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Wenn die anderen nach Hause gehen

Nichts wie ab in den Feierabend? Vielleicht haben Sie den falschen Job.

Sebastian Vettel vor fünf Wochen im Interview:

Wenn die anderen nach Hause gehen und sich die Eier in den Pool hängen, sind wir noch da, arbeiten am Auto und versuchen, noch mehr herauszuquetschen. So etwas macht dann über das Wochenende und die Saison hinweg gesehen den Unterschied.

Gestern wurde Vettel zum vierten Mal Weltmeister. Zufall oder gar Zauberei war das offenbar nicht. Natürlich hilft es, im besten Auto zu fahren. Doch das alleine reicht nicht. Wie überall. Auch in Ihrem Job.

Klar: Wenn man gutes Werkzeug nutzt, und wenn man vor allen Dingen weiß, wie man es benutzen muss, dann kann man recht brauchbare Ergebnisse erzielen, möglicherweise mit recht überschaubarem Aufwand. Auch bei Präsentationen kommt man mit den richtigen Methoden schnell sehr weit.

Doch um zu den Besten zu gehören, reicht das noch nicht. Dafür brauchen Sie vor allem eines: Den unbedingten Willen, die bestmögliche Lösung zu finden; solange zu schrauben, bis Sie sie gefunden haben. So machen es die Besten.

Steve Jobs zum Beispiel. Mike Evangelist, einer seiner Mitarbeiter Anfang des Jahrtausends, berichtete einmal dem Guardian:

Steve starts his preparation for a keynote weeks in advance, reviewing all the products and technologies he might include.

[…]

The team and I spent hundreds of hours preparing for a segment that lasted about five minutes. Several weeks earlier Steve summoned me to demo the software, and highlight what I thought were its most interesting aspects. Of course he already knew most of this, but the process was still useful. He used the key points from these demos to mould his overall presentation and decide how much time each product would get.

Oder Chris Anderson, Organisator der TED-Konferenzen, einem beinahe unerschöpflichen Quell hervorragender Präsentationen. In einem Artikel im Harvard Business Review erklärte er, warum die TED-Vorträge so gut sind wie sie sind. Und warum es TED gelingt, diesen Standard über so viele Jahre bei so vielen unterschiedlichen Persönlichkeiten aufrecht zu erhalten:

We start helping speakers prepare their talks six months (or more) in advance so that they’ll have plenty of time to practice. We want people’s talks to be in final form at least a month before the event. The more practice they can do in the final weeks, the better off they’ll be. Ideally, they’ll practice the talk on their own and in front of an audience.

Sechs Monate vorher, nicht 20 Minuten. Wer einen guten Vortrag halten möchte, der schafft das vielleicht mit ein paar Faustregeln und ein bisschen Üben. Doch wer zu den besten gehören möchte, der muss deutlich mehr Aufwand investieren; der muss früher mit der Vorbereitung beginnen als andere und auch dann noch an seiner Präsentation feilen, wenn die anderen schon vor der Glotze hängen.

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Let’s Talk: Flach und langweilig? Aktuelle Designtrends

Let’s Talk, die fünfte. Diesmal mit Achim Schaffrinna, Designer und Autor des Design Tagebuch. Wir haben dem Trend „Flat Design“ auf den Zahn gefühlt und uns u.a. gefragt:

  • wie flach die (Design-)Welt noch werden darf,
  • warum Corporate Design keine Chefsache ist,
  • warum ausgerechnet die konformistischste aller Schriftarten gerade eine Rennaissance erlebt,
  • warum die Erfüllung eines Kundenwunsches bei Goolge geschäftsschädigend war,
  • wie ein Supersize-Banner einen Auftritt zerhacken kann und
  • wieviel Orientierung Nutzer im Web (noch) brauchen.
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Die Wahrheit über Steve Jobs’ „Reality Distortion Field“

Die Ankündigung des iPhone im Januar 2007 zählt zu den besten Produktpräsentationen überhaupt (s.u.). Was viele halb ehrfürchtig, halb ironisch als „Reality Distortion Field“ bezeichnen, und was damals so leicht schien, war in Wahrheit das Ergebnis eines unglaublich aufwändigen Prozesses.

Die New York Times hat letzte Woche, anlässlich des zweiten Todestages von Steve Jobs, eine Reportage über die faszinierende Geschichte zur Entstehung des iPhone veröffentlicht. Ein großer Teil der Story schildert die Vorbereitungen der Präsentation. Die wichtigste Lehre daraus: Eine herausragende Präsentation wie die des iPhone verlangt einen gewaltigen Kraftakt:

From Thursday through the end of the following week, Apple completely took over Moscone. Backstage, it built an eight-by-eight-foot electronics lab to house and test the iPhones. Next to that it built a greenroom with a sofa for Jobs. Then it posted more than a dozen security guards 24 hours a day in front of those rooms and at doors throughout the building.

Das ganze Personal, inklusive Steve Jobs selbst, wohnte also praktisch im Moscone-Center, wo die Veranstaltung stattfand; und zwar nicht erst einen Tag vor der Präsentation, sondern ganze 1,5 Wochen lang.

5 Tage davon stand Steve Jobs auf der Bühne, um die Präsentation zu üben. 5 Tage als Vorstandschef eines Weltkonzerns. Schätzen Sie mal, wie viele Minuten die Vorstände der deutschen Großkonzerne im Durchschnitt vor einer wichtigen Präsentation üben.

Was die Präsentation besonders heikel machte: Das iPhone war noch gar nicht fertig. Im Januar 2007 gab es immer noch lediglich ein paar Prototypen. Die Software war noch lange nicht fertig, Fehler waren zahlreich und quälten die Entwickler. Und sie erschwerten die Planung der Präsentation:

It’s hard to overstate the gamble Jobs took when he decided to unveil the iPhone back in January 2007. Not only was he introducing a new kind of phone – something Apple had never made before – he was doing so with a prototype that barely worked. … The list of things that still needed to be done was enormous. … The iPhone could play a section of a song or a video, but it couldn’t play an entire clip reliably without crashing. It worked fine if you sent an e-mail and then surfed the Web. If you did those things in reverse, however, it might not. Hours of trial and error had helped the iPhone team develop what engineers called “the golden path,” a specific set of tasks, performed in a specific way and order, that made the phone look as if it worked.

Es ist diese Akribie, dieser unbedingte Wille, es immer und immer wieder auszuprobieren, hier etwas zu verändern, dort nochmal etwas neues zu versuchen, der dazu führt, dass am Ende alles so leicht wirkt. Steve Jobs wollte nicht einfach seine Produkte zeigen. Er wollte die Welt begeistern, wollte dass jeder Besucher im Saal aus der Präsentation heraus geht und so ein Gerät haben möchte.

Manche nannten es das „Reality Distortion Field“; in Wahrheit war es die Besssenheit, dass einfach alles perfekt funktionieren musste. Das, was Steve Jobs’ Präsentationen von anderen unterschied, war sein unbedingter Wille zur Perfektion. Er wollte unbedingt die echte Hardware zeigen, keine vorgefertigten Filme oder vorprogrammierten Sequenzen. Es mag unbedeutend scheinen, doch es macht einen gewaltigen Unterschied. Zu sehen, wie etwas funktioniert, ist für das Publikum etwas völlig anderes, als bloß glauben zu müssen, dass es funktioniert.

Viele scheuen den Aufwand, eine Live-Demo so vorzubereiten, dass sie funktioniert. Viele haben Angst, dass etwas nicht so funktioniert, wie es soll. Deshalb verzichten sie lieber darauf. Doch wer Begeisterung für sein Produkt säen will, der muss das echte Produkt zeigen.

Und noch etwas trug zu diesem „Reality Distortion Field“ bei. Jobs wollte, dass das Publikum sich fühlt, als würde es selbst das Gerät bedienen. Jeder im Publikum sollte nachvollziehen können, wie es sich anfühlt, seine Geräte zu bedienen.

Normalerweise wird dazu eine Kamera verwendet, die dem Vortragenden über die Schulter schaut, während er das Gerät bedient. Das ist meist wackelig, liefert schlechte Bildqualität und bleibt schwer erkennbar, weil die Finger des Bedieners den Bildschirm verdecken. Jobs bestand deshalb darauf, dass der Bildschirminhalt des iPhones auf die Projektionsfläche weitergeleitet wird. Ein zusätzlicher technischer Aufwand in dem halb-fertigen iPhone, für den Jobs die Ingenieure wochenlang Überstunden machen ließ:

No one knew whether the extra electronics Jobs demanded the demo phones include would make these problems worse.

Jobs wanted the demo phones he would use onstage to have their screens mirrored on the big screen behind him. To show a gadget on a big screen, most companies just point a video camera at it, but that was unacceptable to Jobs. The audience would see his finger on the iPhone screen, which would mar the look of his presentation. So he had Apple engineers spend weeks fitting extra circuit boards and video cables onto the backs of the iPhones he would have onstage.

Die Wirkung verfehlte das nicht. Die iPhone-Präsentation ist noch heute, fast sieben Jahre später ein Musterbeispiel für eine gelunge Produktvorstellung. Doch Zufall war das nicht, auch nicht die magische Fähigkeit eines genialen Präsentators.

Steve Jobs’ „Reality Distortion Field“ war das Ergebnis äußerster Sorgfalt in der Vorbereitung:

  1. Das Streben nach Perfektion in der Vorbereitung der vorzuführenden Produkteigenschaften. Das schließt auch eine sorgfältige Planung ein, was überhaupt in welcher Reihenfolge vorgeführt wird, also die Planung der Story.
  2. Das Streben nach dem besten Erlebnis für das Publikum. Nicht das Publikum soll sich quälen, sondern der Vortragende, damit das Verständnis des Publikums so einfach wie möglich wird.
  3. Üben. Üben. Üben. Es ist eine Binsenweisheit. Aber eine wahre. Wer nicht übt, wird nicht souverän auf der Bühne stehen.

Der Artikel der New York Times enthält viele weitere faszinierende Anekdoten zur Entstehung des iPhones und ist unbedingt lesenswert. Unbedingt sehenswert ist, auch zum wiederholten Mal, die Präsentation des iPhones:

Du willst mich beeindrucken, verschwendest aber meine Zeit

Marco Arment über die Animationen in iOS7, dem neuen iPhone-Betriebssystem, das demnächst erscheinen wird:

Animation can be impressive, instructive, and delightful when done right. But when it’s too heavy-handed, it becomes annoying and patronizing: You think you’re impressing me, but you’re wasting my time.

These animations in iOS 7 feel like its designers are showing off their cool new abilities, and we’re just along for the ride. After sitting through all of these, day after day, it’s no longer impressive — it just feels needlessly, artificially slow.

Es ist ok, wenn Sie Ihr Publikum beeindrucken, aber verschwenden Sie dabei nicht seine Zeit, auch nicht in Ihren Präsentationen.

Wir animieren übrigens recht viel in den Präsentationen, die wir für unsere Kunden erstellen. Aber stets nur dann, wenn es einen didaktischen oder dramaturgischen Grund dafür gibt. Und immer nur dann, wenn der Nutzen größer ist als der Schaden. Den gibt es nämlich fast immer.

Animationen lenken die Aufmerksamkeit des Publikums vom Redner und seinen Worten ab und hin zur Leinwand. Wenn das immer nur deswegen passiert, weil mal wieder irgendein Prezi-Gezoome oder eine PowerPoint-Explosion eine ansonsten gähnend langweilige Faktendarstellung „aufpeppen“ soll, dann ist das am Ende nicht nur langweilig, sondern auch noch nervig.

Also: Animationen ja, gerne auch viel, aber sie müssen etwas nützen und dürfen niemals nerven. Die besten Animationen nimmt das Publikum gar nicht bewusst wahr, weil sie ganz selbstverständlich zu Ihrer Story gehören.

Lohnt sich der Aufwand?

Lohnt sich eigentlich der Aufwand, eine Präsentation äußerst sorgfältig vorzubereiten? Nach allen Regeln der Kunst eine Story zu entwickeln? An der Gestaltung zu feilen, bis jedes Bild ein Treffer und die Präsentation wie aus einem Guss wirkt?

Bringt das was? Merkt das jemand? Wie ist das bei einer großen Keynote? Und erst recht in einer typischen Vertriebssituation, wenn man vielleicht sogar nur einem Zuschauer gegenübersitzt?

Apple glaubt: ja, das bringt was.

Ein Wahnsinnsaufwand

In der vergangenen Woche veröffentlichte Apple eine Vorschau auf seine neue Betriebssystemversion „OS X Mountain Lion“. Diesmal nutzten sie nicht eine ihrer legendären Keynotes, um die neuen Features zu erklären.

Stattdessen luden sie einige handverlesene Personen ein, die jeweils eine Einzelpräsentation von Apples Marketingchef, Phil Schiller, bekamen. John Gruber, Autor des Technologie-Blogs Daring Fireball, gehörte dazu. Und das war sein Eindruck der Präsentation:

Schiller has no notes. He is every bit as articulate, precise, and rehearsed as he is for major on-stage events. He knows the slide deck stone cold. It strikes me that I have spoken in front of a thousand people but I’ve never been as well-prepared for a presentation as Schiller is for this one-on-one meeting. (Note to self: I should be that rehearsed.)

This is an awful lot of effort and attention in order to brief what I’m guessing is a list of a dozen or two writers and journalists. It’s Phil Schiller, spending an entire week on the East Coast, repeating this presentation over and over to a series of audiences of one. There was no less effort put into the preparation of this presentation than there would have been if it had been the WWDC keynote address.

Es ist Ihre Entscheidung

Sie bestimmen immer selbst, welchen Eindruck Sie bei Ihrem Publikum hinterlassen wollen, ob es nun aus tausend oder nur einem Zuschauer besteht. Sie bestimmen, wie sorgfältig Sie dem Publikum Ihre Ideen erklären. Und Sie bestimmen, wieviel Mühe Sie sich selbst machen, damit Ihr Publikum keine Mühe hat, Ihre Ideen zu verstehen.

Zu den faszinierenden Dingen meines Jobs gehört, mit welcher Konsequenz meine Kunden diese Fragen für sich beantworten. Es macht einfach Spaß, wenn wir in Workshops die Zeit vergessen, auf der Suche nach immer einfacheren und immer überzeugenderen Erklärungs- und Darstellungsmöglichkeiten, wohlwissend, dass die Kunden meiner Kunden diesen Aufwand zu schätzen wissen.

Und vielleicht ist ja auch Grubers Fazit über die technischen Entwicklungen bei Mountain Lion ein Fazit, das meine Kunden für Ihre eigenen Präsentation schon lange gezogen haben:

The changes and additions in Mountain Lion are in a consistent vein: making things simpler and more obvious, closer to how things should be rather than simply how they always have been.

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Das falsche Gelb

Steve JobsViel wurde in der letzten Woche über Steve Jobs’ Rücktritt als Apple-Chef geschrieben. Auch, dass er wahrscheinlich nie wieder eine seiner berühmten Keynotes geben wird. Die waren fraglos sehr gut.

Doch wer von Steve Jobs etwas über das Präsentieren lernen möchte, der sollte auch abseits seiner Keynotes schauen. Ein paar seiner Gedanken, die mein Verständnis von Präsentationen prägten, habe ich hier zusammengetragen.

Jedes Detail ist wichtig, sei es noch so klein

Vic Gundotra, Senior Vice President bei Google, berichtet davon, dass ihn Steve Jobs eines Sonntags Morgens wegen einer äußert wichtigen Sache anrief, die keinen Aufschub dulde. Und was war diese wichtige Sache? Jobs war aufgefallen, dass der Gelbton im zweiten „o“ des Google-Logos in deren iPhone-App ein wenig daneben war – und setzte unmittelbar ein „Notruf-Team” ein, um sich darum zu kümmern.

Diese Art von Pedanterie, bei der auch die allerkleinsten Details zählen, notfalls auch am Sonntagmorgen, macht den Unterschied zwischen einem Produkt, das ganz ok ist, und einem, das begeistert.

Präsentationen, die ganz ok sind, gibt es etliche, solche aber, bei denen auch die allerkleinsten Details stimmen, sind selten – auch deswegen sind Jobs’ Keynotes so berühmt.

Werd’ den Schrott los

Manche werden vielleicht einwenden, es sei doch eigentlich gar nicht Aufgabe eines Konzernchefs, sich um solch kleine Details zu kümmern. Und die Aufgabe eines Managers seien die Visionen, während für die Details die „Experten“ zuständig seien.

Aber es ist genau diese Denkweise, die zu mittelmäßigen Produkten führt. Natürlich ist Jobs kein Übermensch, der als Superhirn doppelt so viel leisten könnte wie seine Kollegen (also Visionen und Details). Aber er hat wie nur Wenige den Mut, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, die wichtigen Dinge richtig zu machen – eben bis ins letzte Detail – und dafür die unwichtigen beiseite zu lassen.

Zu Mark Parker, Chef von Nike, sagte Jobs einmal:

Nike makes some of the best products in the world. Products that you lust after. But you also make a lot of crap. Just get rid of the crappy stuff and focus on the good stuff.

Für die besten Ideen müssen viele gute Ideen liegen bleiben

Diese Konzentration auf die guten Sachen ist es, die dich wirklich weiter bringt. Wozu soll ich einen Teil meiner Zeit damit verschwenden, Dinge zu tun, an die ich nicht 100% glaube, wenn ich stattdessen meine volle Energie in die richtig coolen Sachen stecken kann:

People think focus means saying yes to the thing you’ve got to focus on. But that’s not what it means at all. It means saying no to the hundred other good ideas that there are. You have to pick carefully. I’m actually as proud of the things we haven’t done as the things I have done. Innovation is saying ‘no’ to 1,000 things.

Ich bin überzeugt davon, dass man nur durch diese Fokussierung die wirklich besten Sachen machen kann. Vielleicht ist das die größte Inspiration von Steve Jobs: sein Streben, das Beste zu erreichen, das für ihn möglich ist:

We just wanted to build the best thing we could build. (über den Macintosh)

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Tabellen in Präsentationen

Akkulaufzeiten des iPhones

Ein Bild sagt mehr als tausend Worte und ein Diagramm sagt mehr als tausend Zahlen. Eine gängige Empfehlung lautet daher, Tabellen in Präsentationen zu vermeiden und den Inhalt durch Diagramme zu veranschaulichen. Hätte Apple bei der Vorstellung des iPhone 3G für diese Folie, die die Akkulaufzeiten auflistet, also lieber ein Balkendiagramm verwenden sollen, damit die Zuhörer nicht mühsam die ganze Tabelle lesen müssen und einen direkten Vergleich der Werte erhalten?

Akkulaufzeiten des iPhones als Balkendiagramm

Nein. Diagramme sind dazu da, Zusammenhänge zwischen Zahlen hervorzuheben und übersichtlich zu präsentieren. Hier wird aber gar nichts verglichen. Es geht in der Tabelle gar nicht darum, dass man länger Video schauen kann, als über 3G zu telefonieren, oder dass man vier mal so lange Musik hören kann wie surfen. Es ist einfach eine Aneinanderreihung von Fakten. Ein Diagramm ist da völlig fehl am Platz, da es einen falschen Zugang zu den Daten suggeriert. Sinnvoll wäre ein Diagramm etwa, um die Akkulaufzeiten mit denen der Konkurrenz zu vergleichen, aber das ist eine ganz andere Geschichte. Wenn also diese Zahlen als Fakten im Vortrag genannt werden sollen und kein Schwerpunkt auf den Vergleich mit anderen Zahlen gelegt wird, dann ist es auch richtig, sie in Form einer Tabelle und nicht als Diagramm zu präsentieren.

Aber kann man denn nicht wenigstens die Anwendungsarten durch Bilder veranschaulichen, z.B. den entsprechenden iPhone-Icons? Kann man, ich würde es aber nicht tun, denn übersichtlicher wird die Tabelle dadurch nicht und keiner der Begriffe wird durch das Symbol wirklich anschaulicher. Bilder sind sinnvoll, um das Verständnis zu unterstützen. Hier sind die Begriffe aber so klar, dass die Bilder nur zusätzliche Unruhe in die Folie bringen. Lässt man den Text ganz weg, ist die Folie nur noch schwer verständlich und die kleinen Symbole zerstören die Wirkung des großen Akkusymbols.

Akkulaufzeiten des iPhones mit Icons zum TextAkkulaufzeiten des iPhones nur mit Icons

Design is about removing the superfluous and adding the meaningful. (Garr Reynolds)

Links zu dem Thema:
Video der WWDC-Keynote 2008 

Was wäre Apple ohne Steve Jobs?

Steve Jobs präsentiert auf der WWDC 2008

Vergangene Woche war wieder Apple-Showtime. Wie kaum eine zweite Firma versteht es Apple, Produktpräsentationen zu inszenieren und einen regelrechten Hype um neue Produkte zu erzeugen. Maßgeblichen Anteil daran haben die berühmten Keynotes von Apple-Chef Steve Jobs. Wie jedes Jahr im Juni fand auch dieses Jahr wieder in San Francisco Apples Entwickler-Konferenz WWDC statt.

Die diesjährige Keynote ist hervorragend geeignet, um einige der Konzepte aus Nick Morgans Buch „Give Your Speech, Change the World“, noch einmal aufzugreifen. Von Interesse ist für uns dabei vor allem der erste Teil der diesjährigen Keynote, der dieses Jahr nämlich nicht von Steve Jobs, sondern von Scott Forstall, verantwortlich für die iPhone-Software, gehalten wurde. Welch Unterschied stellte dieser Auftritt zu den charismatischen Auftritten Steve Jobs’ dar. Ein direkter Vergleich offenbart einige der grundlegenden Regeln für publikumsorientierte Präsentationen.

Steve Jobs präsentiert auf der WWDC
Scott Forstall präsentiert auf der WWDC

Auf der einen Seite der offene, stets freundliche Steve Jobs, dem man seinen Enthusiasmus in jedem Wort und in jeder Geste ansieht. Auf der anderen Seite der zwar bemüht lockere, letztlich aber doch hölzerne und ein wenig verkrampfte Scott Forstall. Was fällt an Forstalls Präsentation auf?

Scott Forstall präsentiert auf der WWDC

Auf den Punkt gebracht: Forstall ist zu sehr mit sich selbst und mit dem Vortrag beschäftigt. Es gelingt ihm nicht, eine Verbindung zum Publikum aufzubauen. Er spricht vor seinem Publikum, aber nicht zu ihm oder gar mit ihm. Am auffälligsten ist das bei den zahlreichen Blicken auf die Projektionsfläche. Eigentlich ein Anfängerfehler, starrt Forstall immer wieder nach hinten und gibt so den Kontakt zum Publikum auf.

Scott Forstall präsentiert auf der WWDC

Überhaupt klebt Forstall sehr an seinen Folien. Ständig schweift sein Blick zum Moderatormonitor, um sich der Folieninhalte zu versichern. Das irritiert nicht nur, es wirkt auch verkrampft und insbesondere unsicher. Er ist offenbar nicht so gut vorbereitet, dass er sich voll auf sein Publikum konzentrieren kann, sondern ist mit dem Vortragen selbst viel zu beschäftigt.

Scott Forstall präsentiert auf der WWDC

Verstärkt wird dieser Eindruck noch durch das viel zu deutliche Schalten der nächsten Folie. Forstall verwendet zwar eine Fernbedienung, benutzt diese aber viel zu offensichtlich. Bei Jobs hingegen sieht man die Klickbewegung in der Regel überhaupt nicht. Die Folien sind einfach da und stehlen dem Vortragenden nicht die Show. Bei Steve Jobs fließen die Folien so natürlich in den Hintergrund, dass er selbst die Bühne voll für sich beansprucht. Wie schafft er das?

Jobs lächelt viel! Vergleichen Sie das mal mit Forstall. Er hat die meiste Zeit eine fast schon düstere Miene. Auf der anderen Seite wieder Steve Jobs, der sich seinem Publikum öffnet, ausschweifende und einladende Gestik verwendet. Er verleiht seinen Worten mit seiner ganzen Körpersprache die richtige Bedeutung und verlässt sich eben nicht nur auf die Kraft seiner Worte oder seiner Folien.

Steve Jobs präsentiert auf der WWDC

Scott Forstall dagegen verwendet eine eher verschlossene Gestik. Die Hände sind eng beisammen, sie machen oft wegwerfende oder beschwichtigende Bewegungen. Seine Mimik ist die meiste Zeit ernst. Vor allem aber blickt er das Publikum nicht wirklich an; oft starrt er einfach irgendwohin, zu oft auch auf den Boden. So baut man keinen Kontakt zu seinen Zuhörer auf.

Scott Forstall präsentiert auf der WWDC

Was können wir jetzt daraus lernen? Ich will drei Dinge herausgreifen:

1. Üben Sie! Wirklich: üben Sie! Üben Sie solange, bis alle Übergänge perfekt sitzen. Verlassen Sie sich nicht auf gute Folien. Ein guter Vortrag wird erst durch einen gelungenen Auftritt perfekt. Nehmen Sie sich auf Video auf und fragen Sie andere, wie Sie während des Vortrags wirken.

2. Versuchen Sie nicht zu sehr, jemand anderes zu sein. Forestall ist nicht Jobs, auch wenn man den Einruck nicht los wird, er wäre gerne wie er. Auch Sie sind nicht Steve Jobs. Müssen Sie aber auch nicht. Sie sind Sie! Seien Sie vor allem authentisch und unverkrampft. Und haben Sie Spaß dabei!

3. Sprechen Sie nicht nur vor Ihrem Publikum, sprechen Sie zu ihm, am besten mit ihm. Öffnen Sie sich Ihrem Publikum und lassen Sie es spüren, dass es Ihnen am Herzen liegt. Dazu möchte ich Ihnen nochmal Nick Morgans Buch ans Herz legen:

The essence of audience-centered speaking is to take the focus off yourself, the speaker, and put it on the audience.

Links zu dem Thema:
Video der WWDC-Keynote 2008
Das Fortune-Magazin über mögliche Nachfolger von Steve Jobs

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Dr. Michael Gerharz

Dr. Michael Gerharz