell, etwas zeigend, was nicht sein kann, ein nicht sehr verlässliches Modell sein müsste, nicht?“

„Was meinen Sie damit?“

„Es wäre doch viel förderlicher, wenn Sie uns die Gründe nennen würden, die Sie zu der Annahme bewegen, dass unser bewährtes System an seine Grenzen gestoßen sein könnte.“

„Die Gründe? Wenn ein Blick auf das Modell und meine Proben das Phänomen eindeutig zeigen?”

„Wenn man sicher wäre, dass Sie sich nicht noch mehr erregten, könnte man sagen, dass, was in Ihrem Modell ist und was in unserem System ist, zweierlei sein kann.“

[Frei nach „Leben des Galilei“, Bertolt Brecht, wo Galilei in Szene 4 vergeblich versucht, die Gelehrten in Florenz dazu zu bewegen, durch sein Fernrohr zu blicken, um die neue Wahrheit des kopernikanischen Weltbilds mit eigenen Augen zu erkennen.]

Eine groteske Überspitzung, gewiss, aber dafür umso deutlicher. Das Problem: Rationalisten, die mit Logik zu begründen versuchen, was ihr Gefühl ihnen sagt, dabei aber von falschen Annahmen ausgehen und die Fakten ignorieren. Nicht Fakten, sondern Emotionen wären hier gefragt, um diese „Rationalisten“ zu überzeugen, dass ihre Annahmen falsch sind. An einem Weltbild rüttelt man nicht mit Fakten, erst recht nicht, wenn die Veränderungen vor allen Dingen erst einmal unbequem sind.

Das ist die Kunst einer überzeugenden Präsentation. Die richtige Ansprache für die Zielgruppe finden, nicht die naheliegendste. Und dazu muss man vor allen Dingen tief bohren, um herauszufinden, wie die Zielgruppe eigentlich tickt und wo der Schuh drückt.

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Wie BMW in die Köpfe eindringt

Kann man einen Gedanken im Kopf eines anderen einpflanzen? Im Film Inception versucht das Leonardo diCaprio, indem er in die Träume seines „Opfers“ eindringt. Das liefert den Stoff für einen packenden Hollywood-Blockbuster.

Im Grunde ist genau das das oberste Ziel jeder Präsentation, ja Werbung im Allgemeinen: In die Köpfe der Zielgruppen zu kommen. Aber auch wenn es da vielleicht so manchen Träumer gibt, die herkömmlichen Methoden, um dieses Ziel zu erreichen, sind keine Science-Fiction, sondern ganz handfest: Mit Überraschungsmomenten weckt man Aufmerksamkeit, Emotionen öffnen das Publikum und stimmige Storys erlauben Kunden, sich mit einem Produkt zu identifizieren.

Aber was wäre, wenn man es tatsächlich schaffen könnte, eine Botschaft buchstäblich mitten in die Köpfe des Publikums zu bringen? Unmöglich? Nicht für BMW. Wie der Autobauer Nachbilder des Auges nutzt, um seine Marke regelrecht im Auge des Publikums einzubrennen, lässt sich zwar auch ganz handfest erklären, ist aber dennoch schlicht grandios:

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Wie war der Urlaub?

Irgendwann trauen wir uns doch zu fragen.

„Und wie war der Urlaub?“
„Echt spitze. Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Am besten zeigen wir euch ein paar Bilder – natürlich nur wenn ihr wollt.“

Was haben wir wirklich für eine Wahl… „Na klar, wollen wir.“
Und genau davor hatten wir Angst: „Sorry, wir sind leider noch nicht dazu gekommen, die Bilder auszusortieren.“

Nach zwei Stunden sind wir immer noch nicht durch. Vom fehlenden Koffer (ganz lustige Anekdote) über das riesige Appartement (an jedem Tag mindestens zehnmal fotografiert) bis zur minutiösen Auflistung aller Frühstücksbuffets (hier hört der Spaß auf) … kein Detail bleibt uns erspart.

Die Business-Dia-Show

Konferenzteilnehmer döst während eines Vortrags

Zwei Tage später beim Business-Meeting: „Wir haben ein paar Folien über unser Unternehmen mitgebracht, dauert nicht lange. Wollen Sie sie sehen?“

Was haben wir wirklich für eine Wahl… und es folgt die Standardpräsentation, die eine halbe Stunde lang alle Produkte des Unternehmens in allen Einzelheiten aufzählt.

Goldene Hollywood-Regel

Es gibt nichts langweiligeres als eine Geschichte in allen Details zu erzählen. Ganz besonders gefährlich wird das, wenn es Ihre eigene Geschichte ist, denn meist sind dabei für Sie persönlich tatsächlich alle Details irgendwie bedeutsam. Nicht jedoch für Ihr Publikum (selbst wenn es Ihre engsten Freunde sind).

Beim Dia-Abend ist das ja noch irgendwie verständlich (wenn auch bisweilen anstrengend), denn niemand erwartet von seinen Freunden ernsthaft, dass sie sich darauf minutiös vorbereiten. Aber um Ihre Botschaft bei Ihren Geschäftspartnern zu platzieren?

[Foto: flickr.com/jarkko]

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… und tschüss – freie Fahrt in die Selbstverantwortung

Verhülltes Schild der Aktion

In Deutschland gibt es laut ADAC schätzungsweise 20 Millionen Schilder. Kaum eine Verkehrssiutation, die nicht geregelt wäre, kaum eine Kreuzung, die nicht abgesichert wäre. Da kann eigentlich nicht mehr viel passieren. Alles sicher, oder?

Der Rhein-Sieg-Kreis, zu dem auch meine Heimatstadt Troisdorf gehört, ist da anderer Ansicht. Gerade wieder hat er die Aktion … und tschüss verlängert, ein Gemeinschaftsprojekt mit dem ADAC. Es hat sich zum Ziel gesetzt, den Schilderwald im Kreisgebiet zu lichten, um langfristig die Verkehrssicherheit zu steigern, indem ein beträchtlicher Teil der Schilder zunächst verdeckt und anschließend entfernt wird. Aber wieso sollte das die Sicherheit steigern?

Selbstverantwortung statt Gleichgültigkeit

Kreisdirektorin Heinze: “Die Überfrachtung des Verkehrsraumes durch zu viele unnötige Schilder führt zu einer Überforderung der Verkerhsteilnehmer, die schnell in Unachtsamkeit im fließenden Verkehr und Gleichgültigkeit gegenüber allen Verkehrszeichen und -regeln umschlagen kann.” Mit anderen Worten: Gerade die übersorgfältige Beschilderung, also der Drang, alles – wirklich alles – explizit zu kennzeichnen, führt dazu, dass die wesentlichen Informationen verloren gehen. Die wirklich wichtigen Verkehrshinweise werden offenbar ignoriert, wenn die Verkehrsteilnehmer abstumpfen und Hinweisen generell weniger Beachtung schenken.

Stattdessen zielt die Aktion darauf, die Selbstverantwortung zu stärken, wie der Vorsitzende der Unfallkommission im Rhein-Sieg-Kreis erklärt: “Weniger ist hier mehr, der Verkehrsteilnehmer wird nicht gegängelt, sondern seine Selbstverantwortung dadurch gestärkt.” So bleibt er umsichtig und erkennt gefährliche Situationen, wenn es darauf ankommt, weil er erstens selber mitdenkt und zweitens wichtige Informationen als solche wahrnimmt.

Weniger statt Mehr

Wenn Sie Ihre Präsentationen mit Fakten überladen, alles erzählen, was Ihnen zu Ihrem Thema einfällt, damit Ihre Zuhörer auch wirklich nichts übersehen, könnte das einen ähnlichen Effekt haben wie beim Schilderwald: Überforderung, die in Unachtsamkeit und Gleichgültigkeit umschlägt. Sie können Ihren Zuhörern ruhig etwas Selbstverantwortung zugestehen und ihre Aufmerksamkeit auf die wirklich wichtigen Aspekte lenken, indem Sie Ihre Botschaften prägnant auf den Punkt bringen und spannend präsentieren.

Übrigens wurde bereits 1997 das Aufstellen von Verkehrsschildern eingeschränkt, so dass heute Verkehrsbeschränkungen erst dann erlaubt sind, wenn die Gefahrenlage erheblich über dem allgemeinen Risiko liegt. Im vergangenen Jahr wurden zudem viele Verkehrsschilder für überflüssig erklärt, um den Schilderwald abzuholzen. Das Problem: Wenn ein Schild erst einmal aufgestellt ist, verschwindet es so schnell nicht mehr, meist erst bei teuren Aktionen wie der “… und tschüss”-Aktion. Bei Folien ist das oft nicht anders. Was einmal drauf steht, verschwindet so schnell nicht mehr.

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Das beste Produkt

Wenn Sie Schwierigkeiten haben, eine Story für ihre Präsentation zu finden, könnte das daran liegen, dass Ihre Kernaussage noch zu allgemein ist, vielleicht so etwas wie “Unser Produkt ist das beste seiner Klasse.” Das Problem: Aussagen wie “Der beste E-Book-Reader der Welt” oder “Das beste Auto der Welt” sind unkonkret, so dass es schwierig ist, sie in einer prägnanten Geschichte auf den Punkt zu bringen. “Das beste” in welcher Beziehung? Im Vergleich wozu?

Einprägsame Werbung setzt daher häufig auf ausgewählte Produkteigenschaften. Zum Beispiel diese Werbung von Amazon für den Kindle:

Kein Wort über die enorm lange Akkulaufzeit des Kindle von über einer Woche oder über die drahtlosen Buchdownloads aus der großen E-Book-Bibliothek, auf die Amazon zurückgreifen kann. Amazon verzichtet auf viele Produktaussagen zugunsten der einen Kernaussage: Der Kindle funktioniert auch in gleißendem Sonnenlicht, im Gegensatz zum viel teureren iPad.

  • Wie zeigt man das? Natürlich in gleißendem Sonnenlicht. Wo gibt es das? Zum Beispiel im Urlaub am Strand oder eben am Pool – Bingo, schon ergibt sich eine Szene, in der das Kindle gezeigt werden kann. Man kann ganz konkret in diese Richtung Ideen entwickeln. Wie würde man zeigen, dass das Kindle der beste E-Book-Reader überhaupt ist? Hm…

Je konkreter Ihre Kernaussage ist, desto eher finden Sie Geschichten oder Ideen für Visualisierungen. Und das kann man sich dann auch merken. Sprechen Sie nicht vom “besten MP3-Player”, sondern vom kleinsten (“1000 Songs in your pocket”). Seien Sie nicht “der beste Bewerber”, sondern “Spezialist für zeitkritische Projekte”, was Sie an entsprechenden Beispielen belegen.

In der Werbung gibt es zahlreiche Beispiele für dieses Vorgehen. Ein paar interessante, denen ganz konkrete Produkteigenschaften zugrunden liegen:

Der berühmte “Ich hatte eine Panne”-Spot von Mercedes:

Leica D-Lux 4 mit Anti-Shake. Shake? Woran denkt man da?

Hermes Paketshops – näher als man denkt.

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Dr. Michael Gerharz