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Bullshit

Zu den auffälligsten Merkmalen unserer Kultur zählt die Tatsache, dass es soviel Bullshit gibt.

Buchcover von Harry G. Frankfurt: Bullshit

So beginnt Harry Frankfurt sein provokantes Buch Bullshit; und ganz unrecht kann er damit nicht haben, denn die Idee zu diesem Artikel kam mir bei einer Erfahrung, die – zu meiner großen Überraschung – ganz und gar kein Bullshit war: beim Autokauf.

Wir (oder zumindest ich) sind offenbar dermaßen auf unaufrichtige Verkäufer gepolt, dass uns jemand, der einfach grundsolide bodenständig daherkommt, völlig zu überraschen vermag. Kein Wort über sensationelle Rabatte, stattdessen eine ehrliche Aussage darüber, dass die Listenpreise Fantasiewerte sind und der tatsächliche Preis (für unser Auto) per se 25% darunter liegt. Keine Beschönigung der Nachteile des Wagens, sondern eine (fast schon zu) offene Kritik an den Mängeln des Fahrzeugs. Das alles führt zu einer Glaubwürdigkeit, die viel wichtiger als jede Krawatte war, die der Verkäufer statt seines extrem legären Outfits hätte tragen können.

Insofern war der Verkäufer tatsächlich so etwas wie das Gegenteil von Frankfurts Bullshitter, der nur darauf aus ist, mit seinen Behauptungen durchzukommen (= zu verkaufen) und diesem Bemühen alles unterordnet, es gar mit der Wahrheit nicht immer so genau nimmt und sie zumindest desöfteren verschleiert.

Das ist etwas, was sich durchaus auch einige Vortragsredner auf die Fahne schreiben können. Präsentationen werden in aller Regel auch zum Verkaufen gehalten (mindestens mal der Ideen, die präsentiert werden). Und so wie Frankfurt ganz allgemein auf dem Gebiet der Werbung und Public Relations “zahllose eindeutige Fälle von Bullshit” findet, sind auch genügend Präsentationen nicht frei davon. Mit guten Stories und packendem Design lässt sich eben nicht nur sinnvolles anstellen, sondern auch “heiße Luft” produzieren, die dann “leer, ohne Substanz und ohne Inhalt” ist. Vertrauen erzeugt man dadurch nicht.

Wer wirklich mit seinen Präsentationen etwas verändern möchte, der sollte sich tunlichst von Bullshit fernhalten, auch nicht den Bullshit glauben, dass der äußere Schein wichtiger sei als der Inhalt, dafür aber andererseits seine hervorragenden Ideen durch hervorragende, aufrichtige Präsentationen in die Köpfe seiner Zuhörer bringen.

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Zeichnen lernen

Buchcover von Ann Davidow: Wir zeichnen Tiere

Meine Kinder malen für ihr Leben gern. Sie setzen sich dann an Ihren Kindertisch und malen mit Begeisterung Menschen, Tannenbäume, Häuser, Geschenke – oder zumindest das, was in Ihrer Fantasie so aussieht. Unweigerlich kommt es irgendwann zu meinem Einsatz: “Papa, malst du uns eine Katze?” Damit dabei in Zukunft auch wirklich eine Katze herauskommt, haben die Kinder mir dieses Jahr ein wirklich schönes Buch unter den Tannenbaum gelegt: Wir zeichnen Tiere.

Schon mehrfach habe ich darüber geschrieben, wie Zeichnungen einer Präsentation eine individuelle Note geben können. Zwar werden Sie in der Regel keine Tiere in Ihrer Präsentation verwenden, aber der Ansatz dieses Buches könnte Ihnen einigen Mut zu eigenen Versuchen geben. Die Zeichnerin, Ann Davidow, schreibt dazu:

Wenn ich euch zuschauen könnte, würde ich erst dann zufrieden sein, wenn ich entdeckt hätte, dass meine Vorlagen und Beispiele euch Mut zu eigenen Einfällen und Zeichnungen gemacht haben. Das Einzige, was hierbei zählt, sind Phantasie, Ausdruckskraft und der eigene Strich. […] Und wer bisher geglaubt hat, er könne nicht zeichnen, bekommt bestimmt Lust, einen Bleistift in die Hand zu nehmen und einen Versuch zu wagen.

Ein Buch Lesen – Zeichnen Lernen

Zwei weitere Bücher möchte ich Ihnen für Ihre ersten Schritte noch mit auf den Weg geben. Menschen grafisch visualisieren ist ein kleines, aber feines Buch, das Ihnen eine sehr einfache Methode zum Zeichnen von Menschen vermittelt. Wer ein etwas umfassenderes Werk sucht, der sollte unbedingt einmal einen Blick in Axel Rachows Buch Sichtbar werfen, in dem er viele Tipps und Ideen zur Visualisierung mit Zeichnungen auf Flip-Charts oder Tafeln aufzeigt.

Wenn Sie die ersten passablen Zeichnungen vollbracht haben, hilft Ihnen das hier bereits mehrfach erwähnte Buch Auf der Serviette erklärt, wie Sie Zeichnungen nutzen können, um komplexe Zusammenhänge einfach zu Papier (bzw. auf eine Serviette) zu bringen.

Tipps für den Wunschzettel

In diesem Jahr kann ich ganz entspannt auf Weihnachten warten, denn alle Weihnachtsgeschenke sind bereits besorgt und verpackt. Aber vielleicht haben Sie ja noch den ein oder anderen Platz auf Ihrem Wunschzettel frei. Dann habe ich hier ein paar Tipps, wie Sie diese Lücken sinnvoll füllen können und dabei etwas für Ihre nächsten Präsentationen tun.

Die literarische Grundausstattung

Die Bücher

Diese drei Bücher geben Ihnen eine solide Grundausstattung, mit der Sie Ihre Ideen in die Köpfe Ihrer Zuhörer bringen: In der Pflichtlektüre Was bleibt lernen Sie 6 Prinzipien, die Ihnen zeigen, wie Sie Ideen einprägsamer auf den Punkt bringen. slide:ology erläutert speziell die Grundprinzipien einer modernen überzeugenden PowerPoint-Präsentation. Die Autorin, Nancy Duarte, ist Inhaberin einer der erfolgreichsten Designagenturen für Präsentationen. In Robin Williams’ hervorragendem Buch Design & Typografie lernen Sie in einfacher Sprache die vier grundlegenden Prinzipien überzeugenden Designs. Anhand vieler Vorher-Nachher-Beispiele zeigt Williams, was gutes Design ausmacht und wie man selbst Schwächen in seinen eigenen Entwürfen beheben kann.

Wer diese Bücher schon kennt, und speziell etwas für seine Vortragstechnik lernen möchte, der ist nach wie vor bei Nick Morgans Give Your Speech, Change the World gut aufgehoben. Wer dagegen gezielt die Argumente in seiner Präsentation noch überzeugender gestalten möchte, der sollte einmal einen Blick in Robert Cialdinis Yes! Andere überzeugen werfen.

Zum Festhalten Ihrer Ideen

Moleskine-Notizbuch

Die besten Ideen kommen selten dann, wenn man gerade darauf wartet. Oft genug sitzt man eben nicht vor dem Rechner, wenn man einen Geistesblitz hat. Äußerst hilfreich ist in solchen Situationen ein Notizbuch, damit die Idee nicht mehr weglaufen kann. Am unkompliziertesten ist dabei immer noch das herkömmliche analoge Notizbuch mit Stift und Papier. In Zeiten leistungsfähiger Smartphones lerne ich aber immer mehr Menschen kennen, die ihre Notizen direkt digital aufzeichnen, z.B. mit dem Online-Dienst Evernote.

Für die Vortragsvorbereitung

Beschriebens Whiteboard

Wer eine Präsentation vorbereitet, der lässt am besten zuerst einmal die Finger weg von PowerPoint oder Keynote und beginnt stattdessen damit, Ideen zu sammeln und zu strukturieren. Nirgends geht das besser als an einer großen Tafel, die man direkt beschreiben kann oder auf der man Notizzettel mit Magnethaltern hin- und herschieben kann. Auf Ihren Wunschzettel gehören daher unbedingt eine Tafel, bunte Stifte und Notizzettel, vielleicht auch Post-Its, die Sie überall an Wänden befestigen können, wo Sie gerade keine Tafel haben.

Profi-Material für wirkungsvolle Folien

Logo von iStockphoto

Für die wirkungsvolle Umsetzung Ihrer Präsentation sollten Sie sich nicht auf die langweiligen Standard-Cliparts und die zu oft gesehenen Standardschriften von PowerPoint verlassen. Deshalb gehört auf Ihren Wunschzettel auch ein Startguthaben bei einer Bilddatenbank wie iStockphoto, wo Sie professionelle Fotos mit treffenden Motiven für Ihre nächste Präsentation finden.

Logo von MyFonts

Genau so prägend für die WIrkung einer Präsentation ist ein passende Schrift. Schauen Sie sich daher bei Schriftanbietern wie MyFonts nach einer individuellen Schrift für Ihre Präsentationen um und schreiben Sie diese Schrift auf Ihren Wunschzettel.

Profi-Utensilien für den Vortrag

Präsentations-Fernbedienung

Für den eigentlichen Vortrag vor Publikum wirken Sie überzeugender, wenn Sie auf Ihre Zuhörer zugehen und sich nicht den ganzen Vortrag über hinter Ihrem Laptop verstecken. Damit Sie auch in der Bewegung noch flüssig Ihre Präsentation bedienen können und nicht ständig zum Laptop zurücklaufen müssen, gehört eine Fernbedienung unbedingt auf Ihren Wunschzettel.

Und wenn Ihr Wunschzettel jetzt noch immer nicht voll ist, dann dürfen Sie natürlich auch eine Präsentationsberatung darauf schreiben ;-)

Buchempfehlung: Gehirn & Erfolg von John Medina

Buchcover zu John Medinas

John Medinas lesenswertes Buch Brain Rules gibt es endlich auf Deutsch unter dem Titel Gehirn & Erfolg. Der Molekularbiologe übersetzt darin moderne Erkenntnisse über das Gehirn in Alltagssprache und erklärt ihre Bedeutung für unser tägliches Berufs- und Privatleben. Ich empfehle es Ihnen aus drei Gründen:

1. Auf den Boden der Tatsachen

Das Buch hält sich strikt an die Erkenntnisse der Hirnforschung. Mit Halbwissen der Art “90% unseres Gehirns sind ungenutzt” oder Mythen über die linke und rechte Hirnhälfte hält sich das Buch nicht auf. Stattdessen erklärt es auf solidem wissenschaftlichem Fundament, was wir über das Gehirn einigermaßen fundiert wissen (oder vermuten) und setzt es in Bezug zu unserem Alltagsleben. Dabei verschweigt Medina nicht die Grenzen der Wissenschaft:

Man kann mit Fug und Recht skeptisch gegenüber der Behauptung sein, die Hirnforschung könne uns eindeutig Auskunft daüber geben, wie wir bessere Lehrer, Eltern, Geschäftsführer oder Studenten werden.

Patentrezepte liefert er also nicht. Stattdessen leitet er aus dem (wenigen), was wir wissen, Handlungsempfehlungen ab, die dem Potential unseres Gehirns aus heutiger Sicht besser gerecht werden. Das ist gelegentlich nahe am gesunden Menschenverstand, z.B. dass Bewegung gut tut oder dass uns langweilige Dinge (wie z.B. viele PowerPoint-Präsentationen) nicht interessieren, aber solide begründet und von Halbwissen befreit.

2. In die Sphären der Wissenschaft

Pasted Graphic

Das Buch ist daneben aber ein hervorragendes Anschauungsmaterial, wie man wissenschaftlich anspruchsvolles Material allgemeinverständlich und unterhaltsam erklären kann. An keiner Stelle gibt es einfach nur “trockenes Wissen”. Medina versucht vielmehr, Wissen anschaulich zu machen, indem er immer wieder passende Geschichten findet, überraschende Erkenntnisse als Spannungsmoment einsetzt und – natürlich – eine möglichst einfache Sprache verwendet.

Dennoch fehlen die harten wissenschaftlichen Fakten nicht. Auf der begleitenden Webseite Brain Rules liefert Medina tiefergehende Erklärungen und sehr ausführliche Quellenangaben nach, eine Methode, die ich selbst oft schon zur Trennung von Vortrag und Handout empfohlen habe.

3. Praktische Präsentationstipps

Nicht zuletzt enthält das Buch einige handfeste Tipps zum Thema Präsentation, die natürlich ebenso sorgfältig begründet werden. Die vielleicht wichtigste Botschaft lautet dabei: Das Sehen übertrifft alle anderen Sinne. Als unmittelbare Schlussfolgerung folgt daraus, dass Textwüsten auf Folien fast immer eine schlechte Idee sind. Weitere Präsentationstipps aus dem Buch fassen diese Folien von Garr Reynolds sehr schön zusammen:

Gehirn & Erfolg ist sehr gut übersetzt, Freunde des englischen Originals erhalten aber bei der gebundenen Auflage eine Begleit-DVD (ohne die man das Buch aber genausogut versteht).

Links zu dem Buch
John Medina@Google stellt sein Buch in einem Vortrag bei Google vor
Die begleitende Webseite Brain Rules mit vielen ergänzenden Informationen
Der Blog zum Buch
John Medinas Homepage
Die 1-7-7-Regel für PowerPoint-Folien (mit Medina-Zitat)

Auf der Serviette erklärt

Logo des World’s Best Presentation Contest auf slideshare

Einmal pro Jahr sucht das Unternehmen slideshare (so etwas wie YouTube für PowerPoint-Folien) die beste Präsentation der Welt. In diesem Jahr hat diesen Preis Dan Roam gewonnen, dessen hervorragendes Buch Auf der Serviette erklärt ich kürzlich hier besprochen habe. Die Präsentation ist eine gute Gelegenheit, um Roams Methode noch einmal unter die Lupe zu nehmen.

Dan Roams Siegerpräsentation

Roam gewann den Preis für seine Präsentation über die amerikanische Gesundheitsreform, die dort im Augenblick (und schon seit langem) heiß diskutiert wird. Mit seinen Folien möchte Roam einen Beitrag dazu leisten, die Diskussion zu versachlichen, indem er den Vorschlägen ein wenig auf den Grund geht und sie in verständlicher Sprache der Allgemeinheit erläutert. Drei Aspekte aus Präsentationssicht möchte ich hervorheben.

1. Einfache Diagramme

Folie aus Dan Roams Präsentation

Dan Roams wesentliche Botschaft lautet: jedes Problem wird verständlicher, indem man es durch möglichst einfache Diagramme erklärt. Im Idealfall sind die Diagramme so einfach, dass sie auf einer Serviette Platz finden.

Der natürliche Reflex als Antwort auf diese Behauptung lautet: Geht das überhaupt? Viele Probleme sind doch viel zu kompliziert, um sie auf einer Serviette erklären zu können. Natürlich sind sie das. Aber: Wer sagt denn, dass jedes Diagramm (oder eine Folie im Allgemeinen) sämtliche Details enthalten muss, um ein Problem vollständig zu erfassen. Im Gegenteil: in einer Präsentation erläutern Sie das Problem ausführlich durch Ihren mündlichen Vortrag. Die Diagramme haben dabei die Aufgabe, das Big Picture zu verdeutlichen. So können die Zuhörer die komplexen Zusammenhänge besser ordnen, anstatt komplizierte Diagramme zusätzlich zu komplizierten Inhalten entziffern zu müssen.

2. Das Wichtigste zuerst

Ein Thema muss nicht auf einer einzigen Folie erschöpfend behandelt werden. Oft ist es einfacher, zunächst Grundlagen an einem einfachen Beispiel zu erläutern und die Komplexität schrittweise zu erhöhen. So entsteht im Laufe des Vortrags ein vollständiges Bild, jedoch haben die Zuhörer unterwegs die Möglichkeit, die Details auch nachvollziehen zu können und in das – bis dahin bereits verstandene – große Ganze einordnen zu können.

Dan Roam führt das in seiner Präsentation anschaulich vor, z.B. wenn er die grundlegende Gleichung des amerikanischen Gesundheitssystems erklärt (s.o.), um anschließend die Auswirkung auf mehreren folgenden Folien zu besprechen:

Weitere Folien aus Roams Präsentation

3. Nicht immer so ernst

Dan Roams Präsentation lebt nicht nur von den einfachen Diagrammen, sondern auch von dem informellen Charakter. Durch seine handschriftlichen Zeichnungen wirken die Erklärungen persönlicher, mehr wie in einem Gespräch als in einer formalen Präsentation. Und den Folien sieht man an, dass sie letztlich auch in solchen Situationen sehr gut funktionieren. Im Grunde genommen steht der Text nur deswegen auf den Folien, weil sie eigentlich eher ein Handout zu einem (fiktiven) Vortrag Roams sind und daher ohne gesprochene Erläuterungen funktionieren müssen.

In einer Vortragssituation könnte man den Text bedenkenlos von den Folien streichen und stattdessen mündlich erzählen. Und wahrscheinlich funktioniert das sogar noch besser, wenn Sie die Diagramme live entwickeln, während Sie sprechen, z.B. mit dem guten alten Flipchart oder alternativ mit einem digitalen Zeichenbrett. Ich selbst verwende z.B. gerne das Wacom Bamboo Tablett. Damit können Sie sehr gut auch in vorbereiteten Folien weitere Elemente während Ihres Vortrags einzeichnen – übrigens genau so wie Dan Roam selbst es mit Papier und Stift in diesem Video tut.

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Buchempfehlung: Dan Roam – The Back of the Napkin (deutsch: Auf der Serviette erklärt)
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Der kleine Drache und die Eselsbrücke
Animationen sinnvoll einsetzen

Der kleine Drache und die Eselsbrücke

Als ich mit 10 Jahren begann, Gitarre zu spielen, fand ich es recht kompliziert, mir die Namen der sechs Saiten der Gitarre zu merken. MeineGitarrenlehrer half mir daher auf die Sprünge mit einer Eselsbrücke: Eine alte Dame ging Hering essen. Die Saiten entsprechen den Anfangsbuchstaben der Wörter, also E-A-D-G-H-E. Ähnlich gehen Sie vielleicht vor, um sich Dinge zu merken, die sich sonst irgendwie weigern, Zugang zu Ihrem Gedächtnis zu finden, vielleicht Telefonnummern, Namen oder ähnliches. Eselsbrücken helfen, sich Dinge besser merken zu können.

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Eine ganz wunderbare Eselsbrücke hat sich der Berliner Illustrator Christoph Niemann zum Erlernen chinesischer Schriftzeichen einfallen lassen. In seinem Kinderbuch Der kleine Drache erzählt er die Geschichte des Mädchens Lin und ihrem kleinen Hausdrachen. Es ist eine schön gezeichnete Geschichte über die Freundschaft der beiden. Zugleich ist es aber auch eine Einführung in chinesische Schriftzeichen. Denn Niemann lässt in den Figuren der Erzählung chinesische Zeichen auf intelligente Weise zum Leben erwecken und gibt ihnen so eine sinnvolle Bedeutung. Das entspricht nicht immer der tatsächlichen Herkunft der Zeichen, ist aber oft so einleuchtend, dass man sich das Zeichen sofort merkt – echte Eselsbrücken eben.

Das Buch ist damit nicht nur schön anzusehen – der Autor ist ein echter Könner seines Handwerks – sondern gleichzeitig lehrreich. Und es zeigt, wie es sich lohnt, nicht immer nur abgetretene Pfade zu betreten und die naheliegendsten Darstellungsformen zu wählen, sondern ruhig einmal die Perspektive zu wechseln. Nicht immer ist der typische Weg der beste und lehrreichste, auch bei einer Präsentation nicht. Vielleicht helfen Ihnen bei Ihrem nächsten Vortrag ja auch ein paar intelligente Eselsbrücken dabei, ihre Ideen noch besser in die Köpfe Ihrer Zuhörer zu bekommen.

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Links zu dem Thema
Christoph Niemanns Portfolio mit vielen seiner oft humorvollen Illustrationen
Interessanter Vortrag Niemanns über seine Arbeit

Buchempfehlung: Advanced Presentations by Design (Andrew Abela)

Cover von Andrew Abelas Buch

Wer sich mit modernem PowerPoint beschäftigt, der kommt im Augenblick an zwei Namen nicht vorbei: Garr Reynolds von Presentation Zen und Nancy Duarte, Chef der PowerPoint-Designfirma Duarte Design. Beide propagieren einen sehr visuellen Stil und beide haben enorm viel dafür getan, das Bewusstsein für eine modernere Art der Präsentation zu wecken, die auf verstaubte Stichpunktlisten verzichtet.

Die Antwort auf eine Frage aber bleiben beide schuldig: Ist diese moderne Art der Präsentation eigentlich effektiv? Steigert es wirklich die Überzeugungskraft meiner Präsentationen? Genau in diese Lücke stößt der amerikanische Professor Andrew Abela mit seinem empfehlenswerten Buch Advanced Presentations by Design vor. Er hinterfragt viele der gängigen Präsentations-„Regeln“ kritisch und untermauert fast alle seiner Aussagen mit Belegen aus wissenschaftlichen Studien.

Wenn Abela von Design spricht, meint er übrigens nicht etwa das visuelle Layout der Folien, sondern den gesamten Entwurf einer Präsentation, von der Zielgruppenanalyse über die Strukturierung der Inhalte bis hin zur gestalterischen Umsetzung. Umgekehrt bedeutet das, dass es in seinem Buch ausschließlich um den Inhalt einer Präsentation und dessen Strukturierung und Darstellung geht, nicht aber um den Vortrag selbst.

Die 10 Schritte der Extreme-Presentation-Methode

Die größte Stärke des Buches ist gleichzeitig die größte Schwäche: es liefert ein (recht einfaches) Kochrezept zur Erstellung überzeugender Präsentationen. Warum ist das gut? Weil es ein Werkzeug an die Hand gibt, mit dem Sie mit ziemlicher Sicherheit Präsentationen erstellen, die zumindest recht ordentlich sind. Das Buch liefert dafür haufenweise Tipps zur Lösung alltäglicher Präsentationsfragen. Da bleibt fast nichts unbeantwortet.

Andererseits: Diese pragmatische Herangehensweise führt auch dazu, dass gelegentlich vereinfacht wird. Das Buch ist z.B. sehr auf Businesssituationen und den „rational denkenden Menschen“ zugeschnitten. Dass es Zuhörer geben mag, die nicht immer nur an materiellem, direkt messbarem Nutzen interessiert sind, sondern eine Präsentation auch einfach mal „nur“ spannend finden können, zieht Abela nicht so recht in Erwägung. Gleichwohl hat er natürlich recht, wenn er darauf hinweist, dass eine Präsentation umso besser wird, je mehr man sich über das Ziel der Präsentation im Klaren ist. Nur muss dieses Ziel nicht immer knallhart businessorientiert sein.

Abgesehen davon aber finden Sie Unmengen an sehr hilfreichen Tipps für fast jede Präsentationssituation. Besonders hilfreich scheinen mir die beiden Kapitel zum Storytelling. Sie bieten eine, zwar knappe und recht einfache, dafür aber gut nachvollziehbare Anleitung, wie aus einer faktenbasierten, langweiligen Bullet-Point-Präsentation ein Vortrag mit Spannungsbögen wird, dem man gerne zuhört. Im Zentrum steht hier die SCoRE-Methode; das steht für (Situation)-Complication-Resolution-Example (auf Deutsch: Situation-Komplikation-Auflösung-Beispiel).

Anstatt Ihre Präsentationsinhalte einfach (langweilig) aneinanderzureihen, sollen Sie mit Hilfe von SCoRE Ihre Inhalte so strukturieren, dass Sie einen Spannungsbogen erzeugen, indem Sie sie in die richtige Reihenfolge bringen. Zunächst schildern Sie die Ausgangssituation, danach formulieren Sie die drängendste Frage Ihres Publikums und lösen diese direkt im Anschluss auf und untermauern das durch ein Beispiel. Natürlich wird Ihr Publikum Gegenfragen haben. Diese formulieren Sie als nächsten Konflikt, zu dem Sie dann wiederum Lösung und Beispiel liefern usw. Das ist ein ganz ähnliches Vorgehen, wie ich es in meinem letzten Vortrag geschildert habe. Abela sagt über seine Methode:

Das funktioniert so gut, weil Sie Informationen erst dann nennen, wenn Sie in Ihrem Publikum das Verlangen danach erzeugt haben – genau das ist die Rolle der Komplikation: Sie stellen eine Frage, die das Verlangen nach einer Antwort erzeugt, die Sie dann auch liefern – die Auflösung.

Ich halte das Buch für sehr empfehlenswert und eine gelungene Ergänzung zu den Büchern Presentation Zen und slide:ology. Während diese beiden eher motivierenden Charakter haben und viele, viele Inspirationen für visuelle Präsentationen liefern, bekommen Sie in Advanced Presentations by Design die Begründungen mitsamt vieler praktischer Ergänzungen geliefert. Das Buch ist sicher nicht ganz so spritzig geschrieben wie die beiden anderen, aber wen das nicht schreckt, der wird bestimmt von dem Buch profitieren. Einen Vorgeschmack liefert übrigens die Webseite von Andrew Abela.

Link zu dem Buch
Rezension von Andrew Dlugan vom Six-Minutes-Blog
Rezension von Nancy Duarte, Autorin von slide:ology
Extreme Presentation Method, die Homepage von Andrew Abela, mit den wesentlichen Tipps aus dem Buch
Extreme-Presentation-Blog, der Blog von Andrew Abela

Buchempfehlung: The Back of the Napkin

Diagramme helfen, Beziehungen zwischen Zahlen sichtbar zu machen, die sonst gar nicht oder viel verschwommener sichtbar wären. So habe ich vor einiger Zeit einen Kunden überrascht, indem ich die Umsätze seiner sechs Abteilungen nicht tabellarisch, sondern grafisch den Mitarbeiterzahlen dieser Abteilungen gegenübergestellt habe. Seine Reaktion: man habe zwar aus den Zahlen irgendwie gewusst, dass es eine Diskrepanz dieser beiden Werte gebe, aber sich nicht bewusst gemacht, dass diese so drastisch ausfalle:

Beispieldiagramm

Genau darum geht es in dem Buch The Back of the Napkin von Dan Roam: Zusammenhänge, die sich in reinen Fakten schüchtern verbergen, grafisch sichtbar zu machen, im Englischen nennt man das Visual Thinking. Roam geht sogar soweit zu behaupten, man könne jedes Problem auf dem „berühmten“ Bierdeckel (oder eben auf der Rückseite einer Serviette) lösen. Etwas bodenständiger formuliert entwickelt er in seinem Buch eine reich bebilderte Methode, um mit Papier und Bleistift zu jedem Problem ein paar einfache Skizzen zu generieren, die das Problem besser verstehen helfen.

Cover von Dan Roams Buch

Zwei Dinge muss man dabei über dieses Buch wissen. Erstens: Wer eine Anleitung zum Zeichnen schicker Bilder erwartet, der wird enttäuscht, kann aber gleichzeitig erleichtert sein zu erfahren, dass nun wirklich jeder die Skizzen aus dem Buch zu Papier bringen kann (im Ernst!). Zweitens: hier gibt es keine bahnbrechenden neuen Ideen zu sehen. Wer ohnehin häufiger mit Diagrammen arbeitet, der wird vielleicht die ein oder andere Seite überspringen, lernt aber dennoch einige interessante Tipps für den kreativen Einsatz von Diagrammen.

Die größte Stärke des Buches ist es, eine wirklich einfache Methode an die Hand zu geben, wie man aus reinen Fakten aussagekräftige Diagramme generiert. Das lässt sich letzlich zurückführen auf zwei grundlegende Empfehlungen: beginne mit einer sorgfältigen Analyse („look and see“) und beantworte die richtigen Fragen. Letztere lassen sich nach Roam in der ein oder anderen Weise immer zurückführen auf die sechs grundlegenden Fragen: „Wer oder Was?“, „Wie viel?“, „Wo?“, „Wann?“, „Wie?“ und „Warum?“.

Das Buch enthält einige pragmatische Tipps und zeigt viele schöne Beispiele, wie man auf diese Weise komplexe Zusammenhänge in einfachen Diagrammen darstellt und sich auf die wesentlichen Informationen konzentriert. Das ist im Übrigen auch eine unverzichtbare Fähigkeit, um überzeugende Präsentationen zu erstellen. Roams Methode ist dabei überhaupt nicht beschränkt auf handgezeichnete Skizzen, sondern nahezu unverändert übertragbar auf computergestützte Diagramme wie PowerPoint-Zeichnungen oder Excel-Diagramme.

Wer sich in einer knappen Stunde einen ersten Überblick über die Ideen des Buches verschaffen möchte, findet in diesem Vortrag von Dan Roam bei Google einen gute Einführung:

Links zu dem Artikel
The Back of the Napkin – Homepage zum Buch
Blog zu „The Back of the Napkin
Kermit lernt Visual Thinking: 1, 2

ABC

Buch ABC3D

Das Alphabet von A-Z, nicht mehr und nicht weniger enthält das Buch ABC3D. Und doch kann man es nicht aus der Hand legen; oder man nimmt es gleich wieder hoch, um sich noch einmal anzusehen, welch’ liebevolle Details das Buch enthält, blättert Seiten vor und zurück oder dreht das Buch in alle Richtungen.

ABC3D ist ein wundervolles Pop-Up-Buch, in dem sich Buchstaben aus den Seiten erheben und ineinander überfließen, in dem einfach so viel Liebe zum Detail steckt, dass die 26 Buchstaben lebendig werden und aufs Neue entdeckt werden wollen. Das Buch ist ein wunderbares Beispiel dafür, wie Sorgfalt und Reduktion auf das Wesentliche, hier auf die Buchstaben des Alphabets, eine enorme Wirkung erzielen und in Erinnerung bleiben.

Buchempfehlung: slide:ology von Nancy Duarte

Nach Garr Reynolds Zen-Präsentationsphiliosophie legt Nancy Duarte jetzt nach mit Ihrer Folien-Ideologie und dem gleichnamigen Buch slide:ology.

Das Buch würde ich uneingeschränkt empfehlen, gäbe es nicht Presentation Zen und Design & Typografie. slide:ology ist gewissermaßen dazwischen angesiedelt. Wem Presentation Zen zu wenig konkret ist, der findet in diesem Buch deutlich mehr praktische Tipps zum Foliendesign. Während Reynolds eher das „Warum“ beantwortet, liefert Duarte eher das „Was.“ Es bleibt aber dennoch manchmal ein wenig abstrakt, und zumindest mir fehlt gelegentlich das „Wie“ (das man dann wiederum eher in Design & Typografie findet).

Begeistert haben mich an dem Buch die vielen guten Beispiele, die eine Fülle an Anregungen für eigene Präsentationen liefern, um aus dem PowerPoint-Einerlei auszubrechen. Duarte gibt dafür das Handwerkszeug mit auf den Weg, indem sie kurze Abstecher in Layoutgrundsätze, Farbenlehre und einiges mehr liefert. Besonders interessant fand ich die Beispiele, mit denen der Platz einer Folie scheinbar vergrößert wird. Sehr nützlich sind auch die begleitenden Materialien auf der zugehörigen Webseite.

Alles in allem ein empfehlenswertes Buch, das als gute Ergänzung zu Presentation Zen taugt, weil es um einiges spezifischer ist und mehr praktische Anleitung liefert.

Nachtrag: Wer sich einen Eindruck von dem Buch machen möchte, der findet bei Google Books viele, viele Seiten zum Probelesen (Danke für den Tipp, Norman).

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Dr. Michael Gerharz

Dr. Michael Gerharz